Freitag, 12. Juni 2015

Juden in Pirmasens - eine Spurensuche mit Hindernissen

Das Mahnmal für die Opfer des Holocaust am Bahnhof in Pirmasens

Die Stadt Pirmasens in der Südwestpfalz hatte bis zum Dritten Reich die größte jüdische Gemeinde der Pfalz. Aber Pirmasens war auch eine braune Hochburg. Es war die braune Hochburg der Pfalz. Schon in den frühen Zwanziger Jahren gab es eine Ortsgruppe der NSDAP und in der Stadt wurde mit dem "Eisenhammer" ein nationalsozialistisches Hetz- und Kampfblatt herausgegeben, das den Vergleich mit dem "Stürmer" nicht zu scheuen brauchte.

Schon 1940 vermeldete der Gauleiter Josef Bürckel nach Berlin, dass Pirmasens "judenfrei" sei.

Es gibt heute keine jüdische Gemeinde mehr in Pirmasens. Die Pirmasenser Juden wurden vernichtet. Und es ist nicht leicht, in der Stadt heute noch Spuren der einst blühenden Gemeinde zu finden.

An die Deportation in die Vernichtung soll ein Mahnmal gegenüber des Bahnhofs erinnern. Doch dieses "Mahnmal" ist, gelinde gesagt, ein schlechter Scherz.


Kein Hinweisschild rundum. Die Inschriften en miniature. So versteckt man wirklich seine Vergangenheit. Zwei Stelen in einer Parkanlage mit Sitzbänken zum "Chillen", nein, das ist fürwahr kein würdiger Ort des Gedenkens. Die Gestaltung mit dem Prellbock und den Gleisen, so könnte es auch ein Denkmal für die Deutsche Bahn sein. Läge doch nahe an einem Bahnhof, oder?

Am Ort der ehemaligen Synagoge


Erst 1995, 50 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, wurde das seit 1945 so benamte Schustergässel in Synagogengasse umbenannt und bezeugt nun wieder den Ort, die Gasse, in der bis zu ihrer Zerstörung durch die Nationalsozialisten die Pirmasenser Synagoge gestanden hatte.

Die Überreste des israelitischen Friedhofs

Der in den 20-ern stillgelegte "Alte Friedhof" beherbergte auch einen israelitischen Teil. Der wurde in der NS-Zeit völlig zerstört und aufgehoben. Nur wenige Grabsteine fanden sich nach dem Zweiten Weltkrieg wieder und wurden in einer Reihe aufgestellt.

  

Unsinnigerweise steht auf dem Gedenkstein, hier habe sich mal ein israelitischer Friedhof befunden. Unsinnig deswegen, weil nach jüdischem Ritus ein Friedhof ewig ist. Und wie wenig respektvoll man auch nach dem Zweiten Weltkrieg gegenüber den Opfern des Holocaust gewesen ist mag belegen, dass sich auf dem Gräberfeld ein Kinderspielplatz mit Sandkasten befunden hatte, den ich noch selbst aus meiner eigenen Kindheit kenne.

Der alte jüdische Friedhof von 1813

Durch einen reinen Zufall hatten wir erfahren, dass es in Pirmasens einen alten jüdischen Friedhof gibt. Wir haben ihn jahrelang gesucht, denn der jüdische Friedhof von 1813 liegt versteckt in einem Industriegebiet in der Zeppelinstraße. Kein Wegweiser, kein Hinweisschild auch hier. Nur schwer zu finden.


     

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