Freitag, 24. Februar 2023

Bedeutende mittelalterlich Grabmale

Das Edo-Wiemken-Denkmal ist ein von 1561 bis 1564 geschaffenes Grabmal für Edo Wiemken den Jüngeren, den letzten männlichen Regenten der Herrschaft Jever. Das denkmalgeschützte Grabmal steht in der evangelisch-lutherischen Stadtkirche am Kirchplatz in Jever und befindet sich im Besitz des Landes Niedersachsen.

Das Edo-Wiemken-Grabmal ist eines der bedeutendsten Renaissancegrabmäler in Norddeutschland.

Maria von Jever ließ es für ihren Vater Edo Wiemken in den Jahren zwischen 1561 und 1564 von dem niederländischen Künstler/Handwerker Heino Hagart ausführen. Das Grabmal gilt als bedeutendes Zeugnis niederländischer Bau- und Schnitzkunst der Renaissance. Hagart war ein Schüler von Cornelis Floris II., einem bekannten Antwerpener Architekten und Bildhauer, dessen sogenannter Florisstil von seinen Schülern und Nachfolgern nicht nur in den Niederlanden, sondern auch nach Dänemark und über die Küstenländer der Ostsee, Norddeutschland, bis weit nach Süddeutschland verbreitet wurde.

Im Zentrum liegt der porträthaft dargestellte Häuptling auf einem Katafalk, über ihm erhebt sich eine kunstvolle Kuppel, die auf einem achteckigen Innenbau aufgesetzt ist. Sowohl durch die Vielfalt der verwendeten Materialien als auch durch die zahlreichen beigefügten Figuren ergibt sich für den Betrachter eine Bilderfülle.

Das Grabmal steht noch heute im Chor der Stadtkirche und kann durch eine Glasscheibe besehen werden.

Wahrscheinlich entstand es in Konkurrenz zu dem aufwändigen Grabmal in Emden, das Anna von Oldenburg 1548 für ihren verstorbenen Mann Enno II. von Ostfriesland in Auftrag gab.

Vermutlich ruht die 1575 verstorbene Maria von Jever unerkannt unter dem prachtvollen Denkmal ihres Vaters Edo Wiemken in der Stadtkirche. Fräulein Maria starb im Alter von 75 Jahren. Eine feierliche, große Beerdigung hat es nicht gegeben. Begraben wurde Maria in aller Heimlichkeit.

Das Grabmal überstand zwei Brände der Stadtkirche in den Jahren 1728 und 1959, da es früher nicht direkt zugänglich war, sondern sich hinter einer geschlossenen Steinwand befand. Die Steinmauer wirkte wie eine Brandmauer und rettete beide Male das Denkmal vor den Flammen.

Beim Wiederaufbau der Stadtkirche 1962–1964 wurde der ehemalige Chor in den neuen Kirchenbau einbezogen, indem man das neue Kirchengebäude vor den alten Chorteil setzte und die ursprüngliche Steinmauer durch eine Glastrennwand ersetzte, so dass das Grabmal heute während der Öffnungszeiten der Stadtkirche zu sehen ist.


Die von einem unbekannten Meister Mitte des 13. Jahrhunderts geschaffenen lebensgroßen Reliefsteine in der ehemaligen Klosterkirche Frauenroth (Gemeinde Burkardroth, Landkreis Kissingen), die das Stifterpaar darstellen, zählen zu den bedeutendsten bildhauerischen Meisterwerken jener Zeit und sind der wertvollste Kunstschatz der Rhön. Graf Otto von Bodenlauben-Henneberg, Kreuzritter und Minnesänger (seine Lieder sind in der Manesse-Handschrift aufgenommen, der Sammlung der bedeutendsten Dichtung des Mittelalters) und seine Gemahlin Beatrix von Courtenay, Tochter eines Fürstengeschlechts aus Palästina und zu ihrer Zeit als morgenländische Schönheit gepriesen, hatten nach ihrer Rückkehr aus dem heiligen Land das Kloster gegründet. Der Sage nach soll die Gründung an dem Ort erfolgt sein, an dem Burkhardrother Frauen den vom Wind weggetragenen Schleier der Gräfin gefunden haben. In der Wandnische im Hintergrund wird noch immer eine Attrappe des Legenden-Schleiers aufbewahrt.

Ein anderes beeindruckendes Doppelgrabmal finden wir in Friesland:

In Sankt Willehad in Accum (Schortens) sehen wir das Grabmal für den Häuptling Tido von Inn- und Kniphausen († 18. Februar 1565) und seine Frau Eva von Renneberg († 1579). Es befindet sich vorne in der Kirche neben dem hölzernen Abendmahltisch. Der Doppelgrabstein aus schwarzem Marmor ist ein Beispiel bester flämischer Renaissance-Porträtplastik.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen