Die St.-Matthäus-Kirche im Dornumer Stadtteil Resterhafe wurde vermutlich gegen Ende des 13. Jahrhunderts als Saalkirche aus Backsteinen im Stil der Frühgotik errichtet. Sie steht auf einer fünf Meter hohen freistehenden Warft. Bis zur Reformation unterstand die Kirche dem Erzbistum Bremen.
Die lettnerartige Schranke zwischen Chor und Schiff ist ein Werk des frühen 17. Jahrhunderts. Sie besteht aus Gitterstäben mit einem oberen Abschluss aus durchbrochenen Ranken. Der protestantische Flügelaltar mit seinen Inschriften wurde ebenfalls im 17. Jahrhundert geschaffen. Er ist vom reformatorischen Bildersturm geprägt. In Norddeutschland traten daran anschließend im 16. und 17. Jahrhundert in den reformierten, aber auch lutherischen Kirchen Schriftaltäre an die Stelle der mittelalterlichen Bildwerke. Auf seinen Flügeln führt er rechts das Glaubensbekenntnis und links die Zehn Gebote auf. Die Kreuzigungsdarstellung in seinem zentralen Feld wurde erst 1830 hinzugefügt. Sie wurde von dem in Resterhafe amtierenden Pastor Kittel gemalt und geht auf das Vorbild des Altargemäldes der St.-Bartholomäus-Kirche in Dornum zurück, das seinerseits eine Kopie eines Werks des flämischen Malers Anthonis van Dyck ist. Eine Wappentafel krönt den Altar.
Der damalige Pastor von Resterhafe, Johann Christian Hekelius, nimmt unter den Chronisten der verheerenden Weihnachtsflut von 1717 eine Sonderrolle ein, weil er Augenzeuge des schrecklichen Geschehens der Weihnachtsnacht und der darauf folgenden Tage war. Sein Bericht gehört zu den eindringlichsten Schilderungen, die überliefert sind:
"Um meinem Hause herum sahe es aus als wen der grausamste Feind Hauß gehalten hätte; 8 tode Kühe sambt ihren Ställen waren da angeworffen; Häuser, Haußgeräthe waren da Stückweise angetrieben; Breter, Sparren. Latten, Leitern, Rollbäume, Waltzen, Dächer von Häusern, Thüren oder Thoren lagen da durch einander und so viel Torff, Stroh und ander Guth, daß man kaum darüber gehen konnte. Auf dem Wasser selbst schwammen noch Betten, Kasten, Menschen, Vieh und allerhand Guth herum, welches unmöglich ohne Wehmuth, auch nicht ohne Angst konte betrachtet werden. Man sahe auch hin und wieder auf den Häusern Menschen sitzen, welche mit Noth-Zeichen durch Wincken und auf andere Weise ihr Elend vorstelleten, die doch nicht konten errettet werden, weil Fahr-Zeuge fehleten, auch das Wasster anfänglich noch zu ungestüm war und also nebst den Ihrigen Hunger und Durst, Kälte und Noth einige Tage haben leiden müssen."
Und: "Statt das frohe Fest der Geburt Jesu zu feiern, wurde durch die ganze Gegend nichts gehört als Geschrei, Klagen, Heulen und Weinen."
Er schreibt weiter über das Schicksal seiner Nachbarn: "Es sitzen zwar diese Elenden noch auf dem Heu, aber dieses ist gar nicht vermögend des Wassers Gewalt zu widerstehen, dahero indem es zu fallen beginnet, diese arme Eltern sehen müssen, wie immer eines von ihren Kindern nach dem andern herab fällt und ertrincket. Die Frau hat das kleinste Kind in ihren Armen und vermeynet der Mann diese beyde noch eine Weile zu halten: Allein die Mutter und diß kleine Kind fallen auch herab und müssen das Leben lassen."
1719 verfasste er eine Chronik der Ereignisse, die er in Halle verlegen ließ. Er sah die Naturkatastrophe allerdings als "gerechtes Gericht des erzürnten Gottes" an. Der Zorn des Allmächtigen, so predigte er, traf die Küstenbewohner, weil sie die Sonn- und Feiertage nicht mehr heiligten.
Dreihundert Jahre Sankt Willehad in Accum
1719 wurde die heutige Kirche gebaut, nachdem die Vorgängerkirche von der Weihnachtsflut 1717, die auch Accum erreichte, so schwer in Mitleidenschaft gezogen worden wurde und so baufällig war, dass sie nur noch unter Lebensgefahr betreten werden konnte.
Eine Besonderheit ist das im Inneren der Kirche befindliche Grabmal für den Häuptling Tido von Inn- und Kniphausen († 18. Februar 1565) und seine Frau Eva von Renneberg († 1579). Es befindet sich vorne in der Kirche neben dem hölzernen Abendmahltisch. Der Doppelgrabstein aus schwarzem Marmor ist ein Beispiel bester flämischer Renaissance-Porträtplastik.
Die in der reformierten Gottesdienstordnung wesentliche Verkündigung durch den Pastor wurde durch eine Kanzeluhr auf der Kanzel in ihrer Länge begrenzt.
Die St. Willehad Kirche beherbergt eine Orgel von Arp Schnitger (Hamburg), die 1705 erstellt und 1719 in das heutige Kirchengebäude übernommen wurde. Von Schnitgers Werk ist nur noch das Gehäuse erhalten geblieben. Die heutige Orgel wurde 1963 in dem historischen Gehäuse von 1705 von dem Orgelbauer Alfred Führer (Wilhelmshaven) errichtet.
Die Reformierte Kirche in Groothusen
Das heutige Bauwerk geht in seiner Grundsubstanz auf das Jahr 1425 zurück, der Turm ist älter und wird auf das Jahr 1225 datiert. Im frühen Mittelalter war sie eine der sechs Propsteikirchen des alten Emsgaues.
Der Ort Groothusen zählt zu den ältesten Wohnplätzen in der Krummhörn und bestand seit dem 8. Jahrhundert. Das Dorf verfügte über lange Zeit über einen Zugang zum offenen Meer und entwickelte sich zu einem lokal bedeutenden Handelsplatz auf einer Langwarft an der Sielmönker Bucht. Über den Bau eines ersten Kirchengebäudes selbst liegen keine Quellen vor, jedoch wird vermutet, dass der Missionar Liudger bereits um 790 eine Sendkirche gründete, die dem Heiligen Petrus geweiht war. Ziemlich sicher handelte es sich dabei um eine Holzkirche, deren Überreste unter dem heutigen Bau in den frühgeschichtlichen Warfthorizonten vermutet werden. Um 1200 wurde die Holzkirche durch einen Sakralbau aus Tuffstein ersetzt. Dieser war etwas kleiner als der heutige Bau. Sakralbauten aus Tuff waren die Steinkirchen in der Krummhörn, sie sind vornehmlich an den ehemaligen Küstenlinien und an den Flussmündungen zu finden. Das dafür benötigte Baumaterial wurde aus Andernach am Rhein in der Eifel auf dem Wasserweg über Deventer und Utrecht nach Ostfriesland transportiert. Im Osten der Tuffkirche wurde um 1225 der hohe, schlanke Turm im Stil der Romanik errichtet. Im Jahre 1425 wurde das alte Kirchenschiff abgerissen und durch einen gotischen Neubau ersetzt. Dabei kam auch Baumaterial aus dem Abbruch des Vorgängerbaus zu einer neuen Verwendung. Vor allem an der Nordseite blieb der Tuffstein erhalten. Da für den Neubau das Material aus dem Abbruch nicht reichte, wurden zusätzlich Backsteine verwendet. Als Mörtel wurde Muschelkalk benutzt. Auch der Glockenturm wurde mit Backsteinen ummantelt und mit dem Kirchenschiff verbunden, das ursprünglich von einer Apsis abgeschlossen wurde. Zu einem Chorturm wurde er nicht ausgebaut. Nach der Reformation hatte Groothusen nach Angaben des ostfriesischen Chronisten Houtrop von 1597 bis 1600 einen lutherischen Prediger namens Gerhard Sprangius, der dann wegen seiner lutherischen Lehre abgesetzt wurde. Seither ist der Ort reformiert geprägt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen