Montag, 11. Oktober 2021

"Ni Français, ni Breton, Malouin suis"

Schon mal aufgefallen? Oben auf der Burg von Saint-Malo weht keine französische Trikolore, sondern nur die Flagge von Saint-Malo. Und das seit 1927. Die Trikolore gibts nur über dem Schriftzug "Hôtel de Ville" an der Fassade.
Zweimal wehte auf dem Donjon die Trikolore: Anfang der 50-er Jahre, als de Gaulle die Stadt besuchte. Allerdings unter der Saint-Malo-Flagge. Das zweite Mal war Ende November 2015 zum Gedenken der Opfer des Terroranschlags vom 13. November.


Das Château De Saint-Malo ist eine Burg aus dem 15. bis 18. Jahrhundert und liegt Intra Muros, also in der von einer Mauer umgebenen Altstadt von Saint-Malo. Erbaut wurde sie von den Herzögen der Bretagne um die Herrschaft über die Stadt zu sichern. Seit Juli 1886 ist sie als Monument Historique klassifiziert.
Die Flagge von St Malo zeigt den Stolz der Einwohner der Korsarenstadt, Symbol ihrer Unabhängigkeit, wurde die Flagge auch von den Korsaren gehisst. Das Wappen stammt aus dem 16. Jahrhundert und wurde im Laufe der Zeit etwas abgeändert.

Ein rotes Rechteck mit einem Hermelin mit goldenem Band. Die Farben des Stadtwappens zeigen gleichzeitig die Zugehörigkeit zum Herzogtum der Bretagne an (der Orden des Hermelins wurde von den bretonischen Herzögen gegründet). Das silberne Kreuz war auf den Wappen aller Kriegshäfen unter Ludwig XIV zu finden.

1590 wurde eine eigene Republik ausgerufen, die jedoch nur bis 1594 bestand. Diese war Grundlage für das Selbstbewusstsein der Bewohner: "Ni Français, ni Breton, Malouin suis" (weder Franzose, noch Bretone, Einwohner von Saint-Malo bin ich).

In der Altstadt von Saint Malo


Im August 1944, nach der Landung der Alliierten in der Normandie, wurde die Innenstadt von Saint-Malo (intra muros) zu etwa 85 Prozent durch anglo-amerikanische Bombardierungen zerstört, da der damalige Festungskommandant Oberst Andreas von Aulock sich weigerte, zu kapitulieren. Im Gegensatz zu anderen stark zerstörten Städten bemühte sich Saint-Malo aber um einen möglichst originalgetreuen Wiederaufbau, der auch weitestgehend gelang. Man stützte sich dazu auf alte Pläne und Abbildungen der Stadt.

Nürnberg - Saint-Malo: Rd. 1.200 Kilometer und 12 Stunden Fahrt


Die Route:


2000 Jahre Saint Malo (im Jahr 2000)

Die Stadt ist der bedeutendste Hafen an der bretonischen Nordküste und aufgrund ihres historischen Stadtkerns sowie ihrer Festungsanlagen einer der meistbesuchten Touristenorte Frankreichs.


Ursprung der Stadt war die gallo-römische Siedlung Aleth, die auf einer Halbinsel dem heutigen Stadtteil St. Servan vorgelagert war. Lange schützte die strategisch günstige Lage die Bewohner vor Eindringlingen. Im 6. Jahrhundert begann der walisische Mönch Machutus, auch Maclou oder Maclovius genannt, dessen Name im Französischen zu Malo wurde, mit der Missionierung der Einwohner. Allmählich begann die Siedlung zu wachsen und sich auf das benachbarte Festland auszudehnen. Der Schutzheilige und damit Namensgeber des neuen Stadtteiles wurde der Heilige Servan.

Im Jahr 2000 beging die Stadt ihre 2000-Jahr-Feier mit großem Gepränge. Wir waren damals dort gewesen und haben alles hautnah miterlebt. Für die große "Parade défilé", den Umzug auf der Chaussée du Sillon, hatten wir an unserem Fenster im Hotel Ibis einen "Logenplatz" gehabt.

Malouinische Korsaren im Dienst des Königs

In vielen Familien der Bretagne war man Freibeuter und Reeder von einer Generation zur nächsten. Der Beruf war ertragreich, denn Frankreich befand sich in praktisch permanentem Konflikt mit anderen Seenationen, allen voran den Engländern.

Surcouf, der König der Korsaren

Robert Surcouf (* 12. Dezember 1773 in Saint-Malo, Frankreich; † 8. Juli 1827 in Saint-Malo) war während der Revolutionskriege ein französischer Kaperer gegen Großbritannien; während der Kontinentalsperre betrieb er darüber hinaus als Unternehmer weitere Kaperschiffe.


Robert Surcouf, einer der berühmtesten Kaperkapitäne aus Saint-Malo (Bretagne) - sein Denkmal auf den Remparts, den Festungswällen um die Ville Close, die mauerumgürtete Altstadt und sein Grab im Stadtteil Rocabey

Robert Surcouf tat sich im Handelskrieg gegen England hervor. Robert Surcouf fügte dem britischen Handel bei seinen Kaperfahrten in insgesamt 50 Monaten auf See beträchtliche Verluste zu, 47 feindliche Schiffe wurden erobert oder versenkt. Seine Kommandos waren La Créole, La Clarisse, La Confiance und Charles (ex Le Revenant). Er wurde 1810 von Napoleon zum Baron erhoben. Seine Meisterleistung war, die „Kent“, ein mächtiges Schiff der britischen Indien-Kompanie, zu kapern. Die Erbeutung des 1200 Registertonnen schweren Schiffes brachte ihm den Ehrennamen „König der Korsaren“ ein. Surcouf wurde zu einem der vermögendsten und mächtigsten Reeder von Saint-Malo. Die Bronzestatue von Robert Surcouf steht im Jardin du Cavalier, gegenüber von Petit-Bé und Grand-Bé. Surcouf, in seine Freibeutertracht gekleidet, weist den Weg, indem er sich seinen Truppen zuwendet. Karl May widmete ihm seinen Roman "Der Kaperkapitän".

Das Korsarentum als Form des Seekrieges wurde erst 1856 mit der Pariser Seerechtsdeklaration abgeschafft. Die Pariser Seerechtserklärung gilt als der erste multilaterale Vertrag zum Prisenrecht. Sie wurde geschlossen am Rande des Pariser Friedenskongresses zum Ende des Krimkrieges, als wegen der gemeinsamen Kriegsführung von Großbritannien und Frankreich erstmals eine Verständigung möglich wurde, auch durch bereits während des Krieges zwischen den Alliierten geschlossene Vereinbarungen zum selben Thema. Bis dahin hatte Großbritannien eine weitergehende Anwendung des Prisenrechts praktiziert.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen