Mittwoch, 15. August 2018

Keine Lust auf Trubel? dann sind Dornum und Neustadtgödens ein Tipp.


Dornum, ein Schatzkästlein in Ostfriesland

"Eala frya Fresena!", "Seid gegrüßt, freie Friesen!", so lautete der mittelalterliche Gruß der Friesen, den man auch heute noch im Ostfrieslandwappen lesen kann. Mit starken Burgen erwehrten sich die friesischen Häuptlinge der Angriffe der Normannen und der territorialen Begehrlichkeiten westfälischer und sächsischer Grafen. Ein typisches Beispiel ist die Beningaburg in Dornum. Die Beningaburg oder Osterburg wurde im 14. Jahrhundert erbaut. Malerisch umgeben von einem Wassergraben und alten Bäumen befindet sie sich im historischen Ortskern von Dornum. Im heutigen Ahnensaal der Burg hängen farbige Reproduktionen der Porträts der Häuptlingsfamilie Beninga, die die Geschichte der Burg maßgeblich prägte. Heute beherbergt die Beningaburg ein Hotel Das Wahrzeichen des Ortes aber ist die Norderburg, einst ausschließlich zu Repräsentationszwecken errichtet. Die Norderburg wurde im 14. Jahrhundert von Häuptling Hicko Kankena erbaut. Im 17. Jahrhundert baute Haro Joachim von Closter die Burg zu einer Vierflügelanlage mit Vorburg aus. Der Herrlichkeitsbesitzer hat das Schloss mit besonderen Portalen, Giebeldreiecken und Wappen verwandter Familien sowie Skulpturen und Sinnsprüchen ausgestattet. Der wunderschön restaurierte Rittersaal ist mit einer umlaufenden Galerie versehen. Die Decke ist mit figürlichen und ornamentalen Malereien geschmückt. Ölgemälde an den Wänden zeigen die Familie von Closter und deren Verwandte. Heute ist dort die Realschule untergebracht und der Hauptbau dient Ausstellungszwecken. Beide Burgen sehen wir im Video.


Die Synagoge von Dornum

Sie ist die einzige erhaltene Synagoge in Ostfriesland. Wenige Tage vor der Progromnacht 1938 wurde sie an einen Tischlermeister verkauft und entging so der Brandschatzung durch die Nationalsozialisten. Jedoch wurden die Fensterscheiben eingeschlagen und das Inventar auf dem Marktplatz verbrannt. 1991 wurde die Synagoge restauriert und dient heute als Gedenkstätte und Museum der jüdischen Kultur.

Sankt Bartholomäuskirche

Die gegen Ende des 13. Jahrhunderts erbaute Einraumkirche steht auf einer über 8 m hohen Warft. Sehenswert sind die prachtvolle Kanzel, der Hochaltar, die Emporen und Grabplatten. Prunkstück ist die Orgel des ostfriesischen Orgelbauers Gerhard von Holy. Mit 32 Registern und 1770 Pfeifen ist sie die zweitgrößte historische Orgel Ostfrieslands. Eine Bodentür vor dem Hochaltar birgt einen weiteren kulturhistorischen Schatz, die Kirchengruft. In der Krypta wurden zwischen 1595 und 1728 Angehörige der Herrschaftsfamilie von Closter bestattet. Acht der zwölf Särge konnten rekonstruiert und restauriert werden.

Neustadtgödens: Das schönste Dorf Frieslands


Neustadtgödens war lange ein sehr reiches Dorf. Und das einzige in Europa, in dem gleich fünf Religionsgemeinschaften ihre Gotteshäuser errichten durften: Lutheraner, Reformierte, Mennoniten, Katholiken und Juden.

Die evangelische-lutherische Kirche steht an der Stelle, wo früher eine Mühle war, die für das Gotteshaus weichen musste. Bereits Ende des 17. Jahrhunderts stellten die Lutheraner über die Hälfte der Bevölkerung in dem zur reformierten Kirche gehörenden Neustadtgödens. 1695 erhielten sie - obwohl dies gegen den Augsburger Religionsfrieden verstieß - als erste Glaubensgemeinschaft die Genehmigung, eine eigene Kirche zu errichten.

In der früheren Mennonitenkirche ist heute ein Café untergekommen. Auch die reformierte Kirche wird schon lange nicht mehr als solche genutzt - anders als die katholische.

Die Synagoge von 1852 (Mitte des 19. Jahrhunderts war jeder vierte Einwohner jüdischen Glaubens) hat die Schrecken der Reichspogromnacht 1938 unbeschadet überstanden. Heute sind im oberen Stockwerk Ferienwohnungen, das Erdgeschoss ist für Ausstellungen reserviert.

Eine besondere Attraktion sind die Gästeführungen in Plattdeutsch mit Hinrich Janßen.

Freitag, 3. August 2018

Mit der Treidel-Pünte über die Jümme


Die Jümme-Fähre bei Leer - Seit 450 Jahren überquert eine handgezogene Wagenfähre den Fluß Jümme bei Leer in Ostfriesland. Die Pünte mit dem Auto zu benutzen ist ein echtes Abenteuer, denn Auf- und Abfahrt sind steil und eng. Besonders beim Verlassen der Fähre muss man aufpassen, nicht aufzusetzen. Speziell an Tagen (bzw. zu Tageszeiten), wenn die gezeitenabhängige Jümme weniger Wasser führt.


Die Pünte ist die letzte per Hand gezogene Wagenfähre Europas!

Seit über 450 Jahren überquert die handgezogene Fähre (Treidelpünte) am Zweistrom von Leda und Jümme in Wiltshausen die Jümme. Schon im Jahre 1562 wurde die Pünte schriftlich erwähnt, und ihre Bauform ist die gleiche geblieben wie damals. Nur die heutigen Besucher unterscheiden sich von der handbetriebenen Fähre sehr von denen, die vor 450 Jahren in diese Gegend kamen. Damals war die "Pünte" ein wichtiges Verbindungsglied zwischen dem Land diesseits und jenseits der Jümme und Leda, denn es führten keine Brücken über diese Flüsse. Also verlief der Haupthandels- und Reiseweg von Westfalen nach Ostfriesland eben über die Treidelpünte bei Amdorf-Wiltshausen, am sogenannten Lüdeweg, der über Backemoor zu dieser Stelle an den Zweistrom (Leda-Jümme) führte. Wie viele Reise- und Postkutschen einst diesen Weg über die Pünte nahmen kann man kaum erahnen.

Die Fährpreise sind sehr moderat.

Karte:


Zu beachten: Die Fähre verkehrt nur vom 1. Mai bis zum 30. September. Und nur von Mittwoch bis Sonntag.

Mehr auch hier: http://www.puentenverein.de/

Donnerstag, 2. August 2018

Die Burg Berum und Sankt Bonifatius in Arle


Die Burg Berum liegt im gleichnamigen Ortsteil der ostfriesischen Gemeinde Hage im Landkreis Aurich in Niedersachsen. Sie zählt zu den bedeutendsten Stätten ostfriesischer Geschichte. Hier lebten um 1310 die Häuptlinge Syrtza. Ihr Erbe trat der erste Graf von Ostfriesland, Ulrich Circsena von Greetsiel an, er baute hier eine Wasserburg. Aus ihr entwickelte sich mit den folgenden Generationen das am prachtvollsten ausgestattete Schloß Ostfrieslands (1665). Nachfolgend wurde es Witwensitz des ostfriesischen Fürstenhauses. Hier lebte einst auch die Tochter des bekannten Königs Gustav Wasa, Prinzessin Katharina von Schweden, Witwe des ostfriesischen Grafen Edzard II. Am 28. Januar 1600 schlossen Graf Enno III. und das Haus Rietberg auf der Burg den „Berumer Vergleich“, in dessen Folge das Harlingerland endgültig zu Ostfriesland kam. Am 16. April 1628 ereignete sich ein tragischer Zwischenfall auf der Burg: Der erst 26-jährige Graf Rudolf Christian kam durch einen Stich ins linke Auge, den er bei einem Streit von einem Leutnant des zu Berum in Quartier liegenden kaiserlichen Generals Gallas auf der Burg erhielt, um. Am 25. April 1734 fand im Schloss die Hochzeit des Fürsten Carl Edzard mit Prinzessin Sophie Wilhelmine von Brandenburg-Bayreuth statt. Nach dem Tod Carl Edzards fiel die Burg im Jahre 1744 an in den Besitz des preußischen Königs Friedrich II. Dieser hatte keine Verwendung mehr für den Witwensitz. So verfiel das vierflügelige Schloss mit schwerem, rechteckigem Turm an der Nordwestecke immer mehr. Der Großteil wurde 1764 abgebrochen und das kostbare Inventar versteigert. Erhalten blieben die Vorburg, ein lang gestreckter, an die Wehrmauer gebauter Backsteinbau mit ehemaligem Torturm und die barocke Tordurchfahrt. Dieses Portal wird von zwei Säulen flankiert, im Dreiecksgiebel ist das württembergische Wappen der Fürstin Christine Charlotte zu sehen. Wall und Außengraben sind noch vorhanden und im Süden befinden sich Reste des Barockgartens von 1712. Die Vorburg diente nach dem Abbruch des Schlosses als Sitz des Amtes Berum. Bis zum Jahr 1932 blieb die Burg Verwaltungssitz. Anschließend kaufte die Familie zu Inn- und Knyphausen das Anwesen als Alterswohnsitz der Fürstin. Nach ihrem Tod stand das Anwesen erneut zum Verkauf. 1970 erwarb die ursprünglich aus der Lausitz stammenden Familie von Oppeln-Bronikowski die Burg und bewohnt diese bis heute. Ein Teil der Anlage dient als Gästehaus.


Die evangelisch-lutherische Bonifatius-Kirche steht im ostfriesischen Arle in der Gemeinde Großheide auf einer Warft.


In einer Urkunde aus der Zeit zwischen 1106 und 1116 wurde die Kirche erstmals erwähnt. Es existiert nur noch eine Abschrift aus den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts, in der die Arler Kirche erwähnt wird und durch den Dompropst Werner dem Domkapitel in Bremen zugeschrieben wird. Aufgrund von Baufälligkeit oder durch mehr Platzbedarf wurde die alte Holzkirche Anfang des 13. Jahrhunderts abgerissen. Für den Bau der neuen Kirche wurde die Warft auf eine Höhe von 8,50 m über NN erweitert und ein 7,50 m tiefes Fundament aus Granitquadern gesetzt. Das einschiffige Kirchengebäude selbst wurde aus Tuffstein errichtet (an der Nordseite noch großflächig erhalten) und hatte die Maße von 45,30 m Länge, 12,80 m Breite und 9,50 m Höhe.

Gegen 1400 wurde ein Bogendurchgang eingefügt, um den Altarraum vom Kirchenschiff zu trennen. Zudem wurden in den seitlichen Bögen Altäre errichtet. In romanischer Zeit sind an den Wänden kleine, hochsitzende Fenster entstanden. Große spätgotische Fenster wurden im 15. Jahrhundert in der Südwand der Kirche eingefügt, um die Lichtverhältnisse zu verbessern.

Die Kirche verlor 1532 durch Soldaten des Herzogs von Geldern, die in Esens lagerten, ihr Bleidach. Das Kuppelgewölbe des Altarraumes wurde 1778 abgebrochen um durch eine Flachdecke ersetzt zu werden; damit wurde Platz für eine Orgel geschaffen. Nach Entfernung der Apsiswölbung im Jahr 1798 wurde die Mauerkrone der Kirche erhöht und die Balkendecke komplett nach Osten durchgezogen, somit erhielt der Innenraum einen klassizistischen Charakter. Für die Orgel am Westgiebel wurde 1896 in der Kirche eine Empore eingezogen. Wertvolle Malereien gingen durch diesen Umbau verloren.

Greetsiel in der Krummhörn: Lieber meiden !!!


Vor ziemlich genau 25 Jahren im Sommer 1993 war ich mit meiner damaligen Freundin und heutigen Frau das erste Mal in Greetsiel gewesen. Wir hatten in einem netten Lokal Granat (Krabben) auf Schwarzbrot mit Spiegelei gegessen (siehe Fotos). Das Fischrestaurant etwas außerhalb des Ortes gibt es übrigens heute noch. Der alte Krabbenfischer-Hafen Greetsiel war zwar auch schon 1993 bereits ein beliebter Ferien- und Touristenort gewesen, aber doch noch vergleichsweise beschaulich und gemütlich. Bei weiteren Besuchen haben wir deshalb auch Poppingas Alte Bäckerei aufgesucht und die Teestube in einer der beiden Zwillingsmühlen. Nun, all das war in den Neunzigern gewesen. Später als 1996 waren wir dann nicht mehr in Greetsiel gewesen, hatten es nur passiert, vielleicht einen kurzen Stopp bei den Zwillingsmühlen für einige Fotos eingelegt.

So sind nun eben 25 Jahre vergangen und im Juli 2018 beschlossen wir, den Ort wieder einmal zu besuchen und ein paar filmische Sequenzen festzuhalten.

Wir hätten es besser bleiben lassen sollen, denn uns traf geradezu ein "Kulturschock". Greetsiel in der Haupturlaubszeit ist alles andere als beschaulich oder gar gemütlich.

Nein, Greetsiel ist eine "Touristenfalle" par excellence geworden, völlig überlaufen, Souvenir- und Nippesläden am laufenden Band. Und es blüht der Nepp. Das fängt beim Parkscheinautomaten bereits an, der nur Ein- und Zwei-Euro-Münzen und 50-Cent-Stücke akzeptiert, nicht wechselt und nur bei akkurat eingeworfenem Geld ein Ticket druckt.


Unsere filmischen Impressionen vermögen die Wirklichkeit des "Fischerdorfes" Greetsiel nur unzureichend wiederzugeben. Nein, das ist kein Fischerdorf, da mag es sicher noch ein paar Fischer geben und die Krabbenkutter im Hafen nicht nur Foto-Staffage zu sein, nein, Greetsiel ist eine Art von ostfriesischem Disneyland.

Granat mit Spiegelei gab es diesmal nicht. Wir sind weitergefahren zum Leuchtturm von Pilsum und haben uns beim dortigen Imbiß Fischbrötchen mit Bismarck-Hering gekauft (die folgenden Fotos sind von 2003).


Die Fischbrötchen dort sind immer noch lecker, der Parkplatz allerdings kostet mittlerweile auch Gebühr. Nun ja, im Gegensatz zu vor 15 Jahren gibt es dort jetzt auch ein Toilettenhäuschen.

Die Alternative zu Greetsiel: Marienhafe und sein Störtebekerturm

Marienhafe ist von Greetsiel vielleicht fünfzehn Kilometer entfernt, aber dort ist es wirklich beschaulich.

Marienhafe im Leyhbuchtpolder lag einst am Meer, an der Leyhbucht und war Zufluchtsort des Piraten Klaus Störtebeker. Im Turm der Marienkirche soll er angeblich seine Schätze gehortet haben. Ein kleiner Rundgang um den Turm.


Die Plastik des berühmten Piraten stammt von dem (verstorbenen) bekannten ostfriesischen Bildhauer KaLu (Karl Ludwig) Böke aus Leer in Ostfriesland. Wir sehen auch, dass man das Piraten-Image ganz gut fürs Business verwenden kann. Vieles in Marienhafe ist mit dem Namen Störtebeker verbunden. Auch eine Teestube nennt sich nach dem Vitalienbruder.

Er war mit Gewißheit der berühmteste deutsche Pirat: Klaus Störtebeker, hingerichtet am 20. Oktober 1401 in Hamburg. Er war neben den berüchtigten Kapitänen Gödeke Michels, Hennig Wichmann, Klaus Scheld und Magister Wigbold einer der Anführer der auch als Likedeeler (niederdeutsch: Gleichteiler) bezeichneten Vitalienbrüder.

Die Herkunft Störtebekers ist nicht bekannt. Es wird vermutet, dass er aus der Gegend von Rotenburg (Wümme)/Verden (Aller) stammt, anderen Meinungen zufolge stammt er aus Wismar. Im Liber proscriptorum, dem „Verfestungsbuch“ der Stadt Wismar, ist im Jahre 1380 ein Vorfall festgehalten, wonach zwei Wismarer Bürger aus der Stadt gewiesen wurden, weil sie einem anderen in einer Schlägerei verschiedene Knochenbrüche zugefügt hatten. Der Betroffene der Auseinandersetzung wird als "nicolao stortebeker" bezeichnet. Es spricht einiges dafür, dass dieser Nikolaus Störtebeker später als Klaus Störtebeker in die Geschichte einging.

Angeblich hat sich der Freibeuterkapitän den Namen Störtebeker (aus dem Niederdeutschen von „Stürz den Becher“) wegen seiner Trinkfestigkeit als Spitznamen verdient. So soll er einen 4-Liter-Humpen (einen ellenhohen Becher) Wein oder Bier in einem Zug leergetrunken haben.

Ins öffentliche Bewußtsein trat Störtebeker nach der Vertreibung der Vitalienbrüder von Gotland als Kapitän der Likedeeler. Dort hatten die Vitalienbrüder, die sich als Freibeuter selbstständig gemacht hatten, von 1394 bis 1398 Schutz hinter den Mauern der Stadt Visby gesucht. Ursprünglich unterstützten sie König Albrecht von Schweden im Kampf gegen die dänische Königin Margarethe I. und betrieben dazu auch Seeräuberei in Nord- und Ostsee. Den Übergriffen auf die Schiffe der Dänen und Lübecker, die auf dänischer Seite standen, folgten bald Überfälle auf andere Schiffe der Hanse. Hierfür hatten die Vitalienbrüder Kaperbriefe erhalten. Damit konnten sie die erbeuteten Waren in Wismar frei auf dem Markt verkaufen.


Seit 1396 hatte Störtebeker auch Unterstützung in Marienhafe, Ostfriesland, wo er eine Tochter des friesischen Häuptlings Keno ten Broke geheiratet haben soll. Zugleich soll ihm in der Kirche St. Marien Unterschlupf gewährt worden sein, weshalb der Kirchturm "Störtebekerturm" genannt wird. Am 15. August 1400 beurkundete Herzog Albrecht I. von Bayern und Graf von Holland und Hennegau einen mit den Vitalienbrüdern geschlossenen Vertrag. Diesem zufolge nahm er 114 Vitalienbrüder auf und stellte sie unter seinen Schutz. Diplomatischer Druck seitens der Hansestädte führte zum Verlust dieser Operationsbasis.

Ein bayerischer Herzog stellt im hohen Norden einen Schutzbrief aus? Ja, wie das denn?
Nun, das hat etwas mit dem Herzogtum Straubing-Holland zu tun.


Das wittelsbachische Teilherzogtum Straubing-Holland (auch Niederbayern-Straubing-Holland, Niederbayern-Straubing, Bayern-Straubing-Holland oder Bayern-Straubing) umfasste Teile des heutigen Niederbayern und der östlichen Oberpfalz sowie die niederländischen Grafschaften Hennegau, Holland, Zeeland und Friesland. Es bestand von 1353 bis 1425/29 und wurde von Straubing und Den Haag aus regiert. Das Herzogtum entstand in der Folge der wittelsbachischen Erbteilungen nach dem Tod des römisch-deutschen Kaisers Ludwigs des Bayern und zerfiel, als die Straubinger Linie im Mannesstamm ausstarb. Unter der Herrschaft der Herzöge von Straubing-Holland, die durch Ehebündnisse mit allen bedeutenden Nachbarn verbunden waren, wurde die Grundlage der niederländischen See- und Handelsmacht gelegt.

Kirchen im Wangerland - Teil 2 -


Kirche Wiefels im Wangerland

Die Kirche in Wiefels entstand im 13. Jahrhundert auf einer Warf. Im Nordwesten des Kirchengebäudes befindet sich ein freistehender Glockenturm mit zwei Glocken, die zwischen den drei Backsteinmauern hängen. Im Inneren der Kirche kann ein neugotischer Schnitzaltar aus dem Jahr 1897 und ein bemaltes Taufbecken aus Holz von 1663 bewundert werden.


Sankt Martin in Tettens


Die spätromanische Granitquaderkirche wurde im 12. Jahrhundert errichtet. In der Nähe des Altars befindet sich das Sakramentshaus, das in vorreformatorischen Zeiten zur Aufbewahrung des Leibes Christi diente. Es ist aus Baumberger Sandstein gemeißelt und wurden in den Jahren 1523 bis 1525 geschaffen. Der Künstler ist unbekannt, jedoch hat das Werk Ähnlichkeit mit Werken des Bildhauermeisters Berndt Bunekemann aus Münster. Das spätgotische Sakramentshaus ist acht Meter hoch und steht auf einem kreuzförmigen Sockel, der mit drei Löwen und einem Hund verziert ist. Der Schrein hat an zwei Seiten eine Gittertür und an den anderen beiden Seiten eine Steinplatte. Der viergeschossige obere Turmaufbau ist reich mit zierlichem Maßwerk, Fialen und Krabben gestaltet und wird von einer Kreuzblume bekrönt.

Die Dorfkirche von Wüppels - Eine der ältesten Kirchen Frieslands.


Sankt Jodocus in Sankt Joost - Frieslands kleinste Kirche.



Kirchen im Wangerland


Hohenkirchen: Sankt-Sixtus-und-Sinicius

Die Kirche entstand 1134 auf einer 6 Meter hohen Wurt (ein künstlich aus Erde aufgeschütteter Siedlungshügel, der dem Schutz von Menschen und Tieren bei Sturmfluten dient) und vermutlich kommt von daher auch der Ortsname des Dorfes im Wangerland. Beachtenswert der separat stehende Glockenturm. Den Vermutungen nach wurde das heute allgemein Gaukirche genannte Gotteshaus in Hohenkirchen um 834 von Bischof Ansgar, dem Apostel des Nordens, gegründet. „Goe“ im Original, also Gau bedeutete, dass sie das Gotteshaus des Wanger- Gaus sein sollte. Der imposante Granitquader-Saalbau auf einer Wurt wurde im Jahre 1143 per Urkunde Bischof Adalbero überreicht. So feiert die Kirchengemeinde im Jahr 2018 der Kirche 875-jähriges Jubiläum. In der Urkunde ist das Gotteshaus als „Ecclesia matricularis de wenga“ bezeichnet, womit sie als Hauptkirche des Wangerlandes fungierte.


Sankt Cosmas und Damian in Wiarden

Die Kirche wurde Anfang des 13. Jahrhunderts erbaut. Im Chorraum enthält sie spätgotische Malereien, die die Apostel Petrus, Jacobus und Johannes darstellen sowie die Schutzheiligen dieser Kirche, St. Cosmas und Damian. Der Altar wurde 1749 unter Verwendung von Teilen eines älteren Altars gebaut und 2004 in dieser Fassung restauriert. Die in den Altar integrierte Kreuzigungsgruppe sowie die zwölf Apostel sind aus Eichenholz geschnitzt und stammen aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die Kanzel stammt von 1634 und ist ein Werk des Münstermann-Schülers Ommo Dirks. Die Orgel wurde 1807/1808 von dem Orgelbauer Gerhard Schmid aus Leer erbaut. Sie hat im Manual zehn Register und fünf im Pedal.


Sankt Johannes in Waddewarden

Nach hölzernen Vorgängerkirchen wurde die Granitkirche 1246 auf hoher Warf gebaut. Der Westgiebel erhielt Ende des 19. Jahrhunderts eine Ziegelsteinverkleidung. Den ursprünglich gewölbten Innenraum schmückt jetzt eine flache, im Stil des 17. Jahrhunderts bemalte Balkendecke. Zu der wertvollen Ausstattung zählen der Taufstein aus blauem Granit, Typ von Namur, aus dem 13. Jahrhundert, ein zweigeschossiger reich verzierter Flügelaltar von 1661 und eine Kanzel von 1649, beide von Jacob Cröpelin. Die spätgotische Wandmalerei in der Apsis zeigt Maria und Johannes unter dem triumphierenden Christus. Im Apsisbogen ist seitlich ein Sakramentshäuschen eingefügt. Die Fenster sind durch üppiges Rankenwerk eingefasst. Die Orgel mit bespielbarem Rückpositiv wurde in der Jeveraner Werkstatt von Joachim Kayser 1697 gebaut. Ein Epitaph von Heddo von Waddewarden von 1603 und Grabplatten von 1570 und 1575, auch draußen am Westhang der Warf, sind Zeugen der wechselvollen Geschichte des Ortes.


Sankt Marien zu Oldorf

Die aus dem 13. Jahrhundert stammende evangelisch-lutherische Kirche St. Marien ist ein einschiffiger Backsteinbau mit Granitquadersockel. Die St. Marienkirche liegt auf der neuen Warf und kann über die Neuwarfer Straße erreicht werden. Ein kleiner Parkplatz ermöglicht den Besuchern den Zugang über eine Treppe oder eine Rampe. Besucher betreten das Kircheninnere durch das enge Nordportal und überschreiten dabei eine Schwelle, die von einem alten Granitfindling gebildet wird. Um das Jahr 1500 wurde die Kirche durch einen gleich breiten Chor nach Osten hin verlängert. Die Westwand wurde 1768 erneuert. Der Glockenturm im Südosten wurde 1912 nach dem Vorbild des alten Turmes wieder aufgebaut. Im Turm hängen zwei alte Glocken, eine Glocke von 1450, Ø 0,90 m, gegossen von Ghert Klinghe, und eine Glocke von 1521, Ø 0,70 m, gegossen von Joh. von Cappeln. Der Flügelaltar ist auch über 500 Jahre alt. Er wurde vermutlich um 1500 von einem unbekannten, aber in der Umgebung von Oldorf beheimateten Künstler geschaffen.


St. Severinus und Jacobus Kirche Minsen

Auf hoher Wurt steht die Kirche des Ortes. Das heutige Kirchengebäude stammt, seiner Bauweise nach zu urteilen, aus dem 13. Jahrhundert. Der aus Backsteinen errichtete Glockenturm steht 12 m von der Südseite der Kirche entfernt. Vier starke parallele Mauern tragen in ihren Zwischenräumen drei Glocken, deren älteste die Jahreszahl 1747 trägt. Sehenswert ist der Altar aus dem 17. Jahrhundert. Er schmückt seit Februar 1998 die Kirche und stammt ursprünglich aus Groß-Partwitz, einem Dorf in der Lausitz, das dem Braunkohleabbau weichen musste. Das Deckenfresko in der Apsis stammt aus dem Mittelalter und zeigt Christus als den Weltenrichter mit Schwert und Lilie. Die Orgel aus dem Jahr 1841 wurde von dem oldenburgischen Meister Schmid gebaut.


Das Banter Fischerdorf in Wilhelmshaven


Das Banter Fischerdorf ist eine Ansammlung von mobilen Fischerhütten am Banter Seedeich in Wilhelmshaven.

Das Fischerdorf entstand 1908 nach dem Bau des neuen Banter Seedeiches zur Süderweiterung des Kriegshafens. Einfache Großfamilien aus der Banter Arbeitersiedlung betrieben hier die Fischerei größtenteils als Hobby, um sich ein Zubrot zu verdienen oder um den Nahrungsbedarf der oft großen Familien (5−10 Kinder) zu decken. Die am Anfang einfachen Holzhütten mit Kohleöfen dienten als Ausgangspunkt für den Fischfang mit kleinen Ruderbooten auf dem Jadebusen. Zudem stellte man Reusen für den Granatfang in die Priele des vorgelagerten Watts. Geschlachtet und gekocht, gebraten sowie geräuchert wurde direkt im Anschluss nach dem Fang.


Während der Deicherhöhungsarbeiten 1982 mussten die ursprünglich fest im Deichfuß verankerten Fischerbuden aus Gründen der Deichsicherheit weichen und wurden abgerissen. Statt fester Fischerhütten wurden befestigte Stellplätze in den Deich integriert, auf denen die heutigen mobilen Fischerhütten während der Saison von April bis Oktober stehen. Mieten kann man diese Stellplätze nicht – sie werden von Generation zu Generation in den Familien weitervererbt. Seit den 1980er-Jahren gibt es das Dorf nur noch während der Sommermonate, denn der Deichschutz hat inzwischen Vorrang. In den restlichen Monaten werden die mobilen Hütten innendeichs gezogen und in Sicherheit gebracht. Es gibt 26 Mitglieder (noch 26 Mobilheime) des Vereins „Interessengemeinschaft der Sportfischer e.V.“ Davon gehen ca. 4-6 alte Fischer mit ihren Booten noch fischen.

Mittwoch, 1. August 2018

Leer, das Tor Ostfrieslands

Krimi in Ostfriesland: "Tatort Taraxacum" in Leer

Leer in Ostfriesland - Ein Städteporträt - In der Altstadt, Besuch der Evenburg und des Plytenberges - Die Stadt Leer (Ostfriesland) ist die Kreisstadt des Landkreises Leer in Niedersachsen. Durch ihren Seehafen ist die an Ems und Leda gelegene Stadt seit Jahrhunderten vom Handel und der Seefahrt geprägt. Sie ist einer der größten deutschen Reederei-Standorte. Sie bezeichnet sich als Tor Ostfrieslands und liegt an Kreuzungspunkten der Verkehrsträger Straße, Schiene und Fluss. Die Altstadt gilt wegen des guten Erhaltungszustands ihrer historischen Häuser als die „wertvollste“ der Region. Leer ist Sitz des Landeskirchenamtes der Evangelisch-reformierten Kirche, des Kommandos Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst der Bundeswehr und Unternehmenssitz der Bünting-Gruppe. In Leer befindet sich der 'Fachbereich Seefahrt' der Hochschule Emden/Leer. Im späten 14. und frühen 15. Jahrhundert war Leer durch den Häuptling Focko Ukena ein politisches Zentrum Ostfrieslands. Zur Stadt erhoben wurde Leer aber erst 1823. Zuvor galt der Ort als Marktflecken, hatte aber schon lange vor der Verleihung des Stadtrechts städtische Züge angenommen. Wahrscheinlich lässt sich der Name der Stadt Leer von dem urgermanischen Wort „hlér“ („Weideplatz“) ableiten.


Ein kleiner Bummel durch das ostfriesische Leer, vom Hafen in die Altstadt und retour. Impressionen einer pittoresken norddeutschen Idylle.


Die Jann-Berghaus-Brücke über die Ems in Leer in Ostfriesland ist neben der Erasmusbrücke eine der größten Klappbrücken Westeuropas. Sie liegt zwischen den Leeraner Stadtteilen Leerort und Bingum im Verlauf der B 436.


Mit der Pünte über die Jümme - Seit über 450 Jahren überquert die handgezogene Fähre (Treidelpünte) am Zweistrom von Leda und Jümme in Wiltshausen die Jümme. Schon im Jahre 1562 wurde die Pünte schriftlich erwähnt, und ihre Bauform ist die gleiche geblieben wie damals. Nur die heutigen Besucher unterscheiden sich von der handbetriebenen Fähre sehr von denen, die vor 450 Jahren in diese Gegend kamen. Damals war die "Pünte" ein wichtiges Verbindungsglied zwischen dem Land diesseits und jenseits der Jümme und Leda, denn es führten keine Brücken über diese Flüsse. Also verlief der Haupthandels- und Reiseweg von Westfalen nach Ostfriesland eben über die Treidelpünte bei Amdorf-Wiltshausen, am sogenannten Lüdeweg, der über Backemoor zu dieser Stelle an den Zweistrom (Leda-Jümme) führte. Wie viele Reise- und Postkutschen einst diesen Weg über die Pünte nahmen kann man kaum erahnen.


Die Kirche von Neuburg in Ostfriesland

Kurz hinter der Jümme-Fähre erreicht man Neuburg.


Die erste Kirche wurde 1628 durch einen Sturm zerstört. 1634 baute man eine neue Kirche, die 145 Jahre später wegen Baufälligkeit abgerissen werden musste. 1779 entstand die dritte Kirche an dieser Stelle. Die Kanzel von 1650 und der Altar von 1674 stammen aus der alten Kirche.

Schloß Gödens, Neustadtgödens und Sande


Neustadtgödens: Das schönste Dorf Frieslands

Neustadtgödens war lange ein sehr reiches Dorf. Und das einzige in Europa, in dem gleich fünf Religionsgemeinschaften ihre Gotteshäuser errichten durften: Lutheraner, Reformierte, Mennoniten, Katholiken und Juden.

Die evangelische-lutherische Kirche steht an der Stelle, wo früher eine Mühle war, die für das Gotteshaus weichen musste. Bereits Ende des 17. Jahrhunderts stellten die Lutheraner über die Hälfte der Bevölkerung in dem zur reformierten Kirche gehörenden Neustadtgödens. 1695 erhielten sie - obwohl dies gegen den Augsburger Religionsfrieden verstieß - als erste Glaubensgemeinschaft die Genehmigung, eine eigene Kirche zu errichten.

In der früheren Mennonitenkirche ist heute ein Café untergekommen. Auch die reformierte Kirche wird schon lange nicht mehr als solche genutzt - anders als die katholische.

Die Synagoge von 1852 (Mitte des 19. Jahrhunderts war jeder vierte Einwohner jüdischen Glaubens) hat die Schrecken der Reichspogromnacht 1938 unbeschadet überstanden. Heute sind im oberen Stockwerk Ferienwohnungen, das Erdgeschoss ist für Ausstellungen reserviert.

Eine besondere Attraktion sind die Gästeführungen in Plattdeutsch mit Hinrich Janßen.


Schloß Gödens bei Sande

Schloß Gödens bei Sande ist im Privatbesitz des Grafen von Wedel und wird auch bewohnt. Der Park kann besichtigt werden. Berühmt sind auch die Gartenausstellungen unter dem Titel "Landleben", die im Juni veranstaltet werden und regen Zuspruch finden.


Der Marienturm und das Küstenmuseum in Sande

Altmarienhausen bei Sande - Der Turm ist das einzige überbleibsel eines Sommerschlosses des Fräuleins Maria von Jever. Das Küsteum zeigt vom Deichbau und Küstenschutz über altes Handwerk (wie den im Film zu sehenden Schmied) das frühere ländliche Leben. Das kleine Café lädt zum Verweilen ein.



Emsland und Rheiderland: Papenburg und Weener

Vor dem Rathaus von Papenburg



Impressionen aus Papenburg

St. Antonius ist die katholische Stadtpfarrkirche von Papenburg im Landkreis Emsland. Die große neugotische Backstein-Hallenkirche wurde von 1875 bis 1877 nach Plänen des gebürtigen Papenburgers und Osnabrücker Diözesanbaumeisters Alexander Behnes erbaut. Sie ist vor allem durch die großteils erhaltene Originalausstattung bedeutend.

Das Museumsschiff Brigg "Friederike von Papenburg" ist das Wahrzeichen der Stadt, Deutschlands ältester und längster Fehnkolonie. Sie liegt im Hauptkanal direkt vor dem Rathaus und ist Teil des schwimmenden Schifffahrts-Museums und zugleich Nebenstelle der Tourist-Information Papenburg. Brautpaare können sich zudem an Bord trauen lassen.

Die Kuff (Plattbodenschiff) "Margaretha von Papenburg" liegt im Hauptkanal in der Nähe des Rathauses. Dieser Schiffstyp aus dem 19. Jahrhundert wurde hauptsächlich in der Küstenschifffahrt eingesetzt und zeichnet sich durch eine füllige Form mit flachem Schiffsboden und stark gerundeten und hochgezogenen Bug- und Heckformen aus.

Weener in Ostfriesland - Weener ist die einzige Stadt der historischen Region Rheiderland und erstreckt sich linksseits der Ems. In vergangenen Jahrhunderten hatte Weener einen Hafen an der Ems und lag an der linksemsischen Handelsroute ins südlich gelegene Münsterland. Weener war vor allem durch seine Vieh- und Pferdemärkte bekannt und exportierte landwirtschaftliche Handelsgüter. Mittlerweile spielen der Hafen als Warenumschlagsort und der Viehhandel keine Rolle mehr.


Die Jann-Berghaus-Brücke über die Ems in Leer in Ostfriesland ist neben der Erasmusbrücke eine der größten Klappbrücken Westeuropas. Sie liegt zwischen den Leeraner Stadtteilen Leerort und Bingum im Verlauf der B 436. Diese Engstelle müssen auch die aus Papenburg kommenden Kreuzfahrtschiffe der Meyer-Werft auf ihrem Weg in die Nordsee passieren.


Die älteste friesische Steinkirche: Sankt Stephanus in Schortens


Sankt Stephanus in Schortens wurde von 1153 bis 1168 auf einer künstlichen Warft erbaut und ist die älteste sicher datierbare Steinkirche auf der ostfriesischen Halbinsel.


Lage und Geschichte

Das alte Dorf Schortens liegt hochwassersicher auf einem eiszeitlichen Geestrücken. Nicht weit von der Kirche entfernt wurde ein vom 6. bis zum 12. Jahrhundert belegtes Gräberfeld ausgegraben, das ungefährdet ohne jede künstliche Erhöhung im gewachsenen Boden liegt. Dass die St.-Stephanus-Kirche trotzdem auf einer hohen Warft steht, ist einzig dem Verlangen der Oestringer, der hier ansässigen Friesen, zuzuschreiben, das Gebäude weithin sichtbar zu machen, das sie bald nach 1153 aus Stolz auf einen Sieg über ein überlegenes sächsisches Heer errichtet haben. Bis dahin besaßen die Schortenser keine eigene Kirche, sondern sie waren im 7 km entfernt gelegenen Kirchdorf Sandel eingepfarrt.

Die erste Steinkirche

Nach den bis dahin üblichen Holzkirchen erbauten die Oestringer die erste steinerne Kirche auf der Ostfriesischen Halbinsel – aus Granitfindlingen von der heimischen Geest sowie Tuff aus der Eifel, der auf dem Wasserweg hertransportiert wurde. Das massive, 2 m breite Granit-Fundament, das im Baufortschritt von allen Seiten mit Sand und Heideplaggen angeworfen wurde, bildet den Kern der wirklich einmaligen, 4,50 m hohen Warft.

Die Nordwand

1361 wurde im Rahmen einer Häuptlingsfehde die Nordwand untergraben und stürzte ein. Beim hastigen Wiederaufbau des für ihr Selbstbewusstsein so wichtigen Gebäudes nutzten die Schortenser in buntem Durcheinander alles erreichbare Material: Tuff, Granit, Sandstein und den ab etwa 1200 n.Chr. verwandten, an Ort und Stelle gebrannten Backstein. Der Anblick dieser Wand ist recht ungewöhnlich! Die Frauentür wurde zugemauert.

Der Lettner

Im Inneren des hellen, in angenehmen Farben gehaltenen Kirchenschiffs fällt sogleich der ungewöhnliche Backsteinlettner ins Auge, der einer quer in den Raum gestellten Brücke aus drei Bögen gleicht. Solche Lettner, von denen es vor der Reformation auf der Ostfriesischen Halbinsel 23 gab, wurden im 15. Jahrhundert quer in die Kirchen eingebaut, weil man im Rahmen der wachsenden Ablaßfrömmigkeit Raum für Seitenaltäre brauchte. Die beiden äußeren Bögen waren nach hinten durch eine Mauer verschlossen und boten Platz für Seitenaltäre. Durch den mittleren Bogen blieb der Blick frei auf den Hauptaltar. Oben auf der Lettnerbühne las der Priester Epistel und Evangelien (lat. lesen: legere; daher Lettner, Lektorium, Lektor). 1869 wurden die Rückwände zur Hälfte abgetragen, 1953 ganz. Heute sind auf der Ostfriesischen Halbinsel im Ganzen nur noch fünf Lettner erhalten. In Schortens hat Gerd Gerdes Kleihauer 1710 eine schöne, mit Propheten bemalte hölzerne Lettner-Brüstung gestiftet. Da nach der Reformation oben auf dem Lettner zusätzliche Sitzplätze für Frauen eingerichtet wurden – die Männer saßen auf dem Orgelboden – spricht man hier vom Ollwievvolksboen (Altweiberboden).

Quelle Text: Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Schortens

Die Accumer Mühle


Die Accumer Mühle bei Schortens, ein Galerieholländer



Die Accumer Mühle ist eine Galerieholländerwindmühle im Schortenser Stadtteil Accum. Sie wurde 1746 errichtet und ist heute in einem voll funktionsfähigem Zustand. Der Erhalt und Betrieb der Mühle wird durch den Arbeitskreis Accumer Mühle e.V. sichergestellt.

Der Galerieholländer, dessen Kappe von einer Windrose in den Wind gedreht wird, wurde 1746 erbaut. Die ursprünglich als Getreide- und Peldemühle gebaute Windmühle verfügt heute über zwei voll betriebsfähige Mahlgänge, einen Sechskornsichter zur Mehlfeinsortierung und eine Haferquetsche. Die Mühle ist 16 m hoch, das Flügelkreuz mit je zwei Jalousie- und zwei Segelflügeln misst 20m, die Windrose 5m. Die 1846 erbaute, zur Mühle gehörige Scheune wurde vollständig restauriert. Als Cafe und Versammlungsraum bietet sie bis zu 80 Personen Platz. 1990/91 wurde ein Backhaus mit einem nachgebauten Tunnelbackofen errichtet. Mühle, Backhaus und Scheune ermöglichen heute den Werdegang vom Korn zum Brot praktisch und theoretisch zu vermitteln.