Freitag, 23. August 2019

Bayern und Pfalz, Gott erhalt's !!!

Die weißblauen Rauten kommen aus Niederbayern, vom Bogenberg bei Straubing. Der Bogenberg ist eine der bedeutendsten Marienwallfahrten Bayerns und hier waren die Grafen von Bogen beheimatet, deren Rautenwappen 1247 die Wittelsbacher als deren Erben als ihr Stammwappen übernommen haben.
Seit 1835 wird es als Herzschild im Wappen der bayerischen Könige geführt und gilt seitdem als Symbol für ganz Bayern.


Im Foto links: Maikammer - Das Pfälzer Wappen - Die Rauten der Wittelsbacher und der Pfälzer Löwe - Die Oberpfalz in Bayern hat das gleiche Wappen. Was Wunder, gehörten doch die beiden Regionen über Jahrhunderte zusammen. Der Kurfürst residierte in Heidelberg und der Kurprinz als Statthalter in Amberg.

Der Pfälzer Löwe und die bayerischen Rauten

Die Bayern (und auch die meisten "Preiß'n") sprechen immer vom bayerischen Löwen. Sie wissen nicht, dass sie da irren, weil es nämlich garkeinen bayerischen Löwen gibt. Denn das, was da auch heute im Landeswappen des Freistaates prangt, das ist ein Pfälzer.

Der Pfälzer Löwe ist erstmals in der Pfalzgrafschaft bei Rhein unter dem wittelsbachischen Pfalzgrafen Otto dem Erlauchten in dessen Reitersiegel von 1229 nachgewiesen.

Nach der Belehnung des bayerischen Herzogs Ludwig im Jahre 1214 mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein erbte Herzog Otto II. von Baiern Mitte des 13. Jahrhunderts die Grafschaft Bogen (Bild oben: Bogenberg bei Straubing an der Donau) und damit deren weiß-blaues Rautenwappen.

Jahrhundertelang dienten fortan der goldene Löwe im schwarzen Feld und die weiß-blauen Rauten als Familienwappen der altbayerischen UND pfälzischen Wittelsbacher. Aber im 16. Jahrhundert setzte sich dann die Unterscheidung des Löwen für die Pfalz und der Rauten für Bayern durch.

Die Wittelsbacher und die Pfalz:

Bringen wir doch nun mal etwas Klarheit und Struktur in die Geschichte anhand der historischen Ereignisse:

Friedrich I. (Barbarossa) hatte die sog. Pfalzgrafschaft bei Rheyn an einen Halbbruder vergeben. Später war sie kurzzeitig in der Hand der Welfen. Nach den Kämpfen des Welfen Otto IV. mit dem Staufer Friedrich II. um die Königskrone, wurde die Pfalzgrafschaft 1214 durch den Staufer an Ludwig I. von Wittelsbach (1214-1228) übertragen. Und in der Hand der Wittelsbacher blieb sie mit kurzer Unterbrechung im Dreißigjährigen Krieg. Spätestens ab 1214 war Heidelberg die Hauptresidenz der Pfalzgrafen bei Rhein.

Im Laufe der Jahrhundert, vor allem während des 15. Jahrhunderts entstanden zahlreiche Wittelsbacher Nebenlinien, die Kurpfalz (zwischen Kaub und Heidelberg/Mannheim, die Kurfürstentümer Bayern/Oberpfalz (Eger/Neumarkt/Amberg) und Bayern (Lech/Donau), das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken (südlich der Nahe, um Zweibrücken und Rapoltstein), Pfalz-Neuburg (Düsseldorf/Jülich) und Pfalz Sulzbach (bayerische Pfalz).

Im Zuge der Reformation wandten sich die kurpfälzischen Linien nach und nach dem Protestantismus zu, während die bayerischen Linien am katholischen Glauben festhielten. Als 1685 die katholische Neuburger Linie die Pfalzgrafschaft übernahm, wurde in zahlreichen Orten wieder der Katholizismus eingeführt.

Im Pfälzischen Erbfolgekrieg (Orleans'scher Krieg, 1688-1697) wurden große Teile der Kurpfalz von französischen Truppen verwüstet (so auch das Heidelberger Schloß zerstört).


Als die altbayerische Linie der Wittelsbacher im Jahr 1777 ausstarb, trat Kurfürst Karl Theodor aus der Linie Pfalz-Sulzbach die Erbschaft als "Kurfürst von Pfalz-Bayern" an.

1799 verstarb Karl Theodor ohne legitimen Erben. Zum Zug kam daher das Haus Pfalz-Zweibrücken mit Kurfürst Maximilian IV. Joseph, damit waren zugleich alle wittelsbachischen Fürstentümer wieder vereinigt, wenngleich das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken selbst französisch besetzt war.

Maximilian I. Maria Michael Johann Baptist Franz de Paula Joseph Kaspar Ignatius Nepomuk (* 27. Mai 1756 in Schwetzingen bei Mannheim; † 13. Oktober 1825 in München), kurz auch Max Joseph genannt, war bei Regierungsantritt im Jahre 1799 als Maximilian IV. zunächst Herzog von Bayern, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Jülich und Berg sowie Kurfürst (von Pfalz-Baiern) im Heiligen Römischen Reich. Er begründete die Herrschaft des Wittelsbacher Hauses Pfalz-Zweibrücken über Bayern. Durch ein Bündnis mit dem napoleonischen Frankreich stieg er am 1. Januar 1806 zum ersten König des Königreichs Bayern auf. Bei seinen Untertanen wurde er mit der populären Kurzform seines Namens "König Max" genannt.

Als Rheinkreis wurde von 1816 bis 1837 das linksrheinische Territorium des Königreichs Bayern bezeichnet. Vor den französischen Revolutionskriegen (1792) hatte das Gebiet größtenteils zur Kurpfalz gehört. Mit dem Tod von Maximilian III. Joseph am 30. Dezember 1777 starb die bayerische Linie der Wittelsbacher aus, so dass unter dem Pfälzer Churfürsten Carl Theodor Bayern und die Pfalz nach fast 450 Jahren der Trennung zum Churfürstentum Pfalz-Bayern wiedervereinigt wurden. Auf dem Wiener Kongress 1815 war es zunächst dem Kaisertum Österreich zugesprochen worden, nachdem es bereits seit 1814 unter einer provisorischen gemeinsamen österreichisch-bayerischen Verwaltung gestanden hatte. Österreich trat es 1816 mit dem Vertrag von München an Bayern ab.

1837 wurde der Rheinkreis in Pfalz umbenannt. Gebräuchlich war auch die Bezeichnung Rheinpfalz. Vielfach wurde von Rheinbayern, Bayerischer Pfalz oder Bayern jenseits des Rheins (aus Münchner Perspektive) gesprochen. Das Gebiet blieb, mit Ausnahme des 1920 abgetrennten Teils, der ungefähr dem heutigen Saarpfalz-Kreis entspricht, bis zur Gründung des Landes Rheinland-Pfalz am 30. August 1946 bayerisch.

Der Rheinkreis deckte sich weitgehend mit der heutigen Region Pfalz, die westlich des Rheins im Süden von Rheinland-Pfalz liegt, enthielt jedoch zusätzlich noch die saarländischen Landkreise Homburg und St. Ingbert. Diese wurden 1920 nach dem Ende des Ersten Weltkriegs in das Saargebiet eingegliedert und 1974 zum Saarpfalz-Kreis zusammengelegt. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgten kleinere Gebietsabtretungen an das Saarland, vor allem im Raum St. Wendel. Im Rahmen der Gebietsreform 1969 wurde innerhalb von Rheinland-Pfalz das als Pfalz bezeichnete Gebiet an seiner Nordgrenze etwas verändert. Das Bistum Speyer und die Evangelische Kirche der Pfalz existieren auch heute noch im Wesentlichen in den historischen Grenzen des Rheinkreises.

An die bayerische Zeit der Pfalz erinnern z.B. in Pirmasens das "Forum Alte post" das ehemalige Königliglich Bayerische Postamt.


Als in Pirmasens deutsche Geschichte geschrieben wurde:

Im Laufe des Jahres 1923 wurde Pirmasens eine der Hochburgen des von der französischen Besatzungsmacht unterstützten pfälzischen Separatismus. Die Separatisten hatte am 29. November 1923 die Stadt mit 300 Mann unter Führung des ehemaligen Syndikus des Pfälzer Schuhfabrikantenvereins, Albert Schwaab, besetzt. Sie machten das Bezirksamtsgebäude zu ihrem Sitz und versuchten, von hier aus die Stadt unter ihre Kontrolle zu bringen. Die amtierende Stadtregierung unter dem 3. Bürgermeister Adolf Ludwig (der Oberbürgermeister Otto Strobel und sein Stellvertreter waren von den Franzosen verhaftet worden) leistete ihnen jedoch Widerstand und die Bevölkerung lehnte ihre Machtübernahme mehrheitlich ab. Als die Separatisten auch Ludwig verhaften ließen, brachten sie Bevölkerung und Behörden zusätzlich gegen sich auf.

Als diese am 12. Februar 1924 versuchten, das Wiedererscheinen der Pirmasenser Zeitung, deren Herausgabe zwischenzeitlich verboten wurde, zu unterbinden, entwickelte sich der Widerstand der Bevölkerung zu einem großen Protest. Vor dem Bezirksamt versammelte sich eine immer größer werdende Menschenmenge und verlangte den Abzug der Separatisten. Diese weigerten sich wiederholt und gaben schließlich Schüsse auf die Menge ab, wodurch es einzelne Tote und Verletzte gab. Um den Separatisten kein genaues Ziel zu bieten, stellte man in der Folge das Licht in der Straße ab. Die Feuerwehr rückte auf Seiten der Angreifer an und versuchte, Wasser in das Gebäude zu spritzen, wodurch jedoch nicht mal die Fenster eingedrückt wurden. Der französische Delegierte befahl den Abzug der Feuerwehr, unternahm jedoch nichts zum Schutz der Separatisten. In der Zwischenzeit hatten sich die Angreifer selbst Waffen besorgt und eröffneten ihrerseits das Feuer. Das Gebäude wurde zuerst in Brand gesteckt und dann erstürmt. Dabei wurden die meisten der dort verschanzten Separatisten gelyncht. Auf ihrer Seite starben 16 Menschen, auf Seiten der Angreifer sieben. Durch die Explosion dort von den Separatisten gelagerter Munition brannte das Bezirksamt vollständig aus.


Mit dem Sturm auf das Bayerische Bezirksamt in der Bahnhofstraße endete 1924 die Separatistenbewegung der Autonomen Pfalz. Pirmasens blieb noch bis zum Jahr 1930 im Rahmen der Rheinlandbesetzung französisch besetzt.

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