Donnerstag, 19. August 2021

Impressionen aus Bayern (VI)

Hier scheiden sich Rhein und Donau: Europäische Talwasserscheide im Ortsteil Graben von Treuchtlingen im Altmühltal.

Bei der Europäischen Talwasserscheide versuchte bereits Karl der Große Rhein und Donau durch einen Kanal zu verbinden. Insofern ist der Karlsgraben sozusagen der erste Vorläufer des Main-Donau-Kanals. Das ambitionierte Projekt des frühen Mittelalters scheiterte wegen schwerer Regenfälle. Die Überreste sind beim Treuchtlinger Ortsteil Graben noch heute zu besichtigen.


Die Fossa Carolina (auch der Karlsgraben genannt) war eine Verbindung zwischen Schwäbischer Rezat und Altmühl in Bayern.

Zwischen Altmühl und Rezat liegt beim Dorf Graben (Ortsteil von Treuchtlingen) eines der größten technischen Kulturdenkmäler des frühen Mittelalters: die FOSSA CAROLINA (Karlsgraben). Eine heute noch 500 Meter lange Wasserfläche und daran anschließende Erdwälle zeugen von dem ersten Versuch, die Flusssysteme von Rhein und Donau durch eine Wasserstraße zu verbinden.

Karl der Große ließ hier im Jahre 793 einen rund 3000 Meter langen Kanal ausheben, um bequem mit Schiffen in den Südosten seines Reiches fahren zu können und den Nachschub für das fränkische Heer zu sichern.

Der Karlsgraben wurde vom Bayerischen Umweltministerium als eines der 100 schönsten Geotope Bayerns ausgezeichnet.

Münster Heidenheim am Hahnenkamm in Mittelfranken, Grablege der Heiligen Walburga


Walburga (auch Walburg, Waltpurde, Walpurgis, Walpurga, Valborg, in Frankreich Vaubourg, Falbourg, im normannischen Le Perche Gauburge) (* mutmaßlich um 710 im südenglischen Wessex; † mutmaßlich 25. Februar 779, nach anderen Quellen 780 in Heidenheim) war eine angelsächsische Benediktinerin und Äbtissin des Klosters Heidenheim. Walburga gilt als die Tochter des westsächsischen christlichen Königs im angelsächsischen Reich Richard von Wessex und wird von den meisten Quellen als eine Nichte des heiligen Bonifatius angesehen. In der katholischen und orthodoxen Kirche wird sie als Heilige verehrt.

Die Gründung des Klosters Heidenheim geht auf eine kraftvolle Welle des Aufbruchs im angelsächsischen Mönchtum zurück. Peregrinatio pro Christo – Wanderschaft um Christi Willen hieß das Motto, mit dem ganze Gruppen von Mönchen, aber auch Nonnen, im späten 7. und 8. Jahrhundert den sicheren Hafen ihrer heimischen Konvente verließen. Was zunächst als freiwillige Bußübung gedacht war, mündete schließlich in großangelegter Missionstätigkeit im damals noch überwiegend heidnischen Germanien. Unter der Regie des auch politisch geschickten Bonifatius, dem sog. "Apostel der Deutschen", wurden schließlich auch in Franken und Bayern Kirchenstrukturen nach römischem Vorbild eingepflanzt und Bistümer aufgebaut, 741/742 unter anderem in Eichstätt. Ein Netz neubegründeter Klöster sollte die Mission auf lokaler Ebene absichern.

Kloster Heidenheim war eines dieser fränkischen Urklöster. Die Anfänge des Hauses gehen auf den englischen Prediger, Mönch und Kirchenverwalter Wunibald zurück, der das Kloster im Jahre 752 mit Hilfe seines älteren Bruders Willibald, dem ersten Bischof von Eichstätt, als Missionszentrum gründete. Über sein Wirken als erster Abt ist wenig bekannt. Überliefert ist, dass er sich nicht nur mit den damals noch überwiegend heidnischen Bewohnern des Hahnenkamms herumgeschlagen hat, sondern offenbar auch heftig am Rheuma litt, weshalb er seinen Lebensabend am liebsten im italienischen Kloster Montecassino verbracht hätte. Er starb jedoch 761 in Heidenheim und wurde in der Klosterkirche begraben.

Damit kam seine Schwester Walburga zum Zuge, die aus dem südenglischen Kloster Wimborne stammte. Sie übernahm nicht nur die Leitung des Klosters Heidenheim, sondern wandelte es in ein Doppelhaus um. Diese in England populäre Klosterstruktur stellte auf dem Kontinent eine sensationelle, ja unerhörte Neuerung dar: Mönche und Nonnen lebten gemeinsam unter einem Dach – wenngleich auch räumlich fein säuberlich voneinander getrennt –, und zwar unter dem Kommando einer Frau! Als Vorsteherin dieses bedeutenden Doppelklosters, welches im übrigen das erste und für lange Zeit überhaupt einzige Doppelkloster auf dem Kontinent gewesen ist, hat sich Walburga einen hervorragenden Namen erworben. Fast 30 Jahre lang organisierte sie den Klosterbetrieb und behauptete sich dabei auch gegen Machtansprüche der männlichen Klosterfraktion. Sie kümmerte sich nicht nur um die spirituellen und ganz irdischen Bedürfnisse ihrer gemischten Gemeinschaft, wie Seelsorge, Bildung, Behausung, Kleidung, täglich Brot und Krankenpflege, sondern organisierte darüber hinaus auch den Missionsbetrieb und das religiöse Leben in der Region. Wie ihre "Kolleginnen" in den frühen Doppelklöstern Englands, dürfte auch Walburga aktiv in der Außenwelt ihres Klosters zugange gewesen sein und umfassende Kontakte zu kirchlichen und weltlichen Machtinstanzen unterhalten haben. Diese Möglichkeiten wurden jedoch im Zuge der karolingischen Reform grundlegend beschnitten, als den Nonnen ein hinfort viel strengeres und hinter Klostermauern abgeschirmtes Leben verordnet wurde.

Etwa zehn Jahre nach ihrem Tod – Walburga starb 788 oder wenig später in Heidenheim, wo sie beigesetzt wurde – löste der Eichstätter Bischof Geroh das Doppelkloster kurzerhand auf, um es sodann in ein Stift für Säkularkanoniker umzuwandeln. Ein Teil des Klosterbesitzes scheint dabei in die Tasche des Bischofs und den Neubau des Eichstätter Doms geflossen zu sein. Über die in Heidenheim ansässigen Weltgeistlichen ist kaum etwas überliefert. Diese häufig aus dem Adel stammenden Herren unterstanden dem Bischof. Sie hatten kein Ordensgelübde abgelegt, waren also auch nicht zur Armut verpflichtet. Theoretisch sollten sie sich um die Seelsorge kümmern.

In diese Zeit der Stiftskanoniker fällt die Hebung und Überführung der Gebeine Walburgas. Die Heilige ruhte ursprünglich vermutlich an der Stelle des heutigen Walburga-Grabmals, wo sie die ersten 90 Jahre nach ihrem Tod offensichtlich keine besondere Beachtung fand. Beim Bau der neuen Stiftskirche ab 870 stieß man nun auf ihr Grab. Die Knochen wurden geborgen und an einem 21. September, irgendwann im Zeitraum zwischen 870 und 876, vom Bischof Otger mit viel Aufheben nach Eichstätt gebracht. Um diesen Reliquienraub zu rechtfertigen, wurde dann recht schnell eine Wundergeschichte in Umlauf gebracht: Sie erzählt davon, wie die Bauarbeiter achtlos mit ihren dreckigen Schuhen auf dem Grab Walburgas herumgetrampelt seien und sich die Heilige für diese Respektlosigkeit unverzüglich mit einem Mauereinsturz gerächt habe. Dieses Zeichen veranlaßte den damaligen Eichstätter Bischof, sie an einen würdigeren Ort zu überführen: Eichstätt, wo die Gebeine bis heute in einer eigenen Gruftkapelle des Benediktinerinnenklosters St. Walburg verehrt werden. Die außerordentlichen Wunderzeichen, die sich bei der Überführung ihrer Reliquien ereigneten, und vor allem die Wunder um das Walburgis-Öl – jener heilsamen Flüssigkeit, die sich beim Grab der hl. Walburga sammelt – haben für eine fast explosionsartige Ausbreitung der Walburga-Kultes in weiten Teilen des Reiches gesorgt.

Unweit: Die Steinerne Rinne von Wolfsbronn am Hahnenkamm

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