Freitag, 20. August 2021

Wolfram von Eschenbach und sein Epos Parzival

Wolframs-Eschenbach, die Alte Vogtei, rechts daneben das Deutschordensschloß

Wolframs-Eschenbach erstreckt sich südwestlich von Nürnberg auf dem sanftwelligem Landrücken zwischen Rezat und oberer Altmühl. Schon von weitem sichtbar ist die bunte Kirchturmspitze und bietet Orientierung. Es lässt sich ein Ort erkunden, der im Kern noch von Mittelalter und Renaissance geprägt ist. Der ehemalige Stadtherr, der Deutsche Orden, wollte nach eigener Aussage „schöne Städte“ und „köstliche Häuser“ errichten.

Nachdem der Ritterorden um das Jahr 1212 hier Fuß gefasst hatte, erhielt er von Kaiser Ludwig dem Bayern im Jahr 1332 das Recht, aus Eschenbach „eine Stadt zu machen“. Konnten die Ordensherren in ihrem Kernland, in Preußen, längst planen, wie sie wollten, so stiegen sie innerhalb des Heiligen Römischen Reiches erstmals in Eschenbach zum uneingeschränkten Stadtherren auf.

Parzival ist ein Versroman der mittelhochdeutschen höfischen Literatur von Wolfram von Eschenbach (* um 1160/80 in Franken, wahrscheinlich in Wolframs-Eschenbach; † um/nach 1220), der zwischen 1200 und 1210 entstand. Das Werk umfasst etwa 25.000 paarweise gereimte Verse (Original: Perceval von Chrétien de Troyes). Thematisch gehört der Roman zur sogenannten Artusepik. Der Parzival ist das erste erhaltene Werk in deutscher Sprache, dessen Gegenstand der heilige Gral ist. Wolframs Parzival wird allgemein als wichtigstes Epos seiner Zeit eingestuft. Geschildert wird die Geschichte zweier Helden: einerseits Parzivals Leben von seiner Kindheit über die Zeit als Artusritter bis zum Gralskönigtum, andererseits Gawans Geschichte. Gawain von Orkney, walisisch Gwalchmei fab Gwyar, auch Gawan oder Gawein und französisch Gauvain, ist eine Sagengestalt aus der walisischen Mythologie und daraus hervorgegangener Artuslegenden. In den früheren Überlieferungen spielt der Neffe Artus’ als Gwalchmei zunächst eine nur untergeordnete Rolle als Begleiter bei Abenteuern, wohingegen die mittelalterliche Artusepik der Matière de Bretagne ihm als Ritter der Tafelrunde eine wesentliche Stellung bei der Queste, der Suche nach dem Heiligen Gral, zukommen lässt.

Das Denkmal von Wolfram von Eschenbach stiftete der bayerische König Maximilian II. Der Bildhauer Konrad Knoll modellierte das Standbild, das Wolfram durch Harfe, Lorbeerkranz und Schwert als Sänger, Dichter und Ritter kenntlich macht. Die Entwürfe für den Sockel wie für den umrahmenden Brunnen steuerte Eduard von Riedel bei. Zur Enthüllung des Denkmals auf dem Marktplatz in Eschenbach strömte am 1. Mai 1861 eine große Menschenmenge aus nah und fern herbei.
Wolframs-Eschenbach: Im Hintergrund der Turm des Münsters, im Vordergrund von links nach rechts der Fürstengasthof,
die Alte Vogtei (des Deutschen Ordens) und das Deutschordensschloß.

Das Liebfrauenmünster, katholische Pfarrkirche und Grablege Wolframs von Eschenbach wurde zwischen 1220 und 1300 vom Deutschen Orden als Hallenkirche erbaut.

Dem Anschein nach hat die Familie für ihr berühmtestes Mitglied im Eschenbacher Münster ein ansehnliches Grabmal gestiftet. Jakob Pütrich von Reichertshausen berichtet 1462 in seinem „Ehrenbrief" von Wolframs Grab im Eschenbacher Münster. Es war auch noch vorhanden, als der Nürnberger Patrizier Hans Wilhelm Kreß 1608 die Kirche besuchte. Er überliefert die Grabinschrift: „Hie ligt der Streng Ritter herr Wolffram von Eschenbach ein Meister Singer", und die Zeichnung, die Kreß vom Grabmal gibt, zeigt das Krugwappen, das sich auf dem Siegel von Heinrich von Eschenbach findet. Da es zu Wolframs Zeiten noch keine „Meistersinger" gab, ist davon auszugehen, dass das Grabmal erst im vierzehnten Jahrhundert entstand. Es hat sich verloren und wurde wahrscheinlich bei den barocken Umbauten der Kirche entfernt.
Das Museum Wolfram von Eschenbach

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