Sonntag, 23. Mai 2021

Deutschlands berühmtester Pirat: Klaus Störtebeker


Die evangelisch-lutherische Marienkirche in Marienhafe war bis zu ihrem Teilabbruch im Jahre 1829 der größte und bedeutendste Sakralbau Ostfrieslands. Sie wurde im 13. Jahrhundert im Flecken Marienhafe, der zu dieser Zeit etwa 500 Einwohner hatte, im Stil der Frühgotik errichtet und erreichte damals die Ausmaße des Osnabrücker Doms und galt als größte Kirche zwischen Groningen und Bremen. Lange Zeit war die Kirche ein bedeutendes Seezeichen. Die Leybucht, die ihren Namen der alten Bezeichnung des heutigen Norder Tiefs verdankt, reichte bis unmittelbar an das Gebäude heran. Später war die Kirche über das Störtebeker Tief mit der Nordsee verbunden. Im ausgehenden 14. Jahrhundert soll der Seeräuber Klaus Störtebeker in der Kirche gewohnt haben. Nach der Reformation erfolgte in Marienhafe 1593 ein letzter Versuch, für die religiös in einen lutherischen Osten und einen reformierten Westen gespaltene Grafschaft Ostfriesland eine gemeinsame Kirchenordnung aufzustellen. Diese wurde zwar beschlossen, aber nie umgesetzt. Im 17. und 18. Jahrhundert verfiel die Kirche immer mehr, so dass sie 1829 größtenteils abgebrochen wurde. Bei dem anschließenden Umbau erhielt sie ihre heutige Gestalt.

Klaus Störtebeker in Marienhafe

Er war mit Gewißheit der berühmteste deutsche Pirat: Klaus Störtebeker, hingerichtet am 20. Oktober 1401 in Hamburg. Er war neben den berüchtigten Kapitänen Gödeke Michels, Hennig Wichmann, Klaus Scheld und Magister Wigbold einer der Anführer der auch als Likedeeler (niederdeutsch: Gleichteiler) bezeichneten Vitalienbrüder.

Die Herkunft Störtebekers ist nicht bekannt. Es wird vermutet, dass er aus der Gegend von Rotenburg (Wümme)/Verden (Aller) stammt, anderen Meinungen zufolge stammt er aus Wismar. Im Liber proscriptorum, dem „Verfestungsbuch“ der Stadt Wismar, ist im Jahre 1380 ein Vorfall festgehalten, wonach zwei Wismarer Bürger aus der Stadt gewiesen wurden, weil sie einem anderen in einer Schlägerei verschiedene Knochenbrüche zugefügt hatten. Der Betroffene der Auseinandersetzung wird als "nicolao stortebeker" bezeichnet. Es spricht einiges dafür, dass dieser Nikolaus Störtebeker später als Klaus Störtebeker in die Geschichte einging.

Angeblich hat sich der Freibeuterkapitän den Namen Störtebeker (aus dem Niederdeutschen von „Stürz den Becher“) wegen seiner Trinkfestigkeit als Spitznamen verdient. So soll er einen 4-Liter-Humpen (einen ellenhohen Becher) Wein oder Bier in einem Zug leergetrunken haben.


Seit 1396 hatte Störtebeker auch Unterstützung in Marienhafe, Ostfriesland, wo er eine Tochter des friesischen Häuptlings Keno ten Broke geheiratet haben soll. Zugleich soll ihm in der Kirche St. Marien Unterschlupf gewährt worden sein, weshalb der Kirchturm "Störtebekerturm" genannt wird. Am 15. August 1400 beurkundete Herzog Albrecht I. von Bayern und Graf von Holland und Hennegau einen mit den Vitalienbrüdern geschlossenen Vertrag. Diesem zufolge nahm er 114 Vitalienbrüder auf und stellte sie unter seinen Schutz. Diplomatischer Druck seitens der Hansestädte führte zum Verlust dieser Operationsbasis.


Marienhafe im Leyhbuchtpolder lag einst am Meer, an der Leyhbucht und war Zufluchtsort des Piraten Klaus Störtebeker. Im Turm der Marienkirche soll er angeblich seine Schätze gehortet haben.

Die Plastik des berühmten Piraten stammt von dem (verstorbenen) bekannten ostfriesischen Bildhauer KaLu (Karl Ludwig) Böke aus Leer in Ostfriesland.

Karl-Ludwig Böke (* 29. September 1927 in Leer; † 10. April 1996 in Oldenburg) war ein deutscher Bildhauer und Plastiker im ostfriesischen Leer. Karl-Ludwig (Wolfgang) Böke wurde als Sohn des Stadtverwaltungs-Inspektors Karl August Friedrich Böke (1898–1981) und Marie Elisabeth Böke geb. Hitzegrad (1900–1980) geboren. Am Ubbo-Emmius-Gymnasium Leer, das er von 1938 bis 1943 besuchte, machte er das Notabitur. Nach dem Militärdienst folgte von 1945 bis 1947 eine Lehre als Steinmetz in Leer. Mit Ausstellungen in Niedersachsen und den Niederlanden trat er ab 1947 hervor. Seit 1948 bezeichnete er sich als freischaffender Künstler. Böke wohnte zeitlebens in seiner Heimatstadt Leer und war Vater von sieben Kindern. Er starb 1996 an den Folgen einer Herzoperation. Ergänzend zur Arbeit als Steinmetz eignete Böke sich ab 1959 Techniken der Metallurgie an. Unter seinen figürlichen Plastiken und Großplastiken, Denkmälern und Porträts erlangten seine Bronzefiguren weite Bekanntheit.

Wir sehen auch im Video oben, dass man das Piraten-Image ganz gut fürs Business verwenden kann. Vieles in Marienhafe ist mit dem Namen Störtebeker verbunden. Auch eine Teestube nennt sich nach dem Vitalienbruder.

An der Störtebekerstraße (zweiter Teil des Videos) liegt auch Dornumersiel. Dornumersiel liegt unmittelbar an der Nordseeküste. Der Hauptort der Gemeinde, Dornum, befindet sich etwa 5 Kilometer entfernt in südwestlicher Richtung.

Der Sielort ist einer der ältesten Häfen an der ostfriesischen Küste. Die Besiedelung des Ortes begann wahrscheinlich im 15. Jahrhundert. Nachdem in der St.-Peters-Flut am 22. Februar 1651 ein an der Küste gelegener Sielort, das später so genannte Altensiel, zerstört wurde, wurden 1653 unmittelbar nebeneinander das Dornumer und das Westeraccumer Siel angelegt. Einst trennte hier die Grenze Ostfriesland und das Harlingerland. Die beiden Orte Dornumersiel und Westeraccumersiel konnten erst nach Eindeichung der Polder entstehen. Eine erste urkundliche Erwähnung des Dorfes datiert auf das Jahr 1684. 1717 wurden sie durch die Weihnachtsflut fast vollständig vernichtet. Heute ist Dornumersiel ein Küstenseebad.


In Dornumersiel zeigt die Figurengruppe „He is buten bleven“ (er ist draußen geblieben) die Lebenswirklichkeit der Menschen an der Nordsee. Die traurig melancholische Skulptur zeigt eine Seemannsfrau mit ihrem Kind, deren Mann „auf See geblieben“ ist. Christian Eisbein (* 5. Juli 1917 in Halle (Saale); † 1. Juli 2009 in Westerholt, Ostfriesland) schuf die Skulptur.

Alexandra's Café in Dornumersiel (2019)




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