Dornum, ein Schatzkästlein in Ostfriesland
"Eala frya Fresena!", "Seid gegrüßt, freie Friesen!", so lautete der mittelalterliche Gruß der Friesen, den man auch heute noch im Ostfrieslandwappen lesen kann. Mit starken Burgen erwehrten sich die friesischen Häuptlinge der Angriffe der Normannen und der territorialen Begehrlichkeiten westfälischer und sächsischer Grafen. Ein typisches Beispiel ist die Beningaburg in Dornum. Die Beningaburg oder Osterburg wurde im 14. Jahrhundert erbaut. Malerisch umgeben von einem Wassergraben und alten Bäumen befindet sie sich im historischen Ortskern von Dornum. Im heutigen Ahnensaal der Burg hängen farbige Reproduktionen der Porträts der Häuptlingsfamilie Beninga, die die Geschichte der Burg maßgeblich prägte. Heute beherbergt die Beningaburg ein Hotel Das Wahrzeichen des Ortes aber ist die Norderburg, einst ausschließlich zu Repräsentationszwecken errichtet. Die Norderburg wurde im 14. Jahrhundert von Häuptling Hicko Kankena erbaut. Im 17. Jahrhundert baute Haro Joachim von Closter die Burg zu einer Vierflügelanlage mit Vorburg aus. Der Herrlichkeitsbesitzer hat das Schloss mit besonderen Portalen, Giebeldreiecken und Wappen verwandter Familien sowie Skulpturen und Sinnsprüchen ausgestattet. Der wunderschön restaurierte Rittersaal ist mit einer umlaufenden Galerie versehen. Die Decke ist mit figürlichen und ornamentalen Malereien geschmückt. Ölgemälde an den Wänden zeigen die Familie von Closter und deren Verwandte. Heute ist dort die Realschule untergebracht und der Hauptbau dient Ausstellungszwecken. Beide Burgen sehen wir im Video.
Die Synagoge von Dornum
Sie ist die einzige erhaltene Synagoge in Ostfriesland. Wenige Tage vor der Progromnacht 1938 wurde sie an einen Tischlermeister verkauft und entging so der Brandschatzung durch die Nationalsozialisten. Jedoch wurden die Fensterscheiben eingeschlagen und das Inventar auf dem Marktplatz verbrannt. 1991 wurde die Synagoge restauriert und dient heute als Gedenkstätte und Museum der jüdischen Kultur.
Sankt Bartholomäuskirche
Die gegen Ende des 13. Jahrhunderts erbaute Einraumkirche steht auf einer über 8 m hohen Warft. Sehenswert sind die prachtvolle Kanzel, der Hochaltar, die Emporen und Grabplatten. Prunkstück ist die Orgel des ostfriesischen Orgelbauers Gerhard von Holy. Mit 32 Registern und 1770 Pfeifen ist sie die zweitgrößte historische Orgel Ostfrieslands. Eine Bodentür vor dem Hochaltar birgt einen weiteren kulturhistorischen Schatz, die Kirchengruft. In der Krypta wurden zwischen 1595 und 1728 Angehörige der Herrschaftsfamilie von Closter bestattet. Acht der zwölf Särge konnten rekonstruiert und restauriert werden.
Neustadtgödens: Das schönste Dorf Frieslands
Neustadtgödens war lange ein sehr reiches Dorf. Und das einzige in Europa, in dem gleich fünf Religionsgemeinschaften ihre Gotteshäuser errichten durften: Lutheraner, Reformierte, Mennoniten, Katholiken und Juden.
Die evangelische-lutherische Kirche steht an der Stelle, wo früher eine Mühle war, die für das Gotteshaus weichen musste. Bereits Ende des 17. Jahrhunderts stellten die Lutheraner über die Hälfte der Bevölkerung in dem zur reformierten Kirche gehörenden Neustadtgödens. 1695 erhielten sie - obwohl dies gegen den Augsburger Religionsfrieden verstieß - als erste Glaubensgemeinschaft die Genehmigung, eine eigene Kirche zu errichten.
In der früheren Mennonitenkirche ist heute ein Café untergekommen. Auch die reformierte Kirche wird schon lange nicht mehr als solche genutzt - anders als die katholische.
Die Synagoge von 1852 (Mitte des 19. Jahrhunderts war jeder vierte Einwohner jüdischen Glaubens) hat die Schrecken der Reichspogromnacht 1938 unbeschadet überstanden. Heute sind im oberen Stockwerk Ferienwohnungen, das Erdgeschoss ist für Ausstellungen reserviert.
Eine besondere Attraktion sind die Gästeführungen in Plattdeutsch mit Hinrich Janßen.