Montag, 18. Oktober 2021

Breiz'h atao !!! (Es lebe die Bretagne)

Deutschsprachige Bretagne? Oh, ja, der Chef von An Ty Korn in Saint-Thegonnec ist des Deutschen fließend mächtig. Wenn er sich aber mit seiner Frau unterhält, was man für einen Silberschmuck verlangen soll, dann sprechen sie Bretonisch. So erlebt, als wir im Jahr 2007 dort waren und uns lange und angeregt mit dem Ehepaar unterhalten habn. Unter anderem über das Verhältnis der Bretagne zu Frankreich.

AN TY KORN schließt nun nach 50 Jahren. Wegen der prekären Lage des Handels durch die repressiven Corona-Maßnahmen hat sich das Inhaber-Ehepaar entschieden, jetzt schon in den Ruhestand zu gehen.

Hier im Finistère wird das Bretonische noch immer gepflegt. Hier ist es dem repressiven französischen Zentralstaat nicht gelungen, die Sprache auszurotten. Denn als Bauernsprache und "vulgäre" Sprache" diffamiert und von der Obrigkeit teils bei Strafe unterdrückt, wurde das Bretonische ab dem 19. Jahrhundert bis weit ins 20. regelrecht ausgemerzt. Regelungen zum Gebrauch der Sprache und des Verhaltens besagten zu dieser Zeit unter anderem: "Es ist verboten, auf den Boden zu spucken und bretonisch zu sprechen."

Im Finistère finden wir auch die umfriedeten Pfarrbezirke. Ein umfriedeter Pfarrbezirk (bretonisch liorzh-iliz, französisch enclos paroissial) stellt in der sakralen Kunst Europas ein einzigartiges Phänomen dar und kommt in dieser speziellen Form nur in der Bretagne vor.

In dem kleinen Ort Guimiliau findet man einen der berühmtesten Umfriedeten Pfarrbezirke (enclos paroissial) der Bretagne. Der Pfarrbezirk von Guimiliau wird von keinem anderen an Figurenreichtum übertroffen und bietet auch als Ganzes einen prächtigen Anblick aufgrund seiner wirkungsvollen Anlage oberhalb des Dorfplatzes. Der Calvaire von Guimiliau entstand zwischen 1581 und 1588 und gilt mit seinen 200 Figuren als zweitgrößter der Bretagne. Die Eingangshalle der Kirche Saint-Miliau ist reich mit Figuren, die Szenen aus dem Alten und Neuen Testament darstellen, geschmückt.


Lange Zeit fand ein Wettstreit um den bedeutendsten Umfriedeten Pfarrbezirk statt, besonders mit den Nachbargemeinden Lampaul-Guimiliau und Saint-Thégonnec.
Saint-Miliau in Guimiliau

Wir zeigen unsere Verbundenheit mit der Bretagne:

Die Gwenn-ha-du (Weiß und schwarz) ist allgegenwärtig , die Flagge der Bretagne

Die bretonische Flagge, auch Gwenn-ha-du genannt, das bedeutet auf Bretonisch so viel wie weiß und schwarz. Sie wird auch im Département Loire-Atlantique benutzt, obwohl dieses verwaltungsmäßig nicht mehr zur Bretagne gehört. Kulturell und historisch war sie lange und ist weiterhin auch im Selbstverständnis alteingessener Einwohner Teil der Bretagne. Nantes (Naoned), ihre Präfektur, war die Hauptstadt der Bretagne.
Nicht nur kulturelle Vereine oder die Autonomisten, sondern die meisten Bretonen fühlen sich zur Flagge gehörig. Früher wurde die Flagge nur als die Fahne der Autonomisten angesehen, inzwischen wird sie auch amtlich genutzt, z. B. an öffentlichen Gebäuden.
Die Flagge wurde von Morvan Marchal (1900–1963, Architekt und Mitglied verschiedener politischer Organisationen) im Jahre 1923 entworfen. Er hat sich dabei vom Wappen der Stadt Rennes und der US-amerikanischen Flagge inspirieren lassen. Die neun horizontalen Streifen stellen die neun historischen bretonischen Provinzen dar, die traditionellen Herzogtümer. Die fünf schwarzen Streifen symbolisieren die französisch- und Gallo-sprachigen Provinzen Dol, Nantes, Rennes, Saint-Malo und Saint-Brieuc. Die vier weißen Streifen stehen für die bretonischsprachigen Provinzen Trégor, Léon, Cornouaille und Vannes. Die 11 Hermelinschwänze erinnern an das Wappen des Herzogtums der Bretagne.
Erstmals öffentlich zu sehen war die bretonische Flagge 1925 im Rahmen der Exposition internationale des Arts Décoratifs et industriels modernes in Paris. Sie wurde in den 20er und 30er Jahren von verschiedenen kulturellen und autonomen Organisationen verwendet. Seit 1960 sieht man die »Gwenn ha du« immer häufiger. Heute betrachtet man sie als die bretonische Flagge.

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