Dienstag, 8. Juni 2021

Die Burgen und Kirchen von Dornum in Ostfriesland


Dornum hat zwei Burgen, die ältere, die Beningaburg oder Osterburg und die Neue Burg oder Norderburg.

Beninga Burg: Die Beningaburg/Osterburg wurde im 14. Jahrhundert erbaut. Malerisch umgeben von einem Wassergraben und alten Bäumen befindet sie sich im historischen Ortskern von Dornum. Im heutigen Ahnensaal der Burg hängen farbige Reproduktionen der Porträts der Häuptlingsfamilie Beninga, die die Geschichte der Burg maßgeblich prägte. Heute beherbergt die Beningaburg ein Hotel, eine Burgkellerkneipe und ein Restaurant.

Wasserschloss/Norderburg: Höhepunkt jeder kulturellen Sightseeing-Tour durch die Herrlichkeit Dornum ist das barocke Wasserschloss/Norderburg im historischen Ortskern des verträumten, kleinen Städtchens. Die Norderburg wurde im 14. Jahrhundert von Häuptling Hicko Kankena erbaut. Im 17. Jahrhundert baute Haro Joachim von Closter die Burg zu einer Vierflügelanlage mit Vorburg aus. Der Herrlichkeitsbesitzer hat das Schloss mit besonderen Portalen, Giebeldreiecken und Wappen verwandter Familien sowie Skulpturen und Sinnsprüchen ausgestattet. Der wunderschön restaurierte Rittersaal ist mit einer umlaufenden Galerie versehen. Die Decke ist mit figürlichen und ornamentalen Malereien geschmückt. Ölgemälde an den Wänden zeigen die Familie von Closter und deren Verwandte.


Auf der Norderburg ereignete sich 1397 das wohl bekannteste – und auch literarisch verarbeitete – Familiendrama der ostfriesischen Geschichte: Der Sohn des Erbauers der Norderburg, Lütet, erschlug – angeblich auf Anraten seiner Schwiegermutter – seine Gemahlin Ocka wegen angeblicher Untreue und Aufsässigkeit. Daraufhin zeigte sich die Schwiegermutter Foelke Kampana, Ehefrau des Häuptlings Ocko II. tom Brok und im Volksmund die „Quade Foelke“ genannt, von ihrer starken Seite und übernahm kurzerhand die Burg. Sowohl Lütet als auch sein Vater wurden auf Befehl der Schwiegermutter enthauptet.

Sankt Bartholomäus in Dornum und Sankt Matthäus in Resterhafe

Sankt Bartholomäus Dornum - Mit der zweitgrößten Orgel Ostfrielsands und prachtvoller Kanzel - Die aus Feldbrandsteinen gegen Ende des 13. Jahrhunderts gebaute Einraumkirche steht auf einer über 8 m hohen Warft (künstlich aus Erde aufgeschütteter Siedlungshügel, der dem Schutz von Menschen und Tieren bei Sturmfluten diente). Durch die damaligen technischen Möglichkeiten konnte der aufgeschüttete Untergrund nur unzureichend verdichtet werden und eignete sich dahert häufig nicht als Fundament für das gesamte Kirchengebäude. Aus diesem Grund ging man dazu über, Kirchenschiff und Glockenturm in größerem Abstand voneinander getrennt zu errichten. Beim Absinken der einen Gebäudesektion konnte so eine Destabilisierung der anderen weitestgehend vermieden werden.

Das Innere der Kirche hat die Familie von Closter gestiftet, die über 200 Jahre in Dornum residierte. Sehenswert sind die aus dem Jahr 1663 errichtete prachtvolle Kanzel, der Hochalter. Das Innere der Kirche besticht durch seine prächtige Ausstattung mit zahlreichen Emporen, den Herrenstühlen der alten Häuptlingsfamilien von Closter und Kankena, mit kostbaren Grabsteinen und Epitaphen und der reich verzierten Kanzel. Für ostfriesische Verhältnisse eher ungewöhnlich ist die Farbgebung des Innenraums, die den barocken Gesamteindruck des Kirchenraums stark hervorhebt.

Noch aus der Erbauungszeit der Kirche stammt der Taufstein aus Baumberger Sandstein mit einem Fries aus Weinranken und sechs Rundbogenarkaden. Zu den zahlreichen Grabplatten gehören die des Haro von Closter († 1568) und Gerhard II. von Closter († 1594), deren ganzfigurige Reliefs in dem belgischen Syenit hineingearbeitet wurden.

Prunkstück ist die 1997/98 renovierte Orgel. Sie wurde 1710/11 von dem Orgelbauer Gerhard von Holy, einem Schüler Arp Schnitgers geschaffen. Mit 32 Registern und 1770 Pfeifen ist sie die zweitgrößte historische Orgel Ostfrieslands und ist als "Instrument von Europäischer Bedeutung" eingestuft.

Die Häuptlingsgruft von Sankt Bartholomäus in Dornum - Im Grabkeller unter der Kirche befindet sich das Erbbegräbnis der Dornumer Häuptlinge.


Sankt Mathäus in Resterhafe (Dornum) - 1260/70

Südlich von Dornum - im Ortsteil Schwittersum - steht diese kleine Kirche auf einer 5 m hohen Warft. In ihrer kargen, schlicht gehaltenen Innenausstattung strahlt sie etwas Mythisches aus. Der von zwei Reihen einfacher Holzbänke flankierte Mittelgang führt auf den Chorraum. Eine Seltenheit in Ostfriesland: Er besitzt eine holzgearbeitete Schranke, den sogenannten Lettner, der ihn vom Kirchenschiff trennt.

Der protestantische Flügelaltar mit seinen Inschriften wurde im 17. Jahrhundert geschaffen. Er ist vom reformatorischen Bildersturm geprägt. In Norddeutschland traten daran anschließend im 16. und 17. Jahrhundert in den reformierten, aber auch lutherischen Kirchen Schriftaltäre an die Stelle der mittelalterlichen Bildwerke. Auf seinen Flügeln führt er rechts das Glaubensbekenntnis und links die Zehn Gebote auf. Die Kreuzigungsdarstellung in seinem zentralen Feld wurde erst 1830 hinzugefügt. Sie wurde von dem in Resterhafe amtierenden Pastor Kittel gemalt und geht auf das Vorbild des Altargemäldes der St.-Bartholomäus-Kirche in Dornum zurück, das seinerseits eine Kopie eines Werks des flämischen Malers Anthonis van Dyck ist. Eine Wappentafel krönt den Altar.





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