Die Mühle von Pen Castel ist eine sog. Gezeitenmühle, d.h. bei einer Gezeitenmühle wird das Mahlwerk angetrieben von der Kraft des Wassers im Rhythmus von Ebbe und Flut.
Eine Gezeitenmühle (seltener auch Tide(n)mühle oder Flutmühle genannt) wird periodisch mittels Ebbe und Flut an Küsten mit ausreichendem Tidenhub angetrieben. Sie ist mit herkömmlichen Wassermühlen verwandt.
Gezeitenmühlen lagen gewöhnlich in den Mündungen von Tideflüssen, weit genug vom Meer entfernt, um negative Einflüsse des Wellenganges zu vermeiden, und nahe genug, um den Tidenhub zu nutzen. Durch einen Damm mit einer Schleuse wurde überflutetes Gebiet, oder ein Teil eines Ästuars zu einem Staubecken gemacht. Die Flut strömt durch die Schleuse, welche sich automatisch schließt, wenn die Tide zurückgeht, in den Mühlenweiher. Bei niedrigem Wasserstand kann man das aufgestaute Wasser über das Mühlrad zurückströmen lassen.
Solche Gezeitenmühlen sind ganz typisch für die Bretagne.
Wenn wir die Mühle von Pen Castel passieren kommen wir (Foto oben links) zur Cale de Bilouris. Von dort hat man einen Blick auf den Golfe du Morbihan. Gleichwohl kann man sagen, hier ist man am A... der Welt.
Der Golf von Morbihan wird durch die Rhuys-Halbinsel von der Bucht von Quiberon (Atlantik) getrennt. Die Verbindung zum Atlantik ist nur einen Kilometer breit und liegt zwischen der Landspitze von Kerpenhir (Pointe de Kerpenhir in der Gemeinde Locmariaquer) im Westen und der Landspitze von Port-Navalo (Pointe Port-Navalo in der Gemeinde Arzon) im Osten. Die Gezeitenströme dort sind sehr stark, mit Geschwindigkeiten von bis zu 4 Metern pro Sekunde. Auch innerhalb des Golfes bestehen aufgrund der Gezeiten und der an vielen Stellen geringen Wassertiefe viele Strömungen, weshalb die Jachthäfen im Gebiet des Golfes Freizeitkapitänen Lotsendienste anbieten.
Château Sucinio, Port Navalo, Gezeitenmühle Pen Castel
Die über zehn Kilometer lange und im Durchschnitt zwei Kilometer breite Halbinsel Rhuys umschließt den südlichen Golfe du Morbihan. Die Nordküste ist in viele Winkel zerklüftet und dadurch ziemlich unübersichtlich. Allzu leicht verfährt man sich in dem Gewirr von Ästuaren, Flüssen und Landspitzen. Man ist gut beraten, eine gute Straßenkarte an Bord zu haben. Denn abseits der die Halbinsel durchschneidenden D780 kann die Orientierung schwerfallen.
Château Suscinio
Ursprünglich war Suscinio ein Jagdschloß der bretonischen Herzöge gewesen, aber im Zuge des Hundertjährigen Krieges und des Bretonischen Erbfolgekrieges wurde es zur Festung ausgebaut.
Suscinio entdeckt man erst im letzten Moment, in einer Kurve zwischen hübschen, strohgedeckten Häusern. Die Lage ist bemerkenswert: Das von Moor und Wald umrahmte Schloss verfügt über „Meerblick“, genauer gesagt über einen herrlichen Blick auf die Bucht von Landrezac. Im 13. Jahrhundert war es ein Priorat mit etwas Landwirtschaft ringsherum. Nachdem die Herzöge der Bretagne hier einen ersten Herrensitz eingerichtet hatten, vergrößerte sich das Anwesen, es wurde umgebaut und so entstand schließlich nach und nach die fürstliche Residenz, wie wir sie heute bewundern können. Damals war das Schloss sogar die Lieblingsresidenz der bretonischen Herzöge und von Anne de Bretagne. Die riesige Ringmauer ist von Wassergräben umgeben und wird von sechs Türmen flankiert.
Die oben genannten beiden Kriegsereignisse führten auch zum Unionsvertrag von Vannes im Jahre 1532, mit dem die "immer währende Union des Landes und Herzogtums Bretagne mit dem Königreich und der Krone Frankreichs" festgelegt wurde. Mit diesem Vertrag wurde die Bretagne eine französische Provinz. Nach der französischen Revolution wurde sie in eine Region mit damals fünf Departments umgewandelt.
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