Montag, 4. Oktober 2021

Die Silberstadt Freiberg in Sachsen

Idyllisch am Fuße des Erzgebirges und nahe Dresden und Chemnitz gelegen, zählt die Silberstadt Freiberg zu einer der schönsten Städte Sachsens. „Glück auf” – so grüßen sich die Freiberger noch heute. Einst verband sich damit die Hoffnung auf reiche Silberfunde und die glückliche Heimkehr aus den Tiefen des Berges. Heute kündet der Gruß vom Stolz der Bürger und ihrer Liebe zu der Silberstadt Deutschlands. Sie ist eng mit dem Bergbau verbunden. Um 1162/70 entstanden, war Freiberg im hohen Mittelalter die größte Stadt in der Mark Meißen und deren wichtiger Handelsstandort. Die 1765 gegründete Bergakademie ist eine der ältesten bergbautechnischen Hochschulen weltweit.

Die Technische Universität Bergakademie Freiberg ist eine staatliche Technische Universität in Freiberg im Bundesland Sachsen. Als Ressourcenuniversität konzentriert sie sich auf die Erkundung, Gewinnung, Verarbeitung, Veredlung und Wiederverwendung von Rohstoffen und Materialien.

Die Bergakademie Freiberg wurde 1765, in der Zeit der Aufklärung, durch Prinz Xaver von Sachsen nach den Plänen von Friedrich Wilhelm von Oppel (1720–1767) und Friedrich Anton von Heynitz unter dem Namen Kurfürstlich-Sächsische Bergakademie zu Freiberg (ab 1806: Königlich-Sächsische Bergakademie zu Freiberg) als Ausbildungsstätte für Bergleute gegründet. Diese Gründung war erforderlich, da Sachsen nach der Niederlage im Siebenjährigen Krieg den Bergbau forcieren musste, um seine Wirtschaft wieder aufbauen zu können.

Die Bergakademie ist damit die älteste noch bestehende montanwissenschaftliche Bildungseinrichtung der Welt, da die vier vor ihr gegründeten Akademien in Potosí (Bolivien, 1557–1786), Kongsberg (Norwegen, 1757–1814), Banská Štiavnica (1762–1919) und Prag (1762–1772) schon längst nicht mehr existieren. Nach der 1747 gegründeten École des Ponts et Chaussées ist sie weltweit die älteste technische Bildungseinrichtung. Die Mineralogische Sammlung der TU Bergakademie Freiberg ergänzt die Forschung.

An der Bergakademie wurden zwei chemische Elemente von Freiberger Wissenschaftlern entdeckt: das Indium (1863 von Ferdinand Reich und Theodor Richter) und das Germanium (1886 von Clemens Winkler).
Der Obermarkt in Freiberg misst 110 Meter mal 72 Meter. Der Obermarkt in Freiberg wurde fast 800 Jahre hindurch im Laufe der Geschichte niemals umbenannt und trägt daher noch immer seinen „Geburtsnamen“. Das historische Platzbild ist geschlossen erhalten.

Das dominierende Gebäude des Platzes – Obermarkt 24 – ist das an der Nordostseite des Marktplatzes stehende breit gelagerte Rathaus, das zwischen 1410 und 1474 errichtet wurde und in das Teile eines Vorgängerbaus einbezogen wurden. Es ist ein typischer Renaissance-Bau. In späteren Jahrhunderten erfolgten etliche Umbauten, z. B. Austausch des spätgotischen Steildachs durch das nun erhaltene Satteldach und der Giebel wurde 1857 in historisierender Art überformt. Der vorgestellte Turm beherbergt eine Turmuhr, die nach allen vier Seiten zeigt. An der Nordostecke des Gebäudes befindet sich ein Anbau von 1912 an Stelle der einstigen Stadtfronfeste (Stockhaus). Im ersten Geschoss befinden sich die Lorenzkapelle (1514) sowie ein aus Meißner Porzellan gefertigtes Glockenspiel, das täglich um 11:15 und 16:15 Uhr das Steigerlied „Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt“ intoniert.
In der Mitte des Marktes steht das bronzene Brunnendenkmal von 1897, das den wettinischen Stadtgründer Markgraf Otto den Reichen und vier Wappenlöwen zeigt. Eine alte Tradition Freiberger Studenten ist das „Löwenreiten“ nach dem Abschluss des Studiums, der früher solange betrieben wurde, bis die Polizei kam und die jungen Leute zur Kasse bat. Der Strafzettel, der ihnen Erregung öffentlichen Ärgernisses durch Löwenreiten bescheinigte, wurde dann stolz in der Heimat herumgezeigt.

Freiberg verfügt über 1250 technische, kunstgeschichtliche und kulturelle Denkmäler verschiedener Art und Größe. Die historische Altstadt, umgeben von Resten der Stadtmauer, besteht aus einem unzerstörten Stadtkern mit unverändertem Grundriss aus dem 12./13. Jahrhundert.

Bild oben: Haus Am Obermarkt 17 von ca. 1528

Das Haus Obermarkt 17 trägt den Namen Lißkirchner-Haus. Mit 32 m ist es das höchste Haus am Obermarkt. Das Renaissanceportal von 1530 zeigt Motive des Freiberger Bergbaus. Patrizierhaus der Familie Lißkirchner, gestalterisch und städtebaulich markantestes Wohngebäude am Obermarkt, hoch aufragender Renaissancebau mit Steildach, die Fenstergewände profiliert und architraviert, am bemerkenswertesten das reiche und in Vollendung ausgeführtes Portal das sog. Bergmannportal), innen wertvolle Ausstattung, bedeutsames Zeugnis der Baukunst im 16. Jahrhundert; künstlerisch, bau- und stadtentwicklungsgeschichtlich bedeutend, insbesondere das Portal (kunsthistorisch) singulär, zudem im Zusammenhang mit einzigartigem Ensemble des Obermarktes von besonderer städtebaulicher Bedeutung.

Alle übrigen Häuser sind Bürgerhäuser (auch verschiedentlich Patrizierhäuser genannt), die überwiegend aus dem 16. Jahrhundert stammen. Diese Häuser zeichnen sich wegen der – erfahrungsgemäß großen – Schneelasten im Winter durch hohe Satteldächer aus, die teilweise mit Dachgauben, Reliefs, Rundbögen- und anderen Portalen und stabwerkgeschmückten Fenstergewänden versehen sind.

Ein Kuriosum ist das Haus Obermarkt Nr. 11, das "Schmale Haus". Es ist schmalstes Haus am Obermarkt (zwei Achsen). War ursprünglich mit Nr. 12 mal ein Gebäude gewesen. Reste des historisierenden Ladeneinbaus sind noch vorhanden, z. T. bemerkenswerte Ausstattung; künstlerisch, bau- und stadtentwicklungsgeschichtlich bedeutend, zudem im Zusammenhang mit dem Ensemble des Obermarktes von singulärer baulicher Bedeutung.

Das Rathaus beherbergt im rückwertigen Anbau die Plastik eines Bermanns (s. Bild unten). Die Bergmannsplastik am Hintereingang des Freiberger Rathauses wurde gemäss Denkmaltopographie im Jahre 1913 wahrscheinlich durch den Freiberger Bildhauer Julius Hermann Karl Ludwig Godenschweg (1889-1947) gefertigt. Als Vorbild diente ein anlässlich der "Erzgebirgsausstellung für Gewerbe, Industrie, Bergbau, Forst- und Landwirtschaft" 1912 angefertigtes Standbild, dessen Entwurf von dem in Dresden ansässig gewordenen Langenauer Holzbildhauer Ernst Dagobert Kaltofen (1841-1922) stammte und das ebenfalls von Godenschweg ausgeführt wurde.

Das Denkmal, das den Freiberger Wappenschild trägt, erinnert an die Einstellung des Bergbaus im hiesigen Revier im Jahre 1913.



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