Montag, 5. Juli 2021

Das Rheiderland


Das Rheiderland ist ein Landstrich in Deutschland und den Niederlanden zwischen Ems und Dollart. Der deutsche Teil des Rheiderlandes liegt in Ostfriesland, westlich der Ems. Der niederländische Teil (geschrieben: Reiderland) liegt in der niederländischen Provinz Groningen und wird häufig dem Oldambt zugerechnet. Das Rheiderland ist auf dem Festland neben dem Overledingerland, dem Moormerland und dem Lengenerland eine der vier historischen Landschaften des Landkreises Leer.


Das Rheiderland: Bingum, Jemgum, Critzum, Ditzum, Bunderhee, Bunde, Kanalpolder, Weener

Von Leer aus kommend überqueren wir auf der Jann-Berghaus-Brücke die Ems und fahren durch Bingum, den einzigen westlich der Ems liegenden Stadtteil der Kreisstadt Leer in Ostfriesland.

Wir erreichen dann Jemgum im Rheiderland:

Das Albahaus ist eines der ältesten Bürgerhäuser im ostfriesischen Jemgum. Das Gebäude wurde im Jahr 1567 von Heuwe Syrt in Art der friesischen Steinhäuser errichtet. Erst seit den 1920er Jahren ist es unter diesem Namen bekannt, als von der Heimatforschung vermutet wurde, hier habe der spanische Herzog Alba nach der Schlacht von Jemgum 1568 übernachtet.

Die Kirche von Critzum im Rheiderland wurde um 1200 auf einer Warf erbaut.

Das Fischerdorf Ditzum ist der schönste Sielhafenort an der deutschen Nordseeküste. Wo die Ems in den Dollart mündet - an dieser Meeresbucht liegt das beschauliche Fischerdorf. „Endje van de Welt“ nennt sich die Region, denn: Nahe dem Ortsteil Pogum mündet die Ems in den Dollart.

Der romantische Fischerort Ditzum ist ein alter, ostfriesischer Sielhafen. Die typische trichterartige historische Form blieb bis heute erhalten. Yachten, Kutter und die kleine Emsfähre nach Petkum legen hier ab.

Mühle Ditzum: Der 1883 erbaute zweistöckige Galerieholländer brannte 1943 ab und wurde im gleichen Jahr als Motormühle wieder aufgebaut. 1945 brannte die Mühle infolge Beschusses erneut ab und wurde anschließend wieder hergerichtet. Seit 1988 bemüht sich der Ditzumer Mühlenverein um den vollständigen Ausbau der Mühle.

Erinnerung an den Alltag der Fischerfrauen:
Das Denkmal für Tant' Dientje am Ditzumer Hafen


Schwere Sturmfluten des Mittelalters führten zu einer etwa 90 Quadratkilometern großen Auswaschung des Moorbodens südwestlich von Emden und den Höhepunkt bildete die Antoniflut 1511, bei der ganze Dörfer, Klöster und Kirchspiele aufgegeben werden mussten – es war die Geburtsstunde des heutigen Dollarts, den sich die Niederlande und Deutschland teilen.

Die Bauern, die bislang in der eher kargen Moorlandschaft lebten, verlagerten ihre Tätigkeit von der Landwirtschaft zur Fischerei und hatten am Dollart als Wattfischer ein wesentlich besseres Auskommen.

Noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts trugen die Frauen der Fischer den Fang mit einem Tragejoch zu den Märkten und an diese Zeit erinnert die Bronzeskulptur „Tant´ Dientje“ des Künstlers Uwe Hantke: Die resolute Dame in bäuerlicher Tracht hat ihr Tragejoch auf den Rücken geschnallt, die beiden Körbe abgestellt und präsentiert ihre Schollen auf einem Tablett.

Das Denkmal befindet sich seit dem Jahr 2000 direkt am Sielbauwerk des Ditzumer Hafens und erinnert sehr berührend an den schweren Alltag der Frauen am Dollart.

Die Fähre Ditzum–Petkum ist die einzige heute noch bestehende Fährverbindung über die Unterems in Niedersachsen. Die Fähre verbindet den kleinen Hafenort Ditzum, einen Ortsteil der Gemeinde Jemgum im Rheiderland (Landkreis Leer), mit Petkum, einem Stadtteil der kreisfreien Stadt Emden im nördlichen Teil Ostfrieslands. Die beiden Orte liegen fast auf gleicher geografischer Länge an den gegenüberliegenden Ufern der Unterems unterhalb (westlich) des Emssperrwerks kurz vor der Mündung des Flusses in den Dollart. Die heute noch in Betrieb befindliche Motorfähre Ditzum wurde 1926 auf der Meyer Werft in Papenburg gebaut.

In Bunderhee sehen wir den Polderhof, ein Friesenpferdegestüt.

Im Zentrum von Bunde steht die Evangelisch-reformierte Kirche (ehem. St. Martin), eine imposante Kreuzkirche. Mit dem Bau des trutzigen, rein romanischen Längsschiffs auf dem höchsten Punkt des Bunder Geestrückens wurde bereits um das Jahr 1200 begonnen. Das höher gelegene Querschiff mit Chor stammt aus dem späten 13. Jahrhundert, es weist Stilmerkmale der `Romano-Gotik` auf, einem Übergangsstil, den es in dieser Ausprägung nur im Groninger Land und im westlichen Ostfriesland gibt. Beeindruckend auch der Friedhof mit seinen alten Grabmalen.

Die Deichreihensiedlung Kanalpolder gehört zum Ortsteil Dollart in der Gemeinde Bunde im ostfriesischen Rheiderland. Ein kleiner Teil befindet sich in der nördlich gelegenen Gemeinde Jemgum. Mit Kanalpolder fanden die Einpolderungen im Rheiderland im Jahr 1877 ihren Abschluss. Das lang gezogene Gebiet von Kanalpolder grenzt im Osten unmittelbar an die Meeresbucht Dollart und westlich an Heinitzpolder. Durch einen Deich wird der Polder vor Überflutungen geschützt. Der gesamte Ort ist durch Landgewinnung entstanden und liegt auf fruchtbarem Marschboden. Ein Sieltief dient als Entwässerungskanal für das niedrig gelegene Land.

Weener ist die einzige Stadt der historischen Region Rheiderland und erstreckt sich linksseits der Ems.

Der staatl. anerkannte Erholungsort mit seiner über 1000-jährigen Geschichte ist das Zentrum des Rheiderlandes. Neben dem historischen „Alten Hafen“ wird das Stadtbild geprägt von Häusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert.

In vergangenen Jahrhunderten hatte Weener einen Hafen an der Ems und lag an der linksemsischen Handelsroute ins südlich gelegene Münsterland. Die Stadt war vor allem durch ihre Vieh- und Pferdemärkte bekannt und exportierte landwirtschaftliche Handelsgüter. Mittlerweile spielen der Hafen als Warenumschlagsort und der Viehhandel keine Rolle mehr.

Törfwieven (Torffrauen) am Alten Hafen Weener - Zur Würdigung der schweren Arbeit dieser Frauen und um die Erinnerung an den lebhaften Hafenbetrieb in vergangenen Zeiten wach zu halten, wurde den "Törfwieven" ein Denkmal gewidmet.

Für den schweren Arbeitsvorgang arbeiteten die "Törfwieven" im Team. Meist füllten zwei Frauen den Torfkorb. Das Hintragen und Absetzen des gefüllten Torfkorbes auf die Hafenkaje übernahm eine dritte Frau. Eine vierte packte den Korb auf das bereitstehende Pferderfuhrwerk. Seit 1853 gab es für das Ausladen und den Verkauf des Torfes ein vom Gemeindeausschuss beschlossenes "Torfreglement".

Etwa 800 größere und kleinere Torfschiffe (Muttjes) unter Segel landetet jährlich hier im Hafen von Weener über 6000 Fuder Torf an (1 Fuder (Pferdefuhrwerk) enthielt 45 prall gefüllte Körbe Brenntorf). Nun begann die Arbeit der "Törfwieven". Es waren handfeste Frauen, die den Torf in Körbe füllten und dann auf die Pferdefuhrwerke verluden. Die 100 Liter Körbe wurden zunächst halb gefüllt, kräftig geschüttelt und anschließend bis zum Rand aufgefüllt. Sie wurden durch den Torfaufseher per Handschlag auf korrektes Füllen der Körbe verpflichtet.

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