Montag, 8. April 2019

Der Carolinensaal in Pirmasens - Von der Leichenhalle zum Kulturzentrum


Widmen wir uns doch nach dem Landgrafen noch ein bißchen seiner Gemahlin.

Der Alte Friedhof in Pirmasens - Die einstige Leichenhalle ist heute das Kulturzentrum Carolinensaal, der Friedhof selbst eine Parkanlage im Herzen der Schuhstadt. Der Carolinensaal ist enannt nach der Landgräfin Caroline von Hessen-Darmstadt, Gemahlin des Stadtgründers von Pirmasens, Landgraf Ludwig IX., und eine gute Freundin des Preußenkönigs Friedrich II. (Friedrich der Große, "Der Alte Fritz").


Karoline Henriette Christine Philippine Luise von Pfalz-Zweibrücken (* 9. März 1721 in Straßburg; † 30. März 1774 in Darmstadt) war durch Heirat Landgräfin von Hessen-Darmstadt, auch als die Große Landgräfin Caroline von Hessen-Darmstadt bezeichnet.

Karoline Henriette war die älteste Tochter des Pfalzgrafen und Herzogs Christian III. von Zweibrücken (1674–1735) aus dessen Ehe mit Karoline (1704–1774), Tochter des Grafen Ludwig Kraft von Nassau-Saarbrücken. Die Prinzessin wuchs mit ihren Geschwistern Christian, Friedrich Michael und Christiane Henriette im Elsass und in der südlichen Pfalz auf. Unter der Aufsicht ihrer Mutter wurde Karoline umfassend und sorgfältig ausgebildet.

Schon kurz nach der Hochzeit mit dem militärbegeisterten Erbprinzen (Landgraf Ludwig IX.) 1741 folgte sie ihm für anderthalb Jahrzehnte ins fernab gelegene Prenzlau in der Uckermark, wo er ein preußisches Regiment kommandierte. Aus dem persönlichen Zusammentreffen Karolines mit dem Preußenkönig Friedrich II. entwickelte sich ein lebenslanger literarisch-philosophischer Briefwechsel. Die Korrespondenz, die zahlreiche Protagonisten der deutschen und französischen Aufklärung einbezog, überbrückte die scheinbare Isolierung, als Karoline 1757 mit den Kindern in die kleine Residenz Buchsweiler zog, während Ludwig in Pirmasens seine Grenadiere drillte.

Die Ehe war schon bald wegen der Verschiedenheit der Eheleute durch Auseinandersetzungen gekennzeichnet. Karoline Henriette war musisch und literarisch interessiert, während sich Ludwig vorwiegend für das Militär begeisterte. Ludwig war anfänglich seiner Gemahlin sehr zugetan, doch diese überführte die Beziehung in eine Konvenienzehe. Karoline, die vier Jahre nach der Eheschließung eine eigene Hofhaltung begründete, lebte in den ersten Ehejahren vorwiegend in Buchsweiler, während ihr Ehemann Pirmasens zur Garnisonsstadt ausbaute. Buchsweiler war die Residenz der Grafschaft Hanau-Lichtenberg, in der Ludwig als Vormund fungierte.

Nach Ausbruch des Siebenjährigen Krieges und der Regierungsübernahme ihres Mannes war dieser nach Pirmasens zurückgekehrt und Karoline bezog nach einem erneuten Aufenthalt in Buchsweiler schließlich mit den Kindern die Residenz in Darmstadt.

Im Sommer 1761 schoss sie in Pirmasens mit einer Pistole auf Ernestine Rosine Goll, eine schwangere Mätresse ihres Ehemanns. Sie verfehlte allerdings ihr Ziel. Sie lebte damals schon seit längerer Zeit nur jeweils für wenige Wochen im Jahr mit ihrem Ehemann zusammen.

Kurz vor ihrem Tod erlebte Karoline noch die Vermählung ihrer Tochter Wilhelmine mit dem russischen Thronfolger, dem späteren Zaren Paul I., die Friedrich der Große vermittelt hatte.

Karoline Henriette war besser bekannt unter der Bezeichnung „Die Große Landgräfin“, welcher ihr von Johann Wolfgang von Goethe in seinem Werk Dichtung und Wahrheit gegeben worden war. Sie pflegte freundschaftliche Beziehungen zu verschiedenen Gelehrten ihrer Zeit, etwa Johann Gottfried Herder, Christoph Martin Wieland und Goethe und galt als geistreichste Fürstin ihrer Zeit. Wieland wünschte sich die Macht, sie zur „Königin von Europa“ zu erheben.

Seit dem Ende der 1740-er Jahre trug Karoline eine bedeutende Bibliothek zusammen, die nicht repräsentativen Zwecken diente, sondern zum privaten Gebrauch. Lektüre gehörte zu den festen Gewohnheiten, wobei sie französische Philosophen bevorzugte und das Gelesene auch schriftlich aufarbeitete.

Die Landgräfin stand in Kontakt mit Friedrich II. von Preußen und war eine der wenigen Frauen, die er respektierte. Er nannte sie einmal „Zierde und Bewunderung unseres Jahrhunderts“ und anlässlich ihres Todes schickte er eine marmorne Urne mit der lateinischen Aufschrift „femina sexu, ingenio vir“ (dt.: „von Geschlecht eine Frau, vom Geist ein Mann“) nach Darmstadt, die noch heute im Herrngarten zu besichtigen ist. Durch ihre Töchter wurde sie Stammmutter des preußischen Königshauses beziehungsweise des späteren deutschen Kaiserhauses sowie des niederländischen Königshauses.

(Quellenmaterial: Wikipedia und Stadt Darmstadt)

P.S.: Schon bemerkenswert, dass die Pirmasenser ausgerechnet der Landgräfin, die sich nie gerne in Pirmasens aufhielt, diese Ehre erweisen.

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