Dienstag, 20. Juni 2023

Von der Fossa Carolina zum Main-Donau-Kanal

Der Karlsgraben bei Treuchtlingen ist Zeugnis eines der größten ingenieurgeologischen Bauprojekte des Mittelalters und das wohl bedeutendste Boden-Denkmal aus karolingischer Zeit in Franken.

Bereits vor über 1200 Jahren versuchte Kaiser Karl der Große, eine schiffbare Verbindung zwischen Nordsee und Schwarzem Meer herzustellen. Bei Treuchtlingen nähern sich die Flusssysteme von Donau und Main bis auf wenige Kilometer. Dort begann man mit dem Bau eines Kanals, der Fossa Carolina. Geotechnische Baugrundprobleme führten wahrscheinlich dazu, dass das Werk nicht vollendet wurde.
Die Europäische Talwasserscheide bei Treuchtlingen

Was zunächst wie ein normaler Brunnen wirkt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Unikat. Durch eine Pumpe kann man an diesem besonderen Brunnen selbst Wasser fördern. Das Wasser teilt sich dann nach links und rechts in zwei kleine Bäche auf.

Der linke Bach fließt nach Süden in die Altmühl, von dort in die Donau und schließlich ins Schwarze Meer. Der rechte Arm führt das Wasser über die Schwäbische Rezat in den Main, weiter in den Rhein und schlussendlich nach einer gut 1000 km langen Strecke in die Nordsee.


Um eine schiffbare Verbindung über die Europäische Wasserscheide zwischen den beiden Flusssystemen herzustellen, befahl Karl der Große den Bau eines Kanals von der Altmühl zur Rezat. Diese beiden Flüsse nähern sich beim Treuchtlinger Ortsteil Graben in einem Tal auf knapp drei Kilometer mit einem Höhenunterschied von weniger als zehn Metern. Mit großem Aufwand begann man im Jahre 793 mit den Arbeiten an der Fossa Carolina. Ob der Kanal je fertiggestellt oder genutzt wurde, ist ebenso umstritten wie seine Bauart. Heute sind bei der Ortschaft Graben von dem auf 3000 Meter geplanten Kanal eine etwa 350 Meter lange Wasserfläche und einige angrenzende Erdwälle erhalten.

Im dünn besiedelten Europa der folgenden Jahrhunderte verfolgte man keine ähnlichen Projekte mehr.

Der Ludwig-Main-Donau-Kanal

Der Ludwig-Donau-Main-Kanal (auch Ludwigskanal oder regional „Alter Kanal“ genannt) war im 19. und 20. Jahrhundert eine 172,4 km lange Wasserstraße zwischen der Donau bei Kelheim und dem Main bei Bamberg. Im weiteren Sinne war der zwischen 1836 und 1846 erbaute Kanal Teil einer schiffbaren Verbindung zwischen der Nordsee bei Rotterdam und dem Schwarzen Meer bei Constanța. Durch die Überquerung der Europäischen Hauptwasserscheide nahm das ehrgeizige Bauvorhaben eine besondere Stellung ein. 100 Schleusen, teilweise in den Flüssen Altmühl und Regnitz, bewältigten insgesamt einen Höhenunterschied von 264 Metern (80 m Aufstieg von der Donau und 184 m Abstieg zum Main). Nachfolger des 1950 aufgelassenen Kanals ist der 1960 bis 1992 errichtete Main-Donau-Kanal.
Zwischen Beilngries und Nürnberg ist der Ludwig-Donau-Main-Kanal im historischen Umfang und mit einigen Funktionen weitgehend erhalten. Er wurde 2018 von der Bundesingenieurkammer als Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst ausgezeichnet.
Anläßlich des 150-jährigen Jubiläums des Ludwig-Main-Donau-Kanals im Jahr 1996 war auf dem Schloßplatz in Neumarkt i.d.Opf. ein Schleusentor des Alten Kanals ausgestellt gewesen.
Der Main-Donau-Kanal (MDK) ist eine rund 171 Kilometer lange Bundeswasserstraße in Bayern, die den Main bei Bamberg mit der Donau bei Kelheim verbindet.

Der Kanal wurde zwischen 1960 und 1992 erbaut. Mit ihm entstand eine durchgehende Großschifffahrtsstraße (genannt Europakanal) zwischen der Nordsee bei Rotterdam und dem Schwarzen Meer bei Constanța (Rumänien), die über Rhein, Main und Donau verläuft. Deshalb wird der Kanal auch als Rhein-Main-Donau-Kanal (RMD-Kanal) bezeichnet. Zur Planungs- und Bauzeit war auch die Bezeichnung Großschifffahrtsstraße Rhein-Main-Donau üblich. Regional wird er zur Unterscheidung von seinem Vorgänger Ludwig-Donau-Main-Kanal oft einfach Neuer Kanal genannt. Die 17 Kilometer lange Scheitelhaltung, die das Mittelgebirge Fränkische Alb als die Europäische Hauptwasserscheide Rhein–Donau überquert, ist mit 406 m ü. NHN der höchste Punkt des europäischen Wasserstraßennetzes.
Als Gütertransportweg (besonders für Containertransporte) verliert der RMD-Kanal stetig an Bedeutung, dagegen ist er zunehmend Anziehungspunkt für Touristen und Flusskreuzfahrten. Verschiedene Veranstalter von Flusskreuzfahrten haben inzwischen den Kanal als attraktive Verbindungsstrecke entdeckt, die Kreuzfahrten von Basel oder Rotterdam / Amsterdam über Nürnberg (nach Duisburg zweitgrößter deutscher Binnenhafen) und Regensburg nach Wien und Budapest erlaubt.

Die Schwimmstrecke des Langdistanz-Triathlons Challenge Roth wird im Main-Donau-Kanal bei Hilpoltstein geschwommen. Der Schiffsverkehr pausiert während des Wettkampfes.
Axel Koenders (NL): Beim Ironman Europe in Roth stellte er 1988 mit seiner Siegerzeit von 8:13:11 Stunden einen neuen Weltrekord über die Langdistanz auf. Koenders gehörte in den 80-ern zu den weltbesten Triathleten.

Beim Bau des Main-Donau-Kanals wurden umgerechnet knapp 460 Mio. Euro für Ausgleichsmaßnahmen für die Natur ausgegeben.

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