Dienstag, 28. Februar 2023

Land der Windmühlen

Das Agrarkulturerbe Ditzumer Mühle (erbaut 1769)

Ditzum ist ein Sielhafen im Bereich der Emsmündung. Die Windmühle ist ein sog. Agrarkulturerbe, d.h. ein Denkmal, das Zeugnis ablegt von der alten bäuerlichen Kultur des Rheiderlandes.


Im Jahre 1769 konnte nach zähen Bemühungen um ihre Genehmigung eine Mühle in Ditzum durch den Jemgumer Müller Conrad Crehling erbaut werden. Die Mühle befand sich im Ortskern von Ditzum, am Standort der heutigen Mühle. Ein Dorfbrand vernichtete 1882 Mühle und Scheune; der Wiederaufbau erfolgte jedoch bereits ein Jahr später. Der gemauerte Unterbau stammt aus diesem Jahr. Die Mühle wurde - zum Beispiel durch den Einbau einer Windrose - fortlaufend restauriert. 1905 erhielt sie einen zusäzlichen Motorantrieb durch einen Deutz-Dieselmotor, der in einem gesonderten Motorhäuschen stand.

Im April 1943 geriet die Mühle erneut in Brand und wurde bis auf den Unterbau vernichtet. Wegen der Bedeutung der Mühle für die Versorgung der Bevölkerung wurde sie im gleichen Jahr wieder aufgebaut, jedoch nur als Motormühle mit einem flachen Dach. In den letzten Kriegstagen Ende April 1945 geriet Ditzum unter heftigen Beschuss. Infolgedessen brannten die Mühle, das Müllerhaus und die Scheine total aus.

Unter großen Mühen wurde in den ersten Nachkriegsjahren die Mühle als Motormühle wieder in Betrieb genommen und bis zum Tod des Letzten Müllers Nilolaus Steen im Jahr 1986 betrieben. Durch das Dorferneuerungsprogramm des Landes Niedersachsen (Ditzum war Modelldorf) konnte die Gemeinde Jemgum das Anwesen erwerben. 1991 bargen Mitglieder des Mühlenvereins in Lehm gemauerte Steine aus alten Abbruchhäusern. Der steinerne Unterbau der Mühle wurde damit restauriert und erhöht, damit die neue Galerei über die Dächer der angrenzenden Häuser ragen konnte.

1992 wurde von einem Landungsboot der Bundesmarine im Rahmen einer Übung ein alter Mühlenachtkant aus Strübbel (Schleswig-Holstein) nach Ditzum überführt. Der Achtkant wurde vor Ort repariert und mit Schiefer gedeckt. Im September 1992 wurden der restaurierte Achtkant und die neu angefertigte Galerie auf den Mühlenstumpf aufgesetzt. Die neu angefertigten Teile (Königswelle, Kappe und Windrose wurden im Juni 1994 montiert. Es folgten die in den Niederlanden angefertigten Flügel. Nach ihrer Fertigstelling ist die heutige Mühle ein einzigartiges, technisches Denkmal aus alten und neuen Bauteilen.

Die Stumpenser Mühle bei Horumersiel


Rund vier Jahrzehnte stand sie im Eigentum der Familie Kramme aus Dortmund, die den Galerieholländer in den siebziger Jahren vor dem Verfall bewahrte. Die Mühle wurde damals zu einer Teestube umgebaut. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Müller „Dodi“ Adden noch einen florierenden Müllerbetrieb und Landhandel dort geführt. Vor einigen Jahren haben Wolf und Erika Kramme die Mühle aus Altersgründen verkauft. Die Windmühle stammt aus dem Jahr 1816, ist also mehr als 200 Jahre alt und die einzige historische Mühle im Wangerland.

Die Seriemer Mühle

Inmitten der ostfriesischen Landschaft nahe Neuharlingersiel steht die über 200 Jahre alte Seriemer Mühle. Sie ist ein Stück Geschichte, prägt die Tradition von Generationen von Müllern, die hier bis 1975 Getreide zu Mehl verarbeiteten. Die denkmalgeschützte Seriemer Mühle ist eine Besonderheit im ostfriesischen Raum, nicht zuletzt auf Grund der historischen Ausstattung.


Die Windmühle von Ostgroßefehn

1804 wurde die Mühle von Jann Fokken Mühler erbaut. Um 1900 erzeugt die Mühle auch Strom. 20 Personen sind zu diesem Zeitpunkt in der Mühle und der dazugehörigen Bäckerei angestellt. Die Mühle wird bis 1968 gewerblich genutzt. Von 1969 bis 1988 wird die Mühle als mühlen- und fehngeschichtliches Museum der Gemeinde Großefehn genutzt. 1991 erwarb die Gemeinde Großefehn die Windmühle mit Müllerhaus und Nebengebäude.


1992/93 wurde die Mühle mit Finanzhilfen der EU umgebaut und vollständig renoviert. Während die einzelnen Gebäude im alten Stil wieder ausgebaut wurden, erhielt die Windmühle zusätzlich zu der bisherigen Innenkonstruktion modernste Technik. Die anfallende mechanische Leistung soll in elektrische Energie umgewandelt werden. Dazu wurde neben den Mahlgängen ein Generator eingebaut, der die elektrische Energie in das Netz eingespeist. Das Pilotprojekt wurde in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Ostfriesland und der Universität Bremen realisiert. Diese Windmühle zeigt damit historische Mühlentechnik kombiniert mit modernster Elektrotechnik und zeigt die Möglichkeit der Windenergienutzung mit historischen Windmühlen auf.

Die Werdumer Mühle ist ein Erdholländer in der Gemeinde Werdum im Landkreis Wittmund in Niedersachsen.
Die Werdumer Mühle musste nach einem schweren Sturmschaden 1802 komplett neu aufgebaut werden. Im Gegensatz zu den meisten anderen Mühlen war die Werdumer Mühle bis 1929 im Familienbesitz der Burgherren in Edenserloog, die sie auch finanzierten. Seit 1929 ist die derzeitige Mühle in Besitz der Familie Post, die heute die zugehörige Bäckerei mit Mühlencafé betreibt. Nachdem ein Orkan ein Flügelpaar abriss, erneuerte der neue Besitzer 1930 beide Flügelpaare. 1960 wurde der windbetriebene Mühlenbetrieb eingestellt. 1971 erfolgte die Stilllegung des gesamten Mühlenbetriebs.

Die Windmühle von Accum

Das Kulturdenkmal von 1746 wird vom Arbeitskreis Accumer Mühle von 1993 e.V. betrieben. Der Galerieholländer, dessen Kappe von einer Windrose in den Wind gedreht wird, wurde ursprünglich als Getreide- und Peldemühle gebaut.
Die Windmühle verfügt heute über zwei voll betriebsfähige Mahlgänge, einen Sechskornsichter zur Mehlfeinsortierung und eine Haferquetsche. Die Mühle ist 16 m hoch, das Flügelkreuz mit je zwei Jalousie- und zwei Segelflügeln misst 20m, die Windrose 5m. Die 1846 erbaute, zur Mühle gehörige Scheune wurde vollständig restauriert. Als Café und Versammlungsraum bietet sie bis zu 80 Personen Platz. 1990/91 wurde ein Backhaus mit einem nachgebauten Tunnelbackofen errichtet. Mühle, Backhaus und Scheune ermöglichen heute den Werdegang vom Korn zum Brot praktisch und theoretisch zu vermitteln.


Leckeres vom Schwein

Echte Hällische Coppa - vom Schwäbisch Hällischen Landschwein, einer alten, von Hohenloher Bauern gezüchteten Schweinerasse. Mit Steinsalz handgesalzen. Von besonders intensivem Geschmack.

Das Schwäbisch-Hällische Landschwein geht auf den König Wilhelm I. von Württemberg zurück, welcher um 1820 der Landeszucht einige chinesische Maskenschweine zuführte. Die Mohrenköpfle, wie sie aufgrund ihrer charakteristischen Färbung genannt werden, sind robuste und stressresistente Tiere. Feinschmecker rühmen ihr zartes, saftiges Fleisch mit der natürlichen Speckauflage und dem unvergleichlich guten Geschmack.




Montag, 27. Februar 2023

Im ostfriesischen Moorgebiet

Von Wilhelmsfehn nach Ostgroßefehn entlang des Großefehnkanals

Wilhelmsfehn I ist ein Stadtteil von Wiesmoor im Landkreis Aurich in Ostfriesland. Benannt wurde die Fehnkolonie nach Kaiser Wilhelm I. Der Ort entstand ab 1888 als östliche Verlängerung von Ostgroßefehn und ist mit diesem bis heute städtebaulich eng verbunden: Der Übergang ist fließend.


Fehn (niederländisch Veen ‚Moor‘) bezeichnet sowohl die Moorkanäle als auch die Siedlungen (Fehnsiedlung) entlang dieser Kanäle.

Die Endung -fehn (auch -vehn, -venn, -fenn, -feen) als Bestandteil von Ortsnamen bezeichnet im niederdeutschen Raum eine morastig-sumpfige Niederung oder ein Moor. Ortsnamen mit dieser Endung kommen am häufigsten in Ostfriesland vor, aber auch im Ammerland, in anderen Gebieten Niedersachsens und in Schleswig-Holstein.

In Ostfriesland und den unmittelbar angrenzenden Gebieten deutet ein Ortsname auf -fehn des Öfteren, aber nicht immer auf eine spezielle Form der Moorsiedlung aus der Zeit vom 17. bis zum 19. Jahrhundert hin, die an ins Moor getriebenen Kanälen entstanden ist.

Die Fehnkultur kann als eine Form der Binnenkolonisierung gelten, da sie bis dahin unbewohnte und unbewohnbare Gebiete für eine relativ intensive Besiedlung erschlossen hat. Sie hängt mit Kanalbau und Torfstechen zusammen und wurde in den Niederlanden entwickelt, wo die älteste Kolonie das im Jahr 1599 gegründete Oude Pekela ist.

Die „ideale“ Fehnsiedlung besteht, in den Niederlanden wie in Deutschland, aus einem oder mehreren ins Moor getriebenen, ursprünglich schiffbaren Kanälen, an denen die Siedlerhäuser wie an einer Perlenschnur aufgereiht sind. Der Fehnkanal, die Hauptwieke, diente zunächst zur Entwässerung des Moores, zum Abtransport des Torfes mit getreidelten Schiffen und zur Anfuhr von Baumaterial, Dünger usw. Von der Hauptwieke aus wurden häufig noch Seiten- und Nebenkanäle, die In- und Achterwieken, angelegt. Beiderseits der Kanäle errichteten die Siedler ihre einfachen, einheitlich gebauten Häuser. Die sich oft über Kilometer hinziehenden Reihensiedlungen wirken trotz ihrer Gleichmäßigkeit nicht eintönig. Neben ‚echten’ Fehnsiedlungen wurden jedoch auch solche Moorsiedlungen mit dem Grundwort Fehn belegt, denen der dafür so typische Kanal fehlt. Die jüngste derartige Siedlung ist Hinrichsfehn, die erst nach 1945 gegründet wurde.

Die Lebensbedingungen der ersten Siedler (Fehntjer) waren durchweg erbärmlich. Zur Wohnung dienten zunächst nur primitivste Hütten aus Torfplacken und die Nahrungsversorgung blieb auf wenige Komponenten beschränkt. Nachdem aber die erste Not überstanden war, verstanden es die Bewohner, ihre Wirtschaftsgrundlage auszubauen, und die Fehnsiedlungen erlebten in der Folgezeit einen merklichen Aufschwung. Das geflügelte Wort "Den Ersten sien Doad, den Tweten sien Not, den Dridden sien Broad" soll aus der Zeit der Fehnbesiedelung stammen. Viele Fehntjer fanden in der Neuzeit andere Einkommensquellen, zum Beispiel in der Seeschiffahrt.

Die Windmühle von Ostgroßefehn ist ein Pilotprojekt, Strom mit historischen Windmühlen zu erzeugen: 1992/93 wurde die Mühle mit Finanzhilfen der EU umgebaut und vollständig renoviert. Während die einzelnen Gebäude im alten Stil wieder ausgebaut wurden, erhielt die Windmühle zusätzlich zu der bisherigen Innenkonstruktion modernste Technik. Die anfallende mechanische Leistung soll in elektrische Energie umgewandelt werden. Dazu wurde neben den Mahlgängen ein Generator eingebaut, der die elektrische Energie in das Netz eingespeist. Das Pilotprojekt wurde in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Ostfriesland und der Universität Bremen realisiert. Diese Windmühle zeigt damit historische Mühlentechnik kombiniert mit modernster Elektrotechnik und zeigt die Möglichkeit der Windenergienutzung mit historischen Windmühlen auf.

Von Ostgroßefehn nach Westgroßefehn entlang des Großefehnkanals


Die Kreuzkirche in Marcardsmoor


Marcardsmoor ist eine Moorkolonie in Ostfriesland und ein Stadtteil von Wiesmoor. Der Ort liegt am Nordgeorgsfehnkanal. Der Ort wurde nach Eduard Marcard, ehemaliger Unterstaatssekretär im preußischen Landwirtschaftsministerium, benannt. Dieser hatte sich um neue Methoden in der Moorkultivierung verdient gemacht.

1907 entstand die Kreuzkirche. Die Kirche ist ein Rohziegelbau im neugotischen Stil mit vorgebauter Ostapsis. Im Norden befindet sich ein weiterer Vorbau als Aufgang zur Holzempore. Die Ausmalung des Innenraums wurde von Malermeister Remmers aus Friedeburg vorgenommen. Zu dem großen Kirchenareal gehören ein direkt an die Kirche angebautes Pfarrhaus und ein 1930 errichteter, 25 Meter hoher Glockenturm.

Das Museum der Armut in Moordorf

Vom harten Leben der Moorkolonisten zeugt das Museum in Moordorf. Moordorf ist seit der Gemeindegebietsreform von 1972 der größte Ortsteil der Gemeinde Südbrookmerland im Landkreis Aurich in Ostfriesland. Der Ort hat 6361 Einwohner (Stand: 1. Juli 2012) und liegt auf einer Höhe von etwa 3 m ü. NN. Ursprünglich war Moordorf ein Straßendorf, entwickelte sich jedoch durch die Ausweisung neuer Baugebiete zu einer Streusiedlung.


Das Moormuseum Moordorf ist eines der eigenwilligsten Museen in Nordwestdeutschland und daher zu einem Anziehungspunkt vor allem für Urlaubsreisende geworden . Es ist eines der meist besuchten Museen in Ostfriesland. Das „Museum der Armut“, wie es auch genannt wird, stellt in urwüchsiger Moorlandschaft die schwierige 200- jährige Entwicklungsgeschichte einer ostfriesischen Moorkolonie dar.

Die Geschichte von Moordorf begann in der zweiten Hälfte des 18 . Jahrhunderts. Damals, im Jahre 1767, war Ostfriesland unter der Herrschaft Preußens. Der Siebenjährige Krieg (1756 – 1763) war beendet. König Friedrich II . hatte 1765 das Urbarmachungsedikt erlassen: Danach fielen die wüsten unbebauten Heidefelder und Moore an die Krone, wurden von dieser aufgeteilt und zwecks Kultivierung an Siedlungswillige vergeben .

Auch zwischen den alten Dörfern Walle und Victorbur lag damals ein weites und wildes Heidegebiet, durch das nur ein einsamer Postweg führte. Jäger streiften von Zeit zu Zeit über das Hochmoor; die Bauern aus der Nachbarschaft gruben wahllos Torf und hinterließen große Wasserkuhlen.

Die ersten Siedler kamen aus den Nachbargebieten Moordorfs. Später waren es Menschen aus dem ganzen ostfriesischen Raum und auch darüber hinaus, die sich in der Kolonie Moordorf niederließen . Nach 100 Jahren waren über 130 Familien in Moordorf ansässig, davon stammten 2/3 aus Ostfriesland. Entstehung und Entwicklung Moordorfs vollzogen sich unter unsagbaren Schwierigkeiten . – Als Ursachen hierfür sind einerseits fehlende Entwässerungsanlagen zu nennen (die Besiedlung begann 1767, aber erst mehr als 100 Jahre später wurde ein Kanal gebaut!), andererseits waren die staatlichen Stellen bei der Auswahl der Siedler mehr als nachlässig . Den mittellosen Siedlern wurden viel zu kleine Parzellen überlassen, so dass der unergiebige Boden schnell erschöpft war.

Die Erbpacht konnte nicht mehr bezahlt werden und die Kolonisten versanken in bittere Armut . Als Hauptursachen des Elends seinen hier die weitgehend planlose Besiedlung ohne staatliche Kontrolle, die viel zu kleinen Kolonate, der Mangel an Infrastrukturmaßnahmen wie der Anlage von Kanälen, wie in der Fehnkultur, die fehlende Siedlerauswahl und der Zustrom mittelloser Siedler genannt . Trotzdem beliefen sich jährlichen Einnahmen der Preußen auf stattliche 200.000 Taler. Moordorf als Moorkolonie gehörte zu den kinderreichsten und gleichzeitig ärmsten Dörfern Deutschlands. In den Betten der Lehmkaten übernachteten nicht selten 3 bis 4 Kinder in einem Bett. Bis weit in den Herbst liefen die Kinder barfuß. Dabei ist zu beachten, dass es im Moor wesentlich früher als in anderen Landstrichen friert. Für die Schule hatten die Kinder keine Zeit, da sie früh gezwungen wurden mitzuarbeiten oder zu betteln. Die Jungen und Mädchen landeten vielfach wieder als Knechte oder Mägde bei Bauern. Die bittere Armut und die dadurch auftretenden Begleiterscheinungen wie Betteln und der Verkauf von Stroh- und Binsenmatten und Böhnern (Topfschrubber aus Heidekraut) im Hausierhandel führten zu allerlei Gerüchten, welche historisch nicht belegbar sind. So hatten sich in Moordorf keine Zigeuner niedergelassen; ebenso wenig stammen die Moordorfer von „Sträflingen“ ab, wie es immer wieder hieß und gelegentlich noch heißt. Womöglich hängt das „Sträflingsgerücht“ mit einigen ausgedienten „landfremden“ Soldaten zusammen, die in Moordorf siedelten. Allerdings: Nur zwei von ihnen blieben auf Dauer in Moordorf.



Typisch friesisch

Echter Ostfriesentee und das passende Teegebäck

In Ostfriesland ist Teetrinken eine Zeremonie. So wie auch in Japan oder China. Der echte Ostfriesentee – vorzugsweise Bünting aus Leer – wird mit weißem Kandis (Kluntje) und Sahne genossen. Er ist eine spezielle Teemischung, die aus bis zu 10 verschiedenen Schwarzteesorten bestehen kann.

Es ist keine Unhöflichkeit, wenn zuhause die Hausfrau, die den Tee zubereitet hat, sich die erste Tasse eingießt: sie probiert, ob er wohl geraten ist.

Apropos eingießen: als erstes kommen die Kluntje in die Tasse, der Zucker, der weiße Kandis, dann wird der Tee darübergegossen. Durch das Teesieb. Herrlich, wenn die Kluntje dann knacken! Das ist schon das erste Tee-Erlebnis. Dann wird – mit einem “Schisslaweng” mit dem Sahnelöfel die Sahne zugegeben, daß sie weiße Wölkchen bildet. Bloß nicht umrühren! Das wäre eine Todsünde!

In Ostfriesland gibt es drei große Teehandelshäuser (Bünting, Thiele & Freese, Onno Behrends), die jeweils mehrere eigene Teemischungen anbieten. Ihnen allen ist aber der typisch herbe und kräftige Geschmack des Ostfriesentees gemein.

Nur in Ostfriesland gemischter Tee darf sich "Echter Ostfriesentee" nennen, die übrigen tragen die Bezeichnung “ostfriesische Mischung“.

Echte Leidenschaft. Jever'sche Leidenschaften:

„Good backen – good snacken“ lautet das Motto der handwerklichen Bäckerei und Konditorei aus dem friesischen Jever. Ulfers/Eden, entstanden aus zwei traditionsreichen Bäckerei- und Konditoreibetrieben, ist alleiniger Hersteller der markenrechtlich geschützten Spezialität „Echte Leidenschaften“, die von Jever aus in alle Welt versandt wird.

Die feinen, leicht gezuckerten Blätterbrezeln werden einzeln von Hand geschlungen. Jeversche Leidenschaften sind ein traditionelles ostfriesisches Teegebäck aus Weizenmehl. Wie in seinem gesamten Sortiment legt Bäckermeister und Konditor Thomas Ulfers Wert auf die Qualität und Herkunft der eingesetzten Rohstoffe und verzichtet auf industriell gefertigte Vor- und Fertigmischungen.
Im Altstadtcafe in Jever - Bei unseren Aufenthalten in Jever statten wir dem Altstadtcafé immer einen Besuch ab.


Alexandra's Café in Dornumersiel


Und was hat es mit dem Pharisäer auf sich?

Die Geschichte des Pharisäers: Erfunden wurde der Pharisäer als Getränk wohl bei einer Kindstaufe auf der Halbinsel Nordstrand im 19. Jahrhundert. Der strenge und abstinente Pastor Georg Bleyer, der stets gegen den Alkohol wetterte, saß als Gast an der Kaffeetafel. In Gegenwart des Pastors wurde Kaffee getrunken, die Nordfriesen trauten sich nicht, mit einem Schnaps auf das Taufkind anzustoßen. Bauer Johannsen, der Gastgeber, konnte sich eine Taufe ohne ein anständiges „Prost“ nicht vorstellen und griff zu einer List: Die dicke Sahnehaube verhinderte, dass der Pastor – welcher als einziger normalen Kaffee serviert bekam – den Rum riechen konnte. Aber die Gäste auf der Taufgesellschaft wurden immer fröhlicher und Pastor Bleyer wurde misstrauisch. Heimlich nippte er an der Tasse seines Tischnachbarn, entdeckte den Verrat und rief entsetzt: „Oh, ihr Pharisäer“.

Sonntag, 26. Februar 2023

Residenzstadt Rastede im Ammerland

Vor den Toren der Universitätsstadt Oldenburg, eingebettet in die grüne Parklandschaft des Ammerlandes, liegt der reizvolle Residenzort Rastede. Schon die Oldenburger Herzöge wussten die Vorzüge der Gegend zu schätzen und wählten Rastede zu ihrer Sommerresidenz.


Das Schloss befindet sich noch heute in Familienbesitz.

Das Schloss in Rastede war einst die Sommerresidenz der Großherzöge von Oldenburg. Es steht auf uralten Grundmauern, denn dort, wo sich heute das Schlossgebäude erstreckt, befand sich einst das Abtshaus des bedeutenden Rasteder Benediktinerklosters von 1091. Dieses Kloster war lange Jahrhunderte das kulturelle Zentrum der alten Grafschaft Oldenburg gewesen.

Als 1529 unter Graf Anton Günther die Reformation in Oldenburg Einzug hielt, wurden die Mönche abgefunden und die Klostergüter vom Grafenhaus eingezogen. Seitdem wohnten die Grafen von Oldenburg hier auch zeitweise.

Graf Anton Günther residierte gern in Rastede und ließ sich über dem bis heute existenten Keller des ehemaligen Abtshauses ein „Lust- und Jagdhaus“ errichten. Er verstarb 1667 in Rastede als letzter Graf von Oldenburg.

Wegen der engen Verwandtschaft der Oldenburger mit dem dänischen Königshaus wurde die Grafschaft an die dänische Krone vererbt. Aber auch während der Dänenzeit diente das Haus als herrschaftliche Residenz. Prinzessin Eleonore von Holstein-Beck wurde 1744 in der Krypta der St.-Ulrichs-Kirche bestattet.

Da die Dänen aber insgesamt wenig Interesse an ihrer Oldenburger Exklave hatten, war es nicht verwunderlich, dass sie Mitte des 18. Jahrhunderts die Residenz verkauften.

Der neue Besitzer, Justizrat von Römer, ließ die noch stehenden Klostergebäude leider abreißen, um sich einen repräsentativen Landsitz zu gestalten. Nach seinem Tod 1777 kaufte der spätere Großherzog Peter Friedrich Ludwig das alte Klostergut zurück und ließ das Haus durch Umbau weitgehend in seinen jetzigen Zustand versetzen. Hier erkennt man mühelos die Handschrift der klassizistischen Bauherrn wieder, die auch die Stadt Oldenburg in ihrem Erscheinungsbild geprägt haben.

Das Areal der ehemaligen Klosteranlage wurde nun im Sinne der herzoglichen Residenz ausgestaltet und abgerundet. So entstanden hier nach 1780 links des Hauptgebäudes der Marstall und rechts das Kavalierhaus, die Torhäuser und der Venustempel im Schlossgarten - und ein großzügig geschnittener Landschaftspark.

Bis zum Ende der Monarchie in Deutschland nach der Novemberrevolution von 1918 diente das Schloss den Großherzögen von Oldenburg als Sommerresidenz.

Das Schloss befindet sich noch heute im Familienbesitz und ist für die Öffentlichkeit leider nicht zugänglich.

Gegenüber vom Schloss befindet sich das Palais Rastede.

Das Palais wurde Ende des 18. Jahrhunderts vom herzoglichen Reisemarschall Graf Schmettau als Landhaus erbaut.

Herzog Peter Friedrich Ludwig von Oldenburg erwarb das Palais 1822 zur Erweiterung der Hofhaltung für den Erbprinzen. 1882 wurde es von Großherzog Nikolaus Friedrich Peter erweitert und im Sinne des Historismus zum heutigen Erscheinungsbild umgebaut.

Heute finden hier wechselnde Kunstausstellungen, Konzerte oder Lesungen statt.

Im Jahr 2012 eröffnete die Dauerausstellung "Rastede - eine Sommerresidenz".

Das Palais ist seit dem 01. Januar 2018 im Besitz der Gemeinde Rastede.
Vor über 950 Jahren wurde die St.-Ulrichs-Kirche mit der Krypta unter dem Chorraum erbaut. Die frühromanische dreischiffige Hallenkrypta gehört zum ältesten Bestand der Kirche – einzigartig für eine nordwestdeutsche Pfarrkirche. Jeden ersten Sonntag im Monat werden von Mai bis Oktober um 16 Uhr Führungen angeboten.

Die St.-Ulrichs-Kirche wurde im Jahr 1059 von Graf Huno von Oldenburg und seiner Gattin Willa zu Ehren des Heiligen Ulrich von Augsburg gegründet. Sie ist damit, nach der Wiefelsteder St.-Johannes-Kirche, die zweitälteste Kirchengründung des Ammerlandes. Sie (oder ein Vorgängerbau des heutigen Gotteshauses) wurde am 11. November 1059 geweiht, auf den Tag 66 Jahre nach der Heiligsprechung ihres Namensgebers. Das Stiftungsjahr der Kirche gilt auch als das Gründungsjahr des Ortes Rastede.

Die seit 1524 lutherische St.-Ulrichs-Kirche in Rastede, deren Stiftung am 11. September 1059 bestätigt wurde, ist eine Einraum-Kirche mit Krypta, innen 26,50 m lang und 9,50 m breit. Ihr Turm im Westen ist 34,50 m hoch. Der freistehende Glockenturm im Südwesten der Kirche aus dem 15. Jahrhundert ist 17,00 m hoch und birgt drei Glocken. Die älteste Glocke wurde 1498 von Johannes Frese aus Osnabrück gegossen und hat den Schlagton e'. Die zweite Glocke, die letzte bekannte Arbeit Freses, wurde 1522 gegossen und hat den Schlagton d'. Die dritte Glocke fertigte 1992 die Glocken- und Kunstgießerei Rincker in Sinn (Lahn-Dill-Kreis); sie hat den Schlagton g'.

Die St.-Ulrichs-Kirche hat im Laufe ihrer Geschichte eine Reihe von Erweiterungen, Umbauten und Restaurierungen erfahren.

Das vom gräflich-oldenburgischen Bereiter Reinhard Schröder (1594 - 1662) gestiftete Altarretabel wurde 1636 von der Hugenottin Lucretia de Saint Simon geschaffen, unter Verwendung von gotischen Apostelfiguren eines Vorgängeraltars.

Freitag, 24. Februar 2023

Bedeutende mittelalterlich Grabmale

Das Edo-Wiemken-Denkmal ist ein von 1561 bis 1564 geschaffenes Grabmal für Edo Wiemken den Jüngeren, den letzten männlichen Regenten der Herrschaft Jever. Das denkmalgeschützte Grabmal steht in der evangelisch-lutherischen Stadtkirche am Kirchplatz in Jever und befindet sich im Besitz des Landes Niedersachsen.

Das Edo-Wiemken-Grabmal ist eines der bedeutendsten Renaissancegrabmäler in Norddeutschland.

Maria von Jever ließ es für ihren Vater Edo Wiemken in den Jahren zwischen 1561 und 1564 von dem niederländischen Künstler/Handwerker Heino Hagart ausführen. Das Grabmal gilt als bedeutendes Zeugnis niederländischer Bau- und Schnitzkunst der Renaissance. Hagart war ein Schüler von Cornelis Floris II., einem bekannten Antwerpener Architekten und Bildhauer, dessen sogenannter Florisstil von seinen Schülern und Nachfolgern nicht nur in den Niederlanden, sondern auch nach Dänemark und über die Küstenländer der Ostsee, Norddeutschland, bis weit nach Süddeutschland verbreitet wurde.

Im Zentrum liegt der porträthaft dargestellte Häuptling auf einem Katafalk, über ihm erhebt sich eine kunstvolle Kuppel, die auf einem achteckigen Innenbau aufgesetzt ist. Sowohl durch die Vielfalt der verwendeten Materialien als auch durch die zahlreichen beigefügten Figuren ergibt sich für den Betrachter eine Bilderfülle.

Das Grabmal steht noch heute im Chor der Stadtkirche und kann durch eine Glasscheibe besehen werden.

Wahrscheinlich entstand es in Konkurrenz zu dem aufwändigen Grabmal in Emden, das Anna von Oldenburg 1548 für ihren verstorbenen Mann Enno II. von Ostfriesland in Auftrag gab.

Vermutlich ruht die 1575 verstorbene Maria von Jever unerkannt unter dem prachtvollen Denkmal ihres Vaters Edo Wiemken in der Stadtkirche. Fräulein Maria starb im Alter von 75 Jahren. Eine feierliche, große Beerdigung hat es nicht gegeben. Begraben wurde Maria in aller Heimlichkeit.

Das Grabmal überstand zwei Brände der Stadtkirche in den Jahren 1728 und 1959, da es früher nicht direkt zugänglich war, sondern sich hinter einer geschlossenen Steinwand befand. Die Steinmauer wirkte wie eine Brandmauer und rettete beide Male das Denkmal vor den Flammen.

Beim Wiederaufbau der Stadtkirche 1962–1964 wurde der ehemalige Chor in den neuen Kirchenbau einbezogen, indem man das neue Kirchengebäude vor den alten Chorteil setzte und die ursprüngliche Steinmauer durch eine Glastrennwand ersetzte, so dass das Grabmal heute während der Öffnungszeiten der Stadtkirche zu sehen ist.


Die von einem unbekannten Meister Mitte des 13. Jahrhunderts geschaffenen lebensgroßen Reliefsteine in der ehemaligen Klosterkirche Frauenroth (Gemeinde Burkardroth, Landkreis Kissingen), die das Stifterpaar darstellen, zählen zu den bedeutendsten bildhauerischen Meisterwerken jener Zeit und sind der wertvollste Kunstschatz der Rhön. Graf Otto von Bodenlauben-Henneberg, Kreuzritter und Minnesänger (seine Lieder sind in der Manesse-Handschrift aufgenommen, der Sammlung der bedeutendsten Dichtung des Mittelalters) und seine Gemahlin Beatrix von Courtenay, Tochter eines Fürstengeschlechts aus Palästina und zu ihrer Zeit als morgenländische Schönheit gepriesen, hatten nach ihrer Rückkehr aus dem heiligen Land das Kloster gegründet. Der Sage nach soll die Gründung an dem Ort erfolgt sein, an dem Burkhardrother Frauen den vom Wind weggetragenen Schleier der Gräfin gefunden haben. In der Wandnische im Hintergrund wird noch immer eine Attrappe des Legenden-Schleiers aufbewahrt.

Ein anderes beeindruckendes Doppelgrabmal finden wir in Friesland:

In Sankt Willehad in Accum (Schortens) sehen wir das Grabmal für den Häuptling Tido von Inn- und Kniphausen († 18. Februar 1565) und seine Frau Eva von Renneberg († 1579). Es befindet sich vorne in der Kirche neben dem hölzernen Abendmahltisch. Der Doppelgrabstein aus schwarzem Marmor ist ein Beispiel bester flämischer Renaissance-Porträtplastik.


Dienstag, 21. Februar 2023

Die Wittelsbacher im Norden

Schloß Clemenswerth, bei Sögel, südlich von Papenburg, Emsland, Niedersachsen; Jagdschloß des Kölner Erzbischofs (Fürstbischof) Clemens August aus dem Hause Wittelsbach (Bayern)

Clemens August Ferdinand Maria Hyazinth von Bayern (* 16. August 1700 in Brüssel; † 6. Februar 1761 in Koblenz). Er war als Clemens August I. von 1723 bis 1761 Erzbischof von Köln und damit gleichzeitig Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches, Landesherr des zugehörigen Erzstifts sowie der Nebenländer Recklinghausen und Westfalen. Außerdem war er Legatus natus des Heiligen Apostolischen Stuhls zu Rom, Hochmeister des Deutschen Ordens, Fürstbischof von Regensburg, Münster, Osnabrück, Paderborn und Hildesheim sowie Inhaber anderer kirchlicher Würden.

Residiert hat Clemens August in Bonn. Das Kurfürstliche Schloss im Zentrum von Bonn war bis 1794 die Residenz der Kölner Kurfürsten. Untrennbar mit dem Gebäude verbunden ist der Bonner Hofgarten, ein weitläufiger Park, der sich südlich des Schlosses befindet. Heute beherbergt das Gebäude die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität. Es steht gemeinsam mit dem Hofgarten als Baudenkmal unter Denkmalschutz.
Das Poppelsdorfer Schloß ist der Nachfolgebau einer im Truchsessischen Krieg 1583 zerstörten gotischen Wasserburg und wurde von 1715 (Grundsteinlegung 21. August) bis 1740 geplant und errichtet. Architekt war der Franzose Robert de Cotte. Bauherren waren der Kölner Kurfürst Joseph Clemens und sein Neffe und Nachfolger Clemens August, der es nach Plänen von Balthasar Neumann erweitern ließ. Nach seinen Bauherren wurde es auch Lustschloss Clemensruhe genannt. Hier ließ Clemens August auch die Poppelsdorfer Allee anlegen.
Jan Wellem - Die Pfalz im Rheinland. Das Herzogtum Berg: Von 1652 bis 1679 war Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg Herzog. Sein Sohn und Nachfolger Johann Wilhelm II. (1679–1716), Kurfürst von der Pfalz (1690–1716), ist bis heute in seiner Residenzstadt Düsseldorf und im Bergischen Land als „Jan Wellem“ in Erinnerung geblieben.
Das Jan-Wellem-Denkmal auf dem Marktplatz im Düsseldorfer Stadtteil Altstadt wurde von dem italienisch-flämischen Bildhauer Gabriel Grupello im Jahre 1703 begonnen und im Jahre 1711 aufgestellt. Das barocke Reiterstandbild stellt Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg dar, den Kurfürsten von der Pfalz und Herzog von Jülich-Berg, von den seinerzeit Niederfränkisch sprechenden Düsseldorfern Jan Wellem genannt. Die Plastik, die Grupello im Auftrag seines kurfürstlichen Dienstherrn schuf, ist heute eines der Wahrzeichen Düsseldorfs.

Johann Wilhelm Joseph Janaz von der Pfalz (auch „Jan Wellem“ genannt, * 19. April 1658 in Düsseldorf; † 8. Juni 1716 ebenda) entstammte der jüngeren Neuburger Linie der Wittelsbacher. Er war seit 1679 als Johann Wilhelm II. Herzog von Jülich und Berg und ab 1690 auch Erzschatzmeister des Heiligen Römischen Reiches, Pfalzgraf-Kurfürst von der Pfalz und Pfalzgraf-Herzog von Pfalz-Neuburg.

In der Hauptstadt Heidelberg hat er nie residiert, er war deswegen auch in der Pfalz wenig beliebt.

Schloß Schwetzingen ist ein Schloß in Schwetzingen, das vor allem den pfälzischen Kurfürsten Karl Philipp und Karl Theodor als Sommerresidenz diente. Bekannt ist in erster Linie der im 18. Jahrhundert angelegte Schlossgarten. Seine heutige Form erhielt das Schloss auf Befehl des Kurfürsten Johann Wilhelm, der in Düsseldorf regierte.


Schloß Burg (auch Schloß Burg an der Wupper) ist eine ab dem späten 19. Jahrhundert rekonstruierte Höhenburg im Solinger Stadtteil Burg an der Wupper. Die Anlage war seit dem 12. Jahrhundert die Stammburg der Grafen und späteren Herzöge von Berg und ist heute das Wahrzeichen des Bergischen Landes. Zugleich ist sie eine der größten Burgen Westdeutschlands und die größte rekonstruierte Burganlage in Nordrhein-Westfalen.

Im Batterieturm auf dem Hof vor Schloss Burg ist die "Gedenkstätte des Deutschen Ostens - Mahnmal der Vertreibung in Europa" untergebracht. Der 18 Meter hohe Innenraum des mächtigen Rundturmes wird beherrscht vom Mahnmal der Vertreibung, einer steinernen Gruppenplastik von Prof. Kurt Schwerdtfeger, die eine Flüchtlingsfamilie in Lebensgröße darstellt. Der Treppenaufgang führt zu zwei Umgängen, wo in verschiedenen Vitrinen Erinnerungsgaben, Kupfertafeln und Karten, u. a. ausgestellt werden. Der benachbarte Glockenturm beherbergt drei ostdeutsche Glocken. Die wertvollste und bedeutendste dieser drei wurde 1736 in Königsberg gegossen und stammt aus dem Dom der ostpreußischen Hauptstadt. Die zwei kleineren stammen aus der Jakobus-Kirche in Breslau.
Seit 1609 gehörte das Herzogtum Berg zum wittelsbachischen Haus Pfalz-Neuburg. Von 1742 bis 1799 war Berg Besitz der Linie Pfalz-Sulzbach unter Karl Theodor (1742–1799), auch Kurfürst von der Pfalz und Herzog von Pfalz-Neuburg, seit 1777 auch Kurfürst von Bayern. Der regierende Herzog von Berg war Maximilian Josef (1799–1806), auch Kurfürst von Bayern aus der Linie Pfalz-Birkenfeld-Bischweiler (Pfalz-Zweibrücken).


Maximilian I. Maria Michael Johann Baptist Franz de Paula Joseph Kaspar Ignatius Nepomuk (* 27. Mai 1756 in Schwetzingen bei Mannheim; † 13. Oktober 1825 in München) war bei Regierungsantritt im Jahre 1799 als Maximilian IV. zunächst Herzog von Bayern, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Jülich und Berg sowie Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches. Er begründete die Herrschaft des Wittelsbacher Hauses Pfalz-Zweibrücken über Bayern. Durch ein Bündnis mit dem napoleonischen Frankreich stieg er am 1. Januar 1806 zum ersten König des Königreichs Bayern auf. Bei seinen Untertanen wurde er mit der populären Kurzform seines Namens "König Max" genannt.
Der Wipperkotten ist einer von zwei weitgehend im Original erhaltenen Schleifkotten an der Wupper in der bergischen Großstadt Solingen. Der Kotten wird als Industrie- und Schleifermuseum genutzt und ist eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt.br>

Im Land der Fehn


Die Windmühle von Ostgroßefehn

Zweistöckiger Galerieholländer mit Windrose. Müllerhaus und Anbauten, Pelde und Mahlmühlen. Die Firsthöhe beträgt 21m, Galeriehöhe 8m, Flügelflucht 22m, drei Mahlgänge, davon Motormahlgang, max. erreichbare Energie 30 KW.


1804 wurde die Mühle von Jann Fokken Mühler erbaut. Um 1900 erzeugt die Mühle auch Strom. 20 Personen sind zu diesem Zeitpunkt in der Mühle und der dazugehörigen Bäckerei angestellt. Die Mühle wird bis 1968 gewerblich genutzt. Von 1969 bis 1988 wird die Mühle als mühlen- und fehngeschichtliches Museum der Gemeinde Großefehn genutzt. 1991 erwarb die Gemeinde Großefehn die Windmühle mit Müllerhaus und Nebengebäude.
1992/93 wurde die Mühle mit Finanzhilfen der EU umgebaut und vollständig renoviert. Während die einzelnen Gebäude im alten Stil wieder ausgebaut wurden, erhielt die Windmühle zusätzlich zu der bisherigen Innenkonstruktion modernste Technik. Die anfallende mechanische Leistung soll in elektrische Energie umgewandelt werden. Dazu wurde neben den Mahlgängen ein Generator eingebaut, der die elektrische Energie in das Netz eingespeist. Das Pilotprojekt wurde in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Ostfriesland und der Universität Bremen realisiert. Diese Windmühle zeigt damit historische Mühlentechnik kombiniert mit modernster Elektrotechnik und zeigt die Möglichkeit der Windenergienutzung mit historischen Windmühlen auf.
Die Mühle und das angrenzende Packhaus dienen heute als Kunstgalerie mit russischer Malerei. Unter dem Reetdach werden in einem Standesamt-Zimmer Ehen geschlossen. Der benachbarte Mühlenhof dient heute als Familienzentrum. Vor seiner Haustür liegt das ehemalige „Törfmuttje“ „Antje“, die heute als ein kleines Café dient.

Der Ortsteil Westgroßefehn ist die zweitälteste Fehnsiedlung Deutschlands (nach Papenburg) und die älteste Ostfrieslands.
Zum kulturellen Erbe der Gemeinde zählt neben historischen Kirchen auch der weitenteils erhaltene Fehncharakter mit Kanälen und Brücken. In der Gemeinde sind zudem fünf historische Windmühlen erhalten geblieben, weshalb sich Großefehn auch als Mühlengemeinde oder Fünf-Mühlen-Land bezeichnet.


Fehne – das sind Moore, die dem „Fehntjer Land“ den Namen gaben. Einst bestand dieser ostfriesische Landstrich aus solch unwirtlichem Untergrund. Wo heute der malerische Ort Westgroßefehn liegt, begannen 1633 während des 30-jährigen Kriegs vier Emder Bürger Torf zu stechen. Der wurde getrocknet und diente als Brennmaterial zum Heizen der Wohnungen – ein lohnendes Geschäft.

Damit man ihn in die Städte nach Emden und Leer bringen konnte, mussten Transportwege durchs Moor geschaffen werden. Diese entstanden in Form von Kanälen und Seitenkanälen (Wieken), auf denen Kähne, so genannte „Törfmuttjes“ verkehren konnten. Gleichzeitig dienten diese Wasserstraßen dazu, das Moor zu entwässern und in fruchtbares Weide- und Ackerland zu verwandeln. An ihren Ufern entstanden nach und nach Schiffswerften, die zum Teil noch bis ins 20. Jahrhundert hinein betrieben wurden. Mittellose Bauernsöhne und Knechte aus den Geestdörfern, aber auch Zuwanderer aus Westfalen verdienten als Kanalarbeiter und Torfschiffer ihr Geld. Ein Großteil bereiste als Frachtschiffer die Ems, das Wattenmeer, die Küstengewässer und sogar die Weltmeere. Deshalb wurde in Timmel die Seefahrtschule gegründet, in der sich zahlreiche Fehntjer – und auch auswärtige Schiffer – zu Steuerleuten ausbilden ließen. Einer von ihnen war 1903 übrigens Felix Graf Luckner. Wer von seiner Fahrt nach Hause zurückkehrt, brachte Geld mit ins Fehngebiet. Von dem bescheidenen Wohlstand zeugen noch heute die schmucken Kapitänshäuser in Westgroßefehn.

Montag, 20. Februar 2023

Auf den Spuren von Klaus Störtebeker

Die Geschichte erzählt, dass der Pirat Klaus Störtebeker Ende des 14. Jahrhunderts im Hafen von Marienhafe Zuflucht suchte. Damals, auf der Flucht vor der Hanse, Dänemark und dem deutschen Ritterorden, flüchteten die Piraten Klaus Störtebeker und Gödeke Michel an die Nordsee. Hier lebten die Friesen, die mit der Hanse auf Kriegsfuß standen, sich aber auch untereinander bekämpften. Daher wurden die Piraten mit offenen Armen empfangen. Jeder Friesenstamm hatte so seine eigenen Mitstreiter bei den Stammesfehden.

In der damaligen Hafenstadt Marienhafe ließ sich ein Großteil der Piraten nieder. Nach einer schweren Sturmflut hat Marienhafe direkt an der Nordsee gelegen. Zur Zeit des Häuptlings Widzel tom Brook war Marienhafe im Brookmerland (Bruchland, Feuchtland) einer der wichtigsten Orte der Friesen.

Der sogenannte Störtebekerturm gehört zu der im 13. Jahrhundert erbauten St. Marienkirche. Im ersten Stockwerk des Turmes finden Sie die Störtebekerkammer. Klaus Störtebeker soll um 1400 darin gewohnt haben.

Die Bronzeskulptur wurde vom Leeraner Bildhauer Karl-Ludwig Böke nach der Störtebeker-Radierung von Daniel Hopfer entworfen und am 27. Juni 1992 eingeweiht.

Die St.-Marienkirche war ursprünglich eine dreischiffige Basilika mit Querschiff und sechsgeschossigem Turm (war bis zu ihrem Teilabbruch im Jahre 1829 der größte und bedeutendste Sakralbau Ostfrieslands und erreichte damals die Ausmaße des Osnabrücker Doms und galt als größte Kirche zwischen Groningen und Bremen).

1829 wurde der Bau bis auf das Mittelschiff abgerissen, wobei auch ein 250 Meter langer und aus 124 Einzelbildern bestehender Sandsteinfries, der sich unmittelbar unter dem Dach befand, zerstört wurde. Der nunmehr auf vier Stockwerke reduzierte Turm war einst ein bedeutendes Seezeichen.

Die Leybucht, die ihren Namen der alten Bezeichnung des heutigen Norder Tiefs verdankt, reichte bis unmittelbar an das Gebäude heran. Später war die Kirche über das Störtebeker Tief mit der Nordsee verbunden.

En passant: Am 15. August 1400 beurkundete Herzog Albrecht I. von Bayern und Graf von Holland und Hennegau einen mit den Vitalienbrüdern geschlossenen Vertrag. Diesem zufolge nahm er 114 Vitalienbrüder auf und stellte sie unter seinen Schutz. Diplomatischer Druck seitens der Hansestädte führte aber zum Verlust dieser Operationsbasis.

Ein bayerischer Herzog stellt im hohen Norden einen Schutzbrief aus?
Ja, wie das denn?

Nun, das hat etwas mit dem Herzogtum Straubing-Holland zu tun: Das wittelsbachische Teilherzogtum Straubing-Holland (auch Niederbayern-Straubing-Holland, Niederbayern-Straubing, Bayern-Straubing-Holland oder Bayern-Straubing) umfasste Teile des heutigen Niederbayern und der östlichen Oberpfalz sowie die niederländischen Grafschaften Hennegau, Holland, Zeeland und Friesland. Es bestand von 1353 bis 1425/29 und wurde von Straubing und Den Haag aus regiert. Das Herzogtum entstand in der Folge der wittelsbachischen Erbteilungen nach dem Tod des römisch-deutschen Kaisers Ludwigs des Bayern und zerfiel, als die Straubinger Linie im Mannesstamm ausstarb. Unter der Herrschaft der Herzöge von Straubing-Holland, die durch Ehebündnisse mit allen bedeutenden Nachbarn verbunden waren, wurde die Grundlage der niederländischen See- und Handelsmacht gelegt.


Unterwegs auf der Störtebekerstraße
Unterwegs auf der Störtebekerstraße in Ostfriesland, einer Tourismusroute, die von Butjadingen entlang der Nordseeküste nach Ostfriesland geht.


Diese Route ist etwas für Autofahrer, wegen ihrer Länge für den "zeitgeistkonformen" Radurlauber kaum geeignet. Bei gutem Wetter im Sommer kann der Automobilist die Strecke herrlich im offenen Cabrio genießen. Die kurvenreichen Straßen laden zum entspannten Cruisen ein.

Sonntag, 19. Februar 2023

Dornum, pittoreske Idylle in Ostfriesland

Am historischen Alten Markt

Wir lieben diesen Ort, selbst in der Saison nicht überlaufen. So fahren wir bei jedem Nordseeaufenthalt immer wieder hin. Der Ort hat zwei Burgen, die Bningaburg und die Norderburg.


Das barocke Wasserschloß im historischen Ortskern: Das Schloß wurde im 14. Jahrhundert von Häuptling Hicko Kankena als Norderburg (so wird sie manchmal auch heute noch genannt) erbaut. Im 17. Jahrhundert baute Haro Joachim von Closter die Burg zu einer Vierflügelanlage mit Vorburg aus. Der Herrlichkeitsbesitzer hat das Schloss mit besonderen Portalen, Giebeldreiecken und Wappen verwandter Familien sowie Skulpturen und Sinnsprüchen ausgestattet.

Auf der Norderburg ereignete sich 1397 das wohl bekannteste – und auch literarisch verarbeitete – Familiendrama der ostfriesischen Geschichte: Der Sohn des Erbauers der Norderburg, Lütet, erschlug – angeblich auf Anraten seiner Schwiegermutter – seine Gemahlin Ocka wegen angeblicher Untreue und Aufsässigkeit. Daraufhin zeigte sich die Schwiegermutter Foelke Kampana, Ehefrau des Häuptlings Ocko II. tom Brok und im Volksmund die „Quade Foelke“ genannt, von ihrer starken Seite und übernahm kurzerhand die Burg. Sowohl Lütet als auch sein Vater wurden auf Befehl der Schwiegermutter enthauptet.

Die Schloßstraße führt durch das Torhaus von 1678 mit seinem Turmhelm von 1707 und endet auf dem weiten Platz der Vorburg, in dem ebenfalls die von alten Bäumen gesäumte barocke Schlossallee mündet. Der Platz ist von niedrigen Gebäuden umgeben, die einst Wirtschaftsgebäude und der Marstall waren. Vom Platz der Vorburg führt eine hölzerne Brücke über den das Schloss umgebenden Wassergraben zum Schlossportal. Über dem Portal befindet sich ein monumentaler Giebel, der in seinem Mittelpunkt Pallas Athene, die griechische Göttin der Weisheit und der Kriegskunst, zeigt.

Die Beningaburg ist eine mittelalterliche Niederungsburg. Nach der Legende erbaute zwischen 1375 und 1380 Olde Hero Attena von Dornum die Wasserburg.

Zwischen 1350 und 1400 zog die Häuptlingsfamilie der Attena nach Dornum und errichtete die Norderburg, die Oster- oder Beningaburg und die Westerburg.

In der sächsischen Fehde 1514 wurden die Burgen zerstört.

Die Beningaburg: Es war ein langer Weg durch die wechselvolle Geschichte alter ostfriesischer Geschlechter: In der 2. Hälfte des 14.Jahrhunderts erbaute Hero Attena die Burg. Sie war fast 100 Jahre im Besitz der Familie und wechselte durch Erbschaft zum Geschlecht Kankena, bis sie Anfang des 16.Jahrhunderts durch Heirat an die Beningas fiel. Nach der sächsischen Fehde wurde die Burg Mitte des 17. Jahrhunderts teilweise wieder aufgebaut und blieb bis Anfang des 19.Jahrunderts im Besitz der Familie Beninga. Von da ab bis heute wechselten mehrfach die Besitzer. Umgeben von alten Bäumen und dem Burggraben beherbergen die historischen Gemäuer der Beningaburg ein Hotel mit Restaurant. Die Bilder der Geschlechterfolge der Beningas sind im Ahnensaal der Burg zu besichtigen.

Die Westerburg wurde nach der sächsischen Fehde nicht wieder aufgebaut.

Sankt Bartholomäus Dornum - Mit der zweitgrößten Orgel Ostfrieslands und prachtvoller Kanzel -


Die aus Feldbrandsteinen gegen Ende des 13. Jahrhunderts gebaute Einraumkirche steht auf einer über 8 m hohen Warft (künstlich aus Erde aufgeschütteter Siedlungshügel, der dem Schutz von Menschen und Tieren bei Sturmfluten diente). Durch die damaligen technischen Möglichkeiten konnte der aufgeschüttete Untergrund nur unzureichend verdichtet werden und eignete sich dahert häufig nicht als Fundament für das gesamte Kirchengebäude. Aus diesem Grund ging man dazu über, Kirchenschiff und Glockenturm in größerem Abstand voneinander getrennt zu errichten. Beim Absinken der einen Gebäudesektion konnte so eine Destabilisierung der anderen weitestgehend vermieden werden.

Das Innere der Kirche hat die Familie von Closter gestiftet, die über 200 Jahre in Dornum residierte. Sehenswert sind die aus dem Jahr 1663 errichtete prachtvolle Kanzel, der Hochalter. Das Innere der Kirche besticht durch seine prächtige Ausstattung mit zahlreichen Emporen, den Herrenstühlen der alten Häuptlingsfamilien von Closter und Kankena, mit kostbaren Grabsteinen und Epitaphen und der reich verzierten Kanzel. Für ostfriesische Verhältnisse eher ungewöhnlich ist die Farbgebung des Innenraums, die den barocken Gesamteindruck des Kirchenraums stark hervorhebt.

Noch aus der Erbauungszeit der Kirche stammt der Taufstein aus Baumberger Sandstein mit einem Fries aus Weinranken und sechs Rundbogenarkaden. Zu den zahlreichen Grabplatten gehören die des Haro von Closter († 1568) und Gerhard II. von Closter († 1594), deren ganzfigurige Reliefs in dem belgischen Syenit hineingearbeitet wurden.

Prunkstück ist die 1997/98 renovierte Orgel. Sie wurde 1710/11 von dem Orgelbauer Gerhard von Holy, einem Schüler Arp Schnitgers geschaffen. Mit 32 Registern und 1770 Pfeifen ist sie die zweitgrößte historische Orgel Ostfrieslands und ist als "Instrument von Europäischer Bedeutung" eingestuft.

Die Häuptlingsgruft von Sankt Bartholomäus in Dornum - Im Grabkeller unter der Kirche befindet sich das Erbbegräbnis der Dornumer Häuptlinge.

Die Synagoge von Dornum

Die ehemalige Synagoge in Dornum ist die einzige weitgehend im Originalzustand erhaltene Ostfrieslands. Die Jüdische Gemeinde Dornum nutzte sie von 1841 bis zum 7. November 1938. Die letzten jüdischen Bewohner verließen Dornum 1940. Heute dient das Gebäude als Gedenkstätte und jüdisches Museum. Träger ist der Förderverein Synagoge Dornum.


Erstmals wird eine Synagoge in Dornum um 1730 erwähnt. Die heute noch erhaltene Synagoge in Dornum ließ die örtliche Gemeinde 1841 erbauen. Das Geld hierfür nahmen die Dornumer Juden bei einem christlichen Geldverleiher auf, wobei Häuser und Wertgegenstände der jüdischen Familien als Sicherheit angegeben wurden. In den folgenden fast 100 Jahren modernisierte die Gemeinde das Gebäude mehrfach. So erhielt die Synagoge im Jahre 1920 elektrisches Licht. Eine Heizung wurde jedoch nie eingebaut. Dies stellte in den Wintermonaten ein Problem dar, da der Boden nur aus gestampften Lehm bestand. In den Folgejahren verließen viele Juden den Ort aus wirtschaftlichen Gründen. Der Machtantritt der Nationalsozialisten verstärkte diesen Trend noch. Ende 1933 hatte bereits ein Drittel der Juden Dornum verlassen. Im August 1933 wurde die Hohe Straße, an der die Synagoge und viele jüdische Wohnungen lagen, in Adolf-Hitler-Straße umbenannt. Nach 1933 wurde die Synagoge in Dornum kaum noch genutzt, da die erforderliche Zahl von zehn männlichen Gottesdienstbesuchern für eine Minjan nicht mehr erreicht wurde. Wilhelm Rose, der letzte Gemeindevorsteher, verkaufte die Synagoge schließlich am 7. November 1938 für 600 Reichsmark an den örtlichen Tischlermeister August Teßmer, dessen Haus unmittelbar an das Synagogengebäude grenzte. Dieser nutzte das Gebäude fortan als Möbellager. Den Verkaufserlös, der für den jüdischen Hilfsverein bestimmt war, überwies Rose an das Landesrabbinat Emden. Während der Novemberpogrome 1938 drangen örtliche SA- und SS-Mitglieder in das Gebäude ein und entwendeten Einrichtungsgegenstände, die sie anschließend auf dem Marktplatz verbrannten.

Die Bockwindmühle in Dornum im Landkreis Aurich wurde 1626 erbaut und ist damit die älteste erhaltene Windmühle Ostfrieslands. Sie entstand während des Dreißigjährigen Krieges, kurz nachdem die Truppen des Grafen von Mansfeld die Grafschaft Ostfriesland besetzt hatten (1622–1624). Nachdem im Sommer 2019 ein Flügel abgefallen war, wurde die historische Bockwindmühle in Dornum nun wieder repariert. Der 600 Kilo schwere Holzflügel war von innen verrottet gewesen.

Pittoreskes Dornum in Ostfriesland - ein Bummel durch den Ort


Der jüdische Friedhof von Dornum in Ostfriesland
Die Jüdische Gemeinde Dornum bekam das Grundstück im Jahre 1721 von der Ortsherrlichkeit zugewiesen. Das vor dem Ort gelegene Gelände war zunächst gemietet und konnte 1723 gekauft werden. Bis 1938 wurden die jüdischen Toten aus Dornum auf diesem Friedhof bestattet.


In der sogenannten Reichskristallnacht wurden Unterlagen über den Friedhof und der jüdischen Gemeinde auf dem Marktplatz verbrannt. In der Folgezeit wurde das Grundstück für 150 Reichsmark verkauft. Die Grabsteine wurden entfernt und in der Marktstraße gelagert. Etwa 150 Grabsteine wurden zweckentfremdet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Friedhof auf alliierte Anordnung wieder hergerichtet. Da keine Unterlagen mehr vorhanden waren, konnten die verbliebenen 36 Grabsteine keinem Grab mehr zugeordnet werden.

Die Grabplatte des am 31. Oktober 1721 verstorbenen Aaron Levy (Aharon ben Jehuda Blitz) ist der älteste Grabstein. Diese Platte dokumentiert mit drei anderen die sephardische Begräbnistradition.

Der jüngste Grabstein ist für den am 6. November 1938 verstorbene Wolf (Adolf) Abrahams.

St.-Matthäus-Kirche (Resterhafe) - Dornum, Ostfriesland

Die evangelisch-lutherische St.-Matthäus-Kirche im Dornumer Stadtteil Resterhafe wurde vermutlich gegen Ende des 13. Jahrhunderts als Saalkirche aus Backsteinen im Stil der Frühgotik errichtet. Sie steht auf einer fünf Meter hohen freistehenden Warft. Bis zur Reformation unterstand die Kirche dem Erzbistum Bremen.


Ob die heutige Kirche einen Vorgängerbau aus Holz hatte, ist unklar. Vermutlich wurde im späten 13. Jahrhundert die freistehende Kirchwarft bis auf eine Höhe von 5 Metern über Normalnull aufgeschüttet. Auf dem höchsten Punkt wurde anschließend das Fundament aus schweren Granitsteinen gelegt, auf dem dann um 1270 der Bau des heutigen Gotteshauses begann. Es wurde im Stil der Frühgotik aus Backsteinen errichtet und dem Evangelisten Matthäus geweiht.

Zu Zeiten ihrer Erbauung hatte die Kirche Steingewölbe und größere Dimensionen als heute. Im Laufe der Jahrhunderte verschlechterte sich der Zustand des Gebäudes aber derart, dass die Gewölbe abgebrochen werden mussten.

Im Jahre 1806 waren erneut große Umbaumaßnahmen nötig. Dabei wurde die Kirche im Westen um etwa 6 Meter verkürzt. In der so entstandenen Westwand entstand ein neuer Eingang und die beiden alten Portale im Norden und Süden wurden vermauert. Im Zuge der Arbeiten wurden auch die beiden Giebel im Osten und im Westen abgebrochen und das Gebäude mit einem Walmdach abgedeckt. Die lettnerartige Schranke zwischen Chor und Schiff ist ein Werk des frühen 17. Jahrhunderts. Sie besteht aus Gitterstäben mit einem oberen Abschluss aus durchbrochenen Ranken.

Der protestantische Flügelaltar mit seinen Inschriften wurde ebenfalls im 17. Jahrhundert geschaffen. Er ist vom reformatorischen Bildersturm geprägt. In Norddeutschland traten daran anschließend im 16. und 17. Jahrhundert in den reformierten, aber auch lutherischen Kirchen Schriftaltäre an die Stelle der mittelalterlichen Bildwerke. Auf seinen Flügeln führt er rechts das Glaubensbekenntnis und links die Zehn Gebote auf. Die Kreuzigungsdarstellung in seinem zentralen Feld wurde erst 1830 hinzugefügt. Sie wurde von dem in Resterhafe amtierenden Pastor Kittel gemalt und geht auf das Vorbild des Altargemäldes der St.-Bartholomäus-Kirche in Dornum zurück, das seinerseits eine Kopie eines Werks des flämischen Malers Anthonis van Dyck ist. Eine Wappentafel krönt den Altar.

Dornumersiel ist ein Ortsteil der Gemeinde Dornum in Ostfriesland.


Dornumersiel liegt unmittelbar an der Nordseeküste. Der Hauptort der Gemeinde, Dornum, befindet sich etwa 5 Kilometer entfernt in südwestlicher Richtung. Die nächsten größeren Ortschaften in unmittelbarer Nähe sind das zwölf Kilometer östlich gelegene Esens sowie das sieben Kilometer südlich gelegene Westerholt. Gegründet wurde der Ort als Warfendorf auf Gley-Podsol-Boden in einer Höhe von sechs Metern über Normalnull. Im Norden, Osten und Westen umgibt Kalkmarsch den Ortskern. Im Süden grenzt ein Gebiet mit Kleimarsch an.

Der Sielort ist einer der ältesten Häfen an der ostfriesischen Küste. Die Besiedelung des Ortes begann wahrscheinlich im 15. Jahrhundert. Nachdem in der St.-Peters-Flut am 22. Februar 1651 ein an der Küste gelegener Sielort, das später so genannte Altensiel, zerstört wurde, wurden 1653 unmittelbar nebeneinander das Dornumer und das Westeraccumer Siel angelegt. Einst trennte hier die Grenze Ostfriesland und das Harlingerland. Die beiden Orte Dornumersiel und Westeraccumersiel konnten erst nach Eindeichung der Polder entstehen. Eine erste urkundliche Erwähnung des Dorfes datiert auf das Jahr 1684. 1717 wurden sie durch die Weihnachtsflut fast vollständig vernichtet. Heute ist Dornumersiel ein Küstenseebad.

In Dornumersiel zeigt die Figurengruppe „He is buten bleven“ (er ist draußen geblieben) die Lebenswirklichkeit der Menschen an der Nordsee. Die traurig melancholische Skulptur zeigt eine Seemannsfrau mit ihrem Kind, deren Mann „auf See geblieben“ ist. Christian Eisbein (* 5. Juli 1917 in Halle (Saale); † 1. Juli 2009 in Westerholt, Ostfriesland) schuf die Skulptur.

Alexandra's Café in Dornumersiel


Der echte Ostfriesentee – vorzugsweise Bünting aus Leer – wird mit weißem Kandis (Kluntje) und Sahne genossen. Er ist eine spezielle Teemischung, die aus bis zu 10 verschiedenen Schwarzteesorten bestehen kann.

In Ostfriesland gibt es drei große Teehandelshäuser (Bünting, Thiele & Freese, Onno Behrends), die jeweils mehrere eigene Teemischungen anbieten. Ihnen allen ist aber der typisch herbe und kräftige Geschmack des Ostfriesentees gemein.

Nur in Ostfriesland gemischter Tee darf sich "Echter Ostfriesentee" nennen, die übrigen tragen die Bezeichnung “ostfriesische Mischung“.

Und was hat es mit dem Pharisäer auf sich?

Die Geschichte des Pharisäers: Erfunden wurde der Pharisäer als Getränk wohl bei einer Kindstaufe auf der Halbinsel Nordstrand im 19. Jahrhundert. Der strenge und abstinente Pastor Georg Bleyer, der stets gegen den Alkohol wetterte, saß als Gast an der Kaffeetafel. In Gegenwart des Pastors wurde Kaffee getrunken, die Nordfriesen trauten sich nicht, mit einem Schnaps auf das Taufkind anzustoßen. Bauer Johannsen, der Gastgeber, konnte sich eine Taufe ohne ein anständiges „Prost“ nicht vorstellen und griff zu einer List: Die dicke Sahnehaube verhinderte, dass der Pastor – welcher als einziger normalen Kaffee serviert bekam – den Rum riechen konnte. Aber die Gäste auf der Taufgesellschaft wurden immer fröhlicher und Pastor Bleyer wurde misstrauisch. Heimlich nippte er an der Tasse seines Tischnachbarn, entdeckte den Verrat und rief entsetzt: „Oh, ihr Pharisäer“.

Neßmersiel in Ostfriesland (Gemeinde Dornum)

Der Küstenbadeort Neßmersiel liegt im Nordwesten Niedersachsens, vis-á-vis der Ostfriesischen Insel Baltrum. Der Badeort ist der kleinste an der ostfriesischen Nordseeküste.


Neßmersiel liegt etwa fünf Kilometer nordwestlich von Dornum. Das Dorf besteht hauptsächlich aus Ferienhäusern. Es grenzt unmittelbar an die Nordsee und liegt direkt hinter dem Deich.

Das gemütlich gelegene Sieldorf liegt im Schutze der Deiche (Seedeich, alter Westerdeich und alter Osterdeich), am Nationalpark Niedersächsiches Wattenmeer, Weltnaturerbe. Südlich der Ortschaft entlang verläuft die Störtebekerstraße.

Der ursprüngliche um 1570 errichtete Hafen, von dem aus Getreide und Raps nach Bremen, Hamburg, den Niederlanden und Norwegen verschifft wurde, verschlammte durch die Eindeichung zur Landgewinnung und musste gegen 1700 aufgegeben werden. Er wurde näher zur See verlegt, doch 1930 war er auch nicht länger zu befahren. Erst 1969/70 errichtete man einen Fährhafen, von dem aus Baltrum angefahren wird.

Blick vom Hafen von Neßmersiel auf die Insel Baltrum (Baltrum ist die kleinste der ostfriesischen Inseln)

Baltrum, eine bayerische Insel: Während der Häuptlingszeit von 1350 bis 1464 gehörten die Ostfriesischen Inseln zum Herrschaftsgebiet der Familie tom Brok. Baltrum wurde erstmals 1398 urkundlich erwähnt, als Widzel tom Brok Balteringe (wie auch die anderen ostfriesischen Inseln) dem Herzog Albrecht von Bayern übereignete und sie anschließend von diesem als Lehen zurückerhielt.

Hintergrund: Albrecht I. von Bayern (* 25. Juli 1336 in München; † 16. Dezember 1404 in Den Haag) war ein Mitglied der Herrscherfamilie der Wittelsbacher. Er war Herzog von Bayern-Straubing, Graf von Holland, Zeeland und Hennegau sowie Herr von Friesland.

Das wittelsbachische Teilherzogtum Straubing-Holland (auch Niederbayern-Straubing-Holland, Niederbayern-Straubing, Bayern-Straubing-Holland oder Bayern-Straubing) umfasste Teile des heutigen Niederbayern und der östlichen Oberpfalz („Straubinger Ländchen“) sowie die niederländischen Grafschaften Hennegau, Holland, Zeeland und Friesland. Es bestand von 1353 bis 1425/29 und wurde von Straubing und Den Haag aus regiert. Das Herzogtum entstand in der Folge der wittelsbachischen Erbteilungen nach dem Tod des römisch-deutschen Kaisers Ludwigs des Bayern und zerfiel, als die Straubinger Linie im Mannesstamm ausstarb. Unter der Herrschaft der Herzöge von Straubing-Holland, die durch Ehebündnisse mit allen bedeutenden Nachbarn verbunden waren, wurde die Grundlage der niederländischen See- und Handelsmacht gelegt.

Ostwanderung der Insel: Die Gezeiten, die Strömungen, die Wellen und der Wind bewirkten im Laufe der Zeit große Veränderungen an der Insel Baltrum. Wie auf allen ostfriesischen Inseln wandert der Sand der Strände mit der vorherrschenden Windrichtung von West nach Ost. So lag das Westende von Baltrum um 1650 noch rund 4½ Kilometer westlicher und damit an einer Stelle, an der sich heute der Ostteil der Nachbarinsel Norderney befindet. Das Ostende der Insel verschob sich in dieser Zeit aufgrund des im Osten liegenden Seegatts Accumer Ee nur um rund 1,4 Kilometer. Effektiv verlor die Insel also mehrere Kilometer Länge. Bereits mehrmals mussten Kirchbauten aufgrund der starken Landverluste versetzt werden. Seit 1872/1873 versucht der Mensch die Landverluste mit gezielten Küstensicherungsmaßnahmen aufzuhalten. Zu diesem Zweck sind auf der Insel 14 Buhnen (Buhne A bis M) gebaut worden. Der Westkopf der Insel zwischen Buhne B und D wird zusätzlich durch eine im Verhältnis 1:4 geneigte Schrägdeckwerkskonstruktion aus schweren Wasserbausteinen geschützt, die im oberen Teil auch als Promenade mit zwei Wandelbahnen genutzt wird. Im Bereich der Buhne B und E bis N schließt sich ein weiteres Schrägdeckwerk mit Berme an. Trotzdem verursachen die Sturmfluten in den Wintermonaten immer wieder erhebliche Schäden.