Mittwoch, 13. Dezember 2023

Nürnbeger Herrensitze - Teil 2 - Mögeldorf

Im letzten Artikel habe ich einige der Nürnberger Patrizierschlösser vorgestellt. Eine weitere große Anzahl findet sich im Stadtteil Mögeldorf.

Mögeldorf ist seit 1899 ein Stadtteil von Nürnberg in der Östlichen Außenstadt und zählt zu den sehenswerten Stadtteilen Nürnbergs.

Der Kirchenberg des Nürnberger Stadtteils Mögeldorf gehört zu den ältesten Siedlungsteilen der einstmals Freien Reichsstadt. Mögeldorf, früher auch Megelendorf genannt, wurde am 6. Mai 1025 erstmals urkundlich erwähnt und ist damit 25 Jahre älter als Nürnberg selbst (erste urkundliche Erwähnung 1050, Freilassung der Sklavin Sigena).

Konrad II. (Konrad der Ältere), König des Ostfrankenreiches und König von Italien, später Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, nutzte Mögeldorf als "Außenstelle" seines Hofes.

Im Mittelalter und in der Renaissance erbauten am idyllisch über der Pegnitz gelegenen Kirchenberg mehrere Nürnberger Patrizierfamilien Landsitze.


Wir sehen im Video das Schmausenschloß, Baujahr: 1680/82, heute Dependance der Musikschule Nürnberg, sowie das Hallerschloss mit Imhoffbau. Weiter: Cnopf’sches / Link’sches Schloss, Baujahr: 1511 als Herrenhaus, Umbau 1788, Modernisierung 1880, Renovierung 1977. Link’sches Schloss / Holzschuher Jagdschloss in Mögeldorf (Schmausenbuckstraße 14) - Baujahr: vor 1700. Aus einem Bauerngut zu einem Herrensitz umgebaut / Sommerhaus, seit 1864 Gasthaus. Herrensitz Baderschloss - Mögeldorfer Hauptstraße 55 - Bauzeit: 12./13. Jahrhundert ursprünglich zwei Bauernhöfe, dann Herrenhaus, zerstört 1553 im Zweiten Markgrafenkrieg, neu erbaut nach 1552 durch die Rieter von Kornburg, Renovierung und Umbau zur heutigen Form 1795, Renovierung: Ende der 1970er Jahre.

Sehenswert ist die gotische Kirche St. Nikolaus und Ulrich, die evangelische Pfarrkirche von Mögeldorf, mit umgebendem Friedhof.

Auf dem Friedhof der gotischen Kirche finden wir, wenn auch in deutlich geringerer Zahl, die für Nürnberg typischen Grabplatten, die wir von den großen mittelalterlichen Friedhöfen, dem Johannisfriedhof und dem Rochusfriedhof, kennen.


Etwas außerhalb der Altstadt liegt der Johannisfriedhof, einer der berühmtesten Friedhöfe Europas. Die aufwändig gestalteten Bronzetafeln auf den Sandsteingräbern erzählen Geschichten von Menschen, die hier ihre letzte Ruhestätte fanden: einfache Handwerksleute, reiche Patrizier und so berühmte Nürnberger Bürger wie Albrecht Dürer, Adam Kraft oder Veit Stoß.

Liegende Sandsteinquader, geschmückt mit Grabplatten (Epitaphien) und saisonal wechselndem Blumenflor – es ist der historische Teil des St. Johannisfriedhofs, dessen einheitliches Bild ihn für viele zum schönsten seiner Art macht. Auch sein Promifaktor ist beachtlich. Hier fanden die großen Nürnberger aus der Blütezeit der Stadt ihre letzte Ruhestätte: neben dem Maler Albrecht Dürer etwa auch der Bildhauer Veit Stoß und der dichtende Schuhmacher Hans Sachs.

Sankt Johanniskirche auf dem Johannisfriedhof in Nürnberg: Der Chor wurde 1377, das Langhaus 1395 eingeweiht. 1446 Anbau der Sakristei, nach umfangreichen Erweiterungen letzte Renovierung 2005 abgeschlossen. Berühmt ist der Hochaltar, wohl zwischen 1511 und 1516, eine Stiftung des Nürnberger Patriziers Fritz Holzschuher und seiner Ehefrau, geb. Kreß. Im Dreifiguren-Schrein stehende Muttergottes zwischen den beiden Johannes (dem Täufer und dem Evangelisten). Stilkreis des Veit Stoß. Die Malereien 1511/1512 von Wolf Traut. Noch älter ist der Passionsaltar, ein Tryptichon vom Meister des Tucher-Altars um 1440. Auf Goldgrund in der Mitte Kalvarienberg, auf den schmalen Flügelinnenseiten links Verspottung Christi, rechts Geißelung. An der Chornordwand Holzfigur des Johannes des Täufers, um 1470, ein Werk von Veit Stoß.

Die Johanniskirche ist die einzige Kirche, die durch die Kriegereignisse des 2. Weltkrieges nicht beschädigt wurde. Lediglich das Gesprenge des Hochaltars brannte an. Es konnte aber durch die Spende eines Nürnbergers bald wieder restauriert werden.

Der Johannisfriedhof gehört meist zum touristischen Programm der Nürnberg-Besucher. Weniger bekannt hingegen ist meist der zweite mittelalterliche Friedhof der Stadt, der Rochusfriedhof.

Wie auch der Johannisfriedhof ist der Rochusfriedhof im Stadtteil Gostenhof einer der mittelalterlichen Friedhöfe Nürnbergs. Auf diesem Friedhof liegt u.a. Martin Behaim begraben, Nürnbergs großer Seefahrer und Erfinder des Globus, ein Zeitgenosse Christopher Kolumbus, und auch der bekannteste Henker der Reichsstadt, Franz Schmidt († 1634) und der Komponist Johann Pachelbel († 1706).

Die Rochuskapelle ist eine Friedhofskapelle auf dem Rochusfriedhof. Stifter der dem heiligen Rochus geweihten Kapelle auf dem neuen Friedhof war Konrad Imhoff (1463–1519), der eine Grabkapelle für seine Familie schaffen wollte. Die Realisierung des Kapellenbaus erfolgte erst nach dem Tod des Stifters durch den Stadtbaumeister Paulus Beheim, die Weihe durch den Bamberger Bischof im Juli 1521. Die erste Beisetzung eines Imhoff in der Kapelle fand 1528 statt.

Im Oktober 2014 kam es zu erheblichen räuberischen Grabschändungen. Zahlreiche der kunsthistorisch einzigartigen, bis zu 500 Jahre alten Epitaphien wurden von Altmetall-Dieben von den Gräbern gerissen und teilweise zerstört. Der Schrotthändler Hans Kulzer entlarvte einige Tage später die beiden Metalldiebe Daniel P. (23) und Daniel S. (25), nachdem sie versucht hatten das Kupfer einzutauschen. Sie erlösten dabei 67.- Euro, was einem verursachten Schaden von über 350.000,- Euro für die Wiederherstellung gegenübersteht. Von den 41 in Summe gestohlenen Objekten sind bis dato 22 wieder aufgefunden worden.

Die kunsthandwerkliche Tradition zur Herstellung der Epitaphien wurde 2018 in das Bayerische Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Die einmalige Ausdrucksform der Sepulkralkultur entstand einerseits aus dem Bedürfnis, auf dem witterungsempfindlichen Sandstein der Grabsteine überdauernde Zeichen anzubringen sowie andererseits aus dem überragenden handwerklichen Können der Nürnberger Rotschmiede.





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