Dienstag, 26. September 2017

Pirmasens und Zweibrücken haben mehr miteinander zu tun als mancher denkt


Das Alte Rathaus in Pirmasens

Ja, Pirmasens und Zweibrücken haben eine enge historische Verbindung. Nicht nur, weil Pirmasens dereinst zur Grafschaft Zweibrücken-Bitsch gehörte. nein, ganz im Speziellen durch die Landgräfin von Hessen-Darmstadt, der "Großen Landgräfin" Karoline. Denn sie war eine Prinzessin aus der Wittelsbacher Linie Pfalz-Zweibrücken.

Reminiszenz an die Landgräfin

Der Alte Friedhof in Pirmasens - Die einstige Leichenhalle ist heute das Kulturzentrum Carolinensaal, der Friedhof selbst eine Parkanlage im Herzen der Schuhstadt. Der Carolinensaal ist enannt nach der Landgräfin Caroline von Hessen-Darmstadt, Gemahlin des Stadtgründers von Pirmasens, Landgraf Ludwig IX., und eine gute Freundin des Preußenkönigs Friedrich II. (Friedrich der Große, "Der Alte Fritz").


Karoline Henriette Christine Philippine Luise von Pfalz-Zweibrücken (* 9. März 1721 in Straßburg; † 30. März 1774 in Darmstadt) war durch Heirat Landgräfin von Hessen-Darmstadt, auch als die Große Landgräfin Caroline von Hessen-Darmstadt bezeichnet. Karoline Henriette war die älteste Tochter des Pfalzgrafen und Herzogs Christian III. von Zweibrücken (1674–1735) aus dessen Ehe mit Karoline (1704–1774), Tochter des Grafen Ludwig Kraft von Nassau-Saarbrücken. Die Prinzessin wuchs mit ihren Geschwistern Christian, Friedrich Michael und Christiane Henriette im Elsass und in der südlichen Pfalz auf. Sie heiratete am 12. August 1741 in Zweibrücken den nachmaligen Landgrafen Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt (1719–1790). Die Ehe war schon bald wegen der Verschiedenheit der Eheleute durch Auseinandersetzungen gekennzeichnet. Karoline Henriette war musisch und literarisch interessiert, während sich Ludwig vorwiegend für das Militär begeisterte. Ludwig war anfänglich seiner Gemahlin sehr zugetan, doch diese überführte die Beziehung in eine Konvenienzehe. Karoline, die vier Jahre nach der Eheschließung eine eigene Hofhaltung begründete, lebte in den ersten Ehejahren vorwiegend in Buchsweiler, während ihr Ehemann Pirmasens zur Garnisonsstadt ausbaute. Buchsweiler war die Residenz der Grafschaft Hanau-Lichtenberg, in der Ludwig als Vormund fungierte.

Buchsweiler (Bouxwiller) im Hanauer Land


Bouxwiller (Buchsweiler) im Hanauer Land (Pays de Hanau) im Elsaß (Départment Bas-Rhin (67) - Bouxwiller war Residenz der Grafen von Hanau-Lichtenberg. Durch Erbe war Hanau-Lichtenberg Landgraf Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt zugefallen, der die Residenz von hier ins pfälzische Pirmasens verlegte, um dort als Fürst des Deutschen Reiches eine (bewaffnete) Armee unterhalten zu können, was ihm auf französischem Territorium nicht gestattet gewesen wäre.

Im Jahr 1750 folgte Karoline ihrem Mann nach Prenzlau, wo er als preußischer General ein Regiment befehligte. Nach Ausbruch des Siebenjährigen Krieges und der Regierungsübernahme ihres Mannes war dieser nach Pirmasens zurückgekehrt und Karoline bezog nach einem erneuten Aufenthalt in Buchsweiler schließlich mit den Kindern die Residenz in Darmstadt.

Anekdote am Rande: Im Sommer 1761 schoss sie in Pirmasens mit einer Pistole auf Ernestine Rosine Goll, eine schwangere Mätresse ihres Ehemanns. Sie verfehlte allerdings ihr Ziel. Sie lebte damals schon längerer Zeit nur jeweils für wenige Wochen im Jahr mit ihrem Ehemann zusammen. Ernestine Rosine Flachsland (verheiratete Ernestine Rosine Goll), 1761–66 „Maîtresse-en-titre“ des Landgrafen Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt, stammte übrigens aus Riquewihr im Elsaß.


Der Landgraf selbst blieb bis zu seinem Tod im Jahr 1790 in Pirmasens und ist in der Lutherkirche beigesetzt.


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