Mittwoch, 18. Oktober 2017

Kriegerisches Grenzland


Der als Élysée-Vertrag bezeichnete deutsch-französische Freundschaftsvertrag wurde am 22. Januar 1963 von Bundeskanzler Konrad Adenauer und vom französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle im Pariser Élysée-Palast unterzeichnet. Dieses Abkommen über die deutsch-französische Zusammenarbeit hat die beiden Nachbarn in Europa nach langer „Erbfeindschaft“ und verlustreichen Kriegen seitdem immer mehr zusammengeführt. Die Zeugen der einstmals feindseligen Nachbarschaft aber finden wir noch allenthalben im Grenzland. Diesseits und jenseits der Grenze.

Die Maginotlinie und der Westwall

Derweil auf der französischen Seite die alten Festungswerke der Ligne Maginot erhalten und als touristische Sehenswürdigkeiten ausgewiesen werden findet man auf deutscher Seite in der Südwestpfalz kaum noch etwas vom Westwall. Ausnahme ist das Westwallmuseum im Pirmasenser Stadtteil Niedersimten.


Am Westwall und an der Maginotlinie - Kriegerische Zeugnisse diesseits und jenseits der Grenze. Wir sehen Fort Casso im Pays de Bitche (Bitscherland) bei Rohrbach, Four à Chaux bei Lembach im Elsaß und das Westwallmuseum in Pirmasens-Niedersimten.

Das Westwallmuseum in Pirmasens: http://www.westwall-museum.de


Aber nicht nur die jüngere Vergangenheit war kriegerisch, nein, wir finden auch vieles aus der Zeit des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71. Damit befasst sich dieser eigene Artikel.

Eine besondere Rolle spielt die Zitadelle von Bitche (Bitsch). Sie hielt im Krieg 1870/1871 der deutschen Belagerung stand und kapitulierte erst nach der Kapitulation Frankreichs.


Während der Belagerung im preußisch-französischen Krieg in den Jahren 1870–1871 wurde die Zitadelle teilweise zerstört. Die Anlage wurde 230 Tage lang belagert. In dieser Zeit widerstand die Zitadelle unter dem Kommando von Louis-Casimir Teyssier den Angriffen einer bayerischen Armee mit einer Stärke von 7000 Mann und drei starken Bombardierungen. Die Besatzung der Festung bestand aus einem 800 Mann starken Bataillon des 86e régiment d’infanterie de ligne, 200 Zöllnern (Douaniers), 250 Reserveartilleristen, 250 Nationalgardisten, 30 Gendarmen und 1200 weiteren Soldaten aus 70 verschiedenen Einheiten. Auch nach der Reichsgründung leistete Teyssier erbitterten Widerstand, da er bis zum 27. März 1871 keinen offiziellen Evakuierungsbefehl erhielt.

Die deutsche Militärverwaltung des Reichslands Elsass-Lothringen ließ die Festung von 1870 bis 1900 modernisieren und mit einer preußischen Garnison besetzen. Die Zitadelle war die letzte große Festung, die zur Verstärkung der Reichslande ausgebaut wurde. Durch die Weiterentwicklung der Artillerie verlor das Werk gegen Ende des 19. Jahrhunderts seine militärische Bedeutung.

Links im Bild zu sehen mein Großvater mütterlicherseits, Ernst Dreher aus Horn im Hunsrück als Soldat zu Beginn des Ersten Weltkrieges. Gerade mal 20 Jahre alt. Er erhielt in Bitsch damals seine Ausbildung zum Unteroffizier.

Während des Ersten Weltkriegs hatte sie nicht unter den Kämpfen zu leiden. 1944–1945 wurde die Zitadelle durch amerikanische Artillerie beschädigt. Die Zitadelle befindet sich laut Inventar der historischen Denkmäler (monument historique) seit 1979 unter Denkmalschutz.

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