Mittwoch, 30. August 2017

Auf den Spuren der deutschen Demokratie


Festsaal des Hambacher Schlosses

Am 24. September ist die Wahl des Deutschen Bundestages. Des Parlaments der deutschen Republik, der Bundesrepublik Deutschland. Durchaus Anlaß, sich einmal Gedanken zu machen, wo und wie die Demokratie in Deutschland eigentlich mal angefangen hat. Und unsere Spurensuche führt uns in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts und in die Pfalz.


Auf den Spuren der deutschen Demokratie in der Südpfalz - Neustadt und Hambach - Das Hambacher Fest 1832 - Die Geburtsstunde der Farben Schwarz-Rot-Gold als Flagge der demokratischen deutschen Republik

Am 27. Mai 1832 kamen auf dem Hambacher Schloss zwischen 20.000 und 30.000 Menschen zu einem großen Fest zusammen. In zahlreichen glühenden Reden wurden bürgerliche Freiheiten und die deutsche Einheit gefordert. Die Veranstaltung war dabei tief geprägt von der Solidarität mit den europäischen Nachbarvölkern, insbesondere den Polen. Das Hambacher Fest war die bis dato größte Veranstaltung, auf der liberale und demokratische Forderungen einer breiten Öffentlichkeit präsentiert wurden. Die Teilnehmer und Redner des Festes forderten die nationale Einheit Deutsch­lands sowie ein „conföderiertes republikanisches Eur­opa“, Presse-, Meinungs-, Versammlungsfreiheit, die Gleichberechtigung der Frauen. Wegen dieses Ereignisses wird das Hambacher Schloss heute auch als Wiege der deutschen Demokratie sowie der europäischen Einigung bezeichnet.

Als Reaktion auf das Hambacher Fest ließ der bayerische König, auch auf Drängen des österreichischen Staatskanzlers Metternich, unter Führung eines außerordentlichen Hofkommissärs bayerische Truppen in der Pfalz einrücken. Es gelang ihnen in kurzer Zeit, die fortschrittlichen Bestrebungen in der Pfalz zu unterdrücken. Viele Beteiligte mussten ins Exil fliehen oder wurden vor Gericht gestellt. Siebenpfeif­fer, Wirth und weitere Personen wurden 1833 wegen „versuchter Aufreizung zum Umsturz der Staatsregierung“ bzw. der Tätigkeit für den „Preß- und Vaterlandsverein“ in Landau vor ein Geschworenen­gericht in Landau gestellt. Zur Überraschung der Regierung kam es jedoch zu einem Freispruch. In einem rein administrativen Prozess wurden beide jedoch im Anschluss wegen „Belei­digung in- und ausländischer Behörden und Beamten“ aber zu zwei Jahren Haft verurteilt und damit mundtot gemacht.

(Mit Quellenmaterial von https://hambacher-schloss.de/)

Es sollte noch bis ins Jahr 1848 dauern, bis es ein erstes deutsches Parlament gab. In der Folge der Deutschen Revolution.

Es war die Frankfurter Nationalversammlung (zeitgenössisch auch constituierende Reichsversammlung, deutsches Nationalparlament, Reichsparlament, auch bereits Reichstag), die in der Frankfurter Paulskirche tagte.


Das Hambacher Schloß und die Frankfurter Paulskirche sind deshalb symbolträchtige Orte für jeden deutschen Demokraten.

Auch die Einheit Europas hat ihren Ursprung in der Pfalz


St. Germanshof ist eigentlich nur ein kleiner Ortsteil von Bobenthal. Er liegt direkt an der französischen Grenze, nur drei Kilometer vom elsässischen Wissembourg (Weißenburg) entfernt. 1055 wurde St. Germanshof von der Abtei Weißenburg gegründet. Im Laufe der Jahrhunderte gehört er immer im Wechsel mal zu Frankreich und dann wieder zu Deutschland. Das Nachbarland ist heute seit dem Élysée-Vertrag ein Freund und die Zoll-Schranken sind längst Vergangenheit. Dazu beigetragen hat 1950 eine Studentenrevolte, die internationale Beachtung fand. rund 300 Aktivisten aus neun Ländern trafen sich an der kleinen Zollstation von St. Germanshof, zerstörten die Schlagbäume und hissten eine europäische Flagge. So war dieses Ereignis die eigentliche Geburtsstunde eines vereinten Europas. Heute erinnert ein gern besuchtes Denkmal daran. Und die Zollstation ist mittlerweile ein Wohnhaus.

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