Mittwoch, 25. Oktober 2017

Südwestpfalz: Wieder ein Kulturgut dem Erdboden gleichgemacht


Bis letzten Samstag stand in Busenberg im Kreis Südwestpfalz ein Haus, das früher ein rituelles Tauchbad für Juden beherbergt haben soll: das sogenannte Mikwe-Haus. Nun wurde das Gebäude aus dem frühen 19. Jahrhundert überraschend abgerissen.

===> So berichtet der SWR.

Das kleine Gebäude wurde am Wochenende auf Betreiben der Kreisverwaltung Südwestpfalz von dem privaten Eigentümer abgerissen – zum Entsetzen des Dahner Heimatforschers Otmar Weber, der darauf verwies, dass dieses Mikwe-Haus pfalzweit das letzte dieser Art gewesen sei. Das Gebäude selbst sei nicht schützenswert und baufällig gewesen, teilte dazu ein Sprecher der Kreisverwaltung am Dienstag mit.


Seit mehr als 25 Jahren setzte sich der Theologe und Heimatforscher Otmar Weber aus Dahn für die Erhaltung des jüdischen Kulturguts im Wasgau ein. Seinen Recherchen zufolge war die Mikwe in Busenberg die einzige in der Pfalz. Weber setzte sich auch - leider erfolglos - dafür ein, das Häuschen unter Denkmalschutz stellen zu lassen.

In dem Ritualbad, das bis 1890 in Gebrauch war, konnten sich Frauen nach Menstruation oder Geburt reinigen. Man wurde dreimal untergetaucht und durfte dieses Bad nur nackt und ohne Schmuck begehen. Das Wasser durfte nur lebendiges Quellwasser sein.

Die Mikwe wurde zu Anfang des 18. Jahrhunderts errichtet, als die ersten Juden in den Wasgau­ort kamen. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich Busenberg zu einem der Zentren des Judentums in der Südwest- und Südpfalz. In Busenberg bestand eine jüdische Gemeinde bis 1939. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. 1784 wurden bereits 79 jüdische Einwohner gezählt. Die Busenberger Gemeinde war die älteste und zentrale Gemeinde der jüdischen Gemeinden im Wasgau (Dahn, Erlenbach, Vorderweidenthal). Die zentrale Rolle zeigt sich auch in dem in Busenberg für diese Gemeinden befindlichen Friedhof.


Die Geschichte der Landjuden im Wasgau endete im Dritten Reich: Sie wurden alle vernichtet. Heute gibt es keine jüdischen Gemeinden mehr.

Noch ein plattgemachtes Kulturgut

Es ist ja nun leider nicht das einzige einzigartige Baudenkmal, das in der Südwestpfalz sang- und klanglos verschwunden ist.


Auf dem Felsenbrunnerhof im Landkreis Südwestpfalz wurde im Jahr 2009 das letzte erhaltene Herrenhaus aus der Zeit des Landgrafen Ludwig IX., ein ehedem stattlicher spätbarocker Mansardenbau aus dem Jahr 1788, abgerissen! Berichten zufolge konnten sich Eigentümer und ein potentieller Käufer nicht einigen. Die zuständige Denkmalbehörde des Landkreises Südwestpfalz nahm daraufhin das Gebäude aus der Denkmalliste und gab es zum Abriß frei!


Siehe auch diesen Artikel von 2015.

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