Viele Korsaren brachten es zu großem Wohlstand, wurden Reeder und geachtete Mitglieder der ehrenwerten Gesellschaft. Zu den bekanntesten gehören der später geadelte René Dugay-Trouin (1673-1736), der mehr als 300 Schiffe erbeutete und 1711 Rio de Janeiro plünderte, und Robert Surcouf (1773-1827), der als einer der letzten Korsaren Saint-Malos zum ‘Schrecken der Engländer' wurde und bis 1809 ein Riesenvermögen erwarb.
Der ein Jahrhundert nach seinem Cousin Duguay-Trouin geborene Robert Surcouf tat sich im Handelskrieg gegen England hervor. Seine Meisterleistung war, die „Kent“, ein mächtiges Schiff der britischen Indien-Kompanie, zu kapern. Die Erbeutung des 1200 Registertonnen schweren Schiffes brachte ihm den Ehrennamen „König der Korsaren“ ein. Surcouf wurde zu einem der vermögendsten und mächtigsten Reeder von Saint-Malo.
Nach den Napoleonischen Kriegen und der Neuordnung Europas zu Beginn des 19. Jahrhunderts endete die Ära des Korsarentums. 1856 wurde die guerre de course, die staatlich sanktionierte Kaperschiffahrt, abgeschafft. Die Malouins verlegten sich auf die Grande Pêche, den Kabeljaufang vor Neufundland und Labrador, der zusammen mit dem Export von Textilien noch bis zum Ersten Weltkrieg Wohlstand garantierte.
Kabeljaufischer bei Neufundland
Über fast fünf Jahrhunderte fuhren die französischen Fischer jedes Jahr zur Insel Neufundland vor der kanadischen Küste. Saint-Malo war ein bedeutender Hafen der Neufundlandfischerei. Der letzte Neufundlandfischer legte seinen Beruf im Jahr 1951 nieder.
Die Schiffe liefen für eine Fangsaison von 6 bis 7 Monaten mit etwa dreißig Männern an Bord aus. An Bord befanden sich auch die Dories, kleine Beiboote mit flachem Boden, die leicht zu manövrieren waren und auf Deck gestapelt wurden. Wenn die Fanggründe erreicht waren, wurden die Doriboote mit jeweils zwei Männern an Bord ausgesetzt. Sie fischten den ganzen Tag lang; am Abend wurden die Fische an Bord gebracht, aufgeschlitzt, ausgenommen, gereinigt, gesalzen und gestapelt. Der so behandelte (gesalzene) Fisch wurde „morue verte“ genannt.
Nach dem Niedergang der Neufundlandfischerei blieb es als praktisches kleines „Boot für alles“ im Umkreis von Saint-Malo beliebt. Manche Dories sind mit einem Großsegel und einer Fock ausgestattet. Heute finden Doriboot-Regatten bei Festen und sommerlichen Events statt, so wie in Saint-Suliac am Ufer der Rance.
Die "Mole der schwarzen Frauen"
Der lange Wellenbrecher an der Hafeneinfahrt von Saint-Malo wird Môle des Noires genannt, Mole der Schwarzen Frauen. Die Legende besagt, dass die ganz in Schwarz gekleideten Frauen der verschollenen Seeleute hier vergeblich der Rückkehr ihrer Ehemänner harrten.
Wenn ein Mann an Bord eines Schiffes starb, wurde seine Leiche dem Meer übergeben – dem Gesetz nach durfte sie nicht länger als 24 Stunden nach dem Tod an Bord behalten werden. Sie wurde also in einen mit Steinen beschwerten Leinensack gesteckt; eine Zeremonie, bei der der Kapitän des Schiffes ein Gebet sprach, fand auf dem Deck statt, bevor zwei Männer den Befehl bekamen, die Leiche über Bord zu werfen. Die Frauen der Seeleute konnten nie von ihren verstorbenen Ehemännern Abschied nehmen.
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