Donnerstag, 21. April 2022

Im Sickinger Land

Burg Nanstein - Wahrzeichen der Sickingenstadt Landstuhl - Früher ein wehrhafter Schutz für Land und Leute, ist die Burg heute das Wahrzeichen der Stadt Landstuhl. Burg Nanstein bei Landstuhl (Pfalz), eine der Burgen des Franz von Sickingen, des "Letzten Ritters". Auf der Nanstein fand Franz von Sickingen während einer Belagerung den Tod.


Auf einem Felssporn des Kahlenbergs über der Stadt Landstuhl im Kreis Kaiserslautern thront die mächtige Burgruine Nanstein. Ähnlich zahlreichen anderen Burgen im Pfälzerwald liegt die Hauptburg auf einem hohen Sandsteinfelsen, der seinerseits mit ausgehöhlten Felskammern versehen ist. In einer davon starb Franz von Sickingen während einer Belagerung durch gleich drei große Reichsfürsten. Um den Sandsteinfelsen herum gruppieren sich die Überreste der Wohn- und Wirtschaftsgebäude der Unterburg.

Zu ihren Glanzzeiten war die Burg gegen Angreifer gut gerüstet. Die ehemals mehrgeschossige Geschützbastion, die 1983 teilweise neu aufgemauert worden ist, stellte an der Berg- und Angriffsseite ein großes Hindernis dar. Westlich davon sorgten ein kleines Rondell aus dem 16. Jahrhundert. sowie eine nicht mehr vorhandene Bastion und die Toranlage für einen weiteren Schutz der Vorburg. An deren östlicher Schmalseite sind Reste einer gotischen Kapelle und eines Wohnbaus zu sehen. Anstelle der Vorburg befindet sich hier heute eine Gaststätte mit einer Aussichtsterrasse. Die heute sichtbare Hauptburg spiegelt überwiegend die letzte große Ausbauphase aus dem 15. und 16. Jahrhundert wider, als die Anlage unter den Nachfahren Franz von Sickingens schloßähnlich ausgebaut wurde. Auf ihrem Burghof finden alljährlich im Sommer Freilichtspiele statt.

Die mittelalterliche Burg Nanstein hoch über der Stadt Landstuhl in der Westpfalz (Rheinland-Pfalz) stammt aus dem 12. Jahrhundert. Ihre heutige Bekanntheit verdankt sie einem späteren Eigentümer, dem rebellischen Ritter Franz von Sickingen, der 1523 bei der Belagerung und Beschießung der Burg den Tod fand.

Die Burgruine Nanstein liegt oberhalb der Sickingenstadt Landstuhl und am Rande des Pfälzerwaldes. Sie gehört zu einem Ring von Burgen, die dem Schutz der Kaiserpfalz in Kaiserslautern dienten. Der “letzte Ritter” Franz von Sickingen (1481-1523) baute die Burg zur Kanonenburg um. Franz von Sickingen ist eine der schillerndsten Gestalten an der Schwelle zur Neuzeit. Er führte Fehden in bisher unbekanntem Ausmaß und forderte mit ihnen die große Politik heraus. Er förderte die Humanisten und die neuen Ideen der Reformation. Und auch wenn er am Ende Opfer seiner übergroßen Ambitionen wurde: Als Ritter, der Kaiser und Fürsten die Stirn bot, blieb er im Bewußtsein der Region verankert.

Auf der Sickinger Höhe

Die Sickinger Höhe (früher auch "Landstuhler Höhe") ist eine Landschaft im südwestlichen Rheinland-Pfalz. Als Naturraum gehört die Sickinger Höhe zur Westricher Hochfläche. Der Name erinnert an die ehemalige Zugehörigkeit zentraler Teile des Gebiets zur Herrschaft Landstuhl im Besitz der Herren von Sickingen.


Der jüdische Friedhof von Wallhalben auf der Sickingerhöhe

Der Jüdische Friedhof in Wallhalben, einer Ortsgemeinde im rheinland-pfälzischen Landkreis Südwestpfalz, wurde 1896 angelegt. Der jüdische Friedhof an der Hauptstraße, am Westrand des kommunalen Friedhofs, ist ein geschütztes Kulturdenkmal.

Zuvor wurden die Toten der jüdischen Gemeinde Wallhalben auf dem jüdischen Friedhof Herschberg beigesetzt.

Auf dem Friedhof in Wallhalben mit einer Fläche von 3,5 Ar sind heute noch 14 Grabsteine erhalten.

Mariä Himmelfahrt in Labach:

Die katholische Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Labach liegt in der Ortsgemeinde Knopp-Labach etwa 10 Kilometer südwestlich von Landstuhl. Das Gotteshaus gilt als eine der „interessantesten und malerisch reizvollsten Dorfkirchen der Pfalz“. Der angrenzende Kirchhof wird als „mustergültige Friedhofsanlage“ bezeichnet.

Die Anfänge der gotischen Kirche in Labach sind nicht genau bekannt. In einem Schriftstück aus dem Jahr 1309 wird Labach bereits als Amts- und Pfarrort mit einer eigenen Pfarrkirche genannt. Kirchenexperten gehen davon aus, dass vor dem heutigen gotischen Kirchenbau bereits um 1300 ein romanisches Bauwerk an gleicher Stelle existierte. Grund für die Annahmen ist der Fund von Skelettüberresten im Kirchturm, in der Sakristei sowie im Altarbereich im Jahre 1886. Diese lassen vermuten, dass darunter früher ein Friedhof lag, der zu einem nebenstehenden Gotteshaus gehörte. Es wird also davon ausgegangen, dass der älteste Teil der Kirche der Seitenchor der heutigen Kirche ist, welcher einst als freistehende Kapelle oder als Turm diente. Auf dem Dach befand sich vermutlich ein Dachreiter mit zwei Glocken. Erkennbar ist dies an den zwei Löchern in der Decke des Seitenchores, durch welche die Glockenseile geführt wurden.

Der pfälzische Reichsritter und Anführer der rheinischen und schwäbischen Ritterschaft Franz von Sickingen (1481-1523) nahm als Anhänger der Reformation den evangelischen Glauben an. Ab 1520 wurde so auch in der Labacher Kirche der „neue“ Glauben gepredigt. Ein Nachfolger Franz von Sickingens besaß im Gegensatz zu ihm den katholischen Glauben, woraufhin dieser ab 1669 für die Labacher Kirche das Simultaneum einführte. Der Seitenaltar wurde den Katholiken und der Choraltar den Protestanten zugesprochen. Im Jahr 1709 wurden allerdings die Protestanten aus der Kirche vertrieben, woraufhin ein über vier Jahrzehnte andauernder Rechtsstreit in Gang gesetzt wurde. Das Reichskammergericht konnte den Streit schlichten und führte erneut das Simultaneum für die Labacher Kirche ein, welches bei einer gemeinsamen Kirchenfeier 1749 bekräftigt wurde.

Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) führte zu einer starken Zerstörung des Kirchengebäudes. Wahrscheinlich verfügte deshalb die Kirche über 100 Jahre lang über kein Dach. Erst im 18. Jahrhundert fand eine Restaurierung der Kirche statt, bei der einige Fenster vermutlich im barocken Stil eingebaut wurden. 1886 wurden diese allerdings gegen neugotische Spitzbogenfenster eingetauscht.

Das Wallhalber Mühlental


Die Weihermühle wurde vermutlich zwischen 1400 und 1450 als Mahlmühle erbaut. An dem Weg von Herschberg nach Höheinöd legten die Leininger Grafen an der Furt einen Fischweiher an. In der Nähe wurde bald darauf die Odenbacher Mühle, die heutige Weihermühle, errichtet. Seit 1928 dient die Mühle als Gastwirtschaft.

Die Kneispermühle wurde 1440 erstmals urkundlich erwähnt und ruht wie ein verwunschenes Kleinod mitten im Pfälzerwald. Die Mühle ist für das hervorragende Essen in uriger Atmosphäre, den herrlichen Biergarten unter alten Kastanienbäumen und die individuell eingerichteten Gästezimmer bekannt. Mittwoch Ruhetag, Donnerstag Schlachtfest.

Montag, 18. April 2022

Dornum, Idylle in Ostfriesland

Die Bockwindmühle in Dornum im Landkreis Aurich wurde 1626 erbaut und ist damit die älteste erhaltene Windmühle Ostfrieslands. Sie entstand während des Dreißigjährigen Krieges, kurz nachdem die Truppen des Grafen von Mansfeld die Grafschaft Ostfriesland besetzt hatten (1622–1624).


Dornum in Ostfriesland. Der Ort hat zwei Burgen, einen alten jüdischen Friedhof und eine Windmühle. Die Gastronomie ist ausgezeichnet. Ein idyllischer und malerisches kleines Dorf zum Urlaub machen an der Nordseeküste.


Sankt Bartholomäus Dornum - Mit der zweitgrößten Orgel Ostfrieslands und prachtvoller Kanzel: Das Innere der Kirche hat die Familie von Closter gestiftet, die über 200 Jahre in Dornum residierte. Sehenswert sind die aus dem Jahr 1663 errichtete prachtvolle Kanzel, der Hochalter. Das Innere der Kirche besticht durch seine prächtige Ausstattung mit zahlreichen Emporen, den Herrenstühlen der alten Häuptlingsfamilien von Closter und Kankena, mit kostbaren Grabsteinen und Epitaphen und der reich verzierten Kanzel. Für ostfriesische Verhältnisse eher ungewöhnlich ist die Farbgebung des Innenraums, die den barocken Gesamteindruck des Kirchenraums stark hervorhebt.

Prunkstück ist die 1997/98 renovierte Orgel. Sie wurde 1710/11 von dem Orgelbauer Gerhard von Holy, einem Schüler Arp Schnitgers geschaffen. Mit 32 Registern und 1770 Pfeifen ist sie die zweitgrößte historische Orgel Ostfrieslands und ist als "Instrument von Europäischer Bedeutung" eingestuft.

Eine Bodentür vor dem Hochaltar birgt einen kulturhistorischen Schatz. Im Grabkeller unter der Kirche befindet sich das Erbbegräbnis der Dornumer Häuptlinge. Eine kleine Treppe führt in den Vorraum der Kirchengruft. In der anschließenden Krypta wurden von 1595 bis 1728 Angehörige der Herrschaftsfamilie von Closter bestattet. Acht der ursprünglich 12 Särge konnten im Zuge der Restaurierung 2011 wieder rekonstruiert werden, darunter zwei Kindersärge.


Die ehemalige Synagoge in Dornum ist die einzige weitgehend im Originalzustand erhaltene Ostfrieslands. Die Jüdische Gemeinde Dornum nutzte sie von 1841 bis zum 7. November 1938. Die letzten jüdischen Bewohner verließen Dornum 1940. Heute dient das Gebäude als Gedenkstätte und jüdisches Museum. Träger ist der Förderverein Synagoge Dornum.

Erstmals wird eine Synagoge in Dornum um 1730 erwähnt. Die heute noch erhaltene Synagoge in Dornum ließ die örtliche Gemeinde 1841 erbauen. Das Geld hierfür nahmen die Dornumer Juden bei einem christlichen Geldverleiher auf, wobei Häuser und Wertgegenstände der jüdischen Familien als Sicherheit angegeben wurden. In den folgenden fast 100 Jahren modernisierte die Gemeinde das Gebäude mehrfach. So erhielt die Synagoge im Jahre 1920 elektrisches Licht. Eine Heizung wurde jedoch nie eingebaut. Dies stellte in den Wintermonaten ein Problem dar, da der Boden nur aus gestampften Lehm bestand. In den Folgejahren verließen viele Juden den Ort aus wirtschaftlichen Gründen. Der Machtantritt der Nationalsozialisten verstärkte diesen Trend noch. Ende 1933 hatte bereits ein Drittel der Juden Dornum verlassen. Im August 1933 wurde die Hohe Straße, an der die Synagoge und viele jüdische Wohnungen lagen, in Adolf-Hitler-Straße umbenannt. Nach 1933 wurde die Synagoge in Dornum kaum noch genutzt, da die erforderliche Zahl von zehn männlichen Gottesdienstbesuchern für eine Minjan nicht mehr erreicht wurde. Wilhelm Rose, der letzte Gemeindevorsteher, verkaufte die Synagoge schließlich am 7. November 1938 für 600 Reichsmark an den örtlichen Tischlermeister August Teßmer, dessen Haus unmittelbar an das Synagogengebäude grenzte. Dieser nutzte das Gebäude fortan als Möbellager. Den Verkaufserlös, der für den jüdischen Hilfsverein bestimmt war, überwies Rose an das Landesrabbinat Emden. Während der Novemberpogrome 1938 drangen örtliche SA- und SS-Mitglieder in das Gebäude ein und entwendeten Einrichtungsgegenstände, die sie anschließend auf dem Marktplatz verbrannten.


Dornumersiel und Neßmersiel an der Nordsee (Ostfriesland) - Ortsteile von Dornum -


Dornumersiel ist ein Ortsteil der Gemeinde Dornum in Ostfriesland. Dornumersiel liegt unmittelbar an der Nordseeküste.

Der Sielort ist einer der ältesten Häfen an der ostfriesischen Küste. Die Besiedelung des Ortes begann wahrscheinlich im 15. Jahrhundert. Nachdem in der St.-Peters-Flut am 22. Februar 1651 ein an der Küste gelegener Sielort, das später so genannte Altensiel, zerstört wurde, wurden 1653 unmittelbar nebeneinander das Dornumer und das Westeraccumer Siel angelegt. Einst trennte hier die Grenze Ostfriesland und das Harlingerland. Die beiden Orte Dornumersiel und Westeraccumersiel konnten erst nach Eindeichung der Polder entstehen. Eine erste urkundliche Erwähnung des Dorfes datiert auf das Jahr 1684. 1717 wurden sie durch die Weihnachtsflut fast vollständig vernichtet. Heute ist Dornumersiel ein Küstenseebad.

In Dornumersiel zeigt die Figurengruppe „He is buten bleven“ (er ist draußen geblieben) die Lebenswirklichkeit der Menschen an der Nordsee. Die traurig melancholische Skulptur zeigt eine Seemannsfrau mit ihrem Kind, deren Mann „auf See geblieben“ ist. Christian Eisbein (* 5. Juli 1917 in Halle (Saale); † 1. Juli 2009 in Westerholt, Ostfriesland) schuf die Skulptur.

Auch Neßmersiel ist ein Ortsteil der Gemeinde Dornum im Landkreis Aurich in Niedersachsen.

Neßmersiel liegt etwa fünf Kilometer nordwestlich von Dornum. Das Dorf besteht hauptsächlich aus Ferienhäusern. Es grenzt unmittelbar an die Nordsee und liegt direkt hinter dem Deich. Das gemütlich gelegene Sieldorf liegt im Schutze der Deiche (Seedeich, alter Westerdeich und alter Osterdeich), am Nationalpark Niedersächsiches Wattenmeer, Weltnaturerbe. Südlich der Ortschaft entlang verläuft die Störtebekerstraße.

Der ursprüngliche um 1570 errichtete Hafen, von dem aus Getreide und Raps nach Bremen, Hamburg, den Niederlanden und Norwegen verschifft wurde, verschlammte durch die Eindeichung zur Landgewinnung und musste gegen 1700 aufgegeben werden. Er wurde näher zur See verlegt, doch 1930 war er auch nicht länger zu befahren. Erst 1969/70 errichtete man einen Fährhafen, von dem aus Baltrum angefahren wird.

Nordsee-Urlaub: Alexandra's Café in Dornumersiel (in den Jahren 2019 und 2020)




Donnerstag, 14. April 2022

In und um Leer

Leer, das Tor Ostfrieslands - Leer liegt im äußersten Nordwesten der Bundesrepublik in unmittelbarer Nähe zur niederländischen Grenze und nahe der Emsmündung in die Nordsee. Durch ihren Seehafen ist die an Ems und Leda gelegene Stadt seit Jahrhunderten vom Handel und der Seefahrt geprägt. Sie ist einer der größten deutschen Reederei-Standorte. Sie bezeichnet sich als Tor Ostfrieslands und liegt an Kreuzungspunkten der Verkehrsträger Straße, Schiene und Fluss. Die Altstadt gilt wegen des guten Erhaltungszustands ihrer historischen Häuser als die „wertvollste“ der Region. Leer ist Sitz des Landeskirchenamtes der Evangelisch-reformierten Kirche, des Kommandos Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst der Bundeswehr und Unternehmenssitz der Bünting-Gruppe. In Leer befindet sich der 'Fachbereich Seefahrt' der Hochschule Emden/Leer. Im späten 14. und frühen 15. Jahrhundert war Leer durch den Häuptling Focko Ukena ein politisches Zentrum Ostfrieslands. Zur Stadt erhoben wurde Leer aber erst 1823. Zuvor galt der Ort als Marktflecken, hatte aber schon lange vor der Verleihung des Stadtrechts städtische Züge angenommen. Wahrscheinlich lässt sich der Name der Stadt Leer von dem urgermanischen Wort „hlér“ („Weideplatz“) ableiten.


Schloß & Park Evenburg

Inmitten eines malerischen Englischen Landschaftsgartens liegt das Schloß Evenburg in Leer. Das malerischste Wasserschloss in Niedersachsen wurde von einem niederländischen Kommandanten in den 1630er Jahren erbaut.

1861/62 wurde das Renaissance-Schloss allerdings weitgehend abgerissen und durch einen pittoresken neugotischen Neubau ersetzt.


Das Kulturdenkmal besteht aus Schloß, Vorburg und Park. In der Gesamtheit stellt die Anlage ein einmaliges Kunstwerk im Nordwesten Deutschlands dar.

Schloßherr ist der Landkreis Leer – aber erst seit 1975.

Die Evenburg hatte über Jahrhunderte der Familie der Grafen von Wedel gehört. Sie sieht heute anders aus als bei ihrer Entstehung. Erst seit 1861 zeigt die Evenburg von innen und außen ein neugotisches Gesicht und umgab sich mit einem englischen Landschaftsgarten – so wie es damals Mode war.

Der Landkreis sicherte ab 1975 zunächst die Bausubstanz, ehe er ab 1998 das Baujuwel samt englischem Landschaftsgarten eindrucksvoll sanieren lässt. Heute zeigt sich der Park mit seinem alten Baumbestand wieder in einem sehr gepflegten Zustand.

Bis zu ihrem Umzug nach Nürnberg 1994 hat meine Frau (damals noch meine Freundin) in der Evenburgallee gewohnt.

Da sie keine "eingeborene" Leeranerin ist und die Evenburgallee von der Bundesstraße nach Papenburg zerschnitten wird kannte sie die Evenburg garnicht. 2017 haben wir beide dann das erste Mal gemeinsam die Evenburg besucht.

Von der Evenburg ist es nicht weit zu einer weiteren Leeraner Attraktion: Europas ältester handgezogener Wagenfähre.

Mit der Punte uber die Jumme bei Leer in Ostfriesland

Seit 450 Jahren überquert eine handgezogene Wagenfähre den Fluß Jümme bei Leer in Ostfriesland.


Die Pünte mit dem Auto zu benutzen ist ein echtes Abenteuer, denn Auf- und Abfahrt sind steil und eng. Besonders beim Verlassen der Fähre muss man aufpassen, nicht aufzusetzen. Speziell an Tagen (bzw. zu Tageszeiten), wenn die gezeitenabhängige Jümme weniger Wasser führt.

Die Pünte ist die letzte per Hand gezogene Wagenfähre Europas!

Seit über 450 Jahren überquert die handgezogene Fähre (Treidelpünte) am Zweistrom von Leda und Jümme in Wiltshausen die Jümme. Schon im Jahre 1562 wurde die Pünte schriftlich erwähnt, und ihre Bauform ist die gleiche geblieben wie damals. Nur die heutigen Besucher unterscheiden sich von der handbetriebenen Fähre sehr von denen, die vor 450 Jahren in diese Gegend kamen. Damals war die "Pünte" ein wichtiges Verbindungsglied zwischen dem Land diesseits und jenseits der Jümme und Leda, denn es führten keine Brücken über diese Flüsse. Also verlief der Haupthandels- und Reiseweg von Westfalen nach Ostfriesland eben über die Treidelpünte bei Amdorf-Wiltshausen, am sogenannten Lüdeweg, der über Backemoor zu dieser Stelle an den Zweistrom (Leda-Jümme) führte. Wie viele Reise- und Postkutschen einst diesen Weg über die Pünte nahmen kann man kaum erahnen. Heute, nach über 450 Jahren, ist die Pünte mindestens noch so bekannt wie damals, wenn auch nicht mehr von einer dermaßen verkehrsstrategischen Bedeutung. Sie dient nunmehr als Attraktion für Urlauber und Einheimische gleicher Maßen.

Eine Pünte ist ein Schiff ohne Motorantrieb und damit ein spezieller Prahm. Es wird von Menschenhand mit einer Kurbel oder von Pferden vom Ufer aus durch das Wasser gezogen. Heute werden Pünten fast ausschließlich als Fähren eingesetzt.

Die älteste noch in Betrieb befindliche handgezogene Fähre Mitteleuropas ist die Pünte in Wiltshausen, welche die Jümme an der Mündung in die Leda überquert.

Die Pünte wird bereits 1562 zum ersten mal urkundlich erwähnt. Sie wurde zuletzt bis 1975 vom Landkreis betrieben und dann aus Kostengünden eingestellt. Bei der Bekanntgabe der Schließung 1974 formierte sich sofort eine Bewegung unter den Bürgern zum "Verein zur Förderung und Erhaltung der historischen Pünte als Denkmal auf dem Wasser e.V." (Pünten-Verein), der den Fährbetrieb 1988 wieder aufnahm. 2002 wurde die Pünte unter Denkmalschutz gestellt.

Wenn es Flut ist, das Wasser in der Jümme hineindrückt, hängen die Fährmänner das schwere stählerne Fährseil auf zwei Rollen auf der Fähre – an jener Seite, von wo die Flut kommt. Wenn es Ebbe ist, das Wasser aus der Jümme zur See gezogen wird, bringen sie das Seil auf die Rollen auf der anderen Seite der Fähre. Immer dahin, woher das Wasser kommt. Ebbe und Flut wechseln wie an der Nordsee grob alle 6 Stunden. Als es noch keine Motoren gab, nutzten die Schiffer diese Tiden. Das starke stählerne Fährseil ist von Ufer zu Ufer gezogen, so lose, dass es auf den Flussboden sinken kann, wenn die Fähre nicht in Betrieb ist. Hängt die Fähre bei der Überfahrt an, ziehen die Fährleute an diesem Seil die Fähre mit ihrer Fracht über den Strom. Die Fracht? Früher waren es Pferdefuhrwerke, Kühe, Menschen mit Fahrrädern oder Handkarren.

Montag, 11. April 2022

Residenzstadt Jever

Der Sagenbrunnen am „Alten Markt“ wurde 1995 von Bonifatius Stirnberg aus Aachen entworfen und gebaut. Der Brunnen zeigt Figuren aus fünf regional bekannten Sagen. Zu sehen ist das Frl. Maria von Jever, die der Sage nach nicht starb, sondern durch einen unterirdischen Gang beim Schloss Jever verschwand und irgendwann wiederkehren soll. Eine weitere Figurengruppe zeigt den Grafen Anton-Günter von Oldenburg mit seinem Apfelschimmel „Kranich“. Das Lieblingspferd des Grafen soll ihm das Leben gerettet haben, als bei einem Ausritt der beiden zur Insel Wangerooge dichter Nebel aufkam und der Graf die Orientierung verlor. Trotz gefährlich steigender Flut brachte das Pferd den Grafen wieder sicher ans Festland. Der große, weiße Scheeper Hase stieß angeblich nicht ganz nüchterne Bauern in den Graben. Das Hexenschiff zeigt zwei Hexen aus dem benachbarten Butjadinger Land, die der Sage nach mit Milchsieb als Boot und Kuhrippen als Ruder nach ihr Unwesen bei den Fischern des Jeverlandes trieben. Die Gudrunsage aus dem 9. Jahrhundert berichtet vom dänischen Sänger Horand, der gen „Givers“ auf dem Sande ritt. Dies ist angeblich die erste Nennung von Jever. Der Sagenbrunnen auf dem Alten Markt in Jever wurde im Jahre 1995 vom Friesischen Brauhaus zu Jever gestiftet.


Die Stadt Jever im nordwestlichen Winkel des Landes Niedersachsen ist eine Stadt mit circa 14.300 Einwohnern. Als Mittelzentrum und Sitz der Verwaltung des Landkreises Friesland hat sie für die gesamte umliegende Region eine besondere Bedeutung. An den zahlreichen historisch wertvollen Baudenkmälern, Kunstwerken und Sehenswürdigkeiten wird sichtbar, dass Jever auf eine fast 1000-jährige Geschichte zurückblicken kann, in der die Herrscher häufig wechselten.

Die Zeit der friesischen Freiheit mit gewählten Richtern wurde Ende des 14. Jahrhunderts durch die Häuptlingsherrschaft abgelöst. Unter der Herrschaft der letzten Häuptlingstochter, Fräulein Maria, wurden Jever im Jahre 1536 die Stadtrechte verliehen. Nach dem Aussterben dieser Dynastie fiel Jever an die Grafschaft Oldenburg und Mitte des 17. Jahrhunderts an Anhalt-Zerbst. Während des Wechsels vom 18. in das 19. Jahrhundert stand Jever unter der Oberhoheit der Kaiserin bzw. des Kaisers von Russland. Anschließend folgten die Zeiten unter holländischer, französischer und erneut russischer Herrschaft bis Jever 1818 schließlich wieder an das Großherzogtum Oldenburg zurückfiel.

Jever - Schloß und Schloßpark - Das Schloss Jever in Jever in Niedersachsen gründet auf einer Burg der Ostfriesischen Häuptlinge und war der Sitz der Herrschaft Jever. Es ist das bedeutendste profane Bauwerk der Stadt.


Umgeben von einem idyllischen englischen Garten zählt das Schloss Jever zu den schönsten Baudenkmälern in Nordwestdeutschland. Es geht auf eine Wehranlage des späten 14. Jahrhunderts zurück, die unter Maria von Jever (1500-1575) maßgeblich ausgebaut wurde. Als Herrschersitz des Jeverlandes kommt dem Schloss besondere historische Bedeutung zu.

Nach dem Tod Marias von Jever fiel das Jeverland – und damit auch das Schloss – an die Grafen von Oldenburg. Diese veränderten an der äußeren Gestalt des Schlosses nur wenig, ließen allerdings ihr Wappen als weithin sichtbares Zeichen in den Schlossturm ein. Über die Oldenburger Linie ging die kleine Herrschaft Jever 1667 an die Fürsten von Anhalt-Zerbst, die in der Folgezeit den Turm mit einer barocken Zwiebelhaube aufstocken ließen.

Weder die Oldenburger Grafen noch die Fürsten aus Mitteldeutschland hielten sich lange Zeit in Jever auf, so dass das Schloss über Jahrhunderte nur als Nebenresidenz genutzt wurde.

Dies änderte sich auch nicht, als das Jeverland nach den napoleonischen Kriegen um 1820 an das Großherzogtum Oldenburg fiel. Peter Friedrich Ludwig von Oldenburg und sein Sohn, Paul Friedrich August von Oldenburg, sind für die letzten tiefgreifenden Veränderungen verantwortlich, die das Schloss und der Garten erfahren haben.

So wie der Besucher das Schloss heute sehen und erleben kann, ist es auf den ersten Blick stark vom klassizistischen Geschmack des 19. Jahrhunderts geprägt. Auf dem zweiten Blick blitzt jedoch an vielen Stellen der alte Burgbau hervor.

Die Wirtschafts- und Wehrbauten der Vorburg wurden 1818 abgebrochen. Das heutige Erscheinungsbild mit zwei Torhäusern und einer an die italienische Renaissance erinnernden, historistischen Fassade stammt aus der Zeit um 1830.

Der Schlosspark Jever, ab 1828 nach dem Vorbild englischer Landschaftsgärten angelegt, gehört zu den bedeutendsten Gartenkunstwerken Nordwestdeutschlands und bildet zusammen mit dem Schloss ein einzigartiges Ensemble.

Im Zuge der letzten großen Umbaumaßnahme des Schlosses zu Jever wurden seit 1828 die ehemaligen Festungsanlagen in einen Park umgewandelt. Das Schloss war von einem Graftengürtel, Wällen und Bastionen gesichert. Diese umfangreichen Befestigungsanlagen hatten Anfang des 19. Jahrhunderts ihre Funktion verloren. Bereits im 18. Jahrhundert wurden die Anlagen nicht mehr für kriegerische Zwecke, sondern für den Gemüse- und Tabakanbau genutzt.

Peter Friedrich Ludwig, Herzog von Oldenburg, ließ die Anlage zugleich mit den beiden Torhäusern und den Pforten konzipieren. Den Auftrag für die Umgestaltung des etwa 3 Hektar großen Geländes erhielt wohl der oldenburgische Hofgärtner Julius Bosse, der auch die Gärten in Oldenburg, Lütetsburg und Rastede konzipiert hatte. Er schuf unter geschickter Einbeziehung der bestehenden Graften, Wälle und Bastionsreste einen reizvollen Landschaftgarten. Durch eine kluge Wegeführung werden immer wieder überraschende Blicke frei.

Von dem ursprünglichen Baumbestand zeugen heute noch mächtige Rot- und Blutbuchen, Eschen, Linden und Eichen. Im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts wurde der Park immer wieder durch interessante Bäume, auch Exoten und botanische Kostbarkeiten, ergänzt. Bis vor wenigen Jahren wies der Park noch mächtige Berg- und Feldulmen auf. Riesenthuja, Lärche, Tulpen- und Amberbaum geben dem Schlossgarten seinen besonderen Reiz. Die erste Generation der Bäume hat bereits ein langes Lebensalter erreicht, so dass sich nun die Notwendigkeit zur behutsamen Regeneration ergibt.

Auch für zahlreiche Tiere ist der Schlosspark Heimstatt. Neben dem Ziergeflügel wie Pfauen, Enten, Schwäne und Gänsen sowie einer Vielzahl von Singvögeln, lassen sich auch Kleiber, Baumläufer, Kernbeißer und Buntspecht ausmachen. Seit einigen Jahren beherbergt der Park auch eine Krähenkolonie. Wenn es dämmert, hat man die seltene Gelegenheit, den Flug von Fledermäusen und Eulen zu beobachten.

Das wohl bekannteste Denkmal der Stadt ist das Fräulein-Maria-Denkmal an der Schloßstraße in Höhe der Fräulein-Maria-Straße. Das vom Berliner Bildhauer Harro Magnussen (1861–1908) entworfene Standbild zeigt die ehemalige Regentin Maria von Jever in höfischer Tracht, den Blick auf die ehemalige Residenz Schloß Jever zugewandt. In der rechten Hand hält sie die Urkunde zur Verleihung der Stadtrechte, die linke Hand liegt auf dem Kopf eines neben ihr sitzenden Windhundes. Das 2,20 Meter hohe und 550 Kilogramm schwere Standbild wurde in der Gießerei Gladenbeck in Friedrichshagen gegossen und am 5. September 1900 zum 400. Geburtstag von Maria eingeweiht.


Jever und sein Fräulein Maria: An Fräulein Maria kommt in Jever niemand vorbei. Obwohl sie vor mehr als 400 Jahren starb - oder, wie man in Jever sagt, seit 1575 nicht mehr gesehen wurde - ist Maria allgegenwärtig: Eine Straße, ein Denkmal, ein Gymnasium und eine Kirchenglocke tragen ihren Namen. Sie war es, die Jever "am ersten Mittwoch im Fasten" - dem Aschermittwoch - 1536 die Stadtrechte verlieh. Maria von Jever, so ihr offizieller Name, regierte die Stadt und die dazugehörigen Ländereien so geschickt, dass sich Jever bis heute Marienstadt nennt.

Die für eine Frau ungewöhnliche Rolle der Regentin fällt Maria als Tochter des letzten Häuptings der Friesen, Edo Wiemken des Jüngeren, zu. Sie wird 1500 geboren, ihre Eltern sterben früh und als auch ihr Bruder ums Leben kommt, steht Maria als Nachfolgerin fest. Allerdings ist sie noch zu jung, um die Regentschaft zu übernehmen. Ihre Vormünder einigen sich mit Graf Edzard von Ostfriesland auf einen Heiratsvertrag, der ihm die Schutzherrschaft über das Jeverland sichert. Die Ostfriesen halten ihr Versprechen aber nicht, sie besetzen Burg Jever. Der ostfriesische Drost Boing von Oldersum kommt Maria zu Hilfe und vertreibt die Eindringlinge. Er gilt später als Marias Geliebter. So kommt Maria durch einen Staatsstreich an die Macht.

Entgegen der Gepflogenheiten heiratet Maria keinen Sohn eines Grafen, sondern regiert das Land mit eisernem Willen und Geschick selbst. Sie erweitert ihr Herrschaftsgebiet, lässt Deiche bauen, fördert den Handel und gestaltet die Festung Jever zu einem Renaissance-Schloss um. Um 1564 schafft sie in der Stadtkirche ein Denkmal für ihren Vater Edo. Das imposante Grabmal im niederländischen Renaissancestil ist bis heute erhalten und gilt als bedeutendstes Kunstwerk Jevers. Da Maria keine Kinder bekommt, stirbt mit ihr die Dynastie der Häuptlingsfamilie Papinga aus, die in Friesland seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts regierte. Eine Legende besagt, Maria sei 1575 in einem unterirdischen Gang im Schlosspark verschwunden. Wie schon damals läutet noch heute - bis zu ihrer Wiederkehr - jeden Abend die Marienglocke im Turm der Stadtkirche.

Maria von Jever ist bis heute die Identifikationsfigur für ein selbstbewußtes Jeverland.

Hof von Oldenburg in Jever - Das markante Gebäude „Hof von Oldenburg“ am Alten Markt 14 ist eine historische Gaststätte, die 1798 als eines der ersten Gebäude außerhalb der Schutzanlagen der Stadt gebaut wurde.


Blickpunkt am Hof von Oldenburg ist das Glockenspiel, das ein verdienter Bürger seiner Heimatstadt geschenkt hat. Es wurde am 14. April 1983 eingeweiht.

Vormittags um 11.00 und 12.00 Uhr, nachmittags um 15.00, 16.00, 17.00 und 18.00 Uhr erweisen die fünf historischen Figuren dem Betrachter ihre Referenz. Volkstümliche Melodien untermalen die eindrucksvolle Darbietung.


Mindestens neun Mal ist die Stadtkirche Jever in ihrer rund 1000-jährigen Geschichte abgebrannt und jedes Mal wurde sie im Sinn der Zeit wieder aufgebaut. Waren die frühesten Gottesdiensträume an dieser Stelle Basiliken aus Stein und Holz, wählte man im 16. Jahrhundert zum ersten Mal die Kreuzform. Der letzte Brand am 1. Oktober 1959 zerstörte weite Teile des Vorgängerbaus aus dem Jahr 1730. Dieses Feuer vernichtete auch die 1750–1756 von Johann Adam Berner gebaute dreimanualige Orgel. Der in Neuende geborene Amsterdamer Kaufmann Diedrich Garlichs hatte sie gestiftet. Erneut stand die Gemeinde vor die Frage, wie sich die Geschichte dieses Standorts und die Zukunft seiner Nutzer miteinander verbinden ließen. Der Architekt Dieter Oesterlen gewann den Neubau-Wettbewerb, indem er überlieferte Elemente mit seiner modernen Gestaltung verknüpfte: mit einem quergelagerten Raum, der durch markante Betonglasfenster zwischen gestaffelten Seitenwänden einen besonderen Akzent erhält.


Als am 1. Oktober 1959 die alte Jeversche Stadtkirche, eine Schöpfung der Barockzeit, bis auf die Grundmauern niedergebrannt war, musste etwas Neues geschaffen werden: eine neue Kirche in einer alten Stadt. Dieser Herausforderung stellte sich der durch zahlreiche bedeutende Arbeiten bekannte Architekt Prof. Dieter Oesterlen (Hannover / Braunschweig). Er schuf ein Bauwerk, bei dem sich Altes und Neues miteinander verbanden, ein moderner, stark gestaffelter Zentralbau, mit der erhaltenen Apsis der zerstörten Kirche verbunden. Eine seiner Intentionen – so Dieter Oesterlen (1911–1994), Architekt der Stadtkirche – sei „die klare Trennung von Baudenkmal und Neubau“ gewesen. „Beide Baukörper kommen zu ihrer eigenen architektonischen Wirkung“.

So greift die Grundform der Kirche auf das griechische Kreuz der alten Stadtkirche zurück, dem modernen Baustoff Beton steht traditionelles Ziegelmauerwerk gegenüber, und die gefaltete Dachkonstruktion korrespondiert in ihren Giebeln mit den Häusern, die den Kirchplatz umgeben.

Durch die besondere Gestaltung des Eingangsbereichs, bei dem die Portale der alten Stadtkirche Verwendung fanden, gelang es sogar, den aus früherer Zeit stammenden Chorraum mit dem Edo-Wiemken-Grabmal harmonisch mit dem neuen Gebäude zu verbinden.

In der historischen Apsis befindet sich das denkmalgeschützte Edo-Wiemken-Denkmal, das an den letzten männlichen Ostfriesischen Häuptling des Jeverlandes erinnert und im Laufe der Geschichte bereits zwei Feuersbrünste überstanden hat. Es wurde durch Fräulein Maria, die Tochter Edo Wiemkens, in Auftrag gegeben und zwischen 1561 und 1564 von Schülern des Antwerpener Bildhauers Cornelis Floris geschaffen. Es gilt als bedeutendes Beispiel der niederländischen Renaissancekunst.

Maria von Jever ließ es für ihren Vater Edo Wiemken in den Jahren zwischen 1561 und 1564 von dem niederländischen Künstler/Handwerker Heino Hagart ausführen. Das Grabmal gilt als bedeutendes Zeugnis niederländischer Bau- und Schnitzkunst der Renaissance. Hagart war ein Schüler von Cornelis Floris II., einem bekannten Antwerpener Architekten und Bildhauer, dessen sogenannter Florisstil von seinen Schülern und Nachfolgern nicht nur in den Niederlanden, sondern auch nach Dänemark und über die Küstenländer der Ostsee, Norddeutschland, bis weit nach Süddeutschland verbreitet wurde.

Im Zentrum liegt der porträthaft dargestellte Häuptling auf einem Katafalk, über ihm erhebt sich eine kunstvolle Kuppel, die auf einem achteckigen Innenbau aufgesetzt ist. Sowohl durch die Vielfalt der verwendeten Materialien als auch durch die zahlreichen beigefügten Figuren ergibt sich für den Betrachter eine Bilderfülle.

Das Grabmal steht noch heute im Chor der Stadtkirche und kann durch eine Glasscheibe besehen werden. Wahrscheinlich entstand es in Konkurrenz zu dem aufwändigen Grabmal in Emden, das Anna von Oldenburg 1548 für ihren verstorbenen Mann Enno II. von Ostfriesland in Auftrag gab.

Vermutlich ruht die 1575 verstorbene Maria von Jever unerkannt unter dem prachtvollen Denkmal ihres Vaters Edo Wiemken in der Stadtkirche. Fräulein Maria starb im Alter von 75 Jahren. Eine feierliche, große Beerdigung hat es nicht gegeben. Begraben wurde Maria in aller Heimlichkeit.

Das Grabmal überstand zwei Brände der Stadtkirche in den Jahren 1728 und 1959, da es früher nicht direkt zugänglich war, sondern sich hinter einer geschlossenen Steinwand befand. Die Steinmauer wirkte wie eine Brandmauer und rettete beide Male das Denkmal vor den Flammen.

Blaudruckerei Jever - Sabrina Schuhmacher aus Bramstedt übernahm die historische Blaudruckerei in Jever


Die Blaudruckerei ist eine "lebendige Museumswerkstatt": Vor mehr als dreißig Jahren eröffnete Georg Stark seine Blaudruckerei in einer urigen Gasse Jevers, womit eine alte Tradition der Stadt wieder auflebte. Viele Gäste hat der historische Handwerker bereits mit seinem "Hexen und Blaufärben" verblüfft.

Hier wurde ein altes Kunsthandwerk wieder belebt. Der Blaufärberin kann bei der Arbeit zugeschaut werden und sie ist auch gerne bereit, die Geschichte und das Handwerk der Blaufärberei zu erklären. In der einzigen friesischen Blaufärberei werden Handdrucke historischer Muster auf Leinen, Samt und Seide gefertigt. Die Färbung erfolgt wie vor 300 Jahren mit Indigo. Die ca. 480 vorhandenen Druckstöcke sind 100 bis 300 Jahre alt und stammen aus ehemaligen Blaudruckereien in Ostfriesland und Norddeutschland. Die Ergebnisse dieser umfangreichen Handwerkskunst können selbstverständlich auch erworben werden. Ein Besuch lohnt sich.

Die Manufaktur befindet sich in einem Speicher von 1822, gelegen im alten Kattrepel in Jever hinter der Fußgängerzone Neue Straße. Der alte Speicher von 1822 im Herzen Jevers vereint Werkstatt, Verkaufsraum und Museum in einem.

Unterwegs in Friesland: Sande

Sande (Landkreis Friesland) - „Mitten in Friesland – Leben zwischen Geest und Meer“ so ordnet sich die Gemeinde Sande geographisch ein. Sie liegt am Rande des Jeverlandes und sieben Kilometer westsüdwestlich der Nordseestadt Wilhelmshaven. Die Gemeinde Sande besteht aus den fünf Ortsteilen Sande, Neustadtgödens, Cäciliengroden, Mariensiel und Dykhausen. Am Ems-Jade-Kanal starten wir; direkt am Kanal liegt Altmarienhausen mit dem Marienturm, dem Wahrzeichen der Stadt.


Schon 1564 ließ die Landesherrin Fräulein Maria von Jever in Marienhausen das „Grashus up dem Sande“ errichten, ein herrschaftliches Vorwerk, das sicher eingedeicht war und erfolgreich bewirtschaftet wurde. Zwischen 1568 und 1571 wurde auf dem Anwesen Marienhausen durch die Landesherrin Maria von Jever ein Schloss errichtet. Sie nutzte es als Sommerresidenz, um sich zu erholen und aufzuheitern. Wegen Baufälligkeit musste das Schloss 1822 bis auf den Turm abgerissen werden.

Am Fuße des Turmes wird das Café Marienstübchen betrieben.

Auf dem Gelände befinden sich neben dem Marienturm auch eine Scheune, welche ein Museum, das KÜSTEUM, mit einer Ausstellung zum Küstenschutz sowie zur Haus- und Landwirtschaft beherbergt. Ebenfalls ist eine historische Schmiede dort eingerichtet.

Mariensiel (Sande, Friesland) - Am Ems-Jade-Kanal und das Fort Mariensiel

Das Fort Mariensiel (Fort III) war als Bestandteil des Festungsplans Wilhelmshaven ein Fort zum Schutz des preußischen Kriegshafens in Wilhelmshaven.

Vom 15. bis ins 19. Jahrhundert bestand im Westen des heutigen Gemeindegebietes die Herrlichkeit Gödens, die sich 1495 von der Herrschaft Jever abwandte und der Grafschaft Ostfriesland unterstellte, deren Geschichte sie bis zur Auflösung des Regierungsbezirks Aurich teilte. Schloß Gödens bei Sande - Das Schloss Gödens ist ein Wasserschloss in der Gemeinde Sande im Landkreis Friesland in Niedersachsen. Das Schloss war der Stammsitz der Herrschaften von Gödens.

Das Schloss ist von einem doppelten Grabensystem umgeben, ursprünglich waren es sogar drei Wassergräben.

1746 kam Gödens durch Heirat in den Besitz der Familie von Wedel. Die bis heute von den Grafen Wedel bewohnte Burg wird von der Stiftung Kulturerbe Schloss Gödens verwaltet.

Neustadtgödens war lange ein sehr reiches Dorf. Und das einzige in Europa, in dem gleich fünf Religionsgemeinschaften ihre Gotteshäuser errichten durften: Lutheraner, Reformierte, Mennoniten, Katholiken und Juden.

Die evangelische-lutherische Kirche steht an der Stelle, wo früher eine Mühle war, die für das Gotteshaus weichen musste. Bereits Ende des 17. Jahrhunderts stellten die Lutheraner über die Hälfte der Bevölkerung in dem zur reformierten Kirche gehörenden Neustadtgödens. 1695 erhielten sie - obwohl dies gegen den Augsburger Religionsfrieden verstieß - als erste Glaubensgemeinschaft die Genehmigung, eine eigene Kirche zu errichten.

In der früheren Mennonitenkirche ist heute ein Café untergekommen. Auch die reformierte Kirche wird schon lange nicht mehr als solche genutzt - anders als die katholische.

Die Synagoge von 1852 (Mitte des 19. Jahrhunderts war jeder vierte Einwohner jüdischen Glaubens) hat die Schrecken der Reichspogromnacht 1938 unbeschadet überstanden. Heute sind im oberen Stockwerk Ferienwohnungen, das Erdgeschoss ist für Ausstellungen reserviert.

An der Marina von Dykhausen - Direkt am Ems-Jade-Kanal liegt der Dykhausener Sportboothafen. Er entstand aus einer ehemaligen Verladestelle für Kohle und wird vom Wassersportverein WSV Dykhausen betrieben.


Sonntag, 10. April 2022

Maritimes Wilhelmshaven

Der Südstrand ist einzigartig an der deutschen Nordseeküste. Seit 1929 ist er einer der Anziehungspunkte Wilhelmshavens.
Hotels und Gaststätten laden mit ihrer Außengastronomie zum Verweilen ein.

Maritimes Wilhelmshaven:
Nassauhafen und Nassaubrücke, Kaiser-Wilhelm-Brücke, Deutsches Marinemuseum, Korvette Erfurt, Bontekai



Mit Blick auf die Nordsee und die im Hafen liegenden Boote findet man im Nassauhafen die Nassaubrücke. Ihren Namen erhielt sie von der Besatzung der S.M.S. Nassau, welche 1910 als erste die Brücke überquerte. Schon über 100 Jahre ist dieses Bauwerk aus Stahl und Holz alt und hat dabei so manch raue See miterlebt. Um den Gezeiten gewachsen zu sein, wurde sie als Pontonbrücke gebaut. Das bedeutet, das Bauwerk hat keine Pfeiler, sondern liegt auf Schwimmkörpern und bewegt sich mit Ebbe und Flut. Am Nassauhafen befinden sich einige Fischrestaurants. Bei extremen Hochwassern, einer Springflut oder einer Sturmflut, steigt das Wasser über den Rand des Hafens hinweg und überflutet die Nassaubrücke und anliegende Bereiche.

Wilhelmshaven ist seit dem Deutschen Kaiserreich der wichtigste Marinestützpunkt in Deutschland. So hat die Stadt in Niedersachsen natürlich auch ein Marinemuseum, in dem u.a. die Mölders ihren letzten Ankerplatz gefunden hat. Und von deren Liegeplatz hat man beste Sicht auf eine weitere Sehenswürdigkeit der Stadt am Jadebusen, die Kaiser-Wilhelm-Brücke, von 1905 bis 1907 als größte Drehbrücke Europas erbaut. Sie verbindet den Bontekai mit der Südstrandpromenade. Sie ist das Wahrzeichen der Marine-Stadt am Jadebusen: Wilhelmhaven's Kaiser-Wilhelm-Brücke, die Verbindung zwischen Bontekai und der Südstrandpromenade. In den Jahren 1905 bis 1907 wurde sie von Ernst Troschel als größte Drehbrücke Europas gebaut.

Die Korvette Erfurt in Wilhelmshaven im Jahr 2017: Die Erfurt ist eine Korvette der Deutschen Marine vom Typ K130, auch als Braunschweig-Klasse bezeichnet. Sie ist die dritte Einheit dieser Klasse. Sie lief am 29. März 2007 vom Stapel und wurde am 28. Februar 2013 in Dienst gestellt. Heimathafen ist der Marinestützpunkt Hohe Düne in Rostock. Ein Namensvorgänger war 1958 bis 1972 ein Schiff der Krake-Klasse in der Volksmarine.

Die Korvetten der Braunschweig-Klasse sind auf neuestem Stand der Technik, besonders bei Schiffstechnik sowie Waffen- und Führungssystemen. Viele Anlagen an Bord sind automatisiert, wichtige Komponenten mehrfach vorhanden. Das Rechner-Netzwerk etwa ist so konzipiert, dass es selbst bei Schäden am Schiff weiter alle Daten verarbeiten kann. Dank Stealth-Eigenschaften sind die Korvetten nur schwer zu orten. Zusätzlich zum eigenen Mehrzweckradar profitieren sie dicht unter Land von ihren leistungsfähigen Videosensoren. Außerdem können sie Hubschrauberdrohnen einsetzen. Das erweitert das Gebiet, das sie kontrollieren, über den Radarhorizont hinaus. Hauptwaffe der Korvetten ist der Flugkörper RBS15. Er ist geeignet für See- und Landziele. Neben GPSGlobal Positioning System-Steuerung besitzt er auch eigene Sensoren. Zur Selbstverteidigung haben die Korvetten die Nahbereichsflugabwehr RAM (Rolling Airframme Missile).

Der Bontekai ist benannt nach Friedrich Bonte (* 19. Oktober 1896 in Potsdam; † 10. April 1940 bei Narvik, Norwegen), einem deutscher Marineoffizier (zuletzt ab 1940 im Rang eines Kommodore).

Der Bontekai ist heute eine begehrte Wohnlage am Wasser (Ems-Jade-Kanal).

Wir sehen im Video u.a. die Museumsschiffe "Feuerschiff Weser" und den Tonnenleger "Kapitän Meyer".

Außerdem: Sieht aus wie die Gorch Fock, heißt mittlerweile auch wieder Gorch Fock, das Schiff, das hier aber in Wilhelmshaven auf Reede liegt ist nicht das Segelschulschiff der Bundesmarine, das hieß noch Towarischtsch und fuhr unter ukrainischer Flagge. Die erste Gorch Fock war das Segelschulschiff der Reichsmarine und gelangte nach dem Zweiten Weltkrieg in den Besitz der Sowjetunion. Unter dem Namen Towarischtsch fuhr sie als Schulschiff der sowjetischen Marine.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion gehörte das Schiff der Ukraine und deren Handelsmarine, die große Probleme hatte, es zu unterhalten. Zuletzt war das Schiff völlig marode und nicht mehr seetüchtig und lag deshalb seit 1999 für vier Jahre in Wilhelmshaven am Bontekai. Die Ukraine hatte kein Geld für ihren Großsegler. Weder für Unterhalt und Reparaturen, noch für Bezahlung und Verpflegung der Besatzung. Die ukrainische Besatzung wurde sozusagen von der Wilhelmshavener Bevölkerung während dieser vier Jahre durchgefüttert und der Liegeplatz war kostenlos.

2003 kehrte das Schiff in seinen alten Heimathafen Stralsund zurück, wurde vom Verein "Tall Ship Friends" gekauft und wieder instandgesetzt. Seetüchtigkeit ist aber (wegen der hohen Kosten von mehreren Millionen Euro) bis heute nicht wieder hergestellt.

Der Ölhafen in Wilhelmshaven

Seit den 1950-er Jahren hat sich die Stadt zum größten Ölhafen der Republik entwickelt. Rund 20 Prozent aller Importe werden hier gelöscht und in Pipelines zu den Raffinerien an den Rhein, nach Hamburg und ins Emsland transportiert.


Schon seit 1958 wird das nach Deutschland gelieferte Erdöl vor allem in Wilhelmshaven angelandet.

Tanker mit einer Tragfähigkeit bis 250.000 Tonnen können an einem der drei Löschköpfe der 1.200 Meter langen Brücke anlegen.

An Land steht ein Zwischenlager mit 35 Tanks, von denen die neun größten jeweils 100.000 Kubikmeter fassen.

In unterirdischen künstlich ausgespülten Kavernen wird zudem ein Großteil der deutschen Erdölvorräte für Krisenzeiten gehortet.

Das Banter Fischerdorf

Das Banter Fischerdorf ist eine Ansammlung von mobilen Fischerhütten am Banter Seedeich in Wilhelmshaven.


Das Fischerdorf entstand 1908 nach dem Bau des neuen Banter Seedeiches zur Süderweiterung des Kriegshafens. Einfache Großfamilien aus der Banter Arbeitersiedlung betrieben hier die Fischerei größtenteils als Hobby, um sich ein Zubrot zu verdienen oder um den Nahrungsbedarf der oft großen Familien (5−10 Kinder) zu decken. Die am Anfang einfachen Holzhütten mit Kohleöfen dienten als Ausgangspunkt für den Fischfang mit kleinen Ruderbooten auf dem Jadebusen. Zudem stellte man Reusen für den Granatfang in die Priele des vorgelagerten Watts. Geschlachtet und gekocht, gebraten sowie geräuchert wurde direkt im Anschluss nach dem Fang.

Während der Deicherhöhungsarbeiten 1982 mussten die ursprünglich fest im Deichfuß verankerten Fischerbuden aus Gründen der Deichsicherheit weichen und wurden abgerissen. Statt fester Fischerhütten wurden befestigte Stellplätze in den Deich integriert, auf denen die heutigen mobilen Fischerhütten während der Saison von April bis Oktober stehen. Mieten kann man diese Stellplätze nicht – sie werden von Generation zu Generation in den Familien weitervererbt. Seit den 1980er-Jahren gibt es das Dorf nur noch während der Sommermonate, denn der Deichschutz hat inzwischen Vorrang. In den restlichen Monaten werden die mobilen Hütten innendeichs gezogen und in Sicherheit gebracht. Es gibt 26 Mitglieder (noch 26 Mobilheime) des Vereins „Interessengemeinschaft der Sportfischer e.V.“ Davon gehen ca. 4-6 alte Fischer mit ihren Booten noch fischen.

Der Leuchtturm Arngast im Jadebusen


Draußen im Jadebusen der Leuchtturm Arngast. Sein Name ist Erinnerung an ein untergegangenes Dorf. Was kaum jemand weiß: der Jadebusen war in alten Zeiten komplett und vollständig mit einem Hochmoor, einem schwimmenden Moor bedeckt. Solche gibt es noch an der gegenüberliegenden Seite in Budjadingen. Aber jede Sturmflut reißt immer weitere Teile mit sich in die Nordsee. Auch wenig bekannt: die Jade ist eigentlich gar kein richtiger Fluß! Sie hat keine Quelle, sondern entsteht durch den Zusammenfluß von Entwässerungskanälen in der Wesermarsch.

Der Leuchtturm Arngast ist ein 36,27 Meter hoher Leuchtturm im Jadebusen, einer großen Meeresbucht im Südteil der Nordsee. Der in den Jahren 1909 und 1910 erbaute Leuchtturm wird vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Wilhelmshaven betrieben.

Der Leuchtturm Arngast befindet sich 4,5 Kilometer südöstlich von Wilhelmshaven.

Auf der Sandbank der früheren Insel Arngast im Jadebusen 1909/1910 als Orientierungs-/Leitfeuer für die Jade erbaut und bis 1967 ständig mit einer Wache besetzt. Heutzutage wird das Arngastfeuer durch Fernsteuerung betrieben und von der Funkortungszentrale Wilhelmshaven fernüberwacht. Neben dem Leuchtturm Roter Sand gehört der Leuchtturm Arngast zu den bekanntesten und traditionellsten Leuchttürmen an der deutschen Nordseeküste. Er wurde 2003 in das Verzeichnis der Kultur- und Baudenkmale eingetragen.

Das Kirchspiel Arngast erlitt während der Clemensflut vom 23. November 1334 große Schäden und musste aufgegeben werden. Die verlassene Kirche wurde jedoch noch 1428 erwähnt. Spätestens 1509, Zweite Cosmas- und Damianflut am 25./26. September, brach die Verbindung mit dem Festland bei Dangast ab und Arngast wurde zur Insel im Jadebusen. Mit sechs Quadratkilometern war Arngast zeitweilig die größte von etwa 45 Inseln im Jadebusen, verlor aber immer wieder an Fläche, bis sie annähernd vierhundert Jahre später ganz verschwand.

Entgegen einer weit verbreiteten Meinung steht der Leuchtturm nicht im Bereich der ehemaligen Insel, sondern annähernd doppelt so weit von Dangast entfernt auf demselben Wattrücken.

Lieblingsplatze: Am Helgolandkai in Wilhelmshaven


Mit "abgetakeltem" Cabrio am Helgolandkai zu stehen birgt natürlich ein gewisses Risiko, nämlich dass einem eine der vielen Möwen ins offene Auto scheißt.

Samstag, 9. April 2022

Travel Reporter - Reisejournalist unterwegs

"Habe Kamera, werde reisen." Das war schon das Leitmotiv der frühen Fotografen im 19. Jahrhundert. Aber ein zeitlos gültiger Ausspruch. Wer die Welt sieht, erweitert seinen Horizont. Wer Länder und Menschen, auch in des Wortes wahrster Bedeutung, erfährt, lernt, sie zu verstehen und zu begreifen. Und wer seine Eindrücke in Bildern festhält, bewahrt die Erinnerung an Orte, Menschen und Ereignisse vor dem Verblassen und Vergessen. Die Kamera als visuelles Tagebuch. Ein Anreiz, sich ein Bild zu machen, Bilder zu machen, für den reisenden Amateur, den Liebhaber, ebenso, wie für den Professionellen, den reisenden Reporter.
Heutzutage machen wir, meine Frau und ich, uns unser Bild bevorzugt als Bewegtbild, als Video, im Film. Aber unsere Motive sind nach wie vor Land und Leute, Information und Unterhaltung. Und ganz speziell auch die Themen, die einer breiten Masse weitgehend unbekannt sind.

So etwa auch die Geschichte der Mennoniten.

In und um Zweibrücken in der Westpfalz finden sich besonders viele Mennoniten, die auch „Täufer“ genannt werden. Viele von ihnen bewirtschaften Höfe. Orte, an denen Täufer lebten und wirkten – häufig bis zum heutigen Tag – werden nun mit Tafeln bestückt, die über ihre Geschichte Auskunft geben.

Die Mennoniten sind die älteste evangelische Freikirche. Ihre Anfänge gehen auf die Täuferbewegung während der Reformationszeit in Zürich zurück. Der Namensgeber der Bewegung wurde Menno Simons, ein ehemaliger katholischer Priester aus Friesland.

Im Herzogtum Zweibrücken gab es schon 1532 Christen, die die Kindertaufe ablehnten. Herzog Wolfgang verbot 1556 ihre Zusammenkünfte. Die Täufer wurden wegen ihres Glaubens oft vertrieben und fanden nach dem 30-jährigen Krieg in der Pfalz Duldung, wo sie als Knechte und Mägde auf Höfen und Mühlen arbeiteten. Erst im Jahre 1759 erfolgte der Freiheitserlass von Herzog Christian IV, der die bürgerliche Anerkennung und Versammlungsfreiheit aussprach. Nun durften die Mennoniten in Zweibrücken unbehelligt ihren Glauben leben und waren als Untertanen anerkannt. Ab diesem Zeitpunkt bildeten sich aus bisher losen Zusammenschlüssen Gemeinden, die sich regelmäßig zu Gottesdiensten trafen.
Der Kirschbacherhof ist ein Weiler südlich der Stadt Zweibrücken, innerhalb der Gemarkung Dietrichingen. Südwestlich des Gutes finden sich in einiger Entfernung die Orte Dietrichingen und Hornbach, das Gut selbst liegt direkt an der L 480.
Der Kirschbacherhof wurde erstmals 1295 urkundlich erwähnt und zählt somit zu den ältesten Hofgütern der Region. Im Jahr 1724 wurde der Hof erstmalig an Mennoniten verpachtet, was dem Gut wirtschaftlich gut tat. Seit dem Jahr 1993 ist der Hof in den Händen der Familie Götz, die ihn sanierte und ökologisch bewirtschaftet. Die meisten Gebäude des Hofgutensembles stammen dabei aus dem Anfang des 20. Jahrhundert und wurden im Stil des Historismus errichtet.

In Kirschbach, das bereits 1591 zu einem Hof degradiert worden war, wurde von 1784 bis 1786 die herzogliche Porzellanmanufaktur von Pfalz-Zweibrücken betrieben, die in dieser Zeit allerdings bereits von einem privaten Pächter betrieben wurde.

Der Kirschbacherhof und seine Störche


2018 kamen auf dem Kirschbacherhof 70 Jungstörche zur Welt. Und im Mai 2019 fand dort ein ökumenischer "Storchengottesdienst" für werdende Eltern statt.

Vom Kirschbacherhof Richtung Zweibrücken liegt der Heckenaschbacherhof, auch ein Mennonitenhof.


Im Jahr 1509 wurde der Heckenaschbacherhof erstmalig urkundlich erwähnt – damals auch unter der Bezeichnung Roggenhof oder Hermann-Aschbacherhof. Der Hof wurde anfangs lediglich als Viehweide genutzt. Der Hornbacher Klosterschaffner Johann Koch, in dessen Familienbesitz sich der Hof von 1690 bis 1785 befand, erbaute 1711 das Hofhaus. Koch ließ beim Bau des Hauses sein bis heute erhaltenes Wappen am Hofhaus anbringen.

Im Laufe der 500 Jahre seines Bestehens wechselte der Hof häufig die Besitzer. So wurde er unter anderem 1785 von Herzog Karl August gekauft und dann von den Franzosen als Nationalgut beansprucht. Maria-Amalie, die Witwe von Herzog Karl August ließ sich dies jedoch nicht gefallen und so sprach Napoleon I. das Gut 1805 wieder der Herzogin zu. Nach weiteren Besitzerwechseln in den darauffolgenden 200 Jahren ist der Heckenaschbacherhof nun seit dem Jahr 2005 im Besitz der Familien Schütz und Wendel.

Die neuen Eigentümer bauten den Hof vom Schweinezucht- und Mastbetrieb zu einem modernen Reitbetrieb um – darüber hinaus wurden die Räumlichkeiten zu besonderen Locations für Veranstaltungen aller Art stilgerecht umgebaut.

Ehemaliges Lustschloß Monbijou bei Dietrichingen

Das heutige Hofgut Monbijou befindet sich an der Stelle des früheren Weilers Leichelbingen, der als Leichelvinga 1258 erstmals erwähnt wurde und zu Pfalz-Zweibrücken gehörte. Es liegt auf der Gemarkung von Dietrichingen am Zweibrücker Flugplatz. Auch Monbijou war nach seiner Zeit als herzogliches Lust- und Jagdschloß ein mennonitisches Hofgut.


Von dem Jagdschloß war bis 1972 vor allem die Orangerie noch gut erhalten. Durch ein Feuer ist sie seitdem Ruine und dem Zerfall preisgegeben. In der Nachbarschaft von Monbijou liegt ein wertvolles Orchideenschutzgebiet.