Sonntag, 19. Februar 2023

Dornum in Ostfriesland, einer unserer Lieblingsorte an der Nordseeküste

Am historischen Alten Markt

Wir lieben diesen Ort, selbst in der Saison nicht überlaufen. So fahren wir bei jedem Nordseeaufenthalt immer wieder hin. Der Ort hat zwei Burgen, die Bningaburg und die Norderburg.


Das barocke Wasserschloß im historischen Ortskern: Das Schloß wurde im 14. Jahrhundert von Häuptling Hicko Kankena als Norderburg (so wird sie manchmal auch heute noch genannt) erbaut. Im 17. Jahrhundert baute Haro Joachim von Closter die Burg zu einer Vierflügelanlage mit Vorburg aus. Der Herrlichkeitsbesitzer hat das Schloss mit besonderen Portalen, Giebeldreiecken und Wappen verwandter Familien sowie Skulpturen und Sinnsprüchen ausgestattet.

Auf der Norderburg ereignete sich 1397 das wohl bekannteste – und auch literarisch verarbeitete – Familiendrama der ostfriesischen Geschichte: Der Sohn des Erbauers der Norderburg, Lütet, erschlug – angeblich auf Anraten seiner Schwiegermutter – seine Gemahlin Ocka wegen angeblicher Untreue und Aufsässigkeit. Daraufhin zeigte sich die Schwiegermutter Foelke Kampana, Ehefrau des Häuptlings Ocko II. tom Brok und im Volksmund die „Quade Foelke“ genannt, von ihrer starken Seite und übernahm kurzerhand die Burg. Sowohl Lütet als auch sein Vater wurden auf Befehl der Schwiegermutter enthauptet.

Die Schloßstraße führt durch das Torhaus von 1678 mit seinem Turmhelm von 1707 und endet auf dem weiten Platz der Vorburg, in dem ebenfalls die von alten Bäumen gesäumte barocke Schlossallee mündet. Der Platz ist von niedrigen Gebäuden umgeben, die einst Wirtschaftsgebäude und der Marstall waren. Vom Platz der Vorburg führt eine hölzerne Brücke über den das Schloss umgebenden Wassergraben zum Schlossportal. Über dem Portal befindet sich ein monumentaler Giebel, der in seinem Mittelpunkt Pallas Athene, die griechische Göttin der Weisheit und der Kriegskunst, zeigt.

Die Beningaburg ist eine mittelalterliche Niederungsburg. Nach der Legende erbaute zwischen 1375 und 1380 Olde Hero Attena von Dornum die Wasserburg.

Zwischen 1350 und 1400 zog die Häuptlingsfamilie der Attena nach Dornum und errichtete die Norderburg, die Oster- oder Beningaburg und die Westerburg.

In der sächsischen Fehde 1514 wurden die Burgen zerstört.

Die Beningaburg: Es war ein langer Weg durch die wechselvolle Geschichte alter ostfriesischer Geschlechter: In der 2. Hälfte des 14.Jahrhunderts erbaute Hero Attena die Burg. Sie war fast 100 Jahre im Besitz der Familie und wechselte durch Erbschaft zum Geschlecht Kankena, bis sie Anfang des 16.Jahrhunderts durch Heirat an die Beningas fiel. Nach der sächsischen Fehde wurde die Burg Mitte des 17. Jahrhunderts teilweise wieder aufgebaut und blieb bis Anfang des 19.Jahrunderts im Besitz der Familie Beninga. Von da ab bis heute wechselten mehrfach die Besitzer. Umgeben von alten Bäumen und dem Burggraben beherbergen die historischen Gemäuer der Beningaburg ein Hotel mit Restaurant. Die Bilder der Geschlechterfolge der Beningas sind im Ahnensaal der Burg zu besichtigen.

Die Westerburg wurde nach der sächsischen Fehde nicht wieder aufgebaut.

Sankt Bartholomäus Dornum - Mit der zweitgrößten Orgel Ostfrieslands und prachtvoller Kanzel -


Die aus Feldbrandsteinen gegen Ende des 13. Jahrhunderts gebaute Einraumkirche steht auf einer über 8 m hohen Warft (künstlich aus Erde aufgeschütteter Siedlungshügel, der dem Schutz von Menschen und Tieren bei Sturmfluten diente). Durch die damaligen technischen Möglichkeiten konnte der aufgeschüttete Untergrund nur unzureichend verdichtet werden und eignete sich dahert häufig nicht als Fundament für das gesamte Kirchengebäude. Aus diesem Grund ging man dazu über, Kirchenschiff und Glockenturm in größerem Abstand voneinander getrennt zu errichten. Beim Absinken der einen Gebäudesektion konnte so eine Destabilisierung der anderen weitestgehend vermieden werden.

Das Innere der Kirche hat die Familie von Closter gestiftet, die über 200 Jahre in Dornum residierte. Sehenswert sind die aus dem Jahr 1663 errichtete prachtvolle Kanzel, der Hochalter. Das Innere der Kirche besticht durch seine prächtige Ausstattung mit zahlreichen Emporen, den Herrenstühlen der alten Häuptlingsfamilien von Closter und Kankena, mit kostbaren Grabsteinen und Epitaphen und der reich verzierten Kanzel. Für ostfriesische Verhältnisse eher ungewöhnlich ist die Farbgebung des Innenraums, die den barocken Gesamteindruck des Kirchenraums stark hervorhebt.

Noch aus der Erbauungszeit der Kirche stammt der Taufstein aus Baumberger Sandstein mit einem Fries aus Weinranken und sechs Rundbogenarkaden. Zu den zahlreichen Grabplatten gehören die des Haro von Closter († 1568) und Gerhard II. von Closter († 1594), deren ganzfigurige Reliefs in dem belgischen Syenit hineingearbeitet wurden.

Prunkstück ist die 1997/98 renovierte Orgel. Sie wurde 1710/11 von dem Orgelbauer Gerhard von Holy, einem Schüler Arp Schnitgers geschaffen. Mit 32 Registern und 1770 Pfeifen ist sie die zweitgrößte historische Orgel Ostfrieslands und ist als "Instrument von Europäischer Bedeutung" eingestuft.

Die Häuptlingsgruft von Sankt Bartholomäus in Dornum - Im Grabkeller unter der Kirche befindet sich das Erbbegräbnis der Dornumer Häuptlinge.

Die Synagoge von Dornum

Die ehemalige Synagoge in Dornum ist die einzige weitgehend im Originalzustand erhaltene Ostfrieslands. Die Jüdische Gemeinde Dornum nutzte sie von 1841 bis zum 7. November 1938. Die letzten jüdischen Bewohner verließen Dornum 1940. Heute dient das Gebäude als Gedenkstätte und jüdisches Museum. Träger ist der Förderverein Synagoge Dornum.


Erstmals wird eine Synagoge in Dornum um 1730 erwähnt. Die heute noch erhaltene Synagoge in Dornum ließ die örtliche Gemeinde 1841 erbauen. Das Geld hierfür nahmen die Dornumer Juden bei einem christlichen Geldverleiher auf, wobei Häuser und Wertgegenstände der jüdischen Familien als Sicherheit angegeben wurden. In den folgenden fast 100 Jahren modernisierte die Gemeinde das Gebäude mehrfach. So erhielt die Synagoge im Jahre 1920 elektrisches Licht. Eine Heizung wurde jedoch nie eingebaut. Dies stellte in den Wintermonaten ein Problem dar, da der Boden nur aus gestampften Lehm bestand. In den Folgejahren verließen viele Juden den Ort aus wirtschaftlichen Gründen. Der Machtantritt der Nationalsozialisten verstärkte diesen Trend noch. Ende 1933 hatte bereits ein Drittel der Juden Dornum verlassen. Im August 1933 wurde die Hohe Straße, an der die Synagoge und viele jüdische Wohnungen lagen, in Adolf-Hitler-Straße umbenannt. Nach 1933 wurde die Synagoge in Dornum kaum noch genutzt, da die erforderliche Zahl von zehn männlichen Gottesdienstbesuchern für eine Minjan nicht mehr erreicht wurde. Wilhelm Rose, der letzte Gemeindevorsteher, verkaufte die Synagoge schließlich am 7. November 1938 für 600 Reichsmark an den örtlichen Tischlermeister August Teßmer, dessen Haus unmittelbar an das Synagogengebäude grenzte. Dieser nutzte das Gebäude fortan als Möbellager. Den Verkaufserlös, der für den jüdischen Hilfsverein bestimmt war, überwies Rose an das Landesrabbinat Emden. Während der Novemberpogrome 1938 drangen örtliche SA- und SS-Mitglieder in das Gebäude ein und entwendeten Einrichtungsgegenstände, die sie anschließend auf dem Marktplatz verbrannten.

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