Montag, 24. Mai 2021

Greetsiel in der Hauptsaison: Pittoresk und überlaufen

Nach Büsum beheimatet der über 600 Jahre alte Hafen von Greetsiel die größte Krabbenfischer-Flotte an der Nordsee. Mit 25 Krabbenkuttern, die den malerischen Hafen im Fischerdorf Greetsiel regelmäßig ansteuern, ist in Greetsiel die größte Kutterflotte Ostfrieslands zuhause. Neben dem Hauptfang, den Nordseekrabben, die "Granat" genannt werden, fangen die Kutter außerdem in kleineren Mengen auch Plattfische wie Schollen, Scharben und Seezungen.

Seit 1991 gibt es die Schleuse Leysiel, die den Fischerhafen von der offenen Nordsee trennt. Bis zu acht Kutter können hier gleichzeitig durchgeschleust werden. Damit ist der Greetsieler Hafen tideunabhänigig, Ebbe und Flut „bleiben draußen“. Das alte Sieltor ist über 200 Jahre alt und beliebter Treffpunkt für Greetsiel-Gäste. Hier mündet das Greetsieler Sieltief.

In den ersten drei Monaten des Jahres reparieren die Krabbenfischer Ihre Kutter und bereiten sich auf die kommende Saison vor. Während der Fangzeiten sind die Greestsieler Kutter bis an die Grenzen Dänemarks unterwegs. Die Fischerei ist immer noch die größte Einnahmequelle des beschaulichen Dorfes in der Krummhörn. Pro Tag und Boot fangen die Fischer rund 200 Kilo Nordseekrabben. Straßen sind nach Klaus Störtebeker benannt, Lokale heißen "Hafenkieker" oder "Fischers Fründ", es gibt ostfriesischen "Seebären"-Tee und "Nordseeschlamm"-Likör in den Souvenirgeschäften. Auf den Speisekarten der Restaurants stehen Krabben in allen Variationen: Krabbensuppe, Krabbencocktail, Eierpfannkuchen mit Krabben, Krabben auf Schwarzbrot oder mit Bratkartoffeln.


Greetsiel ist niedlich und pittoresk. Nicht zuletzt wegen der romantischen und idyllischen Optik mit den historischen, friesischen Giebelhäusern aus dem 17. und 18. Jahrhundert wird dieser Ort gerne als die Puppenstube Ostfrieslands bezeichnet.


Allerdings ist diese Puppenstube in der Hauptsaison im Sommer von Touristen völlig überlaufen. Da ist die Idylle dann ganz schnell überhaupt nicht mehr so idyllisch.

Zu den bekanntesten Fotomotiven des Ortes gehört die das Hafenbecken flankierende Häuserzeile an der Sielstraße. Hier fallen vor allem die Häuser Nr. 11 und Nr. 15 mit ihren nach niederländischen Vorbildern gestalteten glockenförmigen Giebeln auf. Während ersteres 1741 datiert ist, wurde Nr. 15 1792 erbaut. Ebenfalls an der Sielstraße findet man Poppingas Alte Bäckerei (Nr. 21) aus dem 19. Jahrhundert, die mit ihrer unverändert erhaltenen Inneneinrichtung mittlerweile als Museum, Café und Galerie genutzt wird.

Zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten zählen darüber hinaus die Zwillingsmühlen. Die Holländerwindmühlen stammen aus den Jahren 1856 (grüne Mühle) und 1706 (rote Mühle, 1921 aus Teilen der Auricher Wallmühle von 1750 erneuert).

Am 28. Oktober 2013 wurde die grüne Greetsieler Zwillingsmühle stark durch den Orkan "Christian" beschädigt. Die Bilder der herabfallenden Flügel, Mühlenkappe und Galerie (Rundgang) sorgten damals deutschlandweit und auch international für Aufsehen. Damalige Schätzungen gingen von einem Schaden von ca. 300.000,- Euro aus. Am Ende waren es um die 400.000,- Euro, die für die Reparatur notwendig waren. Innerhalb von einem Jahr konnte der Betrag durch Spenden zusammengebracht werden. Spenden kamen aus ganz Deutschland und dem Ausland. Anwohner, Urlauber und Geschäftsleute konnten die Hälfte der Kosten durch ihr Engagement aufbringen, die übrigen Kosten wurden vom Mühlenbeirat des Landkreises Aurich und das Land Niedersachsen getragen. Nach eineinhalb Jahren, im Juni 2015, war die Reparatur der grünen Mühle fertig.




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