Samstag, 9. April 2022

Travel Reporter - Reisejournalist unterwegs

"Habe Kamera, werde reisen." Das war schon das Leitmotiv der frühen Fotografen im 19. Jahrhundert. Aber ein zeitlos gültiger Ausspruch. Wer die Welt sieht, erweitert seinen Horizont. Wer Länder und Menschen, auch in des Wortes wahrster Bedeutung, erfährt, lernt, sie zu verstehen und zu begreifen. Und wer seine Eindrücke in Bildern festhält, bewahrt die Erinnerung an Orte, Menschen und Ereignisse vor dem Verblassen und Vergessen. Die Kamera als visuelles Tagebuch. Ein Anreiz, sich ein Bild zu machen, Bilder zu machen, für den reisenden Amateur, den Liebhaber, ebenso, wie für den Professionellen, den reisenden Reporter.
Heutzutage machen wir, meine Frau und ich, uns unser Bild bevorzugt als Bewegtbild, als Video, im Film. Aber unsere Motive sind nach wie vor Land und Leute, Information und Unterhaltung. Und ganz speziell auch die Themen, die einer breiten Masse weitgehend unbekannt sind.

So etwa auch die Geschichte der Mennoniten.

In und um Zweibrücken in der Westpfalz finden sich besonders viele Mennoniten, die auch „Täufer“ genannt werden. Viele von ihnen bewirtschaften Höfe. Orte, an denen Täufer lebten und wirkten – häufig bis zum heutigen Tag – werden nun mit Tafeln bestückt, die über ihre Geschichte Auskunft geben.

Die Mennoniten sind die älteste evangelische Freikirche. Ihre Anfänge gehen auf die Täuferbewegung während der Reformationszeit in Zürich zurück. Der Namensgeber der Bewegung wurde Menno Simons, ein ehemaliger katholischer Priester aus Friesland.

Im Herzogtum Zweibrücken gab es schon 1532 Christen, die die Kindertaufe ablehnten. Herzog Wolfgang verbot 1556 ihre Zusammenkünfte. Die Täufer wurden wegen ihres Glaubens oft vertrieben und fanden nach dem 30-jährigen Krieg in der Pfalz Duldung, wo sie als Knechte und Mägde auf Höfen und Mühlen arbeiteten. Erst im Jahre 1759 erfolgte der Freiheitserlass von Herzog Christian IV, der die bürgerliche Anerkennung und Versammlungsfreiheit aussprach. Nun durften die Mennoniten in Zweibrücken unbehelligt ihren Glauben leben und waren als Untertanen anerkannt. Ab diesem Zeitpunkt bildeten sich aus bisher losen Zusammenschlüssen Gemeinden, die sich regelmäßig zu Gottesdiensten trafen.
Der Kirschbacherhof ist ein Weiler südlich der Stadt Zweibrücken, innerhalb der Gemarkung Dietrichingen. Südwestlich des Gutes finden sich in einiger Entfernung die Orte Dietrichingen und Hornbach, das Gut selbst liegt direkt an der L 480.
Der Kirschbacherhof wurde erstmals 1295 urkundlich erwähnt und zählt somit zu den ältesten Hofgütern der Region. Im Jahr 1724 wurde der Hof erstmalig an Mennoniten verpachtet, was dem Gut wirtschaftlich gut tat. Seit dem Jahr 1993 ist der Hof in den Händen der Familie Götz, die ihn sanierte und ökologisch bewirtschaftet. Die meisten Gebäude des Hofgutensembles stammen dabei aus dem Anfang des 20. Jahrhundert und wurden im Stil des Historismus errichtet.

In Kirschbach, das bereits 1591 zu einem Hof degradiert worden war, wurde von 1784 bis 1786 die herzogliche Porzellanmanufaktur von Pfalz-Zweibrücken betrieben, die in dieser Zeit allerdings bereits von einem privaten Pächter betrieben wurde.

Der Kirschbacherhof und seine Störche


2018 kamen auf dem Kirschbacherhof 70 Jungstörche zur Welt. Und im Mai 2019 fand dort ein ökumenischer "Storchengottesdienst" für werdende Eltern statt.

Vom Kirschbacherhof Richtung Zweibrücken liegt der Heckenaschbacherhof, auch ein Mennonitenhof.


Im Jahr 1509 wurde der Heckenaschbacherhof erstmalig urkundlich erwähnt – damals auch unter der Bezeichnung Roggenhof oder Hermann-Aschbacherhof. Der Hof wurde anfangs lediglich als Viehweide genutzt. Der Hornbacher Klosterschaffner Johann Koch, in dessen Familienbesitz sich der Hof von 1690 bis 1785 befand, erbaute 1711 das Hofhaus. Koch ließ beim Bau des Hauses sein bis heute erhaltenes Wappen am Hofhaus anbringen.

Im Laufe der 500 Jahre seines Bestehens wechselte der Hof häufig die Besitzer. So wurde er unter anderem 1785 von Herzog Karl August gekauft und dann von den Franzosen als Nationalgut beansprucht. Maria-Amalie, die Witwe von Herzog Karl August ließ sich dies jedoch nicht gefallen und so sprach Napoleon I. das Gut 1805 wieder der Herzogin zu. Nach weiteren Besitzerwechseln in den darauffolgenden 200 Jahren ist der Heckenaschbacherhof nun seit dem Jahr 2005 im Besitz der Familien Schütz und Wendel.

Die neuen Eigentümer bauten den Hof vom Schweinezucht- und Mastbetrieb zu einem modernen Reitbetrieb um – darüber hinaus wurden die Räumlichkeiten zu besonderen Locations für Veranstaltungen aller Art stilgerecht umgebaut.

Ehemaliges Lustschloß Monbijou bei Dietrichingen

Das heutige Hofgut Monbijou befindet sich an der Stelle des früheren Weilers Leichelbingen, der als Leichelvinga 1258 erstmals erwähnt wurde und zu Pfalz-Zweibrücken gehörte. Es liegt auf der Gemarkung von Dietrichingen am Zweibrücker Flugplatz. Auch Monbijou war nach seiner Zeit als herzogliches Lust- und Jagdschloß ein mennonitisches Hofgut.


Von dem Jagdschloß war bis 1972 vor allem die Orangerie noch gut erhalten. Durch ein Feuer ist sie seitdem Ruine und dem Zerfall preisgegeben. In der Nachbarschaft von Monbijou liegt ein wertvolles Orchideenschutzgebiet.

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