Mittwoch, 26. Mai 2021

Im Wangerland (Teil 3)

Das Wort Pilger kommt aus dem Lateinischen – “peregrinus”. Klassisch bedeutet es Fremder. Pilger sein bedeutet in erster Linie Fremder sein, die Pilgerreise ist entsprechend eine Reise ins Fremde und Ungewisse. Gott ein Stück näher kommen. Seit vielen Jahrhunderten übt das Pilgern eine große Faszination aus. Wallfahren und Pilgern heißt, sich auf die Grundlagen des Menschsein zu besinnen. Der mittelalterliche Pilger machte sich mit der Hoffnung auf den Weg, am heiligen Ziel Gott näher zu kommen. So die Geschichte. Wangerland an der Nordsee lädt Pilger ein, sich auf den wangerländischen Pilgerweg zu begeben. In den Dörfern und Ortschaften Hohenkirchen, Hooksiel, Minsen, Middoge, Oldorf, Pakens, Schillig, St. Joost, Waddewarden, Westrum, Tettens, Wiarden und Wüppels begegnet man einer Vielzahl schöner Kirchen. Sie alle sind Zeugnisse des Glaubens und der Kultur, die das Wangerland geprägt haben. In ihnen suchten die Menschen vergangener Zeiten auch Schutz vor feindlichen Angriffen und vor der Gewalt des Wassers. Bis heute versammeln sie sich hier zum Gottesdienst und suchen Trost und Wegweisung an den Wendepunkten ihres Lebens.

Die Kirchen sind für jedermann geöffnet. Hier darf man verweilen für eine Zeit der Stille und des Gebets oder auch mit den Menschen ins Gespräch kommen, die einem dabei begegnen. In allen Kirchen findet man Pilgerpässe zum Mitnehmen und eine Karte, die zur Orientierung dient. Mit einem Stempel, der die Besonderheit der jeweiligen Kirche aufnimmt, kann man in seinem Pilgerpass festhalten, welche der Kirchen bereits besucht wurden.

Sankt Severinus und Jacobus in Minsen

Auf hoher Wurt steht die Kirche des Ortes Minsen im Wangerland. Das heutige Kirchengebäude stammt, seiner Bauweise nach zu urteilen, aus dem 13. Jahrhundert.


Sankt Marien zu Oldorf

Die aus dem 13. Jahrhundert stammende evangelisch-lutherische Kirche St. Marien ist ein einschiffiger Backsteinbau mit Granitquadersockel. Die St. Marienkirche liegt auf der neuen Warf und kann über die Neuwarfer Straße erreicht werden. Ein kleiner Parkplatz ermöglicht den Besuchern den Zugang über eine Treppe oder eine Rampe.


Besucher betreten das Kircheninnere durch das enge Nordportal und überschreiten dabei eine Schwelle, die von einem alten Granitfindling gebildet wird.

Um das Jahr 1500 wurde die Kirche durch einen gleich breiten Chor nach Osten hin verlängert. Die Westwand wurde 1768 erneuert. Der Glockenturm im Südosten wurde 1912 nach dem Vorbild des alten Turmes wieder aufgebaut. Im Turm hängen zwei alte Glocken, eine Glocke von 1450, Ø 0,90 m, gegossen von Ghert Klinghe, und eine Glocke von 1521, Ø 0,70 m, gegossen von Joh. von Cappeln. Der Flügelaltar ist auch über 500 Jahre alt. Er wurde vermutlich um 1500 von einem unbekannten, aber in der Umgebung von Oldorf beheimateten Künstler geschaffen.

Sankt Martin in Tettens im Wangerland


Die evangelisch-lutherische Kirche St. Martin (auch Tettenser Kirche) ist eine denkmalgeschützte Kirche in Tettens in der Gemeinde Wangerland in Niedersachsen. Die spätromanische Granitquaderkirche wurde im 12. Jahrhundert errichtet.

Der Flügelaltar der Martinskirche ist ein spätgotischer Schnitzaltar, dessen Entstehungszeit um 1480 angesetzt wird. 1730 erhielt der Altar eine barocke Erweiterung in Form einer Predella mit Schnitzereien unterhalb des Mittelschreins und einem Aufsatz mit Rankenwerk oberhalb der figürlichen Darstellungen. Die Balkendecke des Kirchenraumes wurde 1717 restauriert und erhielt bei dieser Gelegenheit eine für die Region ungewöhnliche Bemalung im Barockstil. Motive auf der Decke sind weiße Akanthusranken auf rotem Grund, die ihren Ursprung aus zwischen den Balken liegenden religiösen Medaillons nehmen. Fast alle Medaillons haben Schriftzüge wie z. B. „GOTT SCHAFFET DIE WELT UMB DIE SÜNDE“, „GOTT IST GNEDIG“ „CHRISTUS DIE QUELLE“ oder „CHRISTUS IST DIE TRAUBE“. Einige Texte sind jedoch auf Grund der alten Schreibweise und der historischen Gestaltung schwer zu entziffern. Zum Erhalt der Bemalung wurde die Decke bereits mehrfach erneuert, jedoch ist der Mittelteil noch im Originalzustand erhalten.

In der Nähe des Altars befindet sich das Sakramentshaus, das in vorreformatorischen Zeiten zur Aufbewahrung des Leibes Christi diente. Es ist aus Baumberger Sandstein gemeißelt und wurden in den Jahren 1523 bis 1525 geschaffen. Der Künstler ist unbekannt, jedoch hat das Werk Ähnlichkeit mit Werken des Bildhauermeisters Berndt Bunekemann aus Münster. Das spätgotische Sakramentshaus ist acht Meter hoch und steht auf einem kreuzförmigen Sockel, der mit drei Löwen und einem Hund verziert ist. Der Schrein hat an zwei Seiten eine Gittertür und an den anderen beiden Seiten eine Steinplatte. Der viergeschossige obere Turmaufbau ist reich mit zierlichem Maßwerk, Fialen und Krabben gestaltet und wird von einer Kreuzblume bekrönt. Der Legende nach wurde das Sakramentshaus vom Junker Ome von Mitdoch zur Sühne gestiftet. Er hatte den Tettenser Pastor Alverich angeblich während der Predigt mit einer Armbrust getötet, weil dieser mit dem Gottesdienst begonnen hatte, ohne auf den zu spät kommenden Junker zu warten.

Sankt Jodocus in Sankt Joost, Frieslands kleinste Kirche





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