Dienstag, 25. Oktober 2016

Eine uralte Grenzmarke - Geschichte und Mythen im Grenzland


Er steht genau auf der Grenze zwischen den Départements Moselle und Bas-Rhin, Le Pierre des Douze Apôtres, der Zwölfapostelstein (auch Breitenstein genannt) unweit Goetzenbruck in der Gemeinde Meisenthal im Bitscherland (Pays de Bitche).


Seine Vorgeschichte liegt im Dunkeln. Man vermutet, dass es sich um einen Kultstein aus keltischer („druidischer“) Zeit handelt. Einer üblichen Praxis entsprechend wurde dieser heidnische Kultstein in christlicher Zeit „getauft“, d. h. mit christlichen Merkmalen versehen. Der obere Teil wurde zu einer Kreuzigungsgruppe (der gekreuzigte Christus mit zwei Marien) gestaltet. Darunter wurde ein schlichtes Relief mit den zwölf Aposteln herausgearbeitet.

Hier soll der Reformator Philipp Melanchthon gepredigt haben und so dafür gesorgt haben, dass die Dörfer der Umgebung überwiegend protestantisch sind.


Grenzmarke ist der Breitenstein nicht erst seit jüngerer Zeit. Schon ab dem Jahr 1606 markiert die Grenze zwischen den Herrschaftsgebieten der Herzöge von Lothringen und der Grafen von Hanau.

Grafen von Hanau? Da kommt den Pirmasensern natürlich sofort "ihr" Landgraf Ludwig IX. in den Sinn. Denn der war ja auch Graf von Hanau und residierte bis zu seiner Übersiedelung nach Pirmasens im elsässischen Bouxwiller (Buchsweiler).


Seine Residenz verlegt hat der Landgraf von Hessen-Darmstadt und Graf von Hanau-Lichtenberg seinerzeit ja deswegen, weil er als deutscher Reichsfürst in seinen französischen Besitzungen kein Militär haben durfte. Und war er doch ein großer Freund von "langen Kerls", von Grenadieren, gewesen.

Allzulange hatte die Pirmasenser Garnison ja keinen Bestand. Aber der Landgraf ist hier beigesetzt. In der Lutherkirche, der früheren Garnisonskirche.


Unter Landgraf Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt wird am 5. April 1757 der Grundstein für die neue Hof- und Garnisonskirche gelegt. Am 4. Oktober 1761 wird die Kirche geweiht und heißt im Volksmund bald "Untere Kirche". 1793 werden die Glocken an die französische Revolutionsarmee abgeliefert und erst 1861 erhält die Lutherkirche ein neues Geläut.

Am 9. August 1944 wird die Lutherkirche bei alliierten Luftangriffen zerstört. Der Wiederaufbau erfolgt von 1947 bis 1949.

Am 5. November 1949 werden die Gebeine Landgraf Ludwigs IX. in der Gruft zwischen Altar und Taufstein wieder beigesetzt.

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