Dienstag, 25. Mai 2021

Wasserreich: Friesland & Ostfriesland, Land der Kanäle


Der Ems-Jade-Kanal verbindet die Ems bei Emden in Ostfriesland mit dem Jadebusen bei Wilhelmshaven. Der Ems-Jade-Kanal wurde in den Jahren 1880 bis 1888 gebaut. Seine Entstehung verdankt er dem Wunsche Preußens, seinen als Exklave im damaligen Großherzogtum Oldenburg gelegenen Kriegshafen Wilhelmshaven über den Wasserweg mit dem preußischen Ostfriesland zu verbinden, wozu Wilhelmshaven seinerzeit politisch gehörte. Die schnell wachsende Stadt am Jadebusen versprach auch ein guter Markt für landwirtschaftliche Produkte, Baumaterial und Torf zu werden. Außerdem konnte der Kanal die Entwässerungsverhältnisse im höhergelegenen, inneren Teil Ostfrieslands verbessern, dessen Wasser er aufnahm und über den Emder Hafen in die Ems und über den Wilhelmshavener Hafen in den Jadebusen leitete.


Am Ems-Jade-Kanal - Reepsholt, Friedeburg, Hoheesche, Abickhafe, Dykhausen, Sande, Mariensiel

Auch die Klappbrücke am Banter Weg in Wilhelmshaven führt über den Ems-Jade-Kanal.


Wesentlich ältere Kanäle sind die sog. Fehnkanäle. Einige Ortsnamen in Ostfriesland werden mit dem Gattungsbegriff Fehn (oder Veen, wie im Niederländischen) gebildet. Die Endung -fehn verweist darauf, dass es sich um eine Moorsiedlung handelt. In niederdeutschen Urkunden aus dem 15. Jahrhundert bedeutet das Wort Fehn zunächst einmal nur „Siedlung im Moor“, wie etwa im Beispiel Veenhusen ersichtlich. Erst nach Anlegung von Großefehn (1633) bekam das Wort in Ostfriesland eine weitere, konkretere Bedeutung als terminus technicus für eine Moorsiedlung, die entlang eines eigens dazu ausgegrabenen Kanals, eines Fehnkanals, angelegt wurde. Fehnsiedlungen entstanden in Ostfriesland seit 1633 über einen Zeitraum von ungefähr 250 Jahren.

Entlang des Großefehnkanals


1633 von Emden gebauter, an das Fehntjer Tief bei Westgroßefehn anschließender Moorkanal von ca. 10km Länge und vier Schleusen, von denen die Eingangsschleuse von 1786 in den 1990er Jahren restauriert wurde; 1921-34 über den Großefehnanschlusskanal mit dem Nordgeorgsfehnkanal (und dem Ems-Jade-Kanal) zum Ringkanal verbunden.

Fehntjer-Land heißt die Landschaft in und um Großefehn, und das zu Recht. Denn hier in Westgroßefehn entstand 1633 das erste Fehngebiet aus unwirtlichem Moor. Vier Emder Bürger waren es, die den ersten Fehnkanal graben ließen, um das Land zu entwässern und um Torf auf „Törfmuttjes“ nach Emden transportieren zu können. Dort, wo der Großefehnkanal in die Flumm mündet und die Westgroßefehner Mühle steht, begann alles. Heute noch ist Großefehn – die älteste Fehnanlage Ostfrieslands – kreuz und quer von Kanälen, Wieken und Inwieken durchzogen, und überall sieht man die markanten weißen Klappbrücken, die darüberführen.

Die Windmühle von Ostgroßefehn

Der zweistöckige Galerieholländer am Großefehnkanal wurde 1804 erbaut. Die drei Mahlgänge wurden hauptsächlich zur Verarbeitung von Buchweizen genutzt, da dieses eine Hauptfrucht der Fehnkolonien darstellte. Um 1900 wurde eine Versuchsanlage zur Stromerzeugung installiert. Bis 1968 war die Mühle in Betrieb und ist auch heute noch voll funktionsfähig.


Die Mühle und das angrenzende Packhaus dienen heute als Kunstgalerie mit russischer Malerei. Unter dem Reetdach werden in einem Standesamt-Zimmer Ehen geschlossen. Der benachbarte Mühlenhof dient heute als Familienzentrum. Vor seiner Haustür liegt das ehemalige „Törfmuttje“ „Antje“, die heute als ein kleines Café dient.

Auch Marcardsmoor ist eine Moorkolonie in Ostfriesland und ein Stadtteil von Wiesmoor. Marcardsmoor liegt auf dem Oldenburgisch-Ostfriesischen Geestrücken und dort innerhalb des ostfriesischen Zentralmoores. Um 1900 wies die Gegend noch eine Torfmächtigkeit von etwa acht Metern auf. Seit den 1950er-Jahren besteht in Gestalt der Landesstraße 12 auch eine Straßenverbindung nach Wiesmoor und weiter zur Autobahn 28. Bis dahin waren der Nordgeorgsfehnkanal sowie eine Feldbahn die wichtigsten Verkehrsträger. Der Ort war der erste, der im späten 19. Jahrhundert nach der so genannten „Deutschen Hochmoorkultur“ angelegt wurde (nach dem preußischen Abgeordneten Eduard Marcard benannt). Diese sah vor, dass nach der Entwässerung des Moores mithilfe von Kunstdünger eine landwirtschaftliche Nutzung ermöglicht werden sollte.


Die evangelisch-lutherische Kreuzkirche in Marcardsmoor wurde im Jahre 1907 erbaut. Die Kirche ist ein Rohziegelbau im neugotischen Stil mit vorgebauter Ostapsis. Im Norden befindet sich ein weiterer Vorbau als Aufgang zur Holzempore. Die Ausmalung des Innenraums wurde von Malermeister Remmers aus Friedeburg vorgenommen. Zu dem großen Kirchenareal gehören ein direkt an die Kirche angebautes Pfarrhaus und ein 1930 errichteter, 25 Meter hoher Glockenturm.

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