Und so geht es weiter auf unserer Route durch die Krummhörn. Unser nächstes Ziel liegt in unmittelbarer Nachbarschaft, der markante Leuchtturm von Pilsum, das Wahrzeichen der Krummhörn.
Unser nächstes Ziel ist Pewsum, der Verwaltungssitz der Krummhörn. Die von einer breiten Graft umgebene Manningaburg in Pewsum war ursprünglich ein Häuptlingssitz der ostfriesischen Familie Manninga, die auch Herren von Lütetsburg, Jennelt und Westeel waren. 1565 verkaufte Hoyko Manninga die Niederungsburg sowie die Pewsumer Mühle an Graf Edzard II. von Ostfriesland und dessen Gemahlin Katharina von Schweden. Von der ursprünglichen Burganlage ist nur noch die Vorburg erhalten.
Im 17. Jahrhundert weilten oft die ostfriesischen Fürsten mit ihren Gästen hier (unter anderem Aufenthalt des Großen Kurfürsten während seiner Reise in die Niederlande 1634). Im Jahre 1669 wurde die Burg umfassend renoviert. Danach setzte ihr Verfall ein. Der Geldmangel des ostfriesischen Fürstenhauses Cirksena machte dringend erforderliche Reparaturen unmöglich. Vor allem die Bausubstanz der Oberburg litt. Im Jahre 1716 musste sie schließlich abgebrochen werden. Nach dem Tod des letzten einheimischen Fürsten, Carl Edzard gelangte die Burg in den Besitz des preußischen Königs Friedrich II. Dieser wollte sie auf Abbruch verkaufen, rückte aber von diesem Plan ab, weil ihm die Gebote für die Anlage zu niedrig erschienen.
1859 gelangte die Burg in private Hand. Heute ist nur noch die Unterburg, der Kern der Burganlage aus dem Jahre 1458 erhalten. Das Torhaus mit niederländischem Einfluss stammt etwa aus der Zeit um 1550. Die Vorburg (mit Marstallgebäude) und die Oberburg (das Schloss) aus dem 16. Jahrhundert wurden bereits im 18. Jahrhundert abgerissen.
1954 kaufte der „Heimatverein Krummhörn e. V.“ mit Hilfe des Kreises Norden und der Ostfriesischen Landschaft die Burg. Die Anlage stand zu dieser Zeit kurz vor dem Verfall, so dass der Verein die Burg zunächst umfassend sanieren musste. 1980 übernahm die Gemeinde Krummhörn die Burg. Zurzeit befinden sich in der Burg ein Museum und das Standesamt, in dem jährlich etwa 100 Paare getraut werden.
Neben der Burg liegt die Nicolai-Kirche. Sie ist eine der lutherischen Inseln, in der von der Evangelisch-reformierten Kirche dominierten Krummhörn.
Eine ganz typische reformierte Kirche finden wir in Groothusen. Das heutige Bauwerk geht in seiner Grundsubstanz auf das Jahr 1425 zurück, der Turm ist älter und wird auf das Jahr 1225 datiert. Im frühen Mittelalter war sie eine der sechs Propsteikirchen des alten Emsgaues. Von übergeordneter kunsthistorischer Bedeutung ist vor allem die Orgel, die von Johann Friedrich Wenthin erbaut wurde sowie das Taufbecken von Ghert Klinghe, das als die älteste Bronzetaufe Ostfrieslands gilt.
Von der vorreformatorischen Ausstattung der Kirche ist fast nichts erhalten geblieben. Der lang gestreckte Raum wurde völlig umgestaltet. Ursprünglich für die liturgischen Zwecke der römisch-katholischen Lehre gebaut, dient er seit der Reformation als Predigtraum nach protestantischer (reformierter) Auffassung, dessen Schwerpunkt sich vom Chor zur Kanzel verlagerte, weil die Verkündung des Wortes in den Mittelpunkt der Andacht rückte. Alle Bilder und Abbildungen auf Gegenständen wurden entfernt. Im abgetrennten Chorraum befinden sich Grabsteine und Sarkophagdeckel von Bewohnern der Groothuser Burgen und der ehemaligen Pastoren. Sie befanden sich ursprünglich im Mittelgang der Kirche und wurden bei der Renovierung verlegt. Der markanteste Grabstein ist der von Adda van Mecklenborch, der einzigen Herrin von Groothusen. Sie starb 1590 und ist auf ihrem Grabmal aus Blaustein in der Tracht ihrer Zeit auf einem kleinen Podest unter einem Bogen mit gegliederten Pfosten dargestellt. Zwei Engel schweben über ihr und halten über ihrem Kopf ein Allianzwappen: Lilie auf Herz und Pelikan mit Jungen.
Das Taufbecken ist die älteste Bronzetaufe Ostfrieslands. Sie stand bis zur letzten Innenrenovierung der Kirche im Jahre 1968 auf einem schweren Sandsteinsockel unter der Kanzel und war mit einem mächtigen trichterförmigen Holzdeckel bedeckt. Heute befindet er sich gegenüber der Kanzel. Das Bronzebecken wurde im Jahre 1454 von Ghert Klinghe aus Glockenmaterial gegossen. Es ist eine frühe Arbeit des Glockengießers, der als einer der bedeutendsten seiner Zeit in Norddeutschland gilt. Dargestellt ist die Kreuzigung inmitten der Standfiguren von Aposteln, der Madonna und des heiligen Mauritius. Getragen wird das Becken von vier jugendlichen Diakonen, ihre Köpfe stimmen mit den Köpfen am Beckenrand überein.
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