Sonntag, 17. September 2023

Was nicht jeder von Schortens weiß

Forst und Forsthaus Upjever

p Der Forst Upjever, um 1535 von Jevers Herrscherin Fräulein Maria gegründet, ist mit seinen heute 750 Hektar zu weiten Teilen ein Wirtschaftswald, dessen Böden Nutzen bringen sollen, aber er ist auch Jeverlands grüne Lunge.

Der Forst Upjever ist ein Waldgebiet westlich der Stadt Schortens im Landkreis Friesland. Das ursprünglich mit Eichen und Buchen angelegte Waldgebiet hat heute eine Größe von rund 740 Hektar und entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem Mischwald mit einem hohen Anteil Nadelholzbäumen. Der Wald ist heute ein gefragtes Naherholungsgebiet.


Dass der Wald auch ein Wirtschaftswald ist, das zeigt der ebenfalls bei Forsthaus und Krongutscheune ansässige Verein „Gattersäge Upjever“. Der am 16. November 2005 gegründete Verein „Gattersäge Upjever e. V.“ betreibt im Forst Upjever eine rund 100 Jahre alte Horizontalgattersäge. Neben dem Betrieb der Säge leistet der Verein Bildungsarbeit mit dem Schwerpunkt der Vermittlung der ökonomischen und ökologischen Zusammenhänge sowie des Begriffs der Nachhaltigkeit bei der Waldnutzung.

Vor mehr als zehn Jahren hat das Forstamt Neuenburg im Forst Upjever damit begonnen, die alten Moorgebiete in ihrer ursprünglichen Form wiederherzustellen.

Ein so alter Wald bietet also auch viel Historisches. Neben den Moorflächen so etwa auch die Friedrich-August-Allee und die Jeversche Allee, die Fräulein Maria von Jever im 16. Jahrhundert vom Schloss Jever bis zum Forsthaus in Upjever pflanzen ließ, und die seit kurzem wieder aufgeforstet werden.

Fliegerhorst Upjever:

1934 wurden größere Teile des Forstes für den Bau eines Flugplatzes gerodet. Seit dem 1. Mai 1936 existiert der Fliegerhorst Jever. Er wurde während des Zweiten Weltkrieges von den verschiedenen Einheiten der Luftwaffe und der Wehrmacht genutzt. Nach Kriegsende wurden dort zunächst ehemalige Zwangsarbeiter einquartiert, anschließend wurde der Fliegerhorst von dänischen Einheiten sowie der britischen Royal Air Force genutzt. 1961 wurde der Fliegerhorst dann an die Bundeswehr übergeben, die hier ab 1964 wieder regelmäßigen Flugbetrieb durchführte.

Zum 31. August 2005 wurde das seit 1983 dort stationierte Jagdbombergeschwader 38 „Friesland“ aufgelöst. Am 30. Juni 2006 wurde das Objektschutzbataillon der Luftwaffe aufgelöst und stattdessen das Objektschutzregiment „Friesland“ auf dem Fliegerhorst in Dienst gestellt.

Klosterpark Schortens und die Oestringer Pferdezucht

Die Pferdezucht hat Schortens berühmt gemacht: Im Mittelalter war Schortens Sitz der damals weltberühmten Pferdezucht der Oestringer. Aus dieser Zeit stammt auch das Wappen der Stadt, welches, ähnlich wie das niedersächsische Wappen, ein springendes Pferd enthält.


In jedem Fall war und ist die Stadt Schortens schon immer eng mit der Pferdezucht und damit auch mit dem Reiten verbunden gewesen. Diese enge Verbundenheit spiegelt sich auch am vielfältigen Angebot der Reitplätze und -wege in Schortens wieder.

Die Fläche des Stadtgebietes von Schortens ist 6.890 ha groß und wird mit den Reitwegen im Forst Upjever, dem Moorland und seinen offenen Weiden und Landstrichen dem Reitinteressierten keine Wünsche offen lassen.

Das Kloster Oestringfelde wurde 1175 nach einem Sieg der Östringer über die Rüstringer bei Schakelhave erbaut. Das Kollegiatstift mit Kirche, Wohn- und Nebengebäuden war der heiligen Mutter Maria geweiht und wurde das geistige Zentrum der Landgemeinde Östringen. Hier entstand die sogenannte Östringer Chronik, die einzige mittelalterliche Chronik des Jeverlandes, von der heute nur noch zum Teil abweichende Abschriften erhalten sind. 1272 wurden die Klostergebäude durch einen Brand zerstört. 1323 erfolgte die Grundsteinlegung für den Wehrturm des Klosters, der auch der Landesverteidigung diente. Nach der Pestepidemie um 1350 erhielt der Dominikanerorden in Norden die verlassenen Gebäude zum Aufbau eines Dominikanerinnenklosters und der Turmbau wurde mit Landesmitteln der Östringer vollendet.

Der Klosterpark (vollständiger Name Klosterpark Oestringfelde) ist eine unter Landschaftsschutz stehende alte Parkanlage in der Stadt Schortens im Landkreis Friesland. Die Parkanlage liegt im Westen der Stadt im Stadtteil Oestringfelde und fällt bereits aus der Vogelperspektive durch seine fast runde Struktur auf.

Der Klosterpark hat eine Größe von 8,78 Hektar und ist durch einen Ringgraben und eine parallel dazu verlaufende Wallhecke umgeben. Auf dem Gelände der Parkanlage befinden sich die Klosterruine, genauer gesagt, die Reste des ehemaligen Wehrturms des Klosters Oestringfelde und das Gebäude des RUZ, des Regionalen Umweltzentrums der Stadt Schortens.

Das Kloster wurde 1577 von Graf Johann VII. von Oldenburg aufgehoben und Graf Anton Günter von Oldenburg begann 1609 mit dem Abbruch der Gebäude. Der mächtige Turm stand noch rund 150 Jahre und wurde erst 1769 unter der Herrschaft von Friedrich August von Anhalt-Zerbst abgebrochen.

Sankt Stephanus in Schortens und Sankt Florian in Sillenstede
Zwei der bedeutendsten friesischen Kirchen

Sankt Stephanus in Schortens wurde von 1153 bis 1168 auf einer künstlichen Warft erbaut und ist die älteste sicher datierbare Steinkirche auf der ostfriesischen Halbinsel.


Das alte Dorf Schortens liegt hochwassersicher auf einem eiszeitlichen Geestrücken. Nicht weit von der Kirche entfernt wurde ein vom 6. bis zum 12. Jahrhundert belegtes Gräberfeld ausgegraben, das ungefährdet ohne jede künstliche Erhöhung im gewachsenen Boden liegt.

Dass die St.-Stephanus-Kirche trotzdem auf einer hohen Warft steht, ist einzig dem Verlangen der Oestringer, der hier ansässigen Friesen, zuzuschreiben, das Gebäude weithin sichtbar zu machen, das sie bald nach 1153 aus Stolz auf einen Sieg über ein überlegenes sächsisches Heer errichtet haben. Bis dahin besaßen die Schortenser keine eigene Kirche.

Nach den bis dahin üblichen Holzkirchen erbauten die Oestringer die erste steinerne Kirche auf der Ostfriesischen Halbinsel – aus Granitfindlingen von der heimischen Geest sowie Tuff aus der Eifel, der auf dem Wasserweg hertransportiert wurde. Das massive, 2 m breite Granit-Fundament, das im Baufortschritt von allen Seiten mit Sand und Heideplaggen angeworfen wurde, bildet den Kern der wirklich einmaligen, 4,50 m hohen Warft.

Die St.-Stephanus-Kirche wurde aus – hier erstmals verwendeten – Granitquadern und aus Tuffstein erbaut, den die Händler aus der Eifel mitbrachten, wenn sie ihre Waren zu Schiff in Köln verkauft hatten. Geweiht wurde sie dem heiligen Stephanus, dem ersten christlichen Märtyrer, von dem Kloster Rastede Reliquien besaß.

1361 ließ der Häuptling Keno I. tom Brok im Verlaufe einer Fehde die Nordwand unterminieren, die daraufhin einstürzte. Außerdem wurde das Reetdach mit dem hölzernen Dachstuhl angezündet. In einer Chronik heißt es: „Anno 1361 was Schortenser Kerke gebrennt van Juncker Keno uth Brockmerland unnd sinenn volcke.“ Tom Brook hat sie aber nur angezündet, nicht verbrannt, denn die Südseite ist in der alten Gestalt aus Granit und Tuff weitgehend erhalten geblieben. Nach dem Einsturz im 14. Jahrhundert wurde die Nordwand in uneinheitlicher Weise mit Tuff, Granit, Sandstein und Backstein erneuert, das Rundbogenportal zugemauert und die zerstörte Apsis neu aufgemauert.

Wir sehen hier auch die sog. Wetzrillen. Wetzrillen, auch Teufelskrallen genannt - Es gibt zahlreiche Erklärungen (Erklärungsversuche) für diese Wetzrillen, vom Schärfen von Waffen (sog. Weiheschliff) oder Werkzeugen bis zur Gewinnung von Steinpulver für abergläubische oder volksmedizinische Zwecke.

Diese Rillen findet man im europäischen Bereich an mittelalterlichen Friedhofsmauern, Kirchen, Kreuzen oder Rechtsaltertümern (Gerichtsgebäude, Grenzstein, Pranger) zumeist im Außenbereich und in Bodennähe.

Es gibt aber auch eine profane Erklärung: Im Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert vor der Einführung der Zündhölzer wurde mit Feuerstahl Feuer gemacht. Am Sandstein der Kirchen schlug man damit Funken, die zusammen mit Zunder entflammt wurden. So entzündeten die Kirchgänger ihre Laternen für den Heimweg.

Mit Sankt Florian in Sillenstede verfügt Schortens auch über die größte Granitquaderkirche Frieslands.

Die heutige evangelisch-lutherische St.-Florian-Kirche wurde im Jahre 1233 fertiggestellt. Sie ist mit 48 m Länge die größte und bedeutendste Granitquaderkirche Frieslands. Die Kirche wurde St. Florian, dem Schutzpatron in Feuers- und Wassernot, geweiht. Wie in zahlreichen lutherischen Gemeinden Nordwestdeutschlands findet sich auf dem Kirchendach anstelle eines Wetterhahnes ein Schwan, der im christlichen Kontext als Symbol für den Reformator Martin Luther gedeutet wird. In der seit der Reformation protestantischen Kirche befindet sich ein Taufstein aus dem Jahre 1250, einer der ältesten und wertvollsten Taufsteine im Oldenburger Land. Der Passionsaltar von 1515/1520 ist aus Eichenholz geschnitzt und zeigt die Leidensgeschichte Jesu Christi in 13 Bildern. Ein weiteres Prunkstück ist die Johann-Adam-Berner-Orgel aus dem Jahre 1757.



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