Unsere Exkursion zu den Zeugnissen der Geschichte der jüdischen Gemeinde in Pirmasens (siehe auch: Geschichte der Juden in Pirmasens) beginnen wir auf dem "Alten Friedhof".
Der Alte Friedhof der Stadt Pirmasens in der Südwestpfalz (Rheinland-Pfalz) wurde im Jahr 1927 stillgelegt. Gleichwohl war er auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg ein geschlossenes Ensemble von einzigartiger kultureller Güte gewesen. Mit einer Vielzahl großer Familientumben und wertvoller historischer Grabmale. Das ist leider Geschichte, denn eine für kulturelle Belange wenig sensible Stadtverwaltung hat nur noch rudimentäre Reste übriggelassen, die darüberhinaus auch lieblos vor sich hin verrotten, teilweise einsturzgefährdet und nur notdürftig gesichert. So ist ein ehedem einzigartiges Zeugnis historischer Sepukralkultur heute zwar als "Kulturgut" ausgewiesen, hat jedoch seinen einstigen Charakter völlig verloren.
Der Alte Friedhof in Pirmasens by Franz Roth
Die preußischen Offiziersgräber der Schlacht bei Pirmasens auf dem Alten Friedhof
Die Schlacht bei Pirmasens fand am 14. September 1793 während des Ersten Koalitionskriegs bei Pirmasens. Sie fand zwischen französischen Truppen und alliierten preußischen und österreichischen Soldaten statt und endete mit einem Sieg der Verbündeten.
Die Franzosen jedoch besetzen am 25.11.1793 Pirmasens wieder und brandschatzen es.
Auf dem Alten Friedhof zu Pirmasens befinden sich die Gräber zweier in der Schlacht gefallener, preußischer Offiziere. Der eine ist Albrecht Otto Johann von Möllendorff (1755–1793).
Der zweite, nahezu identische Grabstein ist ohne Text.
Es ist die Grabstätte von Premierlieutenant Hans Friedrich Georg Ludwig Wilhelm von Borstell (1770–1793), dem ältesten Sohn des an der Pirmasenser Schlacht beteiligten Generals und Kommandeurs des 7. Kürassierregiments, Hans Friedrich Heinrich von Borstell (1730–1804).
Der israelitische Teil des Friedhofs wurde in der NS-Zeit völlig zerstört und aufgehoben. Nur wenige Grabsteine fanden sich nach dem Zweiten Weltkrieg wieder und wurden in einer Reihe aufgestellt.
Unsinnigerweise steht auf dem Gedenkstein, hier habe sich mal ein israelitischer Friedhof befunden. Unsinnig deswegen, weil nach jüdischem Ritus ein Friedhof ewig ist. Und wie wenig respektvoll man auch nach dem Zweiten Weltkrieg gegenüber den Opfern des Holocaust gewesen ist mag belegen, dass sich auf dem Gräberfeld ein Kinderspielplatz mit Sandkasten befunden hatte, den ich noch selbst aus meiner eigenen Kindheit kenne.
Der jüdische Friedhof von 1813
Er liegt versteckt in einem Industriegebiet in der Zeppelinstraße. Kein Wegweiser, kein Hinweisschild.
Die Synagogengasse
Die Gasse, in der bis zur Pogromnacht 1938 die Pirmasenser Synagoge gestanden hatte, hieß bis 1881 Judengässel, bis 1933 Synagogenstraße, bis 1945 Grenadiergässel, dann bis 1995 Schustergässel - erst 1995 erhielt die Gasse ihren heutigen Namen.
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