Freitag, 11. Juni 2021

Vorläufer des Main-Donau-Kanals: Der Karlsgraben bei Treuchtlingen im Altmühltal


Dieser Brunnen beim Treuchtlinger Ortsteil Graben steht an der südlichsten Stelle der europäischen Hauptwasserscheide. Der linke Ausfluß ergießt sich in den Karlsgraben, den ersten Versuch Karls des Großen vor über tausend Jahren, Rhein und Donau zu verbinden, und somit ins Schwarze Meer. Der rechte, nördliche, Ausfluß leitet sein Wasser in die Rezat und über Rednitz, Regnitz, Main und Rhein nach rund 1.000 Kilometern in die Nordsee.
Blick von der Burg Randeck auf das Altmühltal bei Essing und den Rhein-Main-Donau-Kanal

Der Karlsgraben beim Treuchtlinger Ortsteil Graben ist der erste Vorläufer des Rhein-Main-Donau-Kanals. Hier versuchte bereits Karl der Große Altmühl und Rednitz, und damit Rhein und Donau, zu verbinden. Das ambitionierte Projekt des frühen Mittelalters scheiterte an den damaligen Witterungsverhältnissen, denn dauernde schwere Regenfälle verschütteten immer wieder den ausgehobenen Kanal.



Während vor Jahren von Wissenschaftlern die Meinung vertreten wurde, dass der Kanal komplett schiffbar war, mehrten sich seit dem Beginn der archäologischen Untersuchungen im Jahre 2012 die Hinweise, dass die Bauarbeiten abgebrochen wurden und der Kanal nicht fertiggestellt wurde.


Die Aussagen von Chronisten, unglückliche Boden- und Witterungsverhältnisse hätten zum Abbruch des Projekts geführt, wurden lange als unzutreffend angesehen. Dass der als fertig und benutzbar angesehene Kanal kaum genutzt und schon bald nach seinem Bau wieder aufgegeben wurde, schrieb man folgenden Gründen zu, nämlich dem großen Aufwand, den die Kanalpassage erforderte, und Wegzöllen, die den Bau amortisieren sollten. Die Mühen lohnten sich für die Händler im täglichen Geschäft offensichtlich nicht.

Die älteste Quelle über den Bau der Fossa Carolina, die amtlichen Reichsannalen aus der kaiserlichen Kanzlei zu Lorsch, schildert, mit welchen Schwierigkeiten die zahlreichen Arbeiter beim Kanalbau konfrontiert waren: "Was die Werkleute tagsüber an Erde aushuben, das fiel des Nachts [...] wieder in sich zusammen."

Eine geologische Bohrung am Karlsgraben zeigte, dass die oberen fünf Meter des dortigen Untergrundes aus quartärer Talfüllung - überwiegend Lehmen - bestehen. Darunter folgen etwa 30 Meter mächtige, tonige und schluffige Ablagerungen.

Erst in 37 Metern Tiefe stieß man auf ältere Gesteine, den Opalinuston aus der Jurazeit. Bei diesem Untergrund aus überwiegend instabilen und gleitfähigen Schichten liegt die Vermutung nahe, dass beim Kanalbau erhebliche Schwierigkeiten auftraten.

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