In einer von vielen Tälern durchzogenen Gegend liegt das beschauliche Le Faouët. In 40 Kilometer Entfernung von Lorient duckt sich Le Faouët, bretonisch für Buchenwäldchen (diese Bäume sind dort immer noch sehr zahlreich), in eine gebirgige Landschaft. Die Gegend nennt sich "Land des Königs Morvan". Wer war König Morvan? Der bretonische Anführer aus dem 9. Jahrhundert gilt als erster König einer vereinigten Bretagne. Die durch Stechginster golden leuchtende Bocage-Landschaft wird von der Ellé, einem Lachse und Forellen führenden Fluß, durchzogen. Die Boutevilles sind die ersten Grundherren der Stadt. Im 15. Jahrhundert vermachen sie der Region ein reiches ziviles und religiöses Erbe. Um die Markthalle herum schaffen die Familie Goulaine und später die Barone Du Fresnay einen wichtigen Handelsplatz.
Im Ortszentrum von Le Faouët steht die imposante, aus Holz erbaute Markthalle (1.000 qm Fläche) mit einer sehenswerten Dachkonstruktion. Ende des 15. / Anfang des 16. Jahrhunderts erbaut, ist die Markthalle heute immer noch in Nutzung. Marion de Faouët, ein weiblicher Robin Hood aus der Bretagne und noch heute, mehr als zweihundert Jahre später, eine Volksheldin
Unter dem Schieferdach der großen Markthalle aus dem 16. Jahrhundert an der Grande Place lebt ein Phantom: Marion de Faouet (Marie Louise Tromel; 6. Mai 1717 - 2. August 1755). Die Straßenräuberin, die die Reichen beraubte und die Armen beschenkte, wurde in Quimper gehängt. Seitdem ist ihre Seele zum Spuken verdammt. Der älteste Lettner der Bretagne
Saint-Fiacre bei Le Faouët
Auf französisch heißt der Lettner, der Chor und Kirchenraum trennt "Jubé", was aus dem Lateinischen kommt: Jube domine (lobe den Herrn); der Lettner von Saint-Fiacre ist der älteste der Bretagne und mit Millionenaufwand restauriert worden, so daß er wieder in seiner ganzen Farbenpracht erstrahlt.
Die römisch-katholische Kapelle Saint-Fiacre in Le Faouët, einer Gemeinde im Département Morbihan in der französischen Region Bretagne, wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts im Stil der Flamboyantgotik errichtet. Die Kirche liegt etwa zweieinhalb Kilometer vom Ortskern entfernt. Sie ist dem Patrozinium des heiligen Fiacrius unterstellt, einem aus Irland stammenden Einsiedler, der im 7. Jahrhundert nach Frankreich kam und sich in der Brie, in der Nähe von Meaux, niederließ. In der Kirche ist neben einer reichen Ausstattung an Skulpturen und Bleiglasfenstern aus dem 15. und 16. Jahrhundert ein holzgeschnitzter Lettner aus dem späten 15. Jahrhundert erhalten. Im Jahr 1889 wurde die Kapelle als Monument historique in die Liste der Baudenkmäler (Base Mérimée) in Frankreich aufgenommen.
Bedeutendstes Ausstattungsstück der Kapelle ist der holzgeschnitzte Lettner, der in den Jahren 1480 bis 1492 von Olivier le Loergan (oder Loernagan) geschaffen wurde.
Dieses wunderbar geschnitzte Bilderbuch präsentiert auf einer Seite die Macht des Bösen, auf der anderen verweist es auf das durch die Kirche zuteilwerdende Heil. Der Erschaffer des Lettners, Olivier Le Loergan, wurde für dieses Werk in den Adelsstand erhoben.
Der älteste Lettner der Bretagne erstrahlt nach aufwendiger Sanierung seit 2002 wieder in seiner ganzen Farbenpracht. Wir hatten damals das Glück, kurz nachdem Saint-Fiacre für die Öffentlichkeit wieder zugänglich war, dieses mittelalterliche Meisterwerk bewundern zu dürfen.
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