Samstag, 7. September 2019

Die Klosterkapelle von Gräfinthal


Das Kloster Gräfinthal ist ein Olivetanerkonvent, welcher aus einem ehemaligen Wilhelmitenkloster entstanden ist. Das Kloster Gräfinthal ist bereits seit dem 13. Jahrhundert eine bedeutende Wallfahrtsstätte. Es gehört zum Bistum Speyer und liegt in der Gemeinde Mandelbachtal inmitten des Biosphärenreservates Bliesgau im südöstlichen Saarland.


Gräfinthal entstand Mitte des 13. Jahrhunderts, als den Überlieferungen zu Folge Gräfin Elisabeth von Blieskastel hier ein Kloster stiftete.

Die Geschichte des Klosters steht in Zusammenhang mit dem Vesperbild (Pietà) »Unsere liebe Frau mit den Pfeilen«, der sogenannten »Pfeilen-Madonna«.

Überlieferungen nach wurde das Muttergottesbild mit Pfeilen beschossen, woraufhin Blut aus der Madonna floss, welches einem Blinden, der sich damit wusch, sein Sehvermögen zurückgab.

Auch Gräfin Elisabeth von Blieskastel soll damit ein Augenleiden geheilt haben. Aus Dankbarkeit stiftete sie zwischen 1240 und 1260 das Kloster Gräfinthal, in dem das Vesperbild fortan aufbewahrt wurde.

Die Klosteranlage wurde im Laufe von 600 Jahren wiederholt zerstört und beschädigt. Eine letzte Blüte und sein Ende erlebte das Kloster dann zu Beginn des 18. Jahrhunderts.

Förderer war der in Zweibrücken residierende ehemalige polnische König, der spätere Herzog von Lothringen, Stanislaus Lescynski (1677-1766). Er übereignete dem Konvent den goldenen Reichsapfel des Königreiches Polen, als Weihegabe an die Gottesmutter Maria, die in Gräfinthal verehrt wird. Er ließ 1717 seine verstorbene Tochter Anna (1699-1717), welche im Alter von 18 Jahren einem Giftmord zum Opfer fiel, in der Klosterkirche beisetzen. Bei jüngsten archäologischen Grabungen wurde diese Grablege vermutlich gefunden. Auch die 2. Tochter des polnischen Königspaares, Maria Lescynska (1703-1768), durch die Heirat mit Ludwig XV. Königin von Frankreich, hatte eine besondere Zuneigung zu dem Kloster und besuchte es öfter.

Das Wilhelmitenkloster war aufgrund seines Seelsorgeauftrages und der Marienverehrung ein beliebter Wallfahrtsort.

Infolge beginnenden Verfalls der Gebäude und Konflikten innerhalb des Konventes wurde Gräfinthal als letztes Wilhelmitenkloster auf deutschem Boden. 1785/86 auf Initiative der Blieskasteler Gräfin Marianne von der Leyen von Papst Clemens XIV. aufgelöst.

Der Gräfinthaler Wilhelmiten-Konvent wurde in ein weltliches Chorherrenstift umgewandelt. Die kostbare Pietà wurde mit der Übersiedlung der Mönche nach Blieskastel in die »Heilig-Kreuz-Kapelle« des Blieskasteler Klosters überführt. Das leerstehende Kloster, aus dem die noch verbliebenen Ausstattungsstücke versteigert wurden, verfiel danach zunehmend.

Im Jahr 2009 wurde der Grundstein zum Wiederaufbau der Klosterkirche gelegt. Von 2010 bis 2012 fanden in der Kirchenruine archäologische Ausgrabungen statt, bei denen man die Grablege von Anna Leszczyńska (1699–1717) der Tochter des Polenkönigs und späteren Herzogs von Lothringen Stanislaus I. Leszczyński gefunden zu haben glaubt. Mittlerweile ist die Restaurierung, bzw. Renovierung der Kapelle außen und innen abgeschlossen (Stand Febr. 2018). Besonderes Augenmerk wurde hierbei auf zeittypische Baumaterialien (vom Anfang des 18. Jhdt.) gelegt. Erwähnenswert sei hier noch die aufwendige Wiederherstellung des Dachstuhls und die Hängedecke über dem Chor.

Der Wallfahrtsort Gräfinthal zählt zu den religiös und kulturhistorisch bedeutenden Stätten des Saarlandes. Das geschichtlich geprägte Ensemble inmitten einer gewachsenen Kulturlandschaft macht den ungewöhnlichen Ort auch zu einem der beliebtesten Ausflugsziele im Bliesgau.

Die Heilig Kreuz Kapelle des Wallfahrtsklosters Blieskastel

Hier ist heute das Gnadenbild der Madonna.


Die Heilig-Kreuz-Kapelle steht auf dem Han, einer Anhöhe über Blieskastel. 1682/83 entstand durch "Meister Thomas Gampfer" (Camper) der heute noch stehende flachgedeckte Saalbau mit dreiseitigem Schluss. Bauherren waren die in Koblenz regierenden Freiherren Carl Caspar und Damian Adolph von der Leyen, deren Wappen noch das Portal ziert. "Zur vermehrten Einpflanzung christlich katholischer Andacht der Untertanen" wurden auf dem Vorplatz eine Kreuzigungsgruppe mit den Schächern und die "sieben Fußfälle" aus dem Kreuzweg Christi, sowie der Stationen der Sieben Schmerzen Mariens und ein Heiliges Grab errichtet. Ein Säulengang bildete den Abschluss der Gesamtanlage.

Der besondere Anziehungspunkt war eine Kreuzreliquie innerhalb der Kapelle. Der Schmuck im Kapelleninnern, besonders der sehr farbige Deckenstuck bezog sich ganz auf die Kreuzwallfahrt. Die Gottesdienste besorgten eigene Kapläne, ab 1775 die Franziskaner.

Die Wallfahrt fand durch die Französische Revolution ihr Ende. Die Kapelle wurde geplündert, die Inneneinrichtung vernichtet und der Raum als Pulvermagazin verwendet. An den Portalsäulen sind noch Inschriften von französischen Soldaten aus diesen Jahren zu erkennen. Auch die Kreuzigungsgruppe wurde beschädigt.

Ab 1804 hielten die Franziskaner wieder Stationsandacht; der hiesige Apotheker Mehler ließ vom Bildhauer Matthias Weysser die Kreuzigungsgruppe nach altem Vorbild wieder herstellen. Die beiden Schächerkreuze von 1685, denen 1688 durch Soldaten Arme und Beine verstümmelt wurden, waren noch erhalten und wurden gleichfalls restauriert. Die Kreuzwegstationen in einer halboffenen Säulenhalle stammen aus dem Jahre 1857. Sie ersetzen die zerstörten "Sieben Fußfälle". 1829 kam das Gnadenbild "Unsere Liebe Frau mit den Pfeilen" in die Kreuzkapelle.



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