Samstag, 3. August 2019

Von Happurg nach Schmidmühlen

Am Happurger Stausee

Ausflug in Franken - Wir besuchen Engelthal, Schrotsdorf und Happurg. Kloster Engelthal war im 14. Jahrhundert ein Zentrum spiritueller und mystischer Literatur. Nahe Happurg gibt es Reste keltischer Besiedelung (die sog. Houbirg).


Eine schöne Etappe führt von Happurg über Lauterhofen in die Oberpfalz und durchs Lauterachtal nach Kastl und Schmidmühlen an der Vils.

Kastl im Lauterachtal (Oberpfalz)


Auf der Klosterburg‬, einer ehemaligen ‪Benediktinerabtei‬, finden sich zwei Besonderheiten.


Da wäre zum einen die eigenwillige ‎Grabtumba‬ des Feldhauptmanns Seyfried Schweppermann, der für den Kaiser Ludwig den Bayern am 28. September 1322 die Schlacht von Mühldorf gewonnen hatte. Schweppermann zeichnete sich hier durch besondere Tapferkeit aus. Gemäß einer Anekdote hatten der Kaiser und sein Gefolge danach nur einen Korb mit Eiern zur Speise, und er entschied: Jedem Mann ein Ei, und dem braven Schweppermann zwei. Dieser Spruch wurde in das Wappen und in die Grabinschrift Schweppermanns zu Kastl (in der Kirche der Klosterburg Kastl) in der Oberpfalz aufgenommen. Und ganz oben sehen wir die berühmten zwei Eier.


Nicht mehr zu "besichtigen" war geraume Zeit das sog. Mumienkind von Kastl. Es handelt sich dabei um die jüngste Tochter Ludwigs des Bayern, die Prinzessin Anna, die im Alter von drei Jahren bei einem Aufenthalt in Kastl erkrankte und am 29. Januar 1319 verstarb und in Kastl beigesetzt wurde. Ursprünglich war der Leichnam des Kindes in einem zinnernen Sarg bestattet. Dieser war in einem Steinmal versenkt. Der Platz dieser Tumba war mitten im Schiff der Klosterkirche vor dem Kreuzaltar. Der uralte Altar wurde im Jahre 1679 abgebrochen. Im Jahr 1715 ließen die Jesuiten den Leichnam der Prinzessin aus dem Hochgrab herausnehmen und den als Mumie erhaltenen Leichnam in einem Eichenschrank aufbewahren. Nachdem Luftfeuchtigkeit und Temperaturschwankungen der Mumie zugesetzt hatten, wurde sie 2013 ein halbes Jahr in einen mit Stickstoff gefüllten Spezialschrein umgebettet sowie gereinigt. Mittlerweile wurde der Leichnam in einer speziell konstruierten Vitrine, die die Luftdruckunterschiede durch eine Art Kondensator ausgleicht und am 28. Januar 2014 in den zuvor renovierten Barockschrank eingepasst wurde, wieder ins „Paradies“ (die Vorhalle der Klosterkirche) zurückgebracht und soll darin, mit königlichen Insignien (wie stilisierter Krone und Wappen), weiter öffentlich zu sehen sein. Eine durchaus sehr makabre "Sehenswürdigkeit".


Von 1958 bis 2006 befand sich in den historischen Räumen des Klosters das Europäisch-Ungarische Gymnasium mit angeschlossenem Internat.

Schmidmühlen ist ein Markt im Oberpfälzer Landkreis Amberg-Sulzbach. - Schmidmühlen verdankt seinen Ortsnamen nicht geografischen, geologischen oder besiedelungsspezifischen Merkmalen, sondern zwei wichtigen Industriezweigen, die beide auf Wasserkraft angewiesen sind – Schmieden und Mühlen. Am linken Lauteracharm befanden sich Obere und die Untere Mühle, am rechten Arm des Flussdeltas ursprünglich mehrere Schmieden, die sich zu bedeutenden Hammerwerken entwickelten.

Das Obere Schloß und das Denkmal des Moriskentänzers.

In einem Eisenhammer wurde das Eisen durch einen mit einem Wasserrad angetriebenen Hammer ausgeschmolzen. Die Eisenhämmer verhütteten Eisenerz mit Holzkohle in den so genannten Rennherden, in denen das Eisen zerrann. In diesen Schmelzöfen wurde das Erz zu einem glühenden Klumpen aus rohem Eisen, Schlacke und Kohleresten verschmolzen. Dieser Klumpen wurde dann auf den Hämmern so lange ausgeschmiedet, bis Schlacke und Kohlenreste entfernt waren. Das Eisen wurde in Schienen- oder Blechform für die weitere Verarbeitung vorbereitet. Neben einem Fluß für die Wasserkraft waren für Standorte von Eisenhämmern auch Wälder zur Gewinnung großer Mengen von Holzkohle sowie Eisenerzvorkommen in der näheren Umgebung wichtig. Diese Voraussetzungen, Holz im Hirschwald und Gruben im Blaugrund, bei Pilsheim und durch die Wasserstraße beliefert mit Sulzbacher Erz, ließen Schmidmühlen zum größten Eisenhammer des Mittelalters im damaligen Bayern aufsteigen. Anno 1326 zinste der Hammer Schmidmühlen mit dem dreifachen Betrag anderer Hämmer. Das Schmidmühlner Schieneisen wurde mit Schiffen nach Regensburg transportiert und von dort im ganzen Donauraum gehandelt. Als ab dem 18. Jahrhundert mit Beginn der industriellen Revolution die Stahlproduktion in anderen Gebieten ihren Aufschwung nahm, wurde der Hammer zerschlagen. Neben den beachtlichen baulichen Relikten, das prächtige Hammerschloss, das ehemalige Hammerwerk und ein Wasserrad, erinnert noch das Schmidmühlner Wappen mit Hammer und Mühlrad an die große industrielle Vergangenheit des damals nicht so idyllischen Ortes.


Im Gasthof Lindenhof kehren wir gerne ein.




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