Kloster Gräfinthal ist ein zum Bistum Speyer gehöriges Priorat der Benediktiner im Saar-Pfalz-Kreis (bei Bliesmengen-Bolchen, Gemeinde Mandelbachtal). Entstanden ist das Kloster im 13. Jahrhundert als eine Stiftung der Gräfin Elisabeth von Blieskastel. In Gräfinthal gibt es neben guter Gastronomie auch eine Freilichtbühne.
Gräfinthal ist eine monastische Gründung des 13. Jahrhunderts. Mönche einer benediktinischen Ordensgemeinschaft aus der Toskana, die Eremiten von Malvalle, kamen damals in die Einöde des Letschenbachtales, wo Gräfin Elisabeth von Blieskastel ein Kloster errichtet hatte. Sie hüteten dort den kostbaren Schatz der „Madonna mit den Pfeilen“, eine Pietà, der ein Blutwunder nachgesagt wurde, und die von weither Pilger anzog. Der Konvent der Mönche blühte auf.
Gräfinthal war wegen seiner strengen Lebensweise bekannt und angesehen. Seine frühen Prioren sind Ordens-Visitatoren im Rheinland und in Süddeutschland. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts gründen sie das Priorat Marienthal bei Hagenau im Elsaß, das bis heute als großer Wallfahrtsort bekannt ist.
Über viele Jahrhunderte hin besteht Gräfinthal im Wechsel von Blüte und Niedergang. Es beherbergt ca. ein Dutzend Mönche, wie Konventlisten seit 1292 belegen. In späterer Zeit sind es nicht selten Ordensleute deutscher, französischer und flämischer Muttersprache gleichzeitig. Mindestens fünf Mal wird Gräfinthal in Kriegszeiten völlig zerstört, entsteht aber immer wieder neu aus den Ruinen. Noch im 18. Jahrhundert ist das Kloster ein bedeutender Wallfahrtsort auf dem Territorium des Herzogs von Lothringen.
Nach den Verwüstungen des dreißigjährigen Krieges begann mit der barocken Bauperiode eine Blütezeit für Gräfinthal. Bevölkerung und Adel gewähten Unterstützung. Vor allem der polnische Exil-König Stanislas Leszczynski im nahen Zweibrücker Exil erwies sich als Wohltäter. Er übereignete dem Konvent den goldenen Reichsapfel des Königreiches Polen, als Weihegabe an die Gottesmutter Maria, die in Gräfinthal verehrt wird. Seine jüngste Tochter wird Königin von Frankreich, Anna dagegen, die ältere, stirbt mit 18 Jahren und wird 1717 in der kaum vollendeten Prioratskirche bestattet. Noch einmal, im ausgehenden Barock, erfährt Gräfinthal eine kraftvolle religiöse und kulturelle Erneuerung.
Dann machen sich die verdorbenen Früchte eines ideologischen Liberalismus und Relativismus im Konvent bemerkbar. Der Zeitgeist der Aufklärung fordert seine Opfer. Reichsgräfin Marianne von der Leyen sieht die Krise und versucht Abhilfe zu schaffen. Sie verlegt mit römischer Erlaubnis 1787 den Konvent nach Blieskastel, wo er sich als Chorherrenstift konstituiert. Doch Revolution und Säkularisation besiegeln seinen Untergang. Die Mönche zerstreuen sich. Der letzte von ihnen, Frater Bernhard Jerusalem, kehrt ins Letschenbachtal zurück und stirbt in Gräfinthal im Januar 1823. Gräfinthal aber bleibt trotz Verfall und Ruin der stille Zufluchtsort vieler Beter. 1809 errichtet der Bürgermeister von Saargemünd, Jean Baptiste Mathieu, eine Kapelle im Ruinenbezirk für die vielen Wallfahrer, die weiterhin privat nach Gräfinthal kommen. Mathieu wird nach seinem Tode 1842 in Gräfinthal bestattet. Mehrmals im 19. und 20. Jahrhundert wird an Wiederaufbau gedacht. Nun ist die Kapelle seit 2017 restauriert.
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