Blieskastel im Saarpfalzkreis war der Residenzsitz der Reichsgrafen von der Leyen gewesen.
Unter der Gräfin Marianne von der Leyen, einer geborenen Gräfin von Dalberg, entstand in Blieskastel ein kulturelles Zentrum. Eine rege Bautätigkeit entfaltete sich.
Zum Amt Blieskastel gehörte auch Niederwürzbach. Der Ort selbst, besonders aber der Weiher, war anfangs für die von der Leyen lediglich als Einnahmequelle für die gräfliche Finanzkasse von Bedeutung (Mühlzins und Fischereiertrag). Das änderte sich aber, als im Jahre 1773 Reichsgraf Franz Karl seiner Gemahlin die Mühle und Land zu ihrer freien Verfügung überschrieb. Die Reichsgräfin Marianne hatte den Ort und den Weiher bald in ihr Herz geschlossen. Nach dem Tod ihres Gemahls im Jahre 1775 ließ sie ihren Besitz in Gestalt eines Gartens und Gartenhauses erweitern. Und da es ihr hier so gut gefiel, ließ sie noch ein neues Wohnhaus errichten.
Fahrt durch den Bliesgau und Blieskastel nach Niederwürzbach:
Niederwürzbach ist ein Stadtteil von Blieskastel im Saarpfalz-Kreis (Saarland). Der Ort verdankt seinen Namen dem Bächlein Würzbach, das den Würzbacher Weiher (12 ha groß) speist, durch Niederwürzbach fließt und in die Blies entwässert. Niederwürzbach ist Teil des Biosphärenreservats Bliesgau der UNESCO.
Das Denkmal am Weiher ist Kurt Hartz, saarländischer Politiker und Bruder von Peter Hartz, nach dem die Schröder'schen Arbeitsmarktreformen benannt sind.
Die Sägemühle, die Wohnung für den Müller und seine Familie und der Ökonomiebetrieb, den der Reichsgraf Franz 1773 seiner Gemahlin zu ihrer freien Verfügung überschrieben hatte, waren an den Sägemüller verpachtet. Für den Eigenbedarf erwarb deshalb die Gräfin Marianne 1788 ein nahe gelegenes Landhaus. Das Baudatum des Gebäudes ist bis heute unbekannt. Der Annahof, so wie er heute dem Betrachter entgegentritt, ist das Ergebnis von vier Bauphasen.
Nachdem die Gräfin Marianne das Landgut „Mon plaisir“ mit der Mühle und einigen Gärten, den Annahof mit Wohngebäude und landwirtschaftlichen Betrieb besaß, ließ sie noch ein drittes Projekt anlaufen. Auf der dem Annahof gegenüber liegenden Weiherseite wurde ein Landhaus erbaut. Neben der Gräfin war auch noch ein zweiter Bauherr an dem Bauprojekt beteiligt. Es war ein Geistlicher, der im Schloss in Blieskastel lebte und wahrscheinlich der Beichtvater der Reichsgräfin war. Dieser Kanoniker namens Farogart fand, wie die Gräfin Marianne, den Weiher und seine Umgebung wunderschön. Er wünschte deshalb auch dort wohnen zu dürfen. Da der geistliche Herr einen finanziellen Beitrag zur benötigten Bausumme beisteuerte (die gräfliche Kasse war meist leer), konnte der Ökonomiehof zwischen 1788/91 errichtet werden. Dem Kanoniker Farogarden zu Ehren erhielt er den Namen „Bon voisin“ (Guter Nachbar). Der Canonicus wohnte aber wohl nicht lange in den Landhaus. Im Grundsteuerkataster des Jahres 1844 wird die Anlage als "rothe Hof genannt Bonvoisin am Neuweiher" angegeben. 1836 taucht im topographischen Plan der Name "Rotherhof" auf. Wegen seines roten Anstrichs wurde das Landhaus wohl so bezeichnet. Heute heißt er "Roter Bau".
Das gräfliche Landhaus besteht aus einem eingeschossigen, rot verputzten Wohnbau mit einem Mansarden-Walmdach. Zum Weiher hin erhebt sich der Bau auf einem hohen Sockelgeschoss. Hier befindet sich ein großer, gewölbter Keller. Zehn Fenster blicken auf den Weiher. Auf der Hofseite gibt es drei Eingänge ins Gebäude und fünf Fenster. Das rundbogige Hauptportal mit seinem wuchtigen Dreiecksgiebel ist das imposanteste Architekturteil des Gebäudes. Ursprünglich war das Hauptgebäude nur durch einen schmalen Landstreifen vom Weiher getrennt. Erst durch den Bau der Eisenbahnstrecke und des Bahnhofes (um 1860) wurde das Gebäude weiter vom Weiher weggedrängt. Der gesamte Bau ist ein charakteristisches Beispiel einer sogenannten separierten (getrennten) Anlage. Das bedeutet, die einzelnen eingeschossigen Wirtschaftstrakte sind nicht miteinander verbunden. An den Mittelbau schließen sich seitlich niedrigere Wirtschaftshöfe an. Sie dienen als Flügelbauten. Dadurch wird der Innenhof dreiseitig umschlossen. Diese Remisen dienten als Gebäude für Kutschen, Schlitten, Pferdewagen und Stallungen. Die sogenannte Beletage (die am besten ausgestattete Wohnung) war die Wohnung der Gräfin.
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