Der Name "Schortens" wird bereits in Chroniken aus dem Jahre 1158 erwähnt, in denen der Bau der St.-Stephanus-Kirche (siehe unten) verzeichnet wurde. Diese älteste Kirche des Jeverlandes wurde 1153 "hoch und trocken" auf dem Geestrücken errichtet, so dass der sich langsam entwickelnde Ort alle folgenden Flutkatastrophen unbeschadet überstehen konnte.
Nach dem Bau der St.-Stephanus-Kirche und einer damit verbundenen Neueinteilung der Kirchspiele entwickelte sich der heutige Ortskern von Schortens zum geistigen Zentrum des näheren Umkreises, wozu auch das nahe gelegene Kloster Oestringfelde beitrug, das im Mittelalter in der ganzen Region aufgrund seiner Pferdezucht bekannt war. Von dem Kloster existiert heute nur noch eine Ruine im Klosterpark.
Nicht umsonst enthält das Wappen der Stadt Schortens ein rotes, springendes Pferd auf weißem Grund. Das Wappen ist wohl auf die schon damals international bekannte Pferdezucht der Oestringer im Mittelalter zurückzuführen.
Im Video: Pferde auf einer Weide im Ortsteil Ostiem (Klein-Ostiem)
Es könnte aber auch sein, dass das Wappen auf ein einzelnes "Wunderpferd" mit dem ein Schortenser Bürger im Mittelalter quer durch Europa reiste, zurückzuführen ist.
In jedem Fall war und ist die Stadt Schortens schon immer eng mit der Pferdezucht und damit auch mit dem Reiten verbunden gewesen. Diese enge Verbundenheit spiegelt sich auch am vielfältigen Angebot der Reitplätze und -wege in Schortens wieder.
Die Fläche des Stadtgebietes von Schortens ist 6.890 ha groß und wird mit den Reitwegen im Forst Upjever, dem Moorland und seinen offenen Weiden und Landstrichen dem Reitinteressierten keine Wünsche offen lassen.
Sankt Stephanus in Schortens
Sankt Stephanus in Schortens wurde von 1153 bis 1168 auf einer künstlichen Warft erbaut und ist die älteste sicher datierbare Steinkirche auf der ostfriesischen Halbinsel.
Das alte Dorf Schortens liegt hochwassersicher auf einem eiszeitlichen Geestrücken. Nicht weit von der Kirche entfernt wurde ein vom 6. bis zum 12. Jahrhundert belegtes Gräberfeld ausgegraben, das ungefährdet ohne jede künstliche Erhöhung im gewachsenen Boden liegt.
Dass die St.-Stephanus-Kirche trotzdem auf einer hohen Warft steht, ist einzig dem Verlangen der Oestringer, der hier ansässigen Friesen, zuzuschreiben, das Gebäude weithin sichtbar zu machen, das sie bald nach 1153 aus Stolz auf einen Sieg über ein überlegenes sächsisches Heer errichtet haben. Bis dahin besaßen die Schortenser keine eigene Kirche.
Nach den bis dahin üblichen Holzkirchen erbauten die Oestringer die erste steinerne Kirche auf der Ostfriesischen Halbinsel – aus Granitfindlingen von der heimischen Geest sowie Tuff aus der Eifel, der auf dem Wasserweg hertransportiert wurde. Das massive, 2 m breite Granit-Fundament, das im Baufortschritt von allen Seiten mit Sand und Heideplaggen angeworfen wurde, bildet den Kern der wirklich einmaligen, 4,50 m hohen Warft.
1361 wurde im Rahmen einer Häuptlingsfehde die Nordwand untergraben und stürzte ein. Beim hastigen Wiederaufbau des für ihr Selbstbewusstsein so wichtigen Gebäudes nutzten die Schortenser in buntem Durcheinander alles erreichbare Material: Tuff, Granit, Sandstein und den ab etwa 1200 n.Chr. verwandten, an Ort und Stelle gebrannten Backstein. Der Anblick dieser Wand ist recht ungewöhnlich.
Im Inneren des hellen, in angenehmen Farben gehaltenen Kirchenschiffs fällt sogleich der ungewöhnliche Backsteinlettner ins Auge, der einer quer in den Raum gestellten Brücke aus drei Bögen gleicht. Solche Lettner, von denen es vor der Reformation auf der Ostfriesischen Halbinsel 23 gab, wurden im 15. Jahrhundert quer in die Kirchen eingebaut, weil man im Rahmen der wachsenden Ablassfrömmigkeit Raum für Seitenaltäre brauchte. Die beiden äußeren Bögen waren nach hinten durch eine Mauer verschlossen und boten Platz für Seitenaltäre. Durch den mittleren Bogen blieb der Blick frei auf den Hauptaltar. Oben auf der Lettnerbühne las der Priester Epistel und Evangelien (lat. lesen: legere; daher Lettner, Lektorium, Lektor). 1869 wurden die Rückwände zur Hälfte abgetragen, 1953 ganz. Heute sind auf der Ostfriesischen Halbinsel im Ganzen nur noch fünf Lettner erhalten. In Schortens hat Gerd Gerdes Kleihauer 1710 eine schöne, mit Propheten bemalte hölzerne Lettner-Brüstung gestiftet. Da nach der Reformation oben auf dem Lettner zusätzliche Sitzplätze für Frauen eingerichtet wurden – die Männer saßen auf dem Orgelboden – spricht man hier vom Ollwievvolksboen (Altweiberboden).
Aus der Zeit vor der Reformation ist nicht nur der Lettner erhalten, sondern auch der prachtvolle Dreiflügelaltar, ein Triptychon, das nach 1505 wahrscheinlich in Bremen geschnitzt wurde. In der großen Golgatha-Szene im Mittelschrein und in je 12 Reliefs in beiden Seitenflügeln wird auf eindrückliche Weise die Geschichte von Christi Marter, seinem Tod und seiner Auferstehung erzählt. Das aus Eichenholz geschnitzte Retabel, das durch zweimaliges Abbeizen 1898 und 1933 heftig gelitten hatte, wurde von November 2000 bis Ostern 2001 vorbildlich restauriert. Eine große Hilfe waren dabei für die Restauratoren die Kupferstiche des Israhel van Meckenem, die der Schnitzer als Vorbilder genutzt hat.
Für die Ausgestaltung des lutherischen Gottesdienstes war der vom Küster mit den Schulkindern eingeübte und mit der Orgel begleitete Gemeindegesang von hervorragender Bedeutung. Nachdem die erste, 1640 erbaute Schortenser Orgel beim Einsturz der Westwand 1676 zerstört worden war, baute der Jeversche Orgelbaumeister Joachim Kayser aus alten und neuen Pfeifen das heutige Instrument. An dem schönen, mit Zimbelsternen geschmückten Prospekt steht die Jahreszahl 1686.
Ein ungewöhnliches Stück ist der hölzerne Jugendstil-Taufstein, den die Gemeinde Schortens 1917 zum 400. Jahrestag von Luthers Thesenanschlag gestiftet hat und der nach einem Entwurf des Oldenburger Professors Winter geschnitzt worden ist.
(Mit Quellenmaterial der Ev.-Lutherischen Kirchengemeinde Schortens)
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