Die Hackmesserseite ist eine Gegend in der Pfalz südwestlich der Stadt Pirmasens (Rheinland-Pfalz). Der Name entstand in den 1790er Jahren nach der Französischen Revolution und gründet sich auf eine regionale Bezeichnung für die Guillotine, die im Volksmund „Hackmesser“ genannt wurde.
Die Wogen der Revolution ergriffen 1792 auch die Dörfer um Trulben mit Eppenbrunn, Hilst, Schweix und Ludwigswinkel. Zusammen mit zwölf Nationalgardisten erreichten mehrere Bürger unter der Führung des Oberförsters Weiß aus dem französischen Roppeviller am 8. November 1792 Eppenbrunn und pflanzten einen Freiheitsbaum. Die Freiheitskämpfer zogen am gleichen Tag auch noch nach Trulben und pflanzten dort einen weiteren Baum als "Zeugen der Freiheit". Die Dörfer Kröppen, Hilst und Schweix folgten dem Beispiel am nächsten Tag. Die in "freie Franken" umgewandelten Bürger erklärten dem Oberamt Pirmasens, keine Salzsteuer mehr zu bezahlen und der Darmstädter Regierung "... keinen Pfennig mehr zu entrichten". 1.000 Klafter Holz, das der Landgraf bereits an Zweibrücker Holzhändler verkauft hatte, teilten die Aufständischen unter sich auf. Schultheißen wurden abgesetzt und die herrschaftlichen Jäger und Waldhüter vertrieben. Die widerspenstigen Dörfer schufen eine neue Gemeindeverwaltung nach französischem Vorbild und stellten an die Pariser Nationalversammlung den Antrag auf Vereinigung mit der französischen Republik. Bereits schon am 14. Februar 1793 entsprach die Pariser Nationalversammlung dem Bittgesuch und erklärte die freiheitsliebenden Dörfer zu französischem Staatsgebiet. Bitscher Freiheitsleute brachten ihren pfälzischen Brüdern ein Geschenk mit: die Guillotine, im Volksmund "Hackmesser" genannt. Dieses Mordinstrument soll eifrig in Tätigkeit gewesen sein. In Erinnerung an die blutigen Opfer entstand daraufhin der Name "Hackmesserseite".
Sankt Stephanus in Trulben
Der schlichte Saalbau der St. Stephanus-Kirche (Hauptstraße in Trulben) zeigt vier Fensterachsen und einen eingezogenen dreiseitig schließenden Chor mit durchlaufendem Dachfirst. An der Ostwand des Schiffes befindet sich eine auf toskanischen Säulen ruhende Empore, deren gefelderte Brüstung im mittleren Teil nach vorne ausschwingt. Von der ursprünglichen Ausstattung haben sich die beiden Seitenaltäre erhalten. Die Kanzel ist angeblich aus Stürzelbronn nach Trulben gekommen, vermutlich um 1750. Der Hochalter wurde bei der Renovierung 1912/15 von der Fa. Vogel aus Bergzabern erstellt. Der barocke Altar von 1769 zeigt ein Altarbild des Kirchenpatrons. Den Zelebrationsaltar schuf in den 70er Jahren Bildhauer Nuding aus Clausen.
Die Annexen von Trulben
Die Annexen Hochstellerhof und Felsenbrunnerhof der Gemeinde Trulben (Hackmesserseite, Südwestpfalz)
Hochstellerhof: Der Ort liegt in der hügeligen Region Hackmesserseite auf einer 430 Meter hohen Kuppe an der Kreisstraße 6, die innerörtlich Pirmasenser Straße heißt. 4 Kilometer sind es nach Westen zum Kernort und 7 Kilometer nach Norden zur Stadt Pirmasens. Die Grenze zu Frankreich verläuft 5 Kilometer (Luftlinie) südwestlich, zum nächstgelegenen Grenzübergang (Walschbronn) sind es 7 Kilometer. Der Hochstellerhof entstand 1745, Keimzelle war ein Hofgut. Zusammen mit dem benachbarten Felsenbrunnerhof bildet der Hochstellerhof den einzigen Ortsbezirk der Gemeinde Trulben. Das zwischenzeitlich abgerissene Herrenhaus des Felsenbrunnerhofes stammte aus dem Jahr 1788.
Lothringer Kreuze in der Südwestpfalz auf der Hackmesserseite - diese Lothringer Kreuze, die es diesseits und jenseits der Grenze gibt, sind nicht zu verwechseln mit dem Lothringer Kreuz mit den zwei Querbalken. Diese hier haben als typisches Merkmal einen Feldaltar.
Die Lothringer Kreuze findet man auf der Hackmesserseite, dem Westrich und im angrenzenden Bitscherland in Lothringen - das Besondere ist, dass es nicht einfach Feld- oder Wegekreuze sind, sondern einen kleinen Altar haben, an dem bei Prozessionen Halt gemacht wird.
Die Lothringer Kreuze haben ihren Urspung im Bitscherland und sind eine in Stein gehauene Allerheiligenlitanei.
Lothringer Kreuze finden wir an verschiedenen Standorten in den Gemeinden der "Hackmesserseite" zum großen Teil frei zugänglich, in freier Natur, auf Friedhöfen, an Wegekreuzungen und privaten Grundstücken.
Die gewisse Abgeschiedenheit derr Hackmesserseite konnte man auch an dem schlechten Mobilfunknetz und der miesen Internetanbindung erkennen. Nun, seit Oktober 2018 ist die Region jetzt mit Breitband-Verkabelung ausgestattet.
Die Hackmesserseite wird von Insidern gerne als "Pfälzisch Sibirien" bezeichnet. Denn hier sind die Winter noch Winter.
Was sagte dieser ominöse Mojib Latif am 1. April des Jahres 2000: "Winter mit starkem Frost und viel Schnee wie noch vor zwanzig Jahren wird es in unseren Breiten nicht mehr geben."
Südwestpfalz, 3. Januar 2011: Nach dem Jahreswechsel in der Südwestpfalz. Der Winter hat die Hackmesserseite noch im Griff. Winterdienst im Einsatz, um die Auffahrt eines Einfamilienhauses von Schnee und Eis zu befreien.
Manchmal legt man auch selbst Hand an ...
Nur als Hinweis, bevor sich "Umwelt-Freaks" echauffieren: Das sog. "Streusalz" ist natürlich ein ökologisch unbedenkliches Produkt. Es ist ein sog. "abstumpfendes Streumittel" (Granulat).
En passant wäre Streusalz in unserer Verbandsgemeinde aber nicht generell verboten: "Auftaumittel dürfen nur verwendet werden, wenn sie unschädlich sind. Bitte verwenden Sie – wenn möglich – kein Salz [...], sondern abstumpfende Stoffe ..." So zu lesen in der amtlichen Mitteilung zur Räum- und Streupflicht.
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