Montag, 11. Dezember 2017

Der Heilige Pirminius und sein Wirken - Auch heute aktuell


Baustelle Christentum (Symbolbild)
Kloster Hornbach während der Renovierung im Jahr 1991

Die geistige Situation der Christen im 21. Jahrhundert weist verblüffende Ähnlichkeiten mit der zur Zeit Pirmins auf. "Deutschland ist Missionsland geworden", hieß es 1948 auf dem Katholikentag in Mainz. Damals war der Bezug die barbarische und unchristliche Zeit des Dritten Reiches gewesen. Polens neuer Ministerpräsident Mateusz Morawiecki beklagt heute eine zu geringe Rolle des christlichen Glaubens in Europa. "Wir wollen Europa umwandeln, mein Traum ist es, es wieder zu rechristianisieren", sagte er in einem Interview mit dem katholischen TV-Sender Trwam. Vielerorts würden Kirchen nur noch als Museen genutzt. "Das ist sehr traurig", fügte der nationalkonservative Politiker hinzu.

Wir erinnern uns: Pirminius war ein Flüchtling und seine Flucht steht auch stellvertretend für die bewaffneten Konflikte von Christentum und Islam im 8. Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Pirminius kam den Überlieferungen zufolge aus dem Westgotenreich, aus Spanien oder aus Aquitanien. Genau: Aus dem ehemaligen Westgotenreich. Im Jahr 711 stand es in Flammen: Araber hatten sich von Nordafrika zum Sturm auf die Pyrenäenhalbinsel aufgemacht und bei Xeres de la Frontera die Westgoten in sechstägiger Schlacht besiegt. Bis zur Reconquista sollte die spanisch-portugiesische Halbinsel für die nächsten 800 Jahre fest in maurischer Hand sein. Und es war keine friedliche Herrschaft. Klöster wurden zerstört und Mönche ermordet. So flohen viele, darunter auch Pirmin. Und die Araber marschierten weiter vor: Für Jahrzehnte war auch der Süden Frankreichs in ihren Händen. Erst Karl Martell stoppte diesen Vormarsch in der acht Tage wütenden Schlacht bei Tours und Poitiers im Herbst 732 und warf die Araber auf die Pyrenäenhalbinsel zurück. Vor diesem Hintergrund ist auch Leben und Wirken des Heiligen Pirminius zu sehen.

Und heute? Am Wochenende des 9. und 10. Dezember 2017 eskalieren in Berlin gleich mehrere Demonstrationen gegen Israel, es kommt zu antisemitischen Ausfällen. Am Sonntagabend wurde bei einer propalästinensischen Demonstration eine israelische Fahne angezündet. Der Streit um Jerusalem bringt erneut die islamische Gewalt in unser Land. Und nach Europa. Auch nach Frankreich, wo diese Gewalt auch längst zum Alltag gehört. Wo zum Beispiel in der Normandie ein Priester in seiner Kirche grausam ermordet wurde. Im Juli vergangenen Jahres. Man sollte es nicht zu schnell abhaken und zur Tagesordnung übergehen.

Wir finden die Märtyrer für den christlichen Glauben in den alten katholischen Kirchen allenthalben in den Reliquienschreinen. Und zu den Märtyrern zählt zweifelsohne auch der in Saint-Étienne-du-Rouvray ermordete 86-jährige Priester Jacques Hamel. "Die intensiven Gefühle nach dieser schändlichen Tat werden nicht versiegen, weder hier noch anderswo", sagte der Bürgermeister von Saint-Étienne-du-Rouvray, Hubert Wulfranc, bei einer Gedenkfeier für den Ermordeten. Hamel wurde ermordet weil er Christ war. Er wurde ermordet weil er Priester war. Er wurde ermordet weil er in den Augen seiner Mörder ein "Ungläubiger" war. Welch ein Hohn!

Und da sind wir schon wieder zurück bei Pirminius. Er war ja weniger Missionar denn Organisator zum Aufbau und zur Stärkung des Christentums im Reich der Merowinger, der Vorgänger der karolingischen Franken.

"Wir wollen Europa umwandeln, mein Traum ist es, es wieder zu rechristianisieren." Der polnische Ministerpräsident nennt mit dem Wort "Rechristianisierung" das gleiche Ziel, das Pirminius zu seiner Zeit in der Form der Christianisierung zeit seines langen Lebens verfolgt hatte.




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