Freitag, 22. November 2019

Glasmacherei im Bitscherland


Die Kunst des Glasmachens gehört seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts zu den wichtigsten und erfolgreichsten Industriezweigen der Großregion. Die für die Glasherstellung benötigten Rohstoffe waren im Überfluss vorhanden, die jeweiligen Landesherren förderten die Ansiedlung der Glasmacher. Von Südlothringen aus verbreitete sich die Kunst des Glasmachens in Richtung Norden. Der Buntsandstein lieferte den Rohstoff für die Glasherstellung, der Wald den Brennstoff zum Schmelzen des Quarzsandes. Eine besondere Herausforderung für Regierende, Unternehmer und Arbeiter bedeutete die geopolitische Lage der Glashütten im Herzen Europas, zwischen deutschem und französischem Einflußbereich. Trotz der durch zahlreiche Kriege und Grenzverschiebungen erschwerten Bedingungen entstanden am Westrand der Vogesen und im Bitscher Land ab dem 18. Jahrhundert einige der wichtigsten, größten und innovativsten Glas- und Kristallglashütten Europas. Einige von ihnen setzen bis heute weltweit Qualitätsmaßstäbe in Handwerk und Design.

Goetzenbruck ist entstanden aus der Glasmacherei, die bis heute eine dominierende wirtschaftliche Rolle spielt. 1721 hatte Jean-Georges Poncet, Glasmacher aus Meisenthal, vom Lothringer Herzog Wald an der Götzenbrücke erhalten, um hier eine neue Betriebsstätte zu errichten. Herzog Leopold von Lothringen vermachte den Glasmachern das holzreiche Gebiet, um ihre expandierende, für das Herzogtum wichtige Industrie ausbauen zu können. Früh spezialisierte man sich auf die Fabrikation von Uhrenglas, allerdings waren im 19. Jahrhundert auch gläserne Statuetten der heiligen Jungfrau mit dem Kinde ein Verkaufsschlager. Seit 1925 stellte die Fertigung von Brillengläsern den Schwerpunkt dar. Schon damals wurden auch hochwertige Spezialgläser für industriellen und Laboratoriumsbedarf hergestellt. Letztere sind heute die wichtigsten Produkte, die am Standort Goetzenbruck der Sola Industries Optiques erzeugt werden.


Von Goetzenbruck nach Meisenthal


Internationales Glaskunstzentrum CIAV in Meisenthal


Der bekannte Jugendstil-Künstler Émile Gallé hat in Meisenthal gearbeitet und hier Objekte aus Glas hergestellt. Heute gibt es in Meisenthal ein Museum sowie ein Internationales Zentrum für Glaskunst (Centre International d'Art Verrier, CIAV), das u. a. mit der Hochschule der Bildenden Künste Saar zusammenarbeitet. Das CIAV ist insbesondere für den dort hergestellten Christbaumschmuck aus Glas berühmt. Angeblich geht diese Erfindung auf die Gegend von Meisenthal zurück, als im 19. Jahrhundert eine Ernte schlecht ausfiel und die bis dahin zum Schmuck des Weihnachtsbaums verwendeten Früchte knapp waren. Das Museum befindet sich im Maison du Verre et du Cristal, wo man auch Glasbläser bei der Arbeit beobachten kann.

Städteportrait Bitche (Bitsch)


Bitsch (deutsch und lothringisch; französisch Bitche) im Département Moselle (Lothringen). Bitche ist Sitz des Gemeindeverbandes Pays de Bitche (Bitscherland).

Die Kleinstadt Bitsch liegt unweit der Grenze zu Rheinland-Pfalz (20 km südlich von Hornbach, 30 km südlich von Zweibrücken und Pirmasens) und zum Saarland (30 km südöstlich von Blieskastel und 50 km von Saarbrücken).

Der Ort wird von einem Sandsteinplateau überragt, auf und in dem die Zitadelle von Bitsch errichtet wurde. Die Zitadelle wurde 1979 als Monument historique eingestuft und ist heute ein Freilichtmuseum. Die Stadt hat auch einen Anteil am Naturpark Nordvogesen.

Im 12. und 13. Jahrhundert gehörte Bitsch zum Herzogtum Lothringen. 1297 vertauschte Lothringen die Herrschaft an die Grafen von Zweibrücken-Bitsch, und Bitsch wurde somit Hauptort einer eigenständigen Herrschaft, bis die Linie 1570 ausstarb. Bitsch fiel nun im Erbgang an die lutherische Grafschaft Hanau-Lichtenberg. Jedoch wollte der Herzog von Lothringen als Lehnsherr über Bitsch das Lehen einziehen. Darüber kam es ab 1572 zu einem lange währenden Streit, der erst 1606 mit einem Vergleich beendet wurde. Bitsch fiel an Lothringen zurück und wurde in der Folge rekatholisiert. Im Dreißigjährigen Krieg wurden der Flecken und das Umland völlig verwüstet. 1680 besetzte Frankreich das Land. Der nun folgende Umbau und Neugestaltung der mittelalterlichen Burg zu einer neuzeitlichen Festung durch Vauban und die dauernde Präsenz französischer Truppenteile beeinflussten die Entwicklung des Ortes nachhaltig.

Im 17. und 18. Jahrhundert wurde Bitsch durch Kriege immer wieder schwer in Mitleidenschaft gezogen und wechselte mehrfach die Landeszugehörigkeit zwischen Lothringen und Frankreich, bis es nach dem Tod Stanislaus Leszczynskis, des letzten Herzogs von Lothringen, 1766 mit Lothringen an Frankreich fiel.

Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 verteidigte der Kommandant Colonel Louis-Casimir Teyssier die Zitadelle, die seit dem 8. August 1870 von bayerischen Truppen belagert wurde. Teyssier kapitulierte erst rund einen Monat nach dem Vorfrieden von Versailles am 25. März 1871. Die deutsche Armee erlaubte den ehrenhaften Abzug der französischen Soldaten unter Waffen.


"Flaveurs coquines" (Frivole Genüsse) nennt sich die Skulpturengruppe am Straßburger Tor - Ein von der Künstlerin Cléone gestalteter Garten -


Samstag, 16. November 2019

Klingenmünster in der Südpfalz


Burg Landeck bei Klingenmünster in der Südpfalz - Eine der bekanntesten Burgruinen in der Pfalz ist die Burgruine Landeck in Klingenmünster in der Pfalz. An der Stelle, an der die heutige Burgruine Landeck thront, nahm schon im 9. oder 10. Jh. die Festung Heidenschuh, eine mittelalterliche Fliehburg, ihren Platz ein. Die Festung Heidenschuh wurde abgelöst durch das Waldschlössl, einer Turmburg, die wahrscheinlich schon 1168 im Zuge einer Fehde zwischen Kaiser Barbarossa und den Grafen von Saarbrücken zerstört wurde.


Das Waldschlössl, dessen Aufgabe es war das Kloster Klingenberg zu beschützen, wurde von der Burg Landeck, die um 1170 erbaut worden ist, übernommen. Wie so oft in der Pfalz waren die kaiserlichen Lehnsherren die Grafen von Leiningen. Sie gründeten auf der Burg Landeck eien Seitenlinie, die aber bereits 1289 ausstarb. Daraufhin erbten die Grafen von Zweibrücken-Bitsch die Burg, bevor sie wenig später kurpfälzisch wurde. Das Bistum Speyer besaß bis 1709 einen Teil der Burganlage. Nachdem Landeck 1689 durch französische Truppen während des Pfalzkrieges zerstört worden ist, wurde sie dem Verfall ausgesetzt.

Erst 1964 sicherten umfangreiche Sanierungsarbeiten der Schlösserverwaltung in Zusammenarbeit mit dem 1881 gegründeten Landeckverein den Baubestand. Statt auf einem Felsen zu thronen, bestach der gut erhaltene Bergfried vielmehr durch seinen „Hohen Mantel“ aus Buckelquadern, der den Angreifern eine gewisse Undurchdringlichkeit suggerierte. Lediglich das Dach des Bergfrieds und die hölzerne Brustwehr der Mantelmauer fehlen heute. Seine Zinnen sind eine Neuerung aus dem Jahre 1910. Direkt am Bergfried befand sich der dreigeschossige Palas, von dem noch vier Fensternischen mit Sitzbänken und Balkenlöcher zu sehen sind. Die Burgruine Landeck stellt heute ein beliebtes Ausflugsziel dar. Die Burgschänke wird das ganze Jahr außer an Heiligabend bewirtschaftet.

Ehemaliges Kloster Klingenmünster

Ehemaliges Kloster Klingenmünster in der Südpfalz - zwar ist aus seiner Ursprungszeit nichts mehr vorhanden, aber es zählt zu den ältesten Klöstern Deutschlands.


Das Benediktinerkloster Klingenmünster “Clinga Monasterium”, 626 bis 1565, ist Namensgeber und Keimzelle des Ortes. Es handelt sich wahrscheinlich um das älteste der Urklöster Deutschlands. Da alle Dokumente beim Großbrand im Jahr 840 vernichtet wurden, bezieht man sich mit dem Gründungsjahr 626 auf eine Inschrift in einem Fundamentstein, der bei Umbauten im 18. Jahrhundert freigelegt wurde. Das Kloster soll auf Veranlassung des Merowingerkönigs Dagobert I. von iroschottischen Mönchen gegründet worden sein. Erste schriftliche Erwähnung findet sich in der „Fleidoliste„ des Klosters Reichenau als „de monasterio quod Clingo vocatur sive Plindinvelt„. Im Verbrüderungsbuch von St. Gallen wird es „de monasterio Clingone„ genannt.

Die Blütezeit des Klosters war zur Salier- und Stauferzeit ab ca. 850 bis ins 13. Jahrhundert Die Mönche rodeten das Land und bauten Fronhöfe und Siedlungen, Kirchen und Kapellen. Ausbauorte des Klosters sind unter anderem Pleisweiler-Oberhofen, Niederhorbach und Kapellen. Den Höhepunkt seiner Entwicklung mit hohem Stand an Bildung und Kultur hatte es unter Abt Stephan I. um 1100. Die Klöster bildeten damals die kulturellen und geistigen Zentren des Landes. Im Jahr 1223 sprach Papst Honorius St. Michael den besonderen Schutz des Klosters durch den Heiligen Stuhl aus. Zum Schutz der Abtei wurden im Verlauf der Jahrhunderte die drei Burganlagen Heidenschuh, Schlössel und Landeck errichtet.

Der Niedergang des Klosters begann 1491 mit der Umwandlung in ein weltliches Chorherrenstift durch Papst Innozenz VIII. Während der Bauernkriege um 1525 wurde das Stift geplündert und mit Einführung der Reformation durch Kurfürst Friedrich III. im Jahr 1567 säkularisiert. Später wurde es wieder rekatholisiert, mehrfach umgebaut, teilweise abgerissen und erneut säkularisiert. 1928 wurden Grabungen durchgeführt und die Basis der nördlichen Westsäulen des Schiffes freigelegt sowie der Boden entwässert.

Erhalten sind bauliche Reste des Kirchenbaus von 1100: Das romanische Westwerk, die Doppelturmanlage mit Spindeltreppen, eine spätromanische Emporenkapelle und die Verbindung zum Abtshaus. Malereireste findet man nur noch über dem Chorbogen an der Ostwand (Umrisse einer Maria mit Kind). Ein ehemaliges südliches Querschiff (früher mit Apsis) ist heute Sakristei. Reste des Ostflügels (Dormitoriumstür), renoviert 1990. Südlich zwischen den Hauptgebäuden schließt der ehem. Kreuzgang an die Kirche an. Es sind nur einige romanische Reste erhalten (zweiteilige Rundbogenarkade, Mittelsäulen mit Eckknollenbasis und Würfelkapitellen). Im Jahr 2001 wurde ein neues Kirchenfenster eingebaut, das der brasilianische Künstler „Sarro„ gestaltet hat. Die Klosteranlage war von einer schützenden Mauer umgeben. Mauerreste aus dem 13. Jahrhundert befinden sich an der Nordseite, entlang des Klingbachs, zwischen Stiftsschaffnei und Pfarrgarten. 1996 wurde der ehemalige Klostergarten wieder als Kräutergarten angelegt.

Fahrt von Pleisweiler nach Klingenmünster


Fahrt durch Klingenmünster




Donnerstag, 14. November 2019

Wiederansiedlung von Luchsen im Pfälzerwald


Wiederansiedlung von Luchsen im Pfälzerwald

Nach umfangreichen Vorbereitungen wurden die ersten drei Luchse im Juli 2016 im Pfälzerwald freigelassen; 17 weitere folgten bisher und mindestens 10 Jungtiere wurden 2017, 2018 und 2019 in der neuen Heimat geboren. Insgesamt ist geplant, 20 Luchse in der Schweiz und der Slowakei zu fangen und umzusiedeln. Die freigelassenen Luchse erhalten alle ein GPS-Sendehalsband. Ein umfangreiches Monitoring begleitet die Wiederansiedlung. Eine breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit und ein kontinuierlicher Austausch mit den Interessensgruppen in Deutschland und Frankreich begleiten das Projekt. Eine Gefahr für Menschen geht von den heimlich lebenden Luchsen nicht aus. Waldbesucher jeden Alters können sich nach wie vor unbeschwert im Wald bewegen.

Das Projekt wird auch finanziert mit Mitteln aus dem europäischen Finanzierungsinstrument LIFE, mit dem Projekte zum Schutz bedrohter Lebensräume und Arten innerhalb des NATURA 2000-Netzes kofinanziert werden.

Die Ohren drehen sich im Wind nach links und rechts, hellbraune Augen schauen neugierig umher, geduckt schreitet ein Luchs über den mit Blättern bedeckten Waldboden. Ein ebenso phantastisches wie seltenes Bild im Pfälzerwald. Gut erkennt man seine sogenannten Pinsel an den Ohren, die ihn unverwechselbar machen. Auch sein Backenbart und sein kurzer Schwanz mit schwarzer Spitze sind charakteristische Merkmale. Mit seiner Körperlänge von 80 bis 120 Zentimetern hat er ungefähr die Größe eines Schäferhundes, ist jedoch mit 15 bis 30 Kilogramm wesentlich leichter.

Die Idee der Wiederansiedelung bestand schon seit den 70er Jahren im Pfälzerwald. Der Verein „Luchsprojekt Pfälzerwald/ Vosges du Nord“ hatte die Idee 2010 erneut aufgegriffen und den Wunsch an die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz herangetragen, erzählt Idelberger. Im Austausch mit verschiedenen Interessengruppen beantragte die Stiftung 2013 das LIFE Projekt bei der EU. Im Januar 2015 wurde das Projekt zusammen mit weiteren Projektpartnern und Unterstützern offiziell gestartet.


Zum Projekt gehört auch ein "Luchs-Parlament", in diesem Projektbeirat sitzen regionale Vertreter aus den Bereichen Jagd, Nutztierhaltung, Tourismus, Naturschutz. Wenn die Luchse Schafe oder andere Nutztiere reißen, gibt es den Managementplan des Landes Rheinland-Pfalz, der Entschädigungen für die Halter und Präventionsmöglichkeiten regelt. Nutztierübergriffe sind beim Luchs jedoch selten, Luchse fressen hauptsächlich Rehe.


Das Haus der Nachhaltigkeit in Johanniskreuz, ein Infozentrum der Landesforsten Rheinland-Pfalz


Das Schloß von Trippstadt - Sitz der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft der Landesforsten Rheinland-Pfalz