Dienstag, 12. Oktober 2021

Bretagne, Land der Sagen und Legenden

Brocéliande (bret. Brekilien) ist der Name eines sagenhaften Waldes in der Bretagne, in dem eine Reihe von Erzählungen aus dem arturischen Sagenkreis lokalisiert werden (insbesondere Chrétien de Troyes' Yvain ou Le Chevalier au lion).

Der Wald von Brocéliande (La Forêt de Brocéliande) ist auf keiner modernen Karte zu finden. Er liegt westlich von Rennes in der Hochbretagne, wo er als Wald von Paimpont verzeichnet ist. Es ist der größte Wald und das Herz der Bretagne.

Das Grab Merlins ist der Rest einer "Allée couverte" nahe dem See von Marelles im Osten des Waldes, ein Ort, an dem sich jährlich die Anhänger der Ritter der Tafelrunde zusammenfinden.
Unweit von Merlins Grab befindet sich ein bescheidener Brunnen, von dem überliefert wird, dass er einst majestätisch groß und von riesigen Steinen umgeben war. Ursprünglich handelt es sich vermutlich um eine Kultstätte der Druiden. Die Gelehrten des 19. Jahrhunderts erzählten, dass die Druiden einmal jährlich zum Zeitpunkt der Sommersonnenwende alle Neugeborenen erfassten. Dafür begaben sie sich zum Brunnen, in dem die Kinder gewaschen, gereinigt und anschließend in das „Marith“ genannte Namensverzeichnis eingetragen wurden. Konnten sich die Eltern im Geburtsjahr des Kindes nicht zur Lichtung begeben, gingen sie im Folgejahr dorthin. Ihr Kind wurde dann ungeachtet seines tatsächlichen Alters als Neugeborenes betrachtet. Dieser Geschichte hat der Brunnen seinen Namen und der Jungbrunnen aus der Fabel seine Fähigkeit zu verdanken, Menschen zu verjüngen.
Die Gemeinde Tréhorenteuc (die kleinste im Département Morbihan) beherbergt mit der Pfarrkirche Ste-Onenne die erstaunliche "L'église du Saint Graal" (Kirche des heiligen Gral). Die zwischen 1942 und 1962 restaurierte Kirche ist mit Themen der Artuslegende und esoterischer Symbolik geschmückt.
Das Mosaik des weißen Hirsches

Beim Betreten der Kirche finden sie links das Mosaik des weißen Hirsches, das von den Odorico-Ateliers gefertigt wurde. Es enthält zahlreiche Figuren, die auf die christliche Religion verweisen, aber die Symbolik geht weit darüber hinaus: Der Hirsch steht für Christus, und die vier Löwen sind eine Allegorie der vier Evangelisten.
Die der bretonischen Lokalheiligen Onenne geweihte Kirche geht im Kern zurück auf einen mittelalterlichen Sakralbau zurück, der zunächst einem kleinen Priorat der Abtei Paimpont diente und später Pfarrkirche wurde. Die ältesten erhaltenen Teile der Kirche stammen vermutlich aus dem 16. und 17. Jahrhundert.

Die Kirche ist Schauplatz der Handlung des Romans "Bretonische Geheimnisse – Kommissar Dupins siebter Fall" von Jean-Luc Bannalec.

Die Sagenwelt um König Artus führt uns von der Bretagne nach Franken, denn Wolfram von Eschenbach hat mit seiner Adaption des Perceval von Chrétien de Troyes das erste erhaltene Werk in deutscher Sprache geschaffen, dessen Gegenstand der heilige Gral ist. Wolframs Parzival wird allgemein als wichtigstes Epos seiner Zeit eingestuft.

  • Wolfram von Eschenbach und sein Epos Parzival



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