Freitag, 31. Mai 2019

Der Chronist von Pirmasens - Eine ganz persönliche Betrachtung

Ich bin in Pirmasens geboren und bis 1982 habe ich in Pirmasens gewohnt. Mit einem "Intermezzo" auf der Hackmesserseite, wo meine Eltern in den 60-ern gebaut hatten.



1980 zog ich zurück nach Pirmasens. In die Hauptstraße, an den Alten Markt, mitten in die damals neue Fußgängerzone. Und damals war die Hauptstraße wirklich noch eine belebte Einkaufsstraße mit pulsierendem städtischen Leben.

Das ist so heute leider so nicht mehr der Fall. Wenn man absieht von Veranstaltungen wie etwa den Landgrafentagen. Dann ist hier auch heute noch großes Spektakel.


Ja, Pirmasens hat Probleme, strukturelle Probleme, so auch eine extrem hohe Arbeitslosigkeit.


So steht die Stadt immer wieder im Zentrum überregionalen Medieninteresses. Zuletzt in drei Folgen einer reißerischen "Dokumentation" von RTL II über das Winzler Viertel ("Hartz und herzlich"). Die nun wiederum zeichnete ein Bild der Stadt, das den Realitäten nicht Rechnung trägt.


Eine Replik auf RTL II: "Hartz und herzlich", eher Scripted Reality (Inszenierte Wirklichkeit) denn authentische Dokumentation. Eine Fahrt durchs Quartier. Es gibt zwar auch weniger schöne Ecken, ja, aber das Viertel ist keineswegs ein "Brennpunkt" wie es uns die sog. "Dokumentation" von RTL II suggerieren will. Mal ganz davon abgesehen, dass uns Protagonisten gezeigt und ihre Stories kolportiert werden, die überhaupt nicht aus dem Viertel sind. En passant: Streetviews sind ein geeignetes Instrument, ein Stadtviertel in seiner Gesamtheit zu zeigen und nicht nur selektiv. Denn beim Durchfahren sieht man alles und nicht nur einen engen Ausschnitt.

Wohlgemerkt, ich habe durchaus auch einen kritischen Blick auf meine Heimatstadt.

Am Montag, den 1. Oktober 2018, haben die Abrissarbeiten der abgebrannten Turnhalle der Horeb-Grundschule in Pirmasens begonnen. Das Gebäude war vor knapp sechs Jahren abgebrannt. Die Mainzer Denkmalschutzbehörde hatte im Juli grünes Licht für den Abriss gegeben. Die Kosten für einen Wiederaufbau schätzte die Stadt vor einiger Zeit auf rund 1,7 Millionen Euro. Weil er das, entgegen ursprünglichen Beschlusses, für zu teuer befand, hatte sich der Stadtrat für einen ersatzlosen Abriss der Turnhalle entschieden.


Das war eine Aktion, die ich persönlich nicht besonders gut fand. Und da gibt es durchaus noch einiges mehr.

Auch der marode Zustand der in städtischem Besitz befindlichen kleinen Bauhaus-Villa im Neufferpark (früher war dort ein schönes Café gewesen) ist mir ein Dorn im Auge.


Aber es gibt ja auch positive Beispiele zu dokumentieren: Pirmasens - Hauptpostamt - CityStar Jugendherberge - vor (im Jahr 2012) und nach der Renovierung (April 2019) - Die modernste Jugendherberge Deutschlands ist daraus geworden.


Eine andere Pirmasenser Erfolgsgeschichte:


Im Jahr 1894 beantragte der aus St. Wendel stammende Fabrikant Emil Paqué eine Baugenehmigung für ein neues Fabrikgebäude mit Wohnhaus außerhalb der damaligen Stadtgrenzen. Bald nahm die Schuhfabrikation mit zunächst 150 Mitarbeitern und einer 22 PS-Dampfmaschine ihren Betrieb auf. Um die neuen Gebäude anzuschließen, wurde eine neue Straße gebaut und nach der Ehefrau von Emil Paqué Louise benannt. 1926 kaufte der Pirmasenser Fabrikant Emil Neuffer das Gebäude, vergrößerte die Produktion und erreichte bald mit dieser und zwei weiteren Fabriken eine Tagesproduktion von 5.000 Paaren Schuhen. Die Firma Neuffer war eine der größten Schuhfabriken im pfälzischen Pirmasens des 20. Jahrhunderts, in der zeitweise 5.000 Paar Schuhe täglich hergestellt wurden. Ab 1990 wurde das historische Gebäude grundlegend renoviert und dient seither unter dem Namen Neuffer am Park als Gewerbepark, Bürokomplex, Restaurant und Kultur- und Dienstleistungszentrum.

Pirmasens ist eben vielschichtig und hat viele Gesichter: Eine Rundfahrt - Wir starten an der Masse, fahren über Haseneck und Zeppelinbrücke zum Neufferpark. Wir sehen die P-Town-Lofts in der Schwanenstraße und drehen dann eine Runde um das Postdreieck (Schützendreieck). Über Turnstraße, Blumenstraße und Joßstraße geht es dann in die Schachenstraße, vorbei am Dynamikum.




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