Freitag, 4. Juni 2021

Unsere Highlights in Jever

Das Rathaus von Jever, davor die Ratspütt, der älteste öffentliche Brunnen der Stadt

Um 1500 hat sich, begleitet von regionale Fehden und Zusammenschlüssen, das Herrschaftsgebiet Jeverland des letzten Häuptlings Edo Wiemken des Jüngeren herausgebildet. Jever wurde zum Mittelpunkt der Gebiete Rüstringen, Östringen und Wangerland. Seine Tochter Maria übernahm die Herrschaft ab 1530 und festigte durch geschickte Diplomatie den Bestand des Landes besonders gegenüber den Grafen von Ostfriesland. Zusammen mit dem Drosten (Amtmann) Boing von Oldersum und dem Kanzler Remmer von Seediek gestaltete Fräulein Maria nach mehreren Stadtbränden ab 1536 die Stadt neu, befestigte sie wehrhaft mit Wall und Graben und erteilte das Stadtrecht für Jever. Die repräsentative Ausgestaltung der Schlossanlage, die Gründung einer noch heute bestehenden Lateinschule (Mariengymnasium), Eindeichungsmaßnahmen an der Nordseeküste und die Aufforstung des Upjeverschen Forstes fallen in ihre Regierungszeit. Maria von Jever ist bis heute die Identifikationsfigur für ein selbstbewusstes Jeverland. Maria starb ehe- und kinderlos. In ihrem Testament verfügte sie, dass das Jeverland keinesfalls an Ostfriesland, sondern an das Oldenburger Grafenhaus übergeben werden sollte. Um etwaige Besetzungen durch ostfriesische Grafen zu unterbinden, wurde ihr Tod daher mehrere Tage geheim gehalten, bis die Oldenburger hier ihre Präsenz zeigten. Der Legende nach verschwand Maria in einem geheimen Gang. Das allabendliche Marienläuten soll ihr den Weg zurück zeigen.


Jever - Schlachtmühle und Alter Hafen


Ja, Jever hatte einst einen Seehafen. Heute ist das ein Kinderspielplatz. Die Silhouette der Spielplatzanlage an der Schlachte erinnert noch an das alte Hafenbecken welches sich dort bis etwa 1870 befunden hatte und dann zugeschüttet wurde. Über den Hafen wurden jahrhundertelang etwa die Produkte der hiesigen Mühlen vertrieben.

Jever - Elisabethufer


Das Stadtbild von Jever wird stark durch fünf Graften geprägt, die den historischen Stadtkern umgeben. Die Anlage der ursprünglich ringförmigen Graft erfolgte 1536 zusammen mit der Anlage von Erdwällen zur Sicherung der gerade neu ernannten Stadt. Über drei hölzerne Stadttore mit davorliegenden Brücken konnte diese Sicherungsanlage passiert werden. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die Erdwälle beseitigt und anstatt der Tore mit ihren Brücken füllte man die dort liegenden Graften zur Überquerung mit Erde auf. Übrig blieben allein die Graften, die als Festungsgräben den Wallanlagen vorgelagert waren.

Die heute verbliebenen fünf getrennten Graften sind die Duhmsgraft und die Pferdegraft am Elisabethufer, die zweigeteilte Blankgraft am Von-Thünen-Ufer, die Prinzengraft beim Kreisamtsgebäude sowie die Schlossgraft, die eine eigene ringförmige Graftanlage um das Schloss Jever bildet. Aus der Vogelperspektive zeigen die Graften um Stadt und Schloss eine angedeutete „8“. Heute bilden die Graften mit ihren gepflegten Grünanlagen und dem jahrhundertealten Baumbestand einen grünen Ring um die historische Altstadt und laden zum Spaziergang und zum Verweilen ein.

Die Getreuen von Jever

Am 1. April 1871 schickten jeversche Stammtischbrüder Reichskanzler Bismarck 101 Kiebitzeier als Geschenk zum Geburtstag. Das war die Geburtsstunde der „Getreuen von Jever“.

Mit dem Sieg im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 und der Gründung des Deutschen Reichs erreichte Bismarck mit 56 Jahren den Höhepunkt seines politischen Wirkens. Alle Schichten und Kreise der deutschen Bevölkerung huldigten im Siegestaumel begeistert, aber auch oft übertrieben dem Reichskanzler.


Dass Jever als Stadt „Der Getreuen“ mit besonderer Beziehung zu Bismarck bekannt wurde, ist Wilhelm Mettcker zu verdanken. Er war der Mitbegründer eines Stammtischs, der sich schon vor 1871 in Jever in der Gaststätte Rudolphi traf. Der Geburtstag des Reichskanzlers, der gutes Essen und Getränke liebte, veranlasste auch den Stammtisch, seine Achtung vor Bismarck zu bekunden. Weil der Kanzler gerne Kiebitzeier aß, sandte der Stammtisch ihm erstmals zum Geburtstag am 1. April 1871 genau 101 Kiebitzeier. Das war die Geburtsstunde der „Getreuen von Jever“.

Die ersten beiden Sendungen mit Kiebitzeiern an Bismarck 1871 und 1872 waren noch einfach mit „Aus Jever“ adressiert. 1873 hieß es auf dem Glückwunschbrief „Von den Getreuen in Jever“. Bismarck selbst bedankte sich für das regelmäßige Geburtstagsgeschenk mit einem Pokal, den er 1883 von einem Juwelier in Berlin anfertigen ließ. Das eiförmige Gefäß aus Silber, innen vergoldet, fasst einen Liter Wein und besitzt einen Deckel in Gestalt eines Kiebitzkopfes.

Die Getreuen pflegen bis heute die Sitte des feierlichen Umtrunks aus dem Pokal am 1. April.

An Bismarcks 80. Geburtstag 1895 erinnert in Jever bis heute die Bismarck-Eiche auf dem Kirchplatz: Gymnasiallehrer Kossenhaschen, ebenfalls ein „Getreuer“, hatte sich damals an Bismarcks Sekretariat mit der Bitte gewandt, dem Mariengymnasium eine Eiche aus dem Sachsenwald zu stiften. Tatsächlich kam der Baum pünktlich zum 80. Geburtstag des Reichskanzlers in Jever an und wurde von den Schülern in einer Feierstunde gesetzt.



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