Samstag, 5. Juni 2021

Marinestadt Wilhelmshaven


Marinestadt Wilhelmshaven: Wilhelmshaven ist seit Kaisers Zeiten Deutschlands bedeutendster Marinestandort.

1869 gründete König Wilhelm I. von Preußen, der spätere Kaiser, am Jadebusen eine Marinegarnison. Wegen des tiefen und breiten Fahrwassers der Jade war diese Stelle besonders geeignet. Bis heute ist die Hafenstadt der größte Marinestandort in Deutschland und besitzt den einzigen Tiefwasserhafen Deutschlands.


Ein Highlight der sog. "Maritimen Meile" ist das Deutsche Marinemuseum. Es dokumentiert die Geschichte der Marine von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute und informiert über den Alltag auf Schiffen und Booten. Der Museumsbau, eine ehemalige Scheibenhofwerkstatt aus dem Jahr 1888, ist eines der ältesten noch erhaltenen Werkstattgebäude der früheren Kaiserlichen Werft. Im Außenbereich des Museums stehen mehrere Schiffe, darunter ein begehbares U-Boot.

Historische Hülsenwerkstatt - Munitionsfabrik der Kaiserlichen Marine


Munition ist sehr gefährlich. Darum entstand das 100 ha umfassende Munitionsdepot etwas weiter entfernt vom Stadtkern Wilhelmshavens. Den Bereich zur damaligen Fertigung und Lagerung von Schiffsmunition findet man heute zwischen Planck- und Bunsenstraße. Auch Frauen fertigten dort Munition für Schiffsgeschütze.

Die 1905 erbaute Hülsenwerkstatt bildete den Eingang zum Marine-Artilleriedepot und wurde mit einer weitaus großzügigeren Architektur bedacht als alle anderen Gebäude an diesem Standort. Nach Nutzung als Herstellungsstätte zur Munitionsfertigung wurde das Depot nach dem Zweiten Weltkrieg aufgelöst.

Die Nordwestdeutsche Fahrzeugbau GmbH siedelte neben anderen privatwirtschaftlichen Firmen danach auf dem Gelände an. Das Unternehmen produzierte das Fuldamobil und den Schi-Stra-Bus. Heute sind circa 40 ha der ehemaligen Depotfläche bewaldet, das Gebäude der Hülsenwerkstatt besteht noch und wird seit den 1990er Jahren privatgewerblich genutzt.

Das Fort Mariensiel (Fort III) war als Bestandteil des Festungsplans Wilhelmshaven ein Fort zum Schutz des preußischen Kriegshafens in Wilhelmshaven. Ab 1876 wurden um Wilhelmshaven die drei neuen Forts errichtet. Es waren Fort Rüstersiel, Fort Schaar und Fort Mariensiel. Als Verteidigungslinie wählte man die Maade, ein Tief, das der Entwässerung des Gebietes dient. Das Fort Mariensiel besaß eine Bewaffnung von zehn 15cm-Kanonen L/28 und acht 12cm-Kanonen. Die Bauzeit fand zwischen 1876 und 1880 statt. Nach dem Ende des 1. Weltkrieges dienten das Fort und die Umgebung der Entschärfung ehemaliger Marinemunition. Dabei kam es am 17.12.1919 gegen 14.00 Uhr in einer Baracke in der Nähe des Forts zu einer gewaltigen Explosion. Dabei explodierten 40.000 15cm Granaten. Das Unglück kostete 27 Arbeitern das Leben. Es waren zu diesem Zeitpunkt keine fachkundigen Soldaten mehr für diese Arbeiten zu motivieren, so dass Privatfirmen recht leichtsinnig diese Arbeiten durchführten. Am 08.09.1920 erschütterte eine weitere Explosion das Fort, als man Seeminen zu entschärfen versuchte. Siebzehn Tote und zahlreiche Verletzte waren das Ergebnis.


Nach dem 2. Weltkrieg sind die wichtigsten Anlagen durch die Engländer gesprengt worden. Nur die ehemaligen Lagerräume des Artillerie- und Munitionsdepot waren vorhanden. Die sind vom Marinearsenal Wilhelmshaven bis 1994 als Außenlager genutzt worden. Heute befindet sich im ehemaligen Wachlokal ein Bürgertreff. Die Lagerräume werden von einer Baufirma genutzt.

Das Fort Schaar (Fort II) war als Bestandteil des Festungsplans Wilhelmshavens ein Fort zum Schutz des preußischen Kriegshafens in Wilhelmshaven. Es liegt im Stadtteil Aldenburg in der Nähe der Maade, etwas außerhalb des heutigen Stadtteils Schaar.


Das Fort hat einen halbmondförmigen Grundriss. Die Länge von Südwesten nach Nordosten beträgt 360 Meter und die Breite 210 Meter. Nach Nordwesten bieten ein Wall und eine bis zu 30 Meter breite Graft Schutz. Die ursprüngliche Höhe des Walls ist nicht mehr festzustellen, da er überbaut wurde, jedoch gibt es Reste mit einer Höhe von bis 2 Meter. Die Graft ist noch in einem guten Erhaltungszustand, sie wurde lediglich im Südosten verfüllt.


Das Fort wurde primär für die Ausbildung von Marineartilleristen benutzt, war jedoch während des Ersten Weltkrieges auch voll einsatzbereit. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das 8 Hektar große Areal bis 1974 in Privatbesitz. Es gab Überlegungen es als Campingplatz oder als Freizeitgelände zu nutzen. 1974 wurde es jedoch mit Einfamilien- und Reihenhäusern bebaut. Außerhalb des eigentliches Forts lassen sich zahlreiche Trümmerreste der Befestigungsanlagen des Fort direkt an der Graft finden.

Am Rande des Stadtparks liegt der Ehrenfriedhof. Er wurde in den Jahren 1912 bis 1914 als Begräbnisstätte der Marinegarnison geschaffen. Viele Jugendstilelemente sind auch heute noch sichtbar, so z.B. in der Kapelle und in Teilen der Heckenanpflanzungen. Der Ehrenfriedhof ist Ruhestätte der in den Seeschlachten des Ersten Weltkrieges gefallenen Marinesoldaten und von Gefallenen des Zweiten Weltkrieges.


Der Ehrenfriedhof geht auf Planungen des Hamburger Gartenbauarchitekten Leberecht Migge zurück, der ihn zusammen mit dem Stadtpark konzipierte. Viele der im Ersten Weltkrieg gefallenen Marinesoldaten, insbesondere die der Skagerrakschlacht, wurden hier beerdigt. Auf dem Friedhof gibt es Mahn- und Ehrenmale zur Erinnerung an die Toten, die auf verschiedenen Kriegsschiffen ums Leben kamen: dem Schlachtkreuzer Lützow, den Panzerschiffen Deutschland und Admiral Graf Spee, den Schlachtschiffen Tirpitz und Scharnhorst, den Zerstörern Leberecht Maass und Max Schultz, dem Flakkreuzer Medusa sowie für die gefallenen U-Boot-Fahrer beider Weltkriege. Des Weiteren befinden sich auf dem Friedhof auch zwei Grabstätten verstorbener sowjetischer Kriegsgefangener.

Der Ehrenfriedhof wurde inzwischen von der Stadt Wilhelmshaven als kommunaler Friedhof übernommen.


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