Im 6. Jahrhundert begann schließlich der walisische Mönch und spätere Namensgeber der Stadt Machutus mit der Missionierung der Einwohner. Aus seinem französischen Namen Maclou entwickelte sich die Kurzform Malo.
Mit der Zeit begann die Stadt zu wachsen und sich langsam auch aufs Festland auszudehnen. Erst mit Beginn des 12. Jahrhunderts mussten die Einwohner der ersten ernst zu nehmende Gefahr für die Siedlung ins Auge sehen. So war die Küstenstadt verstärkt den Angriffen von Normannen ausgesetzt, was schließlich zu der Befestigung der nördlich gelegenen Halbinsel (heute: „Intra muros“) führte, die somit Schutz gegenüber den Angreifern bieten sollte. 1142 wurde dort auch die Kathedrale Saint-Vincent errichtet. Kurz darauf kam es auch zur Errichtung der teils heute noch zu sehenden Wehrmauer. Den Namen Saint-Malo erhielt die Stadt erst Ende des 12. Jahrhunderts.
Im Jahr 2000 beging die Stadt ihre 2000-Jahr-Feier mit großem Gepränge. Wir waren damals dort gewesen und haben alles hautnah miterlebt. Für die große "Parade défilé", den Umzug auf der Chaussée du Sillon, hatten wir an unserem Fenster im Hotel Ibis einen "Logenplatz" gehabt.
Besonders temperamentvoll war die Abordnung der Insel Maurituius (Maurice).
Mit der Insel Mauritius besteht eine Jumelage, eine Partnerschaft, denn der erste Europäer, der seinen Fuß auf die Insel setzte, war ein Malouin, der Kapitän Guillaume Dufresne d'Orse im Jahr 1715.
Neunzehn Jahre später schiffte sich ein weiterer Malouin auf der Insel aus: Bertrand-François Mahé de La Bourdonnais, Gouverneur von Ludwig XIV. Er erkannte die Bedeutung der Insel für den Ostindienhandel und gründete die Stadt Port Louis. Seit 1999 gibt es die Städtepartnerschaft zwischen Saint-Malo und Port Louis.
Eine wirtschaftliche Blüte erlebte Saint-Malo im 16. Jahrhundert. Die Hafenstadt wurde zu einem Handelszentrum. Der Fischfang spielte eine wesentliche Rolle. Der Wohlstand wurde so groß, dass Saint-Malo im Jahr 1590 eine eigenständige Republik wurde. Spuren des einstigen Wohlstandes und Selbstbewußtseins lassen sich noch heute im Selbstbild der Einwohner erkennen. So lautet der Wahlspruch der Stadt „Ni Français, ni Breton, Malouin suis“. Zu deutsch: „Ich bin weder Franzose, noch Bretone, sondern Bürger von Saint-Malo“.
Im 17. Jahrhundert hatte Saint-Malo sich durch die Seefahrt stark bereichert. Die Reichtümer aus Neufundland und Indien ermöglichten es den Reedern, die prächtigen Stadthäuser und Malounières zu bauen, die heute die Juwelen der bürgerlichen Architektur in der Stadt der Freibeuter darstellen. Blick von den Remparts (Festungswällen) in Saint-Malo auf zwei Reederhäuser. Auch wenn sie aussehen wie aus dem 18. Jahrhundert, das sind nach 1945 errichtete Neubauten (Rekonstruktionen). Saint-Malo war als eines der Hauptquartiere des deutschen Atlantikwalls durch alliierte Bombardements im Zweiten Weltkrieg nahezu vollständig zerstört worden. Aber im Gegensatz zu anderen Städten (wie Brest, Lorient oder Le Havre in der Normandie) hatte man sich damals gottseidank entschieden, die Stadt nach historischen Plänen und Bildern wieder aufzubauen.
Malouinische Korsaren im Dienst des Königs
In vielen Familien der Bretagne war man Freibeuter und Reeder von einer Generation zur nächsten. Der Beruf war ertragreich, denn Frankreich befand sich in praktisch permanentem Konflikt mit anderen Seenationen, allen voran den Engländern.
Surcouf, der König der Korsaren
Robert Surcouf (* 12. Dezember 1773 in Saint-Malo, Frankreich; † 8. Juli 1827 in Saint-Malo) war während der Revolutionskriege ein französischer Kaperer gegen Großbritannien; während der Kontinentalsperre betrieb er darüber hinaus als Unternehmer weitere Kaperschiffe.
Robert Surcouf tat sich im Handelskrieg gegen England hervor. Robert Surcouf fügte dem britischen Handel bei seinen Kaperfahrten in insgesamt 50 Monaten auf See beträchtliche Verluste zu, 47 feindliche Schiffe wurden erobert oder versenkt. Seine Kommandos waren La Créole, La Clarisse, La Confiance und Charles (ex Le Revenant). Er wurde 1810 von Napoleon zum Baron erhoben. Seine Meisterleistung war, die „Kent“, ein mächtiges Schiff der britischen Indien-Kompanie, zu kapern. Die Erbeutung des 1200 Registertonnen schweren Schiffes brachte ihm den Ehrennamen „König der Korsaren“ ein. Surcouf wurde zu einem der vermögendsten und mächtigsten Reeder von Saint-Malo. Die Bronzestatue von Robert Surcouf steht im Jardin du Cavalier, gegenüber von Petit-Bé und Grand-Bé. Surcouf, in seine Freibeutertracht gekleidet, weist den Weg, indem er sich seinen Truppen zuwendet. Karl May widmete ihm seinen Roman "Der Kaperkapitän".
Das Korsarentum als Form des Seekrieges wurde erst 1856 mit der Pariser Seerechtsdeklaration abgeschafft. Die Pariser Seerechtserklärung gilt als der erste multilaterale Vertrag zum Prisenrecht. Sie wurde geschlossen am Rande des Pariser Friedenskongresses zum Ende des Krimkrieges, als wegen der gemeinsamen Kriegsführung von Großbritannien und Frankreich erstmals eine Verständigung möglich wurde, auch durch bereits während des Krieges zwischen den Alliierten geschlossene Vereinbarungen zum selben Thema. Bis dahin hatte Großbritannien eine weitergehende Anwendung des Prisenrechts praktiziert.
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