Freitag, 18. Juni 2021

Unterwegs in der Provençe

Auf dem Col du Val d'Enfer, dem Höllentalpaß, in den Alpilles
Dante soll diesen Ort als Vorbild für die Hölle in seinem Hauptwerk, "Die Göttlichen Komödie", verwendet haben.

Die Provence ist die wärmste und mit rund 2.600 bis 3.000 Sonnenstunden pro Jahr auch die sonnenreichste Gegend Frankreichs. Beeinflusst wird das Klima (Mittelmeerklima) im Südosten Frankreichs vor allem durch Winde, wie den Mistral, der vor allem im Winter teils heftig zu spüren ist. Die Zeit zwischen Oktober und April ist auch die, in der die meisten Niederschläge fallen. An sonnigen Tagen sind aber auch im Winter ohne Weiteres Temperaturen bis 20 Grad möglich. Als beste Reisezeit gelten Frühjahr und Herbst. Zu dieser Zeit können Sie mit angenehmen Temperaturen rechnen und es besuchen nicht allzu viele Touristen Südfrankreich.

Über die geografischen Grenzen der Provençe herrscht oft Verwirrung. Die Reiseliteratur nennt die Landschaft häufig in einem Atemzug mit der Côte d’Azur. In der französischen Verwaltung bilden beide gemeinsam die Region Provençe-Alpes-Côtes d’Azur (PACA) mit den Départements Alpes-Maritimes, Var, Bouches-du-Rhône, Vaucluse sowie Alpes-de-Haute-Provençe und Hautes-Alpes. Teile der benachbarten Départements Gard und Drôme im Nordwesten zählen aber touristisch ebenfalls zur Provençe.

Ein Meisterwerk der Antike - Pont du Gard

Der Pont du Gard ist ein römisches Monument, das Mitte des 1. Jahrhunderts errichtet wurde. Er ist das Hauptwerk des 50 km langen Aquäduktes, das die Stadt Nîmes, ehemaliges Nemausus, mit Wasser versorgte. Die Aquäduktbrücke ist mit drei Ebenen insgesamt 50 m hoch und führte die Wasserleitung über den Gardon.


Die Brücke wurde im Wesentlichen aus Blöcken gelben Kalksteins erbaut, die aus einem nahen, an den Fluss grenzenden Steinbruch stammen. Nur die oberste Ebene ist vermörtelt und trägt die durch Kalkablagerungen belasteten Deckenplatten. An ihrem längsten Punkt misst die dreistöckige Brücke 360 m. Mit der Umsetzung des Entwurfs schufen die römischen Architekten und Hydraulikingenieure ein technisches Meisterwerk, das als Kunstwerk bis heute Bestand hat. Zahlreiche wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass ein imposantes Ausmaß an Steinen für die Konstruktion benötigt wurde. Der Bau verschlang über 21.000 m³ Stein, die es auf ein Gesamtgewicht von 50.400 Tonnen bringen.

Auf Spurensuche in der Provençe: Vincent van Gogh und Frédéric Mistral (Saint-Paul-de-Mausole und Maillane)


Vincent van Gogh wurde in der bis heute eine Psychiatrie beherbergenden Klinik des Klosters Saint-Paul-de-Mausole bei Saint-Remy in der Provençe behandelt. In Erinnerung an den - heute - berühmten Patienten finden sich diverse Stationen, die in Schautafeln sein dortiges Schaffen zeigen. An den Stellen, an denen der Maler damals seine Staffelei aufgestellt hatte. Und eine Plastik im Eingangsbereich des Klosters und der Klinik. Der Name dieses ehemaligen Klosters, das man später in ein "Gesundheitszentrum" umgewandelt hatte, wurde von den antiken Mausoleen abgeleitet. Erhalten haben sich seine Kirche und ein hübscher kleiner, romanischer Kreuzgang mit vier Gewölbegalerien und eleganten, paarig angeordneten Säulen. Das Gebäude stammt aus dem 10. Jh., wurde im 12. Jh. von Mönchen umgebaut, bis es ab 1810, nachdem es ein Arzt aufgekauft hatte, als Krankenhaus diente, in dem die Ordensmitgliedern als medizinisches Personal arbeiteten. Die kleine Kirche besteht aus Schiff, Querschiff und Apsis. Die Kapellen im Norden und Süden sind modern, die südlichen Kapellen stammen aus dem 16. Jh. Hier wohnte Vincent van Gogh von Mai 1889 bis Mai 1890. Auf einem ausgeschilderten Pfad kann man den Wegen des Malers folgen.

Frédéric Mistral ( 8. September 1830 in Maillane; † 25. März 1914 ebenda) war ein französischer Dichter und Linguist, der seine Werke auf Provenzalisch schrieb. 1904 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.

Die zweisprachige Provence

Zweisprachiges Ortsschild (französisch und provencalisch) von Vallabregues (Valabrego)

Provenzalisch (französisch provençal, Eigenbezeichnung prouvençau) ist die Bezeichnung einer im Süden Frankreichs gesprochenen romanischen Sprache oder Gruppe von Sprachen. "Provenzalisch" in der weiteren Bedeutung ist gleichbedeutend mit "Okzitanisch" und bezeichnet als Oberbegriff die Gesamtheit der Sprachen Südfrankreichs.

Avignon - Palais des Papes - Papstpalast

Der Papstpalast zu Avignon (frz. Palais des papes = Palast der Päpste) war zwischen 1335 und 1430 die Residenz verschiedener Päpste und Gegenpäpste. Der Palast gehört mit der Altstadt von Avignon zum Weltkulturerbe. Die monumentale Residenz der Päpste aus dem 14. Jh. ist das größte gotische Bauwerk der Welt (15.000 m² Fläche, das entspricht 4 gotischen Kathedralen).

Man schrieb das Jahr 1304, als Papst Benedikt XI. starb. Zu seinem Nachfolger wurde der Erzbischof von Bordeaux gewählt. Er machte sich nicht einmal die Mühe, zu seiner Weihe nach Rom zu reisen, sondern ließ sich – sehr zum Wohlgefallen des französischen Königs Philipp der Schöne – in Lyon zum Papst krönen. Zunächst wurden gesundheitliche Gründe genannt, später offenbarte sich, dass wohl auch politische Erwägungen eine Rolle gespielt hatte.


Der neue Papst begab sich jedenfalls nie nach Rom und suchte sich stattdessen Avignon als Residenz aus. Da es dort allerdings keinen Palast gab, der eines Papstes würdig gewesen wäre, begann man mit entsprechenden Bauarbeiten. Es sollte allerdings noch eine Weile dauern, bis der Grundstein für den Papstpalast von Avignon, wie er sich heute noch in Teilen präsentiert, gelegt war. Das geschah erst im Jahr 1335, als man den „Alten Palast“ (Vieux Palais) zu bauen begann.

Avignon, die zwei Seiten der Medaille

Da Avignon von 1309 bis 1376 – und während des nachfolgenden Abendländischen Schismas – Papstsitz war, trägt die Stadt den Beinamen „Stadt der Päpste“. Die Altstadt von Avignon mit ihren prächtigen, mittelalterlichen Häusern ist von einer intakten und imposanten Befestigungsmauer umgeben. Die Altstadt mit dem gotischen Papstpalast (Palais des Papes) aus dem 14. Jahrhundert, der Bischofsanlage, dem Rocher des Doms und der berühmten Brücke, der Pont Saint-Bénézet, zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe.

ABER: Die Stadt, deren Haupteinnahmequelle der Tourismus ist, zählt zu den ärmeren und strukturschwächeren unter den französischen Städten; die Arbeitslosigkeit liegt bei fast 22%. Entsprechend hoch ist daher auch die Kriminalität: 2002 stand Avignon mit 173,35 Straftaten pro 1000 Einwohner an der Spitze der Kriminalitätsstatistik bei französischen Städten mit mehr als 25.000 Einwohnern. Bettler und Obdachlose, dreckige und verwahrloste Straßen, hohe Kriminalität und zones urbaines sensibles sind die Schattenseiten der einstigen Hauptstadt des christlichen Abendlandes. Besonders auch auf der Place du Palais vor dem Papstpalast kann man sich der Bettler kaum erwehren und muss oft genug lautstark und energisch reagieren, wenn z.B. eine Gitane mit ihren fünf Kindern partout nicht von einem ablassen will. Und vor Taschendieben sollte man sich hier auch in acht nehmen.

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